Beiträge von Cadraz

    Ich empfehle dann mal etwas, was hier wohl nicht so ganz ins Schema passt:


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    Opeth - Watershed


    Ende letzter Woche erschienen und nach etlichen Durchgängen übers Wochenende für mich jetzt schon ein ganz heißer Kandidat fürs Album des Jahres. Wer Opeth nicht kennt: schwedische Metalband, deren genaue Einordnung zunehmend schwieriger wird. Früher konnte man sie noch guten Gewissens als Melodic Death Metal kategorisieren, aber seit einigen Jahren mischen die Herren um den unglaublichen Mikael Akerfeldt Elemente aus Prog, Krautrock, Jazz und Psychedelic unter ihren Death Metal. Drei Alben wurden übrigens von Porcupine Tree Mastermind Steve Wilson produziert.
    Watershed ist jedenfalls das bisher komplexeste und am schwersten verdauliche Album der Band, aber gerade das macht es so faszinierend. Es gibt Hochgeschwindigkeitsgerase mit Blastbeats und Growls, melancholische Balladen, verrückte Jazzeinsprengsel, tolle Melodien, tolle Gitarren- und Synthiesoli usw. Das ist einfach Progressive Metal im wahrsten und positivsten Sinne des Wortes "progressiv": grenzenlos, verspielt, komplex, überraschend etc. Die Musikzeitschrift eclipsed gab 9 von 10 Punkten und eine herausragende Bewertung. Also, wer keine Angst vor äußerst heftigem Metal und Grunzgesang (cleaner Gesang überwiegt aber eh) hat sollte mal reinhören, zum Beispiel ins (auch auf dem eclipsed-Sampler vorhandene) The Lotus Eater (Youtube-Link). Für metalphobe Progrocker empfehle ich zumindest mal den komplett ruhigen Song Burden (Youtube-Link) anzuhören.

    Ups? Pink Floyd waren eine der gesellschaftskritischen Bands. Waters war ein brillianter Texter, realitätsverbundener als Gabriel. Dafür konnte Gabriel schöner Geschichten erzählen... aber Geschichten bei Pink Floyd? Dafür fehlt den Floyds auch diese "Traumwelt".


    Ich bezog mich ja insbesondere auf das "Geschichtenerzählen". Dass die Texte bei PF auch klasse sind, habe ich nicht bestritten. Ich bin aber der Meinung, dass sie größtenteils keine so zentrale Rolle spielen wie bei Genesis.


    Zitat

    Ab 1970 nicht mehr. Waters war Frontmann 1, hauptsächlich Songschreiber und Sänger, Bass eher nebenbei. Wo hört man schon bei PF im Studio den Bass besonders raus? Der kam nur live deutlich zum Vorschein, wenn Waters gerad nix zu tun hatte.
    Gilmour kann beides. Singen und Gitarre spielen - Da kann man nicht sagen, Gilmour ist mehr Gitarrist als Sänger.


    Aber das Verständnis von "Frontmann" ist ja wohl bei beiden Bands ein völlig verschiedenes. Gabriel und Collins standen live doch immer deutlich im Mittelpunkt, bei PF herrschte da meiner Meinung nach ein harmonischeres Band-Gesamtbild vor.


    Zitat

    Na, wo sind denn die gesanglichen Qualitäten bei PF unterlegen?
    Dass Gabriel gut singen kann und Collins gut singen konnte, ist mir schon klar.
    Aber bei PF bin ich momentan verwirrt.


    Ich finde, dass im Vergleich die Genesis-Sänger einfach besser sind, besonders was gesanglichen Ausdruck und stimmlichen Wiedererkennungswert angeht. Klar, Waters und Gilmour sind auch gute Sänger, meiner Meinung nach aber keine Ausnahmesänger wie Gabriel und (mit Abstrichen) Collins.

    Ein Thema, auf das hier noch gar nicht eingegangen wurde, ist doch die Erzählweise bzw. der Gesang. Ich werfe dazu einfach mal ein paar Überlegungen und Beobachtungen in den Raum:


    Bei Genesis geht es viel stärker um das Erzählen von Geschichten. In vielen Songs gibt es Protagonisten und Dialoge. Bei Pink FLoyd, klammert man The Wall mal aus, ist das weniger der Fall. Vielmehr scheint der Gesang (sowohl die Texte als auch die Ausführung betreffend) hier ein weiteres Instrument zu sein, ein weiteres Mittel, um die typische Atmosphäre zu erzeugen. Erklären lässt sich das meiner Meinung nach auch durch die Besetzung der Bands. Genesis hatten mit Gabriel und Collins Frontmänner, die explizit die Sängerrolle übernahmen. Bei Pink Floyd wurde dieser Part vornehmlich unter Waters und Gilmour aufgeteilt, deren Hauptaugenmerk aber immer auf ihren Instrumenten lag. Zudem sind sowohl (und insbesondere) Gabriel als auch Collins extrem charismatische und präsente Charaktere, die den Frontmann gerne und gut geben. Bei Waters und Gilmour habe ich dieses Gefühl nicht (und ich freu mich trotzdem auf das morgige Waters-Konzert :) ). Und zu guter Letzt sind auch die gesanglichen Qualitäten von Gabriel und Collins denen von Waters und Gilmour überlegen. All das begünstigt zusätzlich die "Geschichtenorientierung" bei Genesis und die "Musikorientierung" bei Pink Floyd.


