Christlich? Ach so, Du verwechselt mich? Nö, Verabschiedungszeremonien der Native Americans ("Indianisch") fänd ich gut, oder keltische Rituale, die zwar nach dem 5 Jahrhundert nur verdeckt unterm allmächtigen Christentum überleben konnten, dort aber schön erblühen. PG hat mit dem Kunstwerk zu the Court einen guten wiederentdeckt. Klageweiber der Berber und Araber sind eine schöne Tradition, sie besingen den Verblichenen teils auf Bezahlung hin.
Einige brasilianische Voodoo-Wünsche erscheinen sinnvoll, wenn man nach Trennungen Bilder der alten Beziehung zerreisst, aufisst, verbrennt und ins Meer streut, damit einem das Herz nicht jedesmal blutet in der Erinnerung, wie schön es mal war.
In meinen Erwähnungen über unsere eher heidnischen ländlichen Gebräuche sollte nicht das Christentum im Mittelpunkt stehen, das sich auf viele der ur-friesischen Sitten aufgesetzt und diese umgemünzt hatte. Es ging mir um Tradition nicht im reaktionären Sinne, sondern um eine Halt gebende, Struktur gebende Art, mit dem Verschwinden des vertrauten Umfelds fertig werden zu können. "Aufsitzen", gemeinsame Nachtwachen, in manchen Kulturen eine Nacht, in manchen bis zu drei, die finden tatsächlich nur statt, wenn ein wirklich naher Mensch verstirbt, würden also Eurem gedanken hhier mit Abgrenzung zu "Nächsten" am nächsten kommen. Die wurden protokolliert bereits von den allerersten einsamen Missonaren, lange bevor Gotteshäuser, Glocken und Kreuze die alten Kultstätten überbauten.
Einige schönen Sitten in England mit Obituaries, prägnanten Reden am Grab dem einen oder andere Witz und dem noch jahrelang möglichen Toast "for absent friends" ("für die, die wir liebten" ), die ordne ich nicht als "christlich" ein, sondern als schöne britische Tradition.
Merkwürdig ist, dass ich mich genötigt fühle, mich gegen den Verdacht 2christlich" zu wehren. Welches Gift ist da am Werk?
Kitsch. Also diese Grenze fällt mir schwer zu erkennen. Liegt sie nicht im Auge des Betrachters? Und sieht nicht jemand, der egal wie - z.B. wie Hindus - an Wiedergeburt oder ein vages Neues Universum oder Himmel oder whatever danach glaubt, die textliche Ehrung der Verstorbenen anders als ein Agnostiker? Natürlich können sich auch Agnostiker mit eigenen "memories to keep" über einen "absent friend" hier oder sonstwo äußern. Das wäre sogar eine wirklich bemerkenswerte, eine schöne Geste im Sinne des Mitmachens.
Gibt es Beispiele dafür hier im Thread, für beides - für Kitsch und Mitmachen von Agnostikern?
Und wie geht Ihr denn mit dem Verschwinden der vertrauten oder Euch prägenden Einflussgeber um? Der Osten war ja eher nicht christlich, wie wurde da Anteilnahme bekundet?