Mittlerweile vollführte Gabriel beinahe immer etwas Besonderes. Am 6.Oktober [1970] in der British Legion Hall in Princes Risborough versagte ihre [Genesis‘] Ausrüstung. "Es war einer der ersten Gigs mit Collins", sagt [David] Stopps. "Pete begann diesen Gesang anzustimmen, nur er und sein Tamburin am Mikro. Später sollte daraus "Biko" werden. Das ging wahrscheinlich zehn Minuten so dahin." Bei Gabriel wurde nie etwas verschwendet. […]
(Ca. 1980):
Eines Morgens wollte Gabriel sein geliebtes Radio 4 hören, aber der Sender hatte zur Langwelle gewechselt, weswegen er quer durch die anderen Radiostationen surfte. Er stolperte über einen niederländischen Sender, der den Soundtrack zum Film “Dingaka" spielte. Gabriel war geplättet vom Rhythmus, den er hörte. Schnell nahm er einen Teil aus dem Radio auf, bevor er schließlich das Soundtrack-Album bei einem Londoner Händler erstehen konnte. Es war das Gefühl, das der Rhythmus transportierte, das ihn faszinierte. […]
Gabriel war sich seiner mangelnden Authentizität bewusst, wenn es darum ging, als Aufdecker von Missständen in weit entfernten Ländern aufzutreten. […] Auch war er sich zuerst nicht sicher, ob er den Song überhaupt veröffentlichen sollte. Schlussendlich war es sein Freund Tom Robinson, der ihn dazu drängte, es zu tun. Zum Glück, denn es war eine seiner besten Entscheidungen, und sie eröffnete ihm eine vollkommen neue Richtung.
Gegenüber Sounds erklärte er 1980: "Da ist dieser weiße, der Mittelschicht entstammende, gezähmte Engländer, der früher die Privatschule besucht hat und seine eigene Reaktion aus der Ferne beobachtet." […]
Gabriel wusste genau, was er tat, als er den Song veröffentlichte: "Ich möchte auch nicht, dass mir Musiker die ganze Zeit etwas vorpredigen, aber ich denke, dies ist die erste universelle Sprache, die auf der ganzen Welt verstanden wird. Junge Leute hören Rockmusik. Wenn man also von ihnen die Aufmerksamkeit bekommt und sie nur dazu nützt, ihnen mitzuteilen, wen man gestern flachgelegt hat, ist das in meinen Augen eine Verschwendung." […]
"Biko" stellte die Weichen, um aus Gabriel einen der passioniertesten Menschenrechtsaktivisten der Popmusik zu machen. […] Via Sounds verkündete Phil Sutcliffe, dass Gabriel sich von nun an Gehör verschaffen würde. "Die Aufrichtigkeit von 'Biko' lässt einen riskieren, es Wahrheit zu nennen. Wahrscheinlich ist es Gabriels bestes Werk - und spiegelt den Mann dahinter genau wieder. Es ist ein Balance-Akt zwischen seiner Zurückhaltung und seiner Offenheit - die Vereinigung zweier entgegengesetzter Kräfte. Durch 'Biko' sagt Gabriel: 'Hier bin ich.'"
Daryl Easlea - Das Leben und die Musik von Peter Gabriel (2013), S. 84; 243 ff.