Beiträge von littlewood

    Das Echo von Python bahnte sich vor allem in Form der zunehmenden Darstellung von Charakteren bei den drei Genesis-Alben, die zwischen 1971 und 1973 entstanden, ihren Weg in das Schaffen der Band. Figuren aus diesen einzigartig britischen Werken wie etwa "Harold The Barrel" oder all die Charaktere aus "The Battle Of Epping Forest" haben vermutlich ihren Ursprung in den surrealen Karikaturen aus Monty Python's Flying Circus.


    Daryl Easlea - Das Leben und die Musik von Peter Gabriel (2013), S. 63

    Der nachstehende Bericht wurde mir vor wenigen Tagen anonym zugespielt. Wahrscheinlich jemand ohne Account. Ich leite das mal weiter.


    Dresden, Montagabend, 20.30 Uhr
    Während versprengte Teile der Stadt immernoch mit dem Versuch beschäftigt sind, das ganze Abendland zu retten, konzentriert sich - von der Öffentlichkeit weitgehend unbeachtet - ein ganz anderes exklusives Grüppchen auf die Pflege der britischen Popkultur. Die Vorbereitungen zur großen 25-jährigen Geburtstagsfeier des Genesis-Fanclubs laufen auf Hochtouren. In Anlehnung an berühmte Vorbilder soll das Spektakel allerdings erst nach dem eigentlichen Jubiläumsjahr stattfinden.


    Seit Wochen wird voller Hingabe am Programm gestrickt. In einer Gaststätte nahe der Fanclub-Zentrale sitzen die Organisatoren beisammen, um sich über den Stand der Dinge auszutauschen. In ihrer Mitte prangt ein Wimpel, über den Tisch verteilt liegen diverse Stapel Post, offenbar Grußbotschaften, aus denen die Anwesenden immer wieder verschiedene Exemplare herausfischen.
    Im Hintergrund plärren sächsische Weihnachtslieder aus dem Radio, dennoch ist die Stimmung aufgeräumt und geschäftig.


    [Blockierte Grafik: http://i1352.photobucket.com/albums/q659/littlewood66/Backroom_zpswmh8v9yq.jpg]


    Org 1 (zitiert gerade aus einem Schreiben): "Vor 25 Jahren war schon alles zu spät. Naja, Ihr könnt ja nix dafür. Deshalb alles Gute von der Progressiven Front!"
    Org 2: 'Progressive Front', sach ma, fragt Ihr Euch nicht auch manchmal, wer da eigentlich dahintersteckt?
    Org 3: Schätze, das sind so zauselige Spinner aus dem Märchenwald. Wie die Yes-Hörer.
    Org 4: Ich glaube ja, das ist ein Fake, genau wie mit den Illuminaten.
    (Gelächter)
    Org 5 (verschafft sich Gehör): Edith Gittgurr schickt eine lange Karte. Puh, ist 'ne Menge durchgestrichen und wieder rübergekritzelt… Am Ende steht: "Ihr seid toll! Ohne Euch hätte ich nie erfahren, daß es nach ‘75 überhaupt weiterging. Nur Facebook ist schöner…"
    Org 2 (seufzt): Ach Gitti…
    Org 3: Abbacup faxt : "Eben erst gesehen, alles Gute, leider wenig Zeit, muß gleich los, weiter so!"
    Org 2: Hier ist eine Depesche von M. König: "Glückwunsch! Wenigstens den Fanclub hat Merkel nicht kaputtgekriegt. Freue mich auf die nächsten 25 Jahre kontroversen Austausch im Forum."
    Org 5: Ich erstmal…


    Org 3: (deutet in eine Ecke des Raumes): Was ist eigentlich in dem riesigen Karton da?
    Org 1: Ach ja, das kam heute aus der Haupstadt. Augenblick… (fingert nach dem Begleitschreiben)… hier: "Ein Vierteljahrhundert - da wollte ich mich nicht lumpen lassen. Anbei eine Kiste Single Malt für die Belegschaft. Haut wech, love & peace, Thomas Lüster."
    Org 3: Braver Junge. Sollten wir vielleicht probehalber mal einen schnabulieren, wenn der Wirt grad nich schaut. Oder was denkt Ihr?
    (Allgemeines Nicken und zustimmendes Gemurmel. Org 5 nestelt am Karton und gibt eine Whisky-Flasche in Umlauf. Man nippt, schnalzt mit der Zunge und reicht mit Kennermine unauffällig weiter).


