Nun zur Musik:
Ich habe in den letzten Jahren schon einiger Waters Shows gesehen und war eigentlich vom Bombast immer begeistert. Die Shows waren aber auch immer klinisch tot, irgendwie voll durchgeplant und immer fast gleich. Das ist natürlich notwendig, wenn man eine perfekte zur Musik abgestimmte Show auf den Screens zeitglich laufen lässt.
Diesmal habe ich mir bewusst einen Platz ganz vorne im Innenraum gegönnt. Ich wollte die Musiker bei der Arbeit sehen. Die Screens habe ich ab uns zu beachtet, jedoch hat mich eher die Band interessiert. Der Nachteil der Rundbühne ist aber, dass wenn man im Innenraum direkt davor sitzt nur ein viertel der Bühne sieht, in meinem Fall der Bassist und das Piano vom Roger, dahinter das Keyboard von Jon Carin. Zeitgleiches auf der anderen Seite der Bühne konnte man sitzend von dort gar nicht erfassen und die Security hat jegliches Aufstehen sofort unterbunden. Da hatte ich früher eine andere Meinung, aber man wird älter und mittlerweile stört es auch mich nicht, die Show komplett im Sitzen zu genießen. Jedoch konnte man aus der Position nicht die ganze Band sehen, auch wenn bei einigen Songs die Positionen mal gewechselt werden.
Bei Waters Shows in Köln bin ich immer wieder begeistert, wie genial der Sound klingen kann, wenn man echte Fachleute ran lässt. Laut, ausgewogen, echter Surround, der Sound kam von allen Seiten, wie von Pink Floyd erfunden und immer noch eingesetzt. Roger wirkte recht frisch und fast lockerer, als vor 10 Jahren bei den Wall Shows. Teilweise kam der Gesang definitv vom Band, zum Beispiel bei Shine on, das war deutlich zu spüren. Aber auch das ist ja nichts neues und ich würde sagen, er hat defintiv mehr und besser gesungen als früher.
Und die Überraschung war diesmal: Es war mehr Konzert wie früher. Vielleicht aber auch weil ich so nah an den Musikern war und sah, dass die wirklich spielen. Das auch Roger am Piano live spielt und das es immer am Piano tatsächlich eine Art Bar Atmosphäre gab, die eine Art improvisierte Live Atmosphäre zumindest vorgaukelte.
Und dann die Überraschung ganz für mich: So funktionierten plötzlich die unbekannteren Songs viel besser für mich. Er hat eine grossartige Version von Deja-vu gespielt und auch The powers that be kam super. Grundsätzlich muss ich doch mal wieder The Final Cut mir anhören, das Floyd Album, welches ich eigentlich am wenigsten höre. Aber The bravery of being out of range und Two suns in the sunset waren tatsächlich grossartig und für mich Höhepunkte. Aber auch, dass endlich mal wieder die Parts 6-9 von Shine on live gespielt wurden, war ganz große Klasse.
Und plötzlich sind 3 Stunden rum und die Show vorbei. Wahrscheinlich zum letzten mal, dass man ihn sehen konnte. Und immer wenn die 3 Stunden wie im Flug vergehen, weiß ich dass ich auf einem grossartigen Konzert war. Unabhängig von allen Diskussionen rund um seine Person und Aussagen. Die Musik und die Band sind es immer noch wert, gesehen zu werden.
Gruss
ChristianM