[FONT=Arial, sans-serif]Kapitel 23 Von Bath zur Weltherrschaft[/FONT]
[FONT=Arial, sans-serif] ODER[/FONT]
[FONT=Arial, sans-serif] Tears for Fears[/FONT]
[FONT=Arial, sans-serif]Solomon Capri steckt in einer ziemlich heftigen Midlife Crisis. Seine Zeit als gefeierter Musiker liegt viele Jahre zurück. Die damalige Band ist schon lange Geschichte. Nur die vielen Goldenen Schallplatten, welche die Wände seines recht komfortablen Anwesens schmücken, erinnern an den Ruhm vergangener Tage. Doch nicht nur künstlerisch ist Solomon abgemeldet, auch privat stehen die Zeichen auf Umbruch. Seine Kinder sind inzwischen alt genug, um eigene Wege zu gehen Und während er auf der Suche nach neuen Aufgaben und Lebenssinn bisher nicht fündig geworden ist und reichlich gelangweilt die eigene Vergangenheit verwaltet, droht zudem noch seine Ehe zu zerbrechen. [/FONT]
[FONT=Arial, sans-serif]Umso dankbarer ist er für das Angebot, in einer neuen Fernsehshow mitzuwirken, wo sich ehemalige – man könnte auch sagen abgehalfterte - Popstars als Opernsänger versuchen[/FONT][FONT=Arial, sans-serif] sollen. Also nimmt er fleißig Gesangsunterricht, um sich dort den Zuschauern als Gewinner zu präsentieren. Daneben versucht er, die Leere seines Daseins mit sexuellen Abenteuern und Drogen zu füllen. Und schliddert dabei von Missverständnis zu Fettnäpfchen. Und wieder zurück. Alles in allem ist Solomon ein eher bemitleidens- als liebenswerter Hansel.
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[FONT=Arial, sans-serif]Kommen wir zur guten Nachricht: Solomon Capri gibt es gar nicht wirklich. Er ist die Figur in einem Roman mit dem vielsagenden Titel SEX, DRUGS AND OPERA. Geschrieben hat diesen durchaus kurzweiligen Schmöker Roland Orzabal. Orzabal war selbst mal ein richtiger Popstar. Oder ist er es immer noch? Man weiß das nicht so genau. Aber man fragt sich beim Lesen ein ums andere Mal, wie viel von Roland Orzabal selbst in Solomon Capri steckt. [/FONT]
[FONT=Arial, sans-serif]Die musikalische Karriere von Roland beginnt 1979 im Alter von gerade einmal 18 Jahren recht unspektakulär. In Bath, einem überschaubaren Kurort in der englischen Provinz, gründen fünf Teenager die Gruppe GRADUATE. Dort spielt man, wie viele andere Bands aus dieser Zeit, einen flotten, hörbar von New Wave und Ska beeinflussten Poprock. Mit an Bord ist schon damals Rolands langjähriger Musikpartner Curt Smith. Auch wenn GRADUATE kommerziell betrachtet völlig irrelevant sind, zeigt sich schon auf ihrem ersten selbstbetitelten Album (1980) das musikalische Talent von Roland Orzabal. Fast alle Songs stammen aus seiner Feder, darunter einige mit Ohrwurmpotential[/FONT]
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[FONT=Arial, sans-serif]Ein Jahr später lösen sich GRADUATE auf, und Orzabal und Smith gründen Tears for Fears. Angelegt eher als Projekt denn als klassische Band setzt man nun stärker auf Synthesizer und Drumcomputer, die man mit handgemachten Klängen kombiniert. Mit Unterstützung von Ian Stanley (keyboards) und Manny Elias (drums) hält man zumindest nach außen hin am Bandkonzept fest. Intern aber sind es vor allem Roland und Curt, die die Richtung vorgeben: Roland als Gitarrist und kreativer Kopf (er ist auf dem Debutalbum THE HURTING [1983] alleiniger Songwriter), Curt als Bassist, Stimme und maßgebliches Gesicht (er übernimmt auf den ersten drei Singles den Leadgesang).