    Org 4 (schüttelt sich und hält eine Karte hoch): Hier - aus Brasilien: "Was wäre ich ohne den Fanclub - und was wäre der Fanclub ohne mich!? Hähähä. Prostata, Ihr Säcke! Und auf die nächsten 25 - wenn ich nicht vorher erschossen werde…"
    Org 1 verdreht die Augen. Er öffnet einen imposanten Umschlag und zieht eine riesige Klappkarte heraus. Die Vorderseite ziert die Abbildung eines jungen Mannes in rosa Unterwäsche, der sich lasziv auf einem repräsentativen Sportwagen mit Spoiler räkelt und dabei etwas verkrampft an einem auffallend großen Joint zieht. Im Innenteil prangt ein Gedicht. Org 1 liest stumm für sich:


    "Des Forumle ischd moi Dagebuch,
    des wo i dahanna ofd bsuch.
    I wünsch Eich äwe klare Sichd
    und Haubdsach, Ihr vergesschd mi nichd."


    Langsam klapp er den Text wieder zu, betrachtet noch eine Weile stirnrunzelnd das Foto und stopft die Karte dann nachdenklich zurück in den Umschlag.


    Org 5 (der den Vorgang neugierig beobachtet hat): Hast’n da?
    Org 1 (verbuddelt den Umschlag): Irgendwie Fetisch-Spam…
    Org 3: Ich hab hier auch was komisches, hört mal (liest vor): "Ich bin sehr traurig. RIP, Chaosman."
    Org 1 (unsicher): Ist vielleicht dekonstruktivistisch gemeint…
    Org 3 (blickt stirnrunzelnd zwischen der schwarz geränderten Anzeige, die er in den Händen hält, und dem Kollegen hin und her). Ich finde das… etwas geschmacksfern.
    Org 4: Naja, sterben müssen wir alle mal…
    Org 2: Hört mal, noch ein Rätsel - riwahnov schreibt: "Ausm Affekt seid Ihr Könige. Andere sind A******er." - Was meint der damit?
    Org 4: Hm, wieviel Sternchen - sechs? Vielleicht 'Afrikaner'…?
    Org 5 (trällert munter): Send me to the Congo, I’m free to leave…
    Org 2: Oh Mann, apropos schwarz: prettywood, die alte Nervensäge, schickt eine Karte, wo alles von ‘nem großen schwarzen Balken überdeckt ist.
    Org 3: Voll witzig. Mir kommen gleich die Tränen vor Lachen.
    Org 2 (fischt eine Ansichtskarte mit Kamelen aus dem Berg): Schaut mal, hier ist wieder was nettes: "Herzliche Grüße aus der inneren Mongolei. Alles Gute zum Jubiläum. Wäre gern dabei, aber Ray geht vor. Morgen gibt er ein Jurten-Konzert in Guan Tun Bao, und ich schätze, es wird riesig. Bis bald, C."


