Etwas spät jetzt auch noch von mir ein Erlebnisbericht vom Konzert. Ich brauchte erstmal ein paar Tage, um das Ganze zu verarbeiten:
Die erste Genesis-Tour, die ich live erlebt habe, die anderen waren aufgrund meines Alters (Jahrgang 1989) leider nicht möglich, war die TIOA-Tour 2007. Damals habe ich insgesamt 5 Konzerte besucht, inklusive Rom aus der 2. Reihe. Für mich mit 18 war das die ultimative Tour, die damals durch nichts zu toppen erschien. Die Setist war ausgewogen, einigen Perlen (ITC, Ripples, Los Endos) und Phil war noch gesundheitlich in Form. Danach habe ich mich etwas von Genesis entfernt, war aber immer auf dem Laufenden bezüglich der Band und neuer Projekte. Nach Phils privaten und gesundheitlichen Problemen war ich mir, trotz der relativ erfolgreichen NDY-Tour, sicher, dass es keine weitere Genesis-Tour geben wird. Als dann die Ankündigung der TLD-Tour kam, war ich äußerst skeptisch und war mir anfangs sicher, dass ich nicht hingehen würde, sollte die Band nach Deutschland kommen. Viel zu Groß war der Schmerz über Phils Zustand und seine eingeschränkte musikalische Leistungsfähigkeit.
Phil war schon immer mein Vorbild als Schlagzeuger. Nachdem ich die VHS von Genesis in Knebworth 1992 gesehen habe, wollte ich auch Schlagzeuger werden und habe mit dem Unterricht begonnen. Ein Live-Konzert von Genesis ohne ihn am Schlagzeug war einfach nicht vorstellbar. Die Double-Drum-Parts mit Chester waren für mich immer das Highlight der Shows und nach 2007 konnte ich mir eine Tour ohne dieses Element nicht vorstellen. Als letztes Jahr dann die ersten Videos der Shows auf YT auftauchten, war ich überrascht wie gut das Ganze doch auf mich wirkte und habe mich entschlossen, doch ein Konzert in D zu besuchen, womit wir zum eigentlichen Thema kommen :-D:
Wir saßen am Sonntag in Block 626 (Oberrang), links von der Bühne. Anfangs war ich schon ziemlich enttäuscht von den Plätzen, da wir fast unter dem Dach saßen und nur seitlich auf die Bühne gucken konnten, weshalb wir auch nicht die ganze Leinwand hinter der Band sehen konnten. Als dann aber die ersten Takte von Duke's Intro begannen, stellte sich bei mir ein Gefühl von Euphorie ein, wie ich es nicht mehr erwartet hätte. Der Sound war dermaßen druckvoll und trotzdem klar, wie ich es noch nie auf einem Konzert erlebt habe. Vorallem Daryls Bass und Nics Schlagzeug hatten einen richtig fetten Sound, der bis zu unseren Plätzen deutlich gewummert hat. Allgemein war es unglaublich Nic am Schlagzeug zu beobachten. Was er für eine Wucht und Dynamik ausstrahlt und mit seinen 20 Jahren die ganze Band beisammen hält ist einfach nur aller Ehren wert. Ohne ihn hätte das Ganze aus meiner Sicht auch nicht in der Form funktioniert. Was sein Vater nicht mehr kann, wird jetzt von ihm kompensiert und für Phil ist das bestimmt auch eine Genugtuung zu sehen, wie sein "Little Boy" ihm da in nichts nachsteht.
Alles in Allem muss ich sagen, dass das Konzert am Sonntag besser war als die Tour 2007. Die Band wirkt viel dynamischer, viel tighter und auch die Setlist funktioniert irgendwie besser als 2007. Und das obwohl damals eigentlich mehr meiner Lieblingssongs gespielt wurden. Besser gefallen hat mir dieses Mal auch die Bühnen-/Lightshow, die viel mehr zu Genesis gepasst hat als die Riesenleinwand der letzten Tour.
Meine Highlights waren: HBTS/SHBTS, Fading Lights (Mir liefen Tränen über's Gesicht, als die drei das Stück spielen sah), das Acoustic Set, Duchess (trotz einiger Texthänger von Phil ), FOF/ IKWIL und Domino. Klar waren Phils Ansagen fast identisch mit denen der vorherigen Touren und es war hart ihn einige Male struggeln zu sehen. Aber er hat die Zügel jederzeit in der Hand gehalten und hat für seinen Zustand sehr gut gesungen. Auch das Spiel mit den Zuschauern hat er immer noch total drauf.
Nach Rom 2007 hätte ich nie gedacht, dass es für mich ein besseres Genesis-Konzert geben könnte, doch das Konzert in Köln am Sonntag war noch besser. Ich freue mich, dass ich nochmal die Chance hatte mich mit so einem Erlebnis von den Jungs zu verabschieden, auch wenn ich sie sehr vermissen werde.