Beiträge von Father Tiresias

    In der deutschsprachigen Rock- und Popmusik gibt es nur weniges, was mich textlich und noch weniger musikalisch überzeugt.

    Ausnahmen bilden Lindenberg (vor allem die 70er- und 80er-Platten sind bis auf einige Ausnahmen sehr stark), Grönemeyer (aber nur bis Bleibt Alles Anders, danach wird's m.E. beliebig), Blumfeld, E.A.V. und das war es dann eigentlich auch schon.

    Witzig, wie unterschiedlich die Wahrnehmung sein kann.


    Ich finde Innuendo ein überragendes Abschlusswerk (mit Made in Heaven als schöne, melancholische Zugabe), The Miracle ein sehr starkes Album, welches die Rückkehr zu alter Form einläutete und auch A Kind of Magic hat seine Momente. Im Vergleich zu Invisible Touch, welches ja ungefähr zur selben Zeit erschien finde ich Magic sogar sehr gut, mit den eindeutig besseren Songs.


    Interessant ist es schon, die Karrerien von Queen und Genesis in den 80ern zu vergleichen:


    1980 - beide Bands veröffentlichen mit "The Game" und "Duke" pop-orientiertere, entschlacktere Alben, die auf beiden Seiten des Atlantiks äußerst erfolgreich sind

    Queen legen mit Flash Gordon sogar ein zweites Album nach, auch wenn es ein Soundtrack ist (hier haben die Nase vorn vor Genesis)


    1981 - Genesis veröffentlichen mit Abacab eines ihrer kontroversesten Alben (manch einer würde sagen, es ist ihr schwächstes seit FGTR)


    1982 - Queen veröffentlichen mit Hot Space ihr umstrittenstes Album, welches bis auf Under Pressure keine weitere Hitsingle enthält


    1983/84 - "Genesis" wird veröffentlicht, welches nach der Abacab-Ernüchterung versucht, alte Fans mit Liedern wie Mama und HBTS wieder zu versöhnen.

    Queen kehren nach dem Misserfolg von Hot Space weidwund ins Studio zurück und versuchen mit "The Works" alte Fans zu versöhnen.

    Das Album enthält mit Radio Gaga und I Want To Break Free zwei ihrer größten (mit dem Video zu zweitgenanntem Song läuten Queen allerdings ihren Niedergang in den USA ein).


    1986 - Queen veröffentlichen mit "A Kind of Magic" ein solides Werk mit einigen Perlen (Who Wants To Live Forever und Friends Will Be Friends) und gehen auf eine letzte Tour mit Freddie (was zu diesem Zeitpunkt außer ihm allerdings keiner wusste).


    Genesis veröffentlichen mit IT m.E. eines ihrer schwächsten und am schlechtesten gealterten Platten. Was beide Platten gemein haben, sind die scheußlichen Cover.


    1989 - Queen bringen im Mai 89 das Album The Virale auf den Markt, welches wieder organischer klingt und mit I Want It All, Breakthru, Scandal und Was It All Worth It vier große Songs enthält. Nach Abschluss der Aufnahme weiht Freddie die anderen 3 in seine AIDS-Erkrankung ein.


    1991 - Im Angesicht des nahenden Todes bündeln Queen noch einmal alle Stärken und bringen im Februar mit Innuendo ihr vermutlich stärkstes Album seit A Day At The Races. Das Titelstück ist progressiv im besten Sinn mit verschiedenen Teilen und Stilistiken. So ein Lied hätten sich Genesis 1991 weder getraut noch hätten sie so etwas musikalisch hinbekommen. Die letzte Single zu Freddies Lebzeiten ist passenderweise "The Show Must Go On".

    Freddie Mercury stirbt am 24.11.1991.


    Kurz vor Freddies Ableben bringen Genesis nach 5 Jahren Wartezeit mit We Can't Dance ihr letztes Album mit Collins als Sänger und Drummer heraus. Ein starker, würdiger Abschluss mit einigen grandiosen Perlen (für mich persönlich auch das letzte echte Album von Genesis, in meiner Welt sind CAS und Ray Wilson nicht existent).


    Wie man sieht, sind die Entwicklungen dieser beiden Bands doch recht ähnlich.


    Was die Auswahl der Singles angeht, waren Queen im Laufe ihrer Karriere sehr viel mutiger und anspruchsvoller als Genesis. Beispiele: BoRhap, Killer Queen, Bicycle Race, Somebody To Love, Another One Bites The Dust, Who Wants To Live Forever, Innuendo, I'm Going Slighty Mad


    Beide Bands sind neben den Beatles und der Pat Metheny Group meine Lieblingsmusikgruppen, Queen haben aber ein bisschen die Nase vorn aufgrund ihrer größeren Vielseitigkeit, ihrer Risikofreudigkeit und natürlich wegen Freddies Gesang/Kompositionen und Brian Mays Gitarrenarbeit.


    Ich habe fertig.