    Org 5: Die kommen rum, wa? Ja, wie ist denn überhaupt der Rücklauf von der Band auf unsere Anfragen?
    Org 1: Rutherford schreibt, er ist grad sehr beschäftigt, aber man solle niemals nie sagen.
    (Stöhnen in der Runde).
    Org 2: Hackett ist mit Cpt. Sparrow auf so 'nem Kreuzfahrt-Kutter unterwegs, den können wir haken. Und Collins hat sich gar nicht gemeldet.
    Org 5: Naja, der Kultursaal von Stumpfstätterhütte is natürlich nich die Fuckin' Albert Hall…
    Org 4: Bin sowieso mal gespannt, wie sein Publikum reagiert, wenn die mitkriegen, daß sie die teuren Karten nich für’n Konzert, sondern für 'ne Lesung gekauft haben…
    Org 3: …und Sohnemann spielt die Trommelwirbel an den spannenden Stellen…
    (Allgemeines Gelächter)
    Org 1: Vielleicht ist er auch noch sauer, weil seine alte Scheidungsgeschichte hier so breit getreten wurde.
    Org 2: Also breiter als in seiner Biographie nu auch nich.
    Org 4 (brummt): Er könnte uns doch wenigstens einen gescheiten Dekorateur für die Ausstattung empfehlen…
    (Hämisches Gekicher)

    Org 3 (sammelt sich): Was ist mit Banksy?
    Org 1: Da is' der Chef dran. Der zaudert noch.
    Org 5: Wer, der Chef…?
    Org 1: Witzbold. - Ach ja, und Gabriel läßt verlauten, es tut ihm leid, aber er arbeitet an seinem neuen Album.
    Org 4: Neiin…
    Org 3: Doch…
    Org 4: Aaah…
    (Fast alle prusten los, Org 4 verschluckt sich und gurgelt vernehmlich).
    Org 3 (giggelnd): Ob wir ihn mal fragen, ob es ein Poesie- oder ein Fotoalbum wird…?
    Org 1: Jungs, also bitte, diesmal scheint es doch wirklich ernst zu werden…
    Org 4: Glaub ich erst, wenn ich‘s sehe.
    Org 2: Ich nicht mal dann…
    (Erneutes Gelächter. Org 1 blickt mahnend in die Runde, und allmählich kehrt wieder Ruhe ein).


    Org 3: Wollte nicht Bossi bei Roland Kaiser anfragen, ob der eventuell ein Medley mit deutschen Genesis-Covern zusammenstellt?
    Org 4: Ich glaube, das war ein Scherz.
    Org 3: Da wär ich mir bei ihm nie so sicher…
    Org 2: Wo steckt der überhaupt?
    Org 5: Denke, er ist auf Känguru-Safari?!
    Org 1: Nee, wir ham das nur offiziell gestreut, damit er mal Ruhe hat. Er schreibt an der Festrede.
    Org 5: Ach so. Seit drei Wochen???
    Org 1: Naja, es soll auch um die Hinwendung von Genesis zum Schlager gehen, das ist ein komplexes - und wie Ihr alle wißt - ziemlich kontroverses Thema!
    (Es entsteht eine kurze betretene Pause - Gemurmel und vielsagendes Augenbrauenheben. Org 4 summt leise "Santa Maria", verstummt aber wieder, als niemand einsteigt).


    Org 1: Hm, also vielleicht konzentrieren wir uns zur Sicherheit auf Leute aus unserer Mitte, die was aufführen können. Hat doch beim Phillips-Event auch gut geklappt. Gibt, glaube ich, schon Vorschläge…
    Org 3: Sperma hat angeboten, (kramt einen Zettel hervor) eine "very extended version" von Ihr-wißt-schon-was zu präsentieren.
    Org 2: Ich weiß nicht…
    Org 3: Er meint, er würde das locker auf 'ne Stunde tunen. Und…er würde gerne sein Schaf Staggi mitbringen.
    Org 1: Der ist doch nicht ganz dicht.
    Org 3: Das auf alle Fälle. Aber das Schaf käme vielleicht ganz gut wegen "The Lamb" und so.
    Org 2: Ich weiß nicht…
    Org 3 (schaut auf seine Liste): Das Huhn würde ein Medley auf der Ukulele einstudieren. Es schlägt die legendäre "Submarine"-Suite vor…
    Org 4: Boah nee, dann lieber Kaiser!
    Org 3 (eifrig): Und downman könnte das Intro von "Firth Of Fifth" präsentieren - mit Original-Fehlern…
    Org 1: Mann, Leute... Das soll doch ein bißchen feierlich werden diesmal!
    Org 2: Auf jeden Fall fangen wir mit dem Karaoke-Teil an. Debut-Album im Wechsel mit "Calling All Stations", das macht die Leute ein bißchen locker.
    Org 5: Und dann der Rückblick. Wer kommt denn überhaupt von den Clubbies? Gibt’s da ein paar vom alten Stamm, die so ein, zwei Schnurren aus der Frühzeit zum Besten geben könnten?