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[FONT=Arial, sans-serif]Ich werde auf die erste Single MAD WORLD (1982) aufmerksam, als ich das Musikvideo in einer Folge von Ronnys Pop Show sehe. Es ist der erste Videoclip der aktuellen Sendung, und ich bin fasziniert und zugleich irrtiert. Nicht über den Schimpansen als Moderator, sondern über die verrückte Tanzperformance, die Orzabal in diesem Musikfilmchen hinlegt. MAD WORLD ist in vielerlei Hinsicht repräsentativ für die musikalische Grundhaltung der Band. Das ist großartiger Pop, einerseits ohne Berührungsängste mit dem Mainstream, andererseits aber immer auch mit der Bereitschaft, Experimente zu wagen und Grenzen auszuloten. Nicht viele Popmusiker schaffen diesen Spagat so mühelos wie Orzabal. Natürlich kaufe ich diese Single, die übrigens völlig zu recht die Charts stürmt. Dass MAD WORLD als Song ein zeitloses Meisterwerk ist, zeigt 19 Jahre später die Coverversion von Michael Andrews und Gary Jules. Ohne Beats und Elektronik präsentieren die beiden Musiker die nun völlig entschlackte Nummer nur mit Gesang und Klavierbegleitung. Auch das funktioniert hervorragend, weil eben die Komposition an sich herausragend ist.[/FONT]
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[FONT=Arial, sans-serif]Mit CHANGE (1983) und PALE SHELTER (1983) folgen zwei weitere Auskopplungen, und[/FONT][FONT=Arial, sans-serif] dank guter Verkäufe sichert das Album Tears for Fears gleich zu Beginn einen Platz an der Sonne. Mit dem auf diese Weise gewonnenen Selbstbewusstsein macht sich die Band an die Arbeit zu einem Nachfolger. Und was für einen![/FONT]
[FONT=Arial, sans-serif]SONGS FROM THE BIG CHAIR (1985) sorgt weltweit für Verkaufsrekorde und Nummer Eins-Platzierungen. Schon die zweite, vorab veröffentlichte Single SHOUT (1984) treibt die Vorfreude auf das neue Werk in ungeahnte Höhen und wird zu einer der Pophymnen der Achtziger. Der um eine Drumloop gebaute Song basiert im Prinzip fast nur auf einem ständig wiederholten Chorus, dessen Melodie mit lediglich drei Tönen auskommt. Minimalistisch und memorabel, eine Verdichtung der Essenz dessen, was Popmusik ausmacht. EVERYBODY WANTS TO RULE THE WORLD (1985) ist von ähnlicher Qualität und shuffelt sich mit tollen Melodien und viel positiver Energie den Weg an die Spitze der US-Singlecharts. HEAD OVER HEALS (1985) ist nicht nur dank seines unterhaltsamen Videos eine „affenstarke“ Halbballade. Und mit THE WORKING HOUR (1985) deutet Orzabal erstmals an, dass er vor ausgedehnten Stücken keine Scheu hat.[/FONT]
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[FONT=Arial, sans-serif]Was dann folgt, muss man wohl als schwere Geburt bezeichnen. Erst 1989 erblickt mit THE SEEDS OF LOVE das dritte Album der Band das Licht der Welt. Vier Jahre Produktionszeit, mehrere Produzentenwechsel und Produktionskosten in Höhe von über [/FONT]
[FONT=Arial, sans-serif]1 Million Pfund. Orzabal verfolgt eine Vision, weg von einem von Sequenzern und Maschinen dominierten Sound, hin zu mehr organischem Zusammenspiel und Bandjam. [/FONT]
[FONT=Arial, sans-serif]Gleichzeitig wachsen die Spannungen zwischen ihm und Curt Smith, der auf den Aufnahmen deutlich weniger singen und auch nicht uneingeschränkt Bass spielen wird. [/FONT]
[FONT=Arial, sans-serif]Statt dessen heuert man eine Schar illustrer Sessionmusiker an: Manu Katche, Pino Palladino, Robbie McIntosh, Simon Phillips und last but not least Phil Collins.
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[FONT=Arial, sans-serif]Um es vorwegzunehmen: Am Ende steht tatsächlich das Opus Magnum, welches Orzabal im Sinn hatte. Vom Opener WOMAN IN CHAINS bis zum Finale FAMOUS LAST WORDS ist alles meisterlich komponiert, getextet, arrangiert und produziert. Keine einzige Note ist am falschen Platz. Die Band, die es zu diesem Zeitpunkt faktisch nicht mehr gibt, hat sich selbst übertroffen. Roland Orzabal ist spätestens ab jetzt eine Musiklegende. [/FONT]
[FONT=Arial, sans-serif]Und als Sahnehäubchen wird mit der beteiligten Oleta Adams eine Künstlerin aufgebaut, die ein Jahr später auf ihrem (von Orzabal maßgeblich inszenierten) Soloalbum CIRCLE OF ONE (1990) voll und ganz überzeugen kann.[/FONT]
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[FONT=Arial, sans-serif]Nach der Trennung von Kollege Smith führt Orzabal Tears for Fears vorübergehend alleine, aber auf hohem Niveau weiter, bevor es 2004 zur Versöhnung kommt. Denn schließlich gilt: EVERYBODY LOVES A HAPPY ENDING (2004).[/FONT]
[FONT=Arial, sans-serif]Seitdem warte ich als hartgesottener Fan auf ein neues musikalisches Lebenszeichen, welches bereits mehrfach versprochen, jedoch immer noch nicht eingelöst wurde. Und so bin ich dann über Orzabals ersten Roman gestolpert. Bleibt die Frage: Wie viel von Solomon Capri steckt in Roland Orzabal. Ich hoffe, nicht zu viel. [/FONT]
[FONT=Arial, sans-serif]Definitives Lineup[/FONT]
[FONT=Arial, sans-serif]Roland Orzabal – vocals, guitars, keyboards[/FONT]
[FONT=Arial, sans-serif]Curt Smith – vocals, bass guitar[/FONT]
[FONT=Arial, sans-serif]Gegenwart[/FONT]
[FONT=Arial, sans-serif]Ein neues Album ist seit längerem in der Mache, und ich bin schon jetzt gespannt, wie es klingen wird.[/FONT]
[FONT=Arial, sans-serif]Weiterhören und Ansehen[/FONT]
[FONT=Arial, sans-serif]Mad world[/FONT]
[FONT=Arial, sans-serif]https://www.youtube.com/watch?v=SFsHSHE-iJQ[/FONT]
[FONT=Arial, sans-serif]Everybody wants to rule the world[/FONT]
[FONT=Arial, sans-serif]https://www.youtube.com/watch?v=aGCdLKXNF3w[/FONT]
[FONT=Arial, sans-serif]Head over heels[/FONT]
[FONT=Arial, sans-serif]https://www.youtube.com/watch?v=CsHiG-43Fzg[/FONT]
[FONT=Arial, sans-serif]Woman in chains[/FONT]
[FONT=Arial, sans-serif]https://www.youtube.com/watch?v=O5-c79LQ3aM[/FONT]
[FONT=Arial, sans-serif]Lieblingsalbum[/FONT]
[FONT=Arial, sans-serif]The seeds of love[/FONT]
[FONT=Arial, sans-serif]Demnächst[/FONT]
[FONT=Arial, sans-serif]In Kapitel 24 von „Meine Achtziger“ heißt es Ronnies großer Auftritt[/FONT]