Beiträge von littlewood

    "Before you play two notes, learn how to play one note. It's as simple as that really. And don't play one note unless you've got a reason to play it."


    Mark Hollis

    Mit seiner krachigen Gitarre und recht aufreizenden Synthesizer-Begleitung war "Modern Love" wahrscheinlich der wirkungsvollste Vorstoß in Richtung konventionellem Rock, den Gabriel bis heute unternommen hat. Es ist schwer den Einfluß von Bruce Springsteen auf PG von der Hand zu weisen. Tatsächlich hatte er sogar versucht, sich die Dienste des Keyboarders der E-Street Band, "Prof" Roy Bittan, zu sichern, was allerdings von Springsteens Management verhindert worden war. […] Der Track, der verständlicherweise als zweite Single ausgesucht wurde, war grandioser, lärmiger Rock, der viel mit den zackigeren Augenblicken auf The Lamb… gemein hatte. In Sorge, dass Gabriel nicht imstande wäre, die passende Emotionalität für den Gesang zusammenzukratzen, ergriff [Bob] Ezrin außergewöhnliche Maßnahmen, um das Beste aus Gabriel herauszukitzeln.


    "Wir hatten gerade Gaffer-Tape für uns entdeckt", lacht Ezrin. "Das war gut für eine Menge Dinge. Wir spielten einander immer gerne Streiche, und Peter war ein einfaches Opfer, da er so ein sanftmütiger und höflicher Engländer war, der niemals dachte, dass ihm jemand eins auswischen könnte. Wir nahmen 'Modern Love' auf, und er bekam den Refrain einfach nicht hin. Er war zu wohlerzogen für meinen Geschmack und kam nicht auf den Energielevel, den ich anstrebte. Ich sagte halb im Scherz, dass er noch drei Versuche bekäme, bevor wir ihn an den Marterpfahl binden würden." Der "Marterpfahl" war einer der Pfeiler, der das Dach der Nimbus Studios abstützte.


    "Ich bin mir sicher, Peter hat mir nicht geglaubt. Nachdem er es noch dreimal versemmelt hatte, sagte ich: 'So, jetzt reicht es, er kommt an den Pfahl.' Brian Christian, mein Techniker, ein 100-Kilogramm-Muskelberg aus Chicago, und Jimmy Frank, sein Assistent, zogen Peter eine Leiter hoch und klebten ihn an den Pfahl. Wir nahmen die Leiter weg und ließen ihn da hängen. Wir befestigten ein Mikro vor seiner Nase und dann gab er uns die Performance, die man auf der Platte hört. Ich war von Alice Cooper daran gewöhnt, ein Ambiente zu kreieren, das ein wenig abgefahren war, um ihn aus der Umklammerung des Studios herauszulösen. Ich manipuliere die Atmosphäre ein wenig und schon bekomme ich die gewünschte Darbietung. Manchmal verkehrt sich das auch ins Gegenteil, aber damals klappte es."


    Nachdem er irgendwann wieder heruntergelassen worden war, machte Gabriel ein Video zum Song, bei dem Peter Medak - Gabriel verehrte dessen Film von 1972, The Ruling Class - Regie führen sollte.
    Das Video entstand in einem Einkaufszentrum in Shepherd's Bush im Westen Londons, wo gerade neue Rolltreppen eingebaut worden waren, auf denen Gabriel in seiner Rolle als futuristischer Ninja / Footballer herumturnen und sich austoben konnte. Ein wenig überraschend für so einen optimistischen Song, der so gut in seine Zeit passte, verfehlt er die UK Top 50.

    Daryl Easlea, "Das Leben und die Musik von Peter Gabriel" (2013), S.202 ff.

    "I've always known that joy cannot be contrived, that it’s a wellspring of life being lived and being loved.
    In the message, Eugene Peterson's translation of the bible, I read Psalm 100:
    'Enter with the password 'thank you!' and make yourself at home.'
    What a line."


    Bono, booklet

    Nach ihrer kurzen Tour im Dezember 1972 waren Genesis bereits im März 1973 in die USA zurückgekehrt und gingen schließlich im November desselben Jahres auf eine umfassende Nordamerika-Tour. Als Support-Act mit von der Partie war aufgrund der alten Charisma-Connection Peter Hammill, der nun solo unterwegs war, da Van Der Graaf Generator sich eine Auszeit gönnten. "Ich war hauptsächlich in Kanada mit dabei, wohin sie nett genug waren, mich mitzunehmen", erinnert er sich. "Um ehrlich zu sein, hatte ich eine ordentliche Portion Chuzpe, um mich vor ihnen mit einer Akustikgitarre auf die Bühne dieser Eisstadien zu trauen. Peter half mir, indem er mich persönlich ansagte. Sehr anständig von ihm."

    […]

    Peter Hammill verneigt sich ebenfalls vor Gabriels Qualitäten. Obwohl Hammill der Star bei Charisma gewesen ist, als Genesis auftauchten, hat Gabriel ihn schon kurze Zeit später übertroffen. "Ich empfinde große Bewunderung gegenüber seinem Organisationstalent", sagt Hammill. "Er schafft es im Verlauf der Jahre, eine ganze Rasselbande von Leuten zu besänftigen, zu begeistern und zu organisieren - und das bei einer ganzen Reihe von Aktivitäten. Ich hätte keine Ahnung, wie ich das bewerkstelligen würde. Dafür gebührt ihm höchster Respekt, würde ich sagen. Und so nebenbei hat er wunderbare Musik abgeliefert. Wir sind beide Sänger, Frontmänner, Solokünstler. Das erschwert die Arbeit mit uns. […] Wir sind privilegiert. Und letzten Endes haben wir dank unserer Begeisterung das Glück auf unsere Seite gezwungen. Wenn Peter und ich uns privat treffen, sprechen wir quasi nie über Musik oder Musiker. So gefällt uns das eben, auch nach all den Jahren." Wenn man Hammill zu den Gründen für Gabriels Langlebigkeit befragt, erhält man eine rasche Antwort: "Weil er es eben wert ist."

    Daryl Easlea - Das Leben und die Musik von Peter Gabriel (2013), S. 152; 465