    In dem Moment fliegt die Tür auf, ein Mann betritt den Schankraum und schleudert dem Wirt gutgelaunt "Tach schön - ein Tee, Meister!" entgegen.
    Mit einem Schlag verstummt die Runde. Die Männer wenden ruckartig die Köpfe und blicken starr in Richtung der Theke. Der Gast schaut irritiert, setzt leise
    "Kräutertee, bitte" hinzu und verzieht sich dann an einen entlegenen Tisch der Wirtschaft.
    Die Organisatoren entspannen sich wieder und tauschen vielsagende Blicke. Org 3 pfeift durch die Zähne.


    Org 4: Manche Leute können einen aber auch erschrecken, gell?
    Org 3: Aber ehrlich. Darauf erstmal ‘n Gebrannten. Wer hat die Buddel?
    Org 1: Ja, wo war'n wir?
    Org 2: Äh, Rückblick, Karaoke…
    Org 3 (nimmt kräftigen Schluck): Genau, das wird schön. (Schmettert): Baby you feel so close…
    Org 5 (kräht dazwischen): Send me to the Congo, I’m free to leave…


    In der zunehmend gelösten Stimmung haut nun jeder mal einen raus, es entsteht eine Art "Calling All Revelations"-Medley, an dem die Männer sichtlich ihren Spaß haben. Weitere Getränke werden geordert. Während der Wirt die Biere zapft, wirft er der Runde unauffällig prüfende Blicke zu.
    Plötzlich öffnet sich die Tür zur Gaststätte erneut, und ein Mann, der hinter einem gewaltigen Strauß Rosen kaum zu erkennen ist, steuert umständlich auf den Tisch zu.


    Org 4: A Flower?
    Org 2: Wohl eher a busload of flowers, hihi…
    (Als der Rosenkavalier näher herantritt, wird klar, daß es sich um den bereits sehnlich erwarteten Foren-Leader handelt).
    Org 3: Rabenhorst, alte Schlagersocke, da biste ja endlich. Rede im Sack?
    Chef (schmeißt erschöpft das gigantische Gebinde auf der Tischmitte ab und begräbt die Post darunter): So gut wie.
    Org 1 (blickt fragend auf die Rosenpracht): Das wäre doch nicht nötig gewesen… Schluck Whisky?
    Chef: Nee, laß ma. Also, Banks hat abgesagt. Er meint, jetzt wo er Gott ist, möchte er nicht groß unter die Leute. Er will keine Heiligenverehrung, so Brian-mäßig und so… Aber er sendet uns eine kleine Aufmerksamkeit. Im Büro stehen noch zehn Kübel…
    Org 2: Ich weiß nicht…
    Org 5: Naja, dann kann ja eigentlich nix mehr schiefgehen, wo wir schon mal die Deko haben…


    Derart motiviert nimmt die kleine verschworene Truppe ihre Arbeit wieder auf. Gelegentlich schallt lauthals ein "Wer hat uns verraten - Management-Bürokraten!" durch den Saal, und voller Tatendrang diskutiert man noch bis weit in die Nacht, um sich dann schließlich zu vorgerückter Stunde erschöpft auf's neue Jahr zu vertagen…

    "Grace" ist ein Ereignis.
    Was Buckleys Güte als Songwriter angeht, ist mein Lieblingsbeispiel die Hammer-Ballade
    "Forget Her".

    Dieses Stück wurde bei den "Grace“-Sessions eingespielt und von Buckley als nicht gut genug befunden, um es auf das Album zu schaffen. Später zierte es dann die posthume Legacy Edition.

