Artrock-Festival in Reichenbach

  • Von hier war offenbar keiner beim Artrock-Festival in Reichenbach,
    für die, die es interessiert, hier ein erster kurzer Bericht:



    Der Bergkeller dürfte als Institution ja inzwischen bekannt sein.
    "Das Wohnzimmer des Prog", wie er treffend und liebevoll genannt wird,
    wurde ja bereits schon von sehr interessanten und zum Teil auch schon sehr bekannten Künstlern besucht.
    Da diese kleine Kneipe maximal 100 dicht gedrängten (selbstverständlich stehenden) Personen Platz bietet
    (die Band dann aber nur noch ein Handtuch breit Platz hat),
    weicht der Betreiber und Organisator Uwe Treitinger hin und wieder auf nahe liegende Veranstaltungsorte aus:
    Eine Gokart-Bahn, eine Kirche, den Platz vor der bekannten Göltzstahlbrücke (Die Göltzschtalbrücke im Vogtland - weltgrößte Ziegelbrücke !) oder eben jüngst mehrfach das Neuberinhaus (Startseite - Neuberinhaus Reichenbach - Vogtland Kultur GmbH), eine relativ kleine, Theater-ähnliche Stadthalle, die vielleicht 1000 Besuchern Platz bietet.



    Zunächst zur Vorgeschichte:
    Vor 10 Jahren gab es das erste Artrockfestival mit Ray Wilson, RPWL, Riverside und The Watch,
    Pendragon, RPWL, Kalle Wallners Blind Ego, Hidden Timbre und Quidam kamen zum zweiten Festival,
    das dritte und bisher letzte, unter anderem mit Spock's Beard, Pallas, Mostly Autumn und erneut RPWL und Blind Ego fand 2008 statt. Queensryche und Omega waren angekündigt, mussten aber kurzfristig absagen.
    Während die gesundheitlichen Probleme des Omega-Drummers als Grund nachvollziehbar waren, gab es für die Absage der an diesem Abend bereits anderorts gebuchten Queensryche eigentlich keine Entschuldigung. Sicher wird das nicht nur Besucher gekostet haben, bedenkt man, welcher, vor allem auch finanzieller Aufwand für die Durchführung solcher Events erforderlich ist. So ist wohl auch die längere Pause zu erklären.



    Nun, zum 10-jährigen Jubiläum war es also wieder soweit.
    Vor knapp einem Jahr wurde verkündet, dass es ein viertes Artrockfestival in Reichenbach geben wird
    und die Liste der beteiligten Bands wurde von Monat zu Monat interessanter...


    Man hat nur eine ungefähre Vorstellung vom Organisationsstress, den die Crew um Uwes Bergkeller da hatte,
    dennoch ging es am Freitag (1.4.) pünktlich um 17:30 mit Effloresce aus Nürnberg los (Effloresce – official site of german progressive metal band). Hier gibt es eine recht gute Beschreibung der Band: Effloresce, Band (Metal) aus Nürnberg - Backstage PRO und hier ein recht typisches Beispiel ihrer Musik (allerdings nicht von diesem Konzert): https://www.youtube.com/watch?v=bsLOX-9H7wU.


    Nach einer erstaunlich kurzen Umbaupause ging es weiter mit District 97 (https://de.wikipedia.org/wiki/District_97), einer Band aus Chicago, die zur Zeit durch Europa tourt (unter anderem auch mit Effloresce),
    bereits mit John Wetton aufgetreten ist und eine sehr flotte Prog-Mischung feilbot. Der Kauf ihrer letzten beiden CDs folgte dementsprechend unmittelbar nach ihrem Beitrag. Opener ihres Sets war Snow Country vom letzten Album In Vaults: https://www.youtube.com/watch?v=TduqAiwp89E (Man achte auch auf das T-Shirt des Drummers [Blockierte Grafik: http://www.bruderfranziskus.net/pinkfloydforum/wcf/images/smilies/wink.png] ).


    Die Band Karfagen, eins der zahlreichen, für mich kaum zu unterscheidenden Projekte des Ukrainers Antony Kalugin (Antony Kalugin) folgten nach kurzer Pause. Diese Mischung war unglaublich interessant und hörte sich manchmal stark nach Alan Parsons und Pink Floyd an, nur vielleicht alles etwas rockiger und dynamischer.
    Diese Gruppe hatte ich aus mir unerfindlichen Gründen bisher nicht auf dem Schirm. Verstärkt wurde der Keyboarder und Sänger durch fünf weitere Musiker, darunter einer Gitarristin und Sängerin, deren Stimme stark an Kate Bush erinnerte. Hier eine ruhigere Instrumentalpassage von einem Auftritt zwei Tage später: https://www.youtube.com/watch?v=V8R1AtXPmiU


    RPWL (https://de.wikipedia.org/wiki/RPWL), regelmäßiger Gast im Bergkeller und die einzige Band, die an allen 4 Festivals teilgenommen hat, bringen ein Set aus Longtracks ("extra für Prog-Fans"), nach eigenen Angaben zurzeit für sie sehr ungewohnt, da die Band seit einigen Jahren Konzept-gebunden tourt. Auftakt ist Swords And Guns vom letzten Album Wanted, es folgen Start The Fire, Gentle Art of Swimming und The Fisherman und mit Breathe In Breathe Out ist schließlich doch auch noch ein kürzerer Track vertreten. Ich hoffe, ich habe nichts vergessen. Hier eine knapp zwei Jahre alte Live-Aufnahme aus dem Bergkeller: https://www.youtube.com/watch?v=3lAEpSu8k2E


