Man möge mir nachsehen, dass ich als jemand, der im Forum eigentlich immer nur mal mitliest, wenn er denn Zeit dazu findet, jetzt auch mal meine Eindrücke zum Besten gebe:
Ich habe Steve und seine Band am Sonntag nach 2019 und 2022 gestern zum dritten Mal gesehen (davon zum zweiten Mal mit meiner Tochter (21), die ich auch schon in die die Lamb-Show von The Musical Box schon geschleppt habe – der stete Tropfen zeigt Wirkung😉) - und war wirklich begeistert! Ohne entsprechende Auftritte aus UK zu kennen, fand ich die Kombination mit Orchester und Chor von den drei Terminen sogar am gelungensten. Und tatsächlich erschien mir Nad (den wir zwei Stunden vorher noch neben der Halle hatten spazieren sehen und den ich als Typ ebenso wie akustisch und optisch insgesamt noch immer für einen Glücksgriff für Steves Genesis Revisited Projekte halte), an verschiedenen Stellen stärker und kräftiger als schon mal bei anderer Gelegenheit!
Recht weit vorne in der ersten Reihe rechts auf Galerie gab es einen tollen Blick auf das gesamte Orchester, den Chor und auch mal auf die ganze „Fußarbeit“ von Steve, Jonas und Co. Der Chor hatte natürlich zwar nicht sehr viel Text, aber auch all die Passagen als „lebendes Mellotron“ haben genau die erhebende bombastische Wirkung, die ich erwartet und erhofft hatte! Es ist doch so, dass die Stimmen aus dem Mellotron ursprünglich eher einen Chor ersetzen und imitieren – nicht umgekehrt! Besonders schön fand ich zu sehen, mit welchem Enthusiasmus Dirigent Bradley Thachuk bei den Stücken mitgeht und das Konzert in vollen Zügen genießt – ansteckend!!
Während ich von dort oben das Gefühl hatte, dass Steves Gitarre tatsächlich z.B. im Vergleich zur Lichtburg in Essen (mit Rücksicht auf das Orchester?!) etwas weniger stark in den Vordergrund gemischt war, erschein es mir auch so, dass in der Kombination mit der Band Feinheiten des Orchesters im Gesamtsound manchmal etwas untergehen. Etwas dominantere Streicherpassagen, Trompetenfanfaren oder das Glockenspiel sind dann die Stellen, an denen der orchestrale Soundteppich richtig zur Geltung kommt oder dem Gesamten eine neue, zusätzliche Klangfarbe gibt.
Und so bin ich auch froh, dass das Programm eben nicht nur SEBTP, sondern eine schöne Mischung war, die Orchester und Chor weitere Entfaltungsmöglichkeiten, z.B. bei Steves Solonummern, Afterglow, Rooftops, Supper’s Ready u.v.m. gegeben hat.
Etwas Mitleid hatte ich z.B. mit dem engagierten Herrn an den Pauken, der mir hinter dem (vielleicht wegen dem nach oben offenen „Käfig“?) Sound von Craig Blundell meist kaum hörbar vorkam. Manches Mal hätte ich mir vorstellen können, dass die Band noch mehr an das Orchester „abgibt“: für den Peitschen-Sound des großen Beckens hätte ich mir an "dramatischen Stellen" gut jemanden im Orchester mit Handbecken vorstellen können. Und bei den bekannt souveränen Oboe- und Flötensoli von Rob Townsend hätten stattdessen auch die entsprechenden Bläser mal schön glänzen können – das hätte z.B. bei „Firth of Fifth“ für mehr Interaktion zwischen dem Orchester und Steve selbst gesorgt und bei Zweiflern den Eindruck zerstreut, dass die Band nur wie üblich spiele und alles andere nur zusätzlich Ergänzungen seien.
Übrigens: Neben all den verschiedentlich hier genannten nachvollzihebaren Wünschen (Amanda wäre fit gewesen zu singen; Spontaneität für eine Zweitzugabe zumindest am letzten Tag für ein frenetisches Publikum usw.) wäre für mich ein Highlight gewesen, wenn Roger King für eine Nummer wie „Devil’s Cathedral“ o.ä. die große Orgel in der Historischen Stadthalle angeworfen hätte. Das wäre ein Fest geworden. So eine Gelegenheit haben sie doch sonst nirgendwo!
Offenbar nicht nur wir haben es jedenfalls sehr genossen: auf dem Parkplatz schlenderte später glatt ein jüngeres (!) Pärchen an uns vorbei und sang zusammen „Dancing with the moonlit knight“. Sowas hab ich auch noch nicht gesehen... 😊