Ich habe nach allem was war in den letzten Jahren und Monaten bis 1 Stunde vor dem Konzert nicht richtig damit gerechnet, dass das Konzert stattfindet und ich dann auch dabei bin.
Und doch, ich war dabei, die Augen blieben trocken, aber das Herz erfüllt!
Gleich vorneweg: ja ich war kritisch im Vorfeld, wegen dem Gesang und vorallem wegen der Setlist. Und trotzdem ist es natürlich „meine“ Band, ich bin ein Fan über alle Dekaden, ich mag sogar verhasste Songs wie in too Deep und andere, aber eben auch das Versponnene von Lamia.
Sie hatten eine Wahnsinnspräsenz gestern, die Musik sehr, sehr druckvoll, gewohnt Genesis eben. Diese absolute Schärfe, das setzen der Akzente in den Songs am richtigen Ort, diese Power unterscheidet sie wohl am stärksten von allen Coverbands und wohl auch von Steve und noch mehr von Ray.
Wie schaffen die das nur, nach so vielen Jahren dieses Niveau nochmals oben zu halten?
Dann Phil: UNGLAUBLICH. Ich hatte nun lange Zeit mich vorzubereiten und wusste was mich erwarten würde. Aber was ich nun hörte war ein äusserst leidenschaftlicher Sänger, der teils sogar in harten Passagen in seine „raue Stimme“ wechselte. Und überhaupt energiegeladen/kräftig/manchmal mächtig!
Was war das? Die Einbussen bewegen sich im 30% (nicht 80% wie befürchtet) Bereich und wurden wo nötig ausgeglichen, aber nicht versteckt.
Bin ich nun völlig verblendet, nur weil ich am Konzert war? Ich glaube nicht (nur). Ich war/bin mir sicher, dass er massiv besser gesungen haben muss, als an etlichen Konzerten zuvor. Offenbar haben das ja auch andere so empfunden.
Dann die Setlist: das Konzert hat einen sehr dichten Spannungsbogen und ich kann nach all den Jahren diesbezüglich Frieden mit ihnen schliessen. Es ist kein the Knife, oder Suppers Ready das ich gerne gehört hätte, aber evt. ein me and Sarah Jane, oder ein Dreaming while you Sleep oder ein ausgespieltes Tonight, Tonight.
Aber ich habe nun 1:1 das jahrzehhntelange Dilemma in dem sie stecken am Konzert einmal mehr miterlebt und ein bisschen meinen Frieden damit schliessen können. Denn das ist schon heftig als Band mit diesem Spannungsfeld umzugehen, und ist schon ein bisschen tragisch, dass das bis zum Schluss geblieben ist. Denn Genesis ziehen ja bekanntlich grosse Massen an „Fans“ an, es ist fast unmöglich mit ihrem Spektrum an Songs alle zufriedenzustellen bzw. alle nur ein bisschen vor den Kopf zu stossen.
Nun immer wenn meine Partnerin voll bei melodiöseren/poppigeren Hits dabei war, kam ich minim in die Warteposition bis zum nächsten „richtigen“ Genesissong. Bei ihr genau umgekehrt, absitzen und etwas warten bei konfusen Instrumentals. Und sie orchestrieren das im Grunde meisterhaft, genau im richtigen Moment kommt der Wechsel in die eine oder andere Richting. Beide können sich trotzdem „wohl fühlen“ bzw. bleiben dabei.
Was es noch zu sagen gibt: Phil hat etwas geweint. No Son of Mine war mega, i can‘t dance konnte ich hören! Tony Smith hetzte zwei, dreimal auf Armlänge an uns vorbei. Bei i can’t dance wurde zu Beginn eine andere falsche Loopversion eingespielt, was sehr lustig war, weil wir eine Hundertstelsekunde dachten, dass sie was neues machen
Und meine Prognose: es passiert heute und Morgen nichts besonderes, evt. kommt Peter für eine kurze Umarmung auf die Bühne.
Ich habe noch nie in meinem Leben so viel für Tickets bezahlt, es bewegte sich nah am dekadenten Bereich: aber es hat sich gelohnt, Genesis war und ist voll da. Und… leider habe ich nochmals Appetit auf viiiiel mehr bekommen, ich hätte/habe noch lange nicht genug, konkret fehlt mir ein Album.
Es wird nicht kommen und ich bin aber auch einfach nur dankbar für alles das sie uns gegeben haben, das ist unbezahlbar.
Adieu Genesis, ich liebe euch über alles!