    Bei der Ausführlichkeit Deines Beitrags wundert es mich fast, daß Du die Genesis-Buckley Connection unerwähnt gelassen hast:
    Auf "Sketches For My Sweetheart The Drunk" befindet sich mit "Back In N.Y.C." sicherlich eines der denkwürdigsten Genesis-Cover, ebenso unerwartet wie herausfordernd:
    Buck In N.Y.C.

    Boah…
    Tolle Arbeit! Viiiielen Dank für Eure Mühe. Das sieht sehr sorgfältig aus. Glaube nicht, schon mal auf eine ähnlich detailfreudige, derart umfängliche Zusammenstellung gestoßen zu sein.
    Wenn das so weitergeht…


    Am Ende bekommt PG dann selbst einen vollständigen Überblick über sein Werk...wenn ihr ihm den Link schickt ;)


    Den schicken wir ihm aber erst, wenn er mit dem Album 'rüberkommt.

    Die Geschichte mit Led Zep ist verbürgt, wie ich gerade gelesen habe. Es war also nicht nur eine Assoziation / Inspiration, sondern ein Auftrag:

    "It was quite a big influence on Genesis. Mike [Rutherford] and I heard it when we were travelling on tour in Germany and we didn’t actually know who it was!


    We thought it was fantastic and managed to gather from the German commentary that it was Led Zeppelin. It had that drum sound on it that we’d always been searching for; that very slow, heavy, very ambient sound.

    Phil, at the time, was very much into his jazz thing and trying to get as many beats in as he could, which worked really well for us too. Mike and I played Kashmir to Phil and said we wanted to do a song like that. So, we wrote the song, Squonk, with the idea of having drums like that on it, which didn’t quite work as we had the wrong engineer at the time, but we got the slower tempo and, after that, Phil got more and more into the heavy drums.

    John Bonham’s drums on Kashmir are amazing - a lot of the playing is out of time but it’s just got such a feel to it. The basic guitar riff is fantastic and all the Mellotron stuff on it gives it a great atmosphere, too. One of the best rock songs ever.”
    [FONT=&quot]


    Quelle:[/FONT]
    [FONT=&quot]Tony Banks: The 10 records that changed my life; [/FONT]compiled by Hamish Mackintosh, „Musicradar”, August 2015
    (verlinkt von Sredni)

    Für mich hat der Song einen besonderen Platz. Er eröffnet die "Seconds Out", und die eröffnete mir vor vielen Monden den Genesis-Kosmos. Wuchtig und drückend wälzt sich die Nummer ein und bekommt im Refrain etwas Triumphales, was mich stets beschwingt auf das Album einstimmte.
    Im Original klingt das etwas luftiger, hier mochte ich stets den scharf gesetzten Übergang nach dem flirrenden Ausklang von "Entangled", das brettert los, als hätten sie sich ganz bewußt überlegt: 'so, die erschrecken wir jetzt mal'.
    Collins singt mit emphathischer Selbstverständlichkeit naive, eher kindgerechte Lyrik, die dennoch bezaubert – die Ballade von der Kreatur, die man zwar fangen, aber nicht besitzen kann.

    Obwohl vergleichsweise einfach gestrickt, ist diese Nummer nicht weniger kostbar als die großen Epen. Bei der Bewertung dachte ich wohl dereinst, lieber noch ein Pünktchen aufheben, aber das war eigentlich Quatsch, wie ich gerade wieder festgestellt habe.

    So, kaum vier Monate 'rum, und schon gibt es Antwort.

