So, das war doch ein recht anstrengendes Wochenende. Zwei Tage hintereinander je 12 Stunden stehen ohne sich hinsetzen zu können erfordert wenigstens gutes Schuhwerk... 
Aber was soll ich sagen: Es war großartig, hat riesig Spaß gemacht und zu alldem gab es jede Menge (gut 10 Stunden) richtig gute Musik in fast perfektem Sound und guter Lightshow. 6 verschiedene Stage-Acts. Dazu viele nette Leute, einige echte Überraschungen und alles für nur 25 Pfund. Da kann man auch nicht meckern etwa darüber, dass das Ganze in einem dunklen und echt schmierigen Club mitten in Soho stattgefunden hat.
Aber der Reihe nach: Die Leute aus dem offiziellen G-Forum hatten sich am Samstag schon um 13 Uhr im Tottenham-Pub um die Ecke verabredet. Als wir dort nur wenig verspätet erschienen, war die Stimmung schon gut. Alan Hewitt (Herausgeber vom TWR-Fanzine) begrüßte uns gutgelaunt und die ersten Pints wurden geordert. Langsam füllte sich der Laden. Die meisten Fans trugen Genesis-T-Shirts, manche trugen sogar ihre Nicknames aus dem Forum auf der Brust, und wenn man auch einige noch nicht kannte, kam man schnell mit ihnen ins Gespräch. Als dann endlich KiwiDave aus Neuseeland eintraf, gab es ein großes Hallo. Für ihn war es der erste Englandbesuch, er war gut drauf, kannte fast jeden und war wahrscheinlich die meistfotografierte Person dieses Wochenendes.
Gegen 15 Uhr gingen wir dann fast geschlossen zum Astoria-Theatre um die Ecke. Die Zeit bis zum Beginn der Konzerte wurde mit einer interessanten DVD-Vorführung von seltenen Genesis und Solo-Clips, die James Hendry von EFDVD extra zu diesem Anlass zusammengestellt hatte, verkürzt. Viele der Clips waren unveröffentlicht und wenn auch die Bildqualität unter der schlechten Projektion zu leiden hatte, war es doch ein Vergnügen, z.B. erstmals Promo-Videos von Tony Banks (This is love) zu sehen. Komplette Liste der Clips übrigens hier: http://hit.demonhosting.co.uk/…on=display;num=1149099062
Zudem galt es noch drei Seiten Quizfragen vom Meister Hewitt selbst zu lösen, von ganz leicht (Middle-name of Tony Banks?) bis echt schwierig (bei welchen Konzerten der Lamb-Tour wurde Genesis von bewaffneten Truppen begleitet? - ich weiß es jetzt noch nicht!) war alles dabei.
Gegen 17.30 begann das Konzert, zunächst mit einem sehr ruhigen Auftritt des ReGenesis-Sängers Tony Patterson, der einen ordentlichen "Gabriel" abgeben kann, und Doug Melbourne, einer der Veranstalter, am Piano. Zusammen spielten sie einige schöne Versionen von PG-Solo-Songs, darunter seltenes wie Mother Of Violence und Humdrum.
Danach betraten Face Value die Bühne und hier deutete sich schon an, dass die Veranstalter dafür gesorgt hatten, dass nicht allzu viele Songs an diesen beiden Tagen doppelt zu hören waren. FV beschränkten sich im Wesentlichen auf die 80er Phase, hatten jedoch anhaltend Probleme mit der Monitoranlage und so kamen die Roland-Drumpatterns öfter mal scheinbar aus dem Tritt. Throwing It All Away musste sogar mittendrin abgebrochen und neu gestartet werden. Danach ging es aber störungsfrei weiter. Fading Lights war für mich der Höhepunkt und John Wilkinson wohl der beste "Phil Collins" der Convention.
Kurze Umbaupause, in der Anthony Phillips und John Mayhew (!) angekündigt wurden und deren Autogrammstand reichlich belagert wurde, dann kamen Genesis In The Cage (oder kurz GITC). Begannen gleich mit Watcher und Batwings, spielten also die Klassiker wie Firth Of Fifth, Cinema Show und Supper's Ready, aber auch eine schöne Version von Harold The Barrel. Die Musiker waren perfekt, lediglich der nicht ganz authentische "Peter Gabriel" fiel doch ein wenig ab. Tolle Stimmung in der Halle, bei I Know What I Like hat wirklich jeder mitgesungen!
Am Sonntag begann der Tag natürlich wieder im Tottenham, und zur großen Überraschung war John Mayhew da! Plauderte locker und sehr nett mit jedem, erzählte aus seinem Leben als Schreiner in Australien und Glasgow und wie es war, am Tag zuvor nach 36 Jahren wieder erstmals Ant Phillips begegnet zu sein. John erwähnte offen, er hätte die ganzen Jahre über ein schlechtes Gewissen gehabt, an Ants Ausstieg und den vorausgegangenen Spannungen innerhalb der Band vielleicht mitschuldig gewesen zu sein und so hatte er am Vortag die Gelegenheit genutzt, sich mit Ant auszusprechen. Dieser hatte ihm jedoch versichert, dass es an ihm am wenigsten gelegen habe und man konnte John anmerken, dass er darüber sichtlich erleichtet war. Und so genoß er es richtig, hier ein wenig im Mittelpunkt zu stehen, gab Autogramme und ließ sich fotografieren. Ich erwähnte ihm gegenüber, dass ich erst einige Wochen vorher The Knife von der Platinum Edition gehört hatte und dabei gefunden hatte, dass er als Drummer gar nicht so schlecht gewesen sei, wie er später oft, vor allem im Vergleich zu seinem Nachfolger, hingestellt wurde. John meinte jedoch, dass Genesis mit ihm sicher nicht so weit gekommen wären, gab aber auch zu bedenken, dass Phil am Anfang ja seinen Drumstil imitieren musste, denn es gab ja zunächst nur die Trespass-Songs, an denen dieser sich orientieren konnte.