    Discuss if you want ;)

    Was für ein tolles Mammutkonzert gestern in Belgien. Fast 2.45 Stunden haben die Jungs gespielt, mit ganz besonderen Zugaben wegen der langjährigen Unterstützung von Besitzer und Publikum im Spirit of 66.


    Setlist:
    * Silenced
    * Breathe in, breathe out
    * Masters of war (Bob Dylan Cover)
    * Stranger
    * Choose what you want to look at
    * This is not a Prog song/P(r)ock-Medley
    * Start the fire
    * The gentle art of swimming
    * 3 Lights
    * Trying to kiss the sun
    * Wasted Land
    * Roses
    —–
    * Sleep
    * Dogs (Pink Floyd Cover)
    —–
    * In the court of the Crimson King (King Crimson Cover)
    * Hole in the sky
    —–
    * I don`t know


    Eine etwas ausführlichere Besprechung habe ich hier verfasst.

    Auf jeden Fall Opeth - keinerlei Ausfälle, es sei denn, es existieren grottige Demos, von denen ich nichts weiß.


    Da stimme ich zu. Es gibt zwar einige Bonustracks (Demos und Coverversionen) von schlechterer Soundqualität (Into the frost of winter auf Orchid, Eternal soul torture auf Morningrise, Circle of the Tyrant und Remember Tomorrow auf My arms, your hearse), aber das sind eben nur Bonustracks auf Re-Releases. Aber insgesamt finde ich jedes der 8 Studioalben sowie die Live-DVD und das kürzlich erschienene Live-Album genial.
    Ansonsten fällt mir gerade nichts ein. Bei Genesis, Gabriel, Pink Floyd gibt es immer einige Alben, die mir nicht so gefallen. Von Porcupine Tree kenne ich nicht alle Werke vor Lightbulb Sun. Steve Wilsons Sideprojekt Blackfield hat erst zwei, dafür wundervolle, Alben draußen. Die deutschen Progmetaller von Disillusion haben ebenfalls erst zwei Longplayer und zwei EPs veröffentlicht, alle 4 aber absolut tadellos. Riverside sind mit 3 Alben auch noch recht "jung".

    Deadwing ist nicht mehr so genial.


    Da kann man sicher drüber streiten. Meiner Meinung nach ist Deadwing weniger leicht zugänglich, mit etwas Eingewöhnung gefällt es mir jetzt aber besser als Lightbulb Sun und fast so gut wie In Absentia.

    Alben des Jahres für mich:
    1. Porcupine Tree - Fear Of A Blank Planet (Überragendes Album, wie die Jungs das schaffen, einen Knaller nach dem anderen rauszuhauen versteh ich echt nicht. Besonders live rocken die Songs von FoaBP sowas von die Hütte. Gigantisch.)
    2. Japanische Kampfhörspiele - Rauchen und Yoga (Großartige Produktion für ein Grindcore-Album, Songs zwischen Irrsinn und Mitsingmetal, einfach spaßig. Freu mich auf die Live-DVD nächstes Jahr.)
    3. Riverside - Rapid Eye Movement (Nicht so stark wie die Second Life Syndrome, trotzdem verteidigen die Polen für mich ihren zweiten Platz der zeitgenössischen Prog-Rock-Bands hinter Porcupine Tree.)
    4. The Black Dahlia Murder - Nocturnal (Ich weiß nicht so recht warum, aber das Album macht einfach ne Menge Spaß.)
    5. Blackfield - Blackfield II (Nochmal Steve Wilson, nochmal großartige Musik, einfach schön.)


    Enttäuscht haben mich dieses Jahr Finntroll und Dream Theater (das Album ist nicht wirklich schlecht, aber auch nicht wirklich stark, aber das war nach den letzten beiden Outputs eigentlich auch nicht zu erwarten). Außer Konkurrenz läuft das Livealbum von Opeth, absolut genial, aber als Livealbum nehme ich das nicht in die Liste auf.


    Konzerte des Jahres:
    1. Peter Gabriel
    2. Porcupine Tree (Anathema als Vorband aber enttäuschend.)
    3. Seeed
    4. Japanische Kampfhörspiele
    5. Blackfield (Mit Pure Reason Revolution als Support, klasse.)