Mir ist klar, daß bei weiten Teilen der Forensiker noch sehnsüchtig auf die Auflösung dieser Geschichte gewartet wird.
Für das Ende der Sendung hatte sich Anja Caspary den Song "Carpet Crawlers" aufgehoben. In einem ansonsten reinen "Genesis mit Peter Gabriel"-Programm spielte sie nun ausgerechnet diesen Schlußpunkt von der "Seconds Out" – und von Vinyl. Dies erklärte sie mit der besonderen Geschichte dieser Platte. Als Teenie in den Siebzigern hatte sie die vom großen (Fan)-Bruder geborgt und mit zur Party geschleppt, um dort mit den Freunden zu eben jenem Lied das damals beliebte Balz-Ritual des Engtanzes zu pflegen (auch als sog. "Blues-Tanzen" bekannt, die Älteren in der Gemeinde werden sich erinnern).
Nun begab es sich, daß die Platte bei eben jenem Anlaß vom unachtsamen Partyvolk mit Kerzenwachs bekleckert wurde, worauf die kleine Anja die verranzte Scheibe dann wohl behalten durfte. Sie hüte sie bis heute und habe sie nun in der Vorbereitung zur Sendung "abgeduscht" um sie zu reinigen. Natürlich knisterte das Teil beim Abspielen, was das Zeug hielt, noch dazu wurde die Nummer nach ungefähr einer Minute brutal vom Nachrichten-Jingle zerfetzt, also, das war schon ein denkwürdiger Abgang.
In den Kommentaren zur Sendung schrieb ein Hörer, da wäre er auch gerne Schallplatte gewesen, wobei es der Phantasie des Lesers überlassen blieb, ob der Hörer damit meinte, gerne von Frau Caspary geduscht oder mit heißem Wachs überzogen zu werden.
Witzigerweise griffen wir auf unseren Parties der Jugendzeit ebenfalls sehr gerne auf genau diesen Song in der fraglichen Version zurück, so daß "Carpet Crawl" mit Collins eine der ganz frühen prägenden Genesis-Erfahrungen wurde und bis heute selige Schauer der Erinnerung auslöst.
Wäre ich der große Bruder gewesen, hätte ich vermutlich im Angesicht einer eingewachsten "Seconds Out" kein Erbarmen gekannt. Gottseidank war ich der kleine und durfte so die Platten der großen Schwester zu den Parties abziehen. Beim "Blues" verzichteten wir allerdings meiner Erinnerung nach nicht nur auf Kerzen, sondern praktischerweise gleich ganz auf die Beleuchtung, so daß man immer aufpassen mußte, beim Rotieren nicht gegen den Plattenspieler zu rumpeln, was ja für die Platten auch nicht ganz ungefährlich war. Aber das nur am Rande.