Wir blieben so natürlich ein wenig länger im Pub und waren erst gegen 17 Uhr im Astoria, wo die Quizergebnisse bekannt gegeben wurden. KiwiDave gewann den ersten Preis in der Ant Phillips Abteilung: Ants kompletten Back-Katalog auf CD. Manche gaben zu bedenken, dass das wohl das zulässige Gesamtgewicht seines Rückflug-Gepäcks überschreiten würde. Der vielleicht wertvollste Preis (alle Preise waren übrigens von den Genesis-Leuten gestiftet worden) war die komplette "Official Bootleg" Touredition von Peter Gabriel im Mini-Flightcase. Zudem gab es auch noch eine Verlosung von vier Besucherführungen durch die "Farm"-Studios.
Das Konzert begann mit G2, überzeugend-authentischem Sound, diesmal überwiegend mit Songs aus der Trick- und Wind-Ära, aber auch mit tollen Versionen von Deep In The Motherlode und Abacab. Höhepunkt aber war sicher Afterglow - als zur allgemeinen Überraschung der Drummer von ReGenesis seine bereits aufgebaute Schlagzeugburg bestieg und genau zum richtigen Zeitpunkt begann, mitzuspielen, war das Publikum völlig aus dem Häuschen. Auch die anderen Musiker hatten sichtlich Spaß, beim unvermeidlichen Drumduet standen sie daneben und staunten. Beim folgenden Los Endos waren ebenfalls beide Drummer dabei und viele meinten später, dass die Doubledrums den absoluten musikalischen Höhepunkt der Convention dargestellt hätten.
Danach konnte es nur etwas ruhiger weitergehen. Die John Hackett Band war trotz perfekt dargebotenem Opener-Kracher Ace Of Wands mit teilweise sehr ruhigen Songs von Johns letztem Album genau an der richtigen Stelle im Programm. Ein schöner Kontrast mit interessanten, leider auch weit unbekannteren Songs. Klasse die Gesangs- und Querflötenduette von Tony Patterson und John Hackett. Nach Jacuzzi und Hands Of The Priestess wurde dann -nicht wirklich überraschend- Bruder Steve angekündigt. Zusammen spielten sie A Tower Struck Down und zwei weitere John-Songs.
Für die letzte Band des Wochenendes, ReGenesis, konnten die meisten Mitglieder der John Hackett Band gleich auf der Bühne bleiben, denn da gab es doch einige Überschneidungen beim Personal. So kam es, dass Tony Patterson nun zum dritten Mal als Sänger auf der Bühne stand. Wieder Watcher, wieder Batwings, alles vielleicht ein wenig druckvoller und professioneller gespielt als bei GITC am Abend zuvor. Eine schön-fiese Old-Man-Maske, Klasseversionen von The Lamia und Hogweed, auch Epping Forest, obwohl immer etwas sperrig, kam gut rüber. Supper's Ready dann in voller Schönheit - Tony ist ein fast perfekter "Gabriel"- bei Apocalypse In 9/8 natürlich stilecht mit der roten Kastenmaske.
Am Schluss kurz vor 23 Uhr dann die Sensation: The Knife als Zugabe - soweit nichts Besonderes, diesmal jedoch mit John Mayhew nach 36 Jahren wieder am Schlagzeug! Da das Set von G2 noch stand, konnte der eigentliche ReGenesis-Drummer so ein wenig Unterstützung leisten, doch John schien gar keine zu benötigen - souverän absolvierte er seinen Part und schien nach der begeisterten Publikumsreaktion am Schluss lediglich ein wenig verlegen über soviel Applaus.
Das Licht ging an und allen war plötzlich klar, dass es nun hieß, Abschied zu nehmen. Jeder umarmte jeden, letzte Gruppenfotos wurden zusammengestellt, für die meisten ging es dann noch in die Pubs. Für uns wurde es jedoch zu spät - die letzte Bahn war ohnehin schon weg und so mussten wir schnell versuchen, in der Victoria Station noch eine Alternative zu finden bevor gar nichts mehr fuhr.
Das war also in aller Kürze 
mein Bericht von der Genesis Convention 2006 im Londoner Astoria. Im General-Teil des offiziellen Forums findet man übrigens neben unzähligen Conventions-Threads auch einen Link zu einem Online-Fotoalbum, das gegenwärtig gut 300 Fotos und Videos des Events beinhaltet und das sich zur Zeit immer noch weiter füllt. Direkter Link ist hier: http://s60.photobucket.com/albums/h30/gencon/
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