Ich verstehe die Diskussion um die Nachstellung der Genesis-Konzerte nicht.
Natürlich ist TMB zunächst einmal eine Coverband wie jede andere auch. Ihre "Daseinsberechtigung" besteht darin, Musik, die von den Originalen aus diversen Gründen nicht mehr gespielt wird/werden kann, live darzubieten.
Als besonderes Schmankerl hat TMB es sich auf die Fahnen geschrieben, nicht einfach nur die Songs im Rahmen eines "Best Of-Konzerts" runterzuspielen, sondern ganze Tourneen aus längst vergangenen Zeiten möglichst originalgetreu nachzustellen. Dies schafft den besonderen Reiz, sich in die entsprechende Zeit zu versetzen - was demjenigen, der aus Alters-, Geld oder sonstigen Gründen (z.B. weil er die Musik erst spät für sich entdeckt hat) seinerzeit kein Konzert besuchen konnte - die Möglichkeit gibt, dies quasi nachzuholen.
Den letztgenannten Anspruch erfüllt TMB in meinen Augen mit der aktuellen ATOTT-Tour genauso wie mit den vorangegangen Touren - unabhängig davon, dass bis zur Lamb-Tour hier und da ein wenig mehr "geschauspielert" wurde. Auch ist Lamb das einzige Konzeptalbum - weder Nursery Cryme, Foxtrot noch Selling erheben diesen Anspruch. Als reine "Theaterstücke", deren Wiederaufführungsanspruch quasi aus sich heraus erwächst, sehe ich die damaligen Touren nicht.
Seine Grenze findet die "Nachstellerei" (für mich persönlich!) da, wo ein Unterschied zur insbesondere visuell sattsam dokumentierten Gegenwart kaum noch gegeben ist. Somit würde aktuell die "Wind and Wuthering"-Tour die letzte sinnvolle Sache darstellen.
Noch ein paar Worte zum gestrigen Konzert:
Musikalisch fand ich das Ganze grandios. Zum ersten Mal konnte ich heute nicht mehr gespielte Songs meiner Lieblingsscheibe ATOTT (v.a. Entangled, Squonk) live erleben. Auch hat die hier gespielte Version von "Los Endos" es geschafft, mir den Schauer durch den Körper zu jagen, wie es sonst nur noch die Version von "Seconds Out" schafft. Chapeau!
Was den Sound angeht, fand ich den Bass oft zu "knallig" - ob "Slowhand" Rutherford je so ein Saitenkünstler war? Gut fand ich hingegen, dass der Einsatz der Moog-Basspedale hier so transparent war wie selten in einem Konzert. Heute geht das irgendwie im "Soundbrei" unter (wieder meine persönliche Wahrnehmung!).
Schließlich fand ich es noch bemerkenswert (sofern authentisch), dass Steve auch früher nicht unbedingt gebraucht wurde - so oft wie er un(ter)beschäftigt herumstand. Besonders auffällig war dies in den letzten Minuten der "Cinema Show", wo die Scheinwerfer nur die rechte Bühnenhälfte mit dem bis heute agierenden "Rumpf-Trio" Rutherford/Collins/Banks erfassten, die das Ding quasi im Alleingang "nach Hause brachten".
Letzte Anmerkung: mit Ausnahme von "Collins" hat mich keiner der anderen Darsteller wirklich glauben lassen, das Original könnte auf der Bühne stehen... das war nach meiner Erinnerung auf den vorangegangenen Touren besser.