    @ Christian: Bist Du Dir sicher, daß Ripples 1976 und 1977 schon live gespielt wurde? Ich habe keine Aufnahme gefunden, und auch das Movement hat es nicht in den Setlists. Wäre sehr interessant!
    Dafür wurde Ripples dann nicht erst 1980 live gespielt, sondern auch schon 1978 (sogar ab der Tour Rehearsals).
    Und zur Mama-Tour 1983/84 gab es (selten) ein Medley mit Ripples.


    Dadurch ist Ripples meiner Meinung nach zusammen mit Horizons der einzige Song, den Genesis NICHT schon bei der Tour zum jeweiligen Album, sondern erst später gespielt haben. Oder?

    Kurz Off-Topic:

    Es gibt noch einen 3. Song der erstmals auf einer späteren Tour gespielt wurde:

    "Keep It Dark" haben die Jungs erst 83 auf der Mama-Tour gespielt (und selbst da waren sie wohl nicht so recht zufrieden mit dem Ergebnis).

    Nun, nach etwas Zeit und mehrmaligem Hören, versuche ich als wirklich großer Beatles-Fan mein (bisheriges) persönliches Fazit zu "Now and Then" zu ziehen.


    Beim ersten Hören blieb ich reichlich unbeeindruckt. Mir persönlich gefällt die "moderne" Herangehensweise der Produktion überhaupt nicht. Das Klavier ist stark komprimiert und die Drums viel zu laut. Ich denke, dass es das Lied über kurz oder lang schlechter altern lässt als die beiden 90er-Lieder.

    Das hier einige eine klassische Beatles-Nummer heraushören wollen, bleibt mir verschlossen. Ich höre viel (behäbigen) Spät-Lennon allerdings ohne die harmonischen Raffinessen von Free As A Bird und Real Love. Bin ich eigentlich der Einzige, der die Lynne-Produkten der beiden letztgenannten Titel mag? Klar, Lennons Stimme ist schwer verzerrt (dass könnte der gute Jeff damals noch nicht ändern) aber insgesamt strahlen für mich FAAB und RL mehr Wärme aus. Mag vielleicht auch daran liegen, dass ich damals als 13-jähriger Stift die Beatles für mich entdeckte.

    Der Hype um das Lied liegt eher am übertriebenen Aufbauschen der sozialen Medien als an der eigentlichen Qualität des Liedes. Um heute auf Platz 1 der deutschen oder britischen Charts zu kommen, braucht es ja auch nicht mehr viel.

    Free As A Bird war seinerzeit weit weniger erfolgreich, was ich sehr bedauerlich fand.




    Mir gefällt der Song richtig gut. Geht ins Ohr und ist toll produziert, hat einerseits die typischen Beatles-Erkennungsmerkmale und ist andererseits mit dem Sound aktueller Studiotechnik aufgenommen, klingt damit authentisch und trotzdem frisch.


    Für Fans ist damit sowas wie der heilige Gral entdeckt worden - nach mehr als 50 Jahren ein neuer Song der Fab 4, Wahnsinn. In der aktuellen Euphorie ist kaum eine realistische Bewertung möglich. In ein paar Jahren wird sich wohl erst herausstellen, ob wir es wirklich mit einem der besten Beatles Songs zu tun haben oder ob dieses Urteil nicht doch eher dem aktuellen Hype geschuldet ist.

    Wie oben schon kurz erwähnt, ist es natürlich Quatsch, das N&T der erste Beatles-Song nach über 50 Jahren ist, denn Free As A Bird und Real Love erschienen ja schon 1995.

    Habe das Stück gerade in ein paar sehr stillen Minuten gehört. Kann mich den Kommentatoren vor mir nur anschließen.


    Ein Gedanke von mir, der mir beim Hören kam. Peter Gabriel „musste“ einfach Genesis verlassen, um solche Werke zu schaffen. Ähnliche Gedanken habe ich auch bei Sting.

    Spitzzüngig könnte man auch behaupten, dass sowohl PG als auch Sting keine guten Teamplayer sind und sich einem Bandgefüge nicht unterordnen können.

    So sehr ich die beiden auch schätze, ziehe ich doch immer wieder meinen Hut vor Bands wie Genesis oder Queen , die gemeinsam im Team (oft natürlich verbunden mit Streitereien und Ego-Kollisionen) ihre Musik kreierten. Jeder einzelne musste dabei natürlich auch zurückstecken aber zusammen haben sie Großes erschaffen. Mir fehlt dann bei Leuten wie Peter oder auch Sting das musikalische Korrektiv und die Gegenposition der Mitstreiter, die ein Solokünstler meistens nicht hat.


    Und so geht es mir auch mit "And Still" und einem Großteil von Peters Spät-Oeuvre. Es plätschert dahin, verweilt am Ohr, zieht weiter und ist schnell wieder vergessen. Schade.


    (In einer utopischen Welt würde Tony Peters Songs vor allem harmonisch und strukturell aufpeppen.)