    Na, gegen die Eigenheiten der Phonetik wird man kaum mit mehr Mühe ankommen - man kann bestenfalls froh sein, wenn man als Sänger keine slawische Muttersprache hat, die nur aus Konsonanten besteht. Was will man da machen? - Vielleicht geht es eher mit weniger Mühe - Udo Lindenberg gibt sich da definitiv weniger mit der deutlichen Aussprache... ;)


    Aber deine Beispiele sind gut - Eiszeit ist sicher ein sehr guter Text (wie die meisten von Annette Humpe), aber schon das Wort "Eiszeit" ist schrecklich zu singen - insbesondere das s und das z in der Mitte erlauben nicht nur kein "Linking" wie das englische "Iceage", das einem bequem geschmeidig als "Eissäidsch" von der Zunge flutscht, sondern man ist regelrecht gezwungen, zwischen beiden Silben eine Zehntelsekunde Pause einzuschieben, umrahmt von übelstem Gezische.


    Naja, gegen persönliche Befindlichkeiten wird man vermutlich noch weniger ankommen als gegen die "Eigenheiten der Phonetik".
    Ich finde auch, daß meine Beispiele gut sind. Ob "Eiszeit" schrecklich zu singen ist, müßte man Annette Humpe fragen. Zu hören ist es, finde ich, sehr gut. Die machen ja gerade das allerbeste aus der Aufgabenstellung Konsonantenballung: Isolation, Endzeit, minus 90° C – da darf es ruhig zischen und knacken, geschmeidiges Binden wäre hier völlig fehl am Platze und würde den Song konterkarieren.



    Oh, dieses herrliche Video kannte ich noch nicht! Großartig - vielen Dank! - Ich bin froh, sie damals (1986) auf ihrer Deutschlandtour gesehen zu haben - ein denkwürdiges Konzert! Aber: NdW waren Foyer des Arts nie, das war ein großes Missverständnis. Das allererste Album unter dem Namen "Aromaplus" war komplett auf Englisch und auf ihrem Majordebut "Von Bullerbü nach Babylon" immer noch ein Viertel. Musikalisch waren sie weit gefasst, von Schlagerparodien wie oben oder reinem Pop wie Mein lila Reisebügeleisen bis zu Heavy Metal (dieser Song aus dem Album "Die Unfähigkeit zu Frühstücken" ist jedoch eher dem Gothic-Genre zuzurechnen). Ihre musikalischen Experimente, insbesondere was die "Rubberband"-Sachen angeht, von denen auch Max Goldts Soloalbum "Die majestätische Ruhe des Anorganischen" profitiert, könnte man eher dem Krautrock zurechnen.


    Ich hatte bei Foyer des Arts immer das Gefühl, sie nähmen das, was sie musikalisch machen, nicht ganz so ernst, und die Musik sei eher ein Vehikel für Goldts schrille Texte. Vielleicht ist diese Betrachtung aber etwas oberflächlich. Sie paßten eigentlich nirgendwo richtig rein, auch auf Deine Gothic- und Kautrock-Assoziationen wäre ich wohl kaum gekommen. Und mit Goldts Solo-Platten wurde es eher noch schriller. Allein mit seiner Stimmakrobatik (-verzerrung?) konnte er einen zu Tode erschrecken. Z.B. hier (leider nur für 30 Sekunden):

    Ein Arzt wie er nicht sein sollte

    Das wurde sogar als Single ausgekoppelt, wie ich gerade gelesen habe. Nicht unkühn, da es gar keine Musik enthält.
    Melodisch etwas anspruchsvoller wurde es mit Stephan Winkler als Nuuk – "Nachts in schwarzer Seilbahn nach Waldpotsdam" - allein seine LP-Titel waren doch reine Poesie, oder?

    Mein Feuer macht noch Fehler

    Inzwischen singt Goldt, glaube ich nicht mehr, aber am meisten Freude hatte ich eh immer an seinen Glossen und Geschichten. In einer streifte er auch mal beiläufig die Sänger-Frage bei Genesis (Gabriel vs. Collins), die er für ziemlich marginal hielt. Ich vermute mal, es war nicht seine favorisierte Band.


    [Blockierte Grafik: http://i1352.photobucket.com/a…20Joghurt_zpsqxbk3vf9.jpg][Blockierte Grafik: http://i1352.photobucket.com/a…Abneigung_zpsmxknbc99.png]