Als einer der "Bekloppten" habe ich das Lamm bisher 12 oder 13 mal genießen dürfen, das letzte Mal in Brüssel. Es war ein Wochenende mit 1.500km um TMB zweimal sehen zu können.
Der Weg führte am Samstag von Köln über Düsseldorf nach Stuttgart, wo ja, wie banjogirl bereits schrieb, die einzige Pyro dargeboten wurde. Von Stuttgart ging es Sonntag morgen zurück nach Köln, einmal duschen, umziehen und weiter über Venlo nach Brüssel.
Die Anfahrt nach Brüssel gestaltete sich dank Schneeregens nicht ganz unproblematisch. Die ausgedruckte Wegbeschreibung meines Begleiters entpuppte sich als wenig hilfreich, so daß ich die Ortkenntnis eines Belgiers in Anspruch nehmen mußte, der mich bis vor den Konzertsaal lotste. Ein dickes Dankeschön an meinen unbekannten Helfer.
Das Cirque Royal ist ein sehr ansprechender Saal im alten Stil, mit umlaufender Empore, ein wenig vergleichbar mit Lüttich. Der Eingang liegt in einer kleinen Seitenstraße und erinnert eher an ein Kino als an einen Konzertsaal. Das Foyer ist klein, zugig und es war bitterkalt. Melissa versorgte die Fans am Merchandising-Stand dick eingepackt mit Handschuhen, Schal und dicker Jacke. Sie wird wohl froh gewesen sein als das letzte T-Shirt über die Theke ging, zumindest machte sie keinen wirklich glücklichen Eindruck, war aber freundlich , geduldig und zuvorkommend wie immer.
Vom kleinen Foyer aus führen Treppen rechts und links in den schönen Saal. Er ließ einen guten Sound erwarten. Die Reihen sind sehr eng bestuhlt, in der ersten Reihe stößt man mit den Knien an den Bühnenrand. Trotzdem sitzt man recht bequem und angenehm, die Atmosphäre des Saals tut ihr übriges.
Wie gewohnt beginnt Denis seine Ansage im Dunkeln, da wir in Brüssel sind jedoch auf französisch. Es ist schon sehr lustig ihm dabei zuzuhören. Seine Ansagen orientieren sich ja an den Ansagen von Peter, der des Französischen weit weniger mächtig ist und mit englischem Akzent sprach. Nun ist Denis Kanadier und als solcher französisch Muttersprachler. Mit diesem Wissen ausgestattet ist es ein Genuß ihm zuzusehen und -hören wie er nach französischen Vokabeln sucht um sie dann mit Akzent auszusprechen. Allein schon der Wechsel zwischen zwei Sprachen würde mir die Zunge verknoten. "... Voici, l´histoire de Rael" Die Show beginnt...
In gewohnt hoher Qualität wird das Lamm den gefesselt lauschenden Zuschauern dargeboten. Das Publikum ist gemischt belgisch, niederländisch und deutsch. Entsprechend ist die Stimmung. Nicht so enthusiastisch wie beispielsweise in Paris, wo ich vergangenes Jahr war, aber auch nicht so kühl wie bei manchem deutschen Konzert.
Die Wendeltreppe ist im französischen l´escalier und einfach ein Teil der Ansage. Überhaupt fällt mir auf, daß Denis die Ansagen kürzer als in der deutschen Version faßt. Ob PG es auch so hielt? Übrigens ist die "Wendeltreppe" auch auf einem Originalmitschnitt von 1975 von PG so gebracht worden und keine Erfindung von Denis.
Die Show schien bis auf die landestypischen Abweichungen seinen üblichen Lauf zu nehmen. Das Lamm war gespielt, das Auditorium wartete auf die Zugabe. Wie immer sagt Denis the Musical Box an, diesmal auch mit einer meiner Lieblingsstellen "... like all good dead english boys..." ein Lachen huscht über mein Gesicht. Denis geht nach der Ansage wie gewohnt auf die hintere linke Ecke der Bühne um das Stück zu beginnen.
Doch nach der ersten oder zweiten Zeile, ich weiß es nicht mehr so genau, versagt seine Stimme. Er dreht sich nach hinten, hustet, versucht zu singen aber es geht nicht. Kurz versucht die Band an dieser Stelle sozusagen einen Loop zu spielen damit Denis wieder einsetzen könnte, doch nach einigen Takten übernimmt Martin die Vocals und die Band spielt das Stück weiter. Denis braucht einige Zeit um seine Stimme wieder kontrollieren zu können, solange dürfen wir "Phil" genießen. Als Denis wieder übernimmt, brandet großer Jubel und Beifall auf. Bravo Martin. In so einer Situation sieht man, wie professionell die Band ist und wie gut Martin. Danach spürte man noch leicht, daß Denis doch einiges an Energie und Disziplin brauchte um das Stück zuende singen zu können. Wer das Stück nicht öfter hört wird es nicht bemerkt haben.
Als zweite Zugabe kommt dann the Knife und Denis verspricht den Zuschauern, daß das nun folgende Stück besser als das vorherige wird
The Knife rockt den Saal und die Zuschauer verabschieden die Band wie es ihnen gebührt mit standing ovations. Selbst die Verabschiedung fällt in der französischen Variante kürzer aus als in Deutsch. Merci, bonsoir...
Merci TMB für einen, wie immer, unvergeßlichen Abend. Um halb zwölf sitzen wir in Brüssel wieder im Auto. Ich setze meinen Freund in der Nähe von Venlo ab und steuere Richtung Köln und mein ersehntes Bett. 1.500 km liegen hinter mir und der blöde Wecker in wenigen Stunden vor mir. That´s life...
Nun dachte ich, das letzte Lamm gesehen zu haben, aber die Flüge von Köln nach Lissabon sind so unverschämt gut, daß ich mir meinen persönlichen Abschluß in Lissabon gönnen werde. Es ist bereits alles gebucht. TMB ich komme... cya in Lisboa...
Lutz