    Dann hat es ein wenig gedauert, bis IQ endlich die Bühne betraten. Die Bands davor nutzten z.B. immer leicht modifiziert das gleiche Drumkit und Teile der Bühnentechnik. Für IQ wurde die Bühne "bereinigt", so mussten z.B. auch die am Bühnenrand installierten LASER, die eben noch bei RPWL zum Einsatz kamen, weichen.
    Die drei obligatorischen Videoprojektoren mussten noch eingerichtet werden. Licht, Ton und Bild wurden nun komplett von IQ-Crew-Technikern betreut. IQ überlässt eben auch dort nichts dem Zufall. Das Live-Set fokussierte sich, wie schon in Aschaffenburg (im Colos-Saal am 29.1.) und bei der übrigen Tour auf die jüngste Platte The Road Of Bones (immerhin auch schon zwei Jahre alt) und so ging es direkt mit From The Outside In, dem Album-Opener los. Ich bin mir nicht mehr sicher, was wann gespielt wurde, in jedem Fall folgten aber noch The Road Of Bones, Frequency, Awake And Nervous, Guiding Light und Until The End. Ich glaube, dass auch noch The Narrow Margin gespielt wurde. Mein absolutes Lieblingsstück war jedenfalls dabei: https://www.youtube.com/watch?v=amzWjfwB1Rc (nicht ganz aktuell aber alles was ein guter Prog-Song braucht). Der Sound war brillant, die Band souverän und sicher berechtigt Headliner und Höhepunkt des ersten Abends!


    Nach gut 7 Stunden Musik war dann erst einmal Schluss. Im Netz (vor allem bei Facebook: https://www.facebook.com/Artro…tival-IV-985219821539737/) gibt es jede Menge Bilder vom Event.


    Dem zweiten Tag widme ich besser einen eigenen Beitrag, vielleicht schon morgen...

  • Schöner Bericht!
    Ich war ebenfalls da und kann bestätigen, dass die Organisation am ersten Tag beängstigend perfekt war. ich bin schon gespannt, was du über den 2. Tag zu erzählen hast ;).
    Dass Reichenbach etwas ganz besonderes ist, durfte ich mit meinen Leuten nun schon zum dritten Mal erfahren. Wir kommen aus Kiel und Umgebung und nehmen die ca. 600km immer wieder gerne in Kauf.
    Mit District 97 durfte ich mal wieder eine Band entdecken, die mich total umgehauen hat. Die Bühnenpräsenz der Frontfrau ist sensationell.
    Insgesamt ein sehr guter 1. Tag ohne Enttäuschung und mit einer sehr angenehmen Überraschung.

  • So, weiter geht's:


    Samstag, 12:00Uhr wurde das Spektakel fortgesetzt. Soul Secret (Soul Secret Official Website) aus Italien betraten die Bühne und begrüßten das Publikum erst einmal mit "Good Evening". In so einem Theater kann man schon einmal vergessen, dass es eigentlich helllichter Tag ist. Der Frontmann scheint seine Kollegen eher als Begleitband zu verstehen, zumindest stellte er die Songs und Alben immer als "my" vor. Ob das gerechtfertigt ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Die Musik dieser Band wird oft mit Dream Theater verglichen und tatsächlich gibt es da auffällige Ähnlichkeiten. In diesem Trailer für ihr neues Album kann sich jeder sein eigenes Bild machen: https://www.youtube.com/watch?v=JP_Ul8Oidh0


    Wie sich inzwischen herumspricht, entfällt der Beitrag der Band Personal Signet. Warum ist mir jedoch nicht bekannt, allerdings wirken nun die Umbaupausen etwas entspannter.


    Ally The Fiddle ist nun dran. Es handelt sich hierbei um ein Projekt der deutschen Geigerin Ally Storch (https://de.wikipedia.org/wiki/Ally_Storch), die, wie man bei wikipedia nachlesen kann, bereits als Kind auf Schallplatte verewigt ist. Allen, die mit den Kinderplatten von Lakomy aufgewachsen sind, haben sie also schon einmal gehört, wenn auch nur als Mitglied eines Kinderchores. Heute tourt sie als Support für UFO und Haggard und ist mit ihrer Folk-Prog-Metal-Gruppe auch öfters bei diversen Festivals vertreten (z.B. 2011 beim Wave-Gotik-Treffen in Leipzig). Im Set befinden sich übrigens auch Stücke mit Gesang (mit ihrem versteht sich).
    Hier noch ein Bild-und-Ton-Beispiel: https://www.youtube.com/watch?v=9UCjZC7WnJo


    Die Neo-Prog-Band Credo (Credo - UK Progressive Rock Band - New Album Against Reason Release 11 April 2011) mit einem, sehr an Fish erinnernden Sänger spielen auf. Die Band existiert auch schon über 40 Jahre.
    Hier ein etwas älterer Konzertmitschnitt: https://www.youtube.com/watch?v=wVZmOstJF4Y&nohtml5=False


    Die nächste Umbaupause dauerte deutlich länger als gewohnt. Bis die nächste Band die Bühne betrat, war ich davon ausgegangen, dass es sich dabei um Stern Combo Meißen handeln müsse. Allerdings wurde getauscht und SBB, eine polnische Rock-Fusion-Band (https://de.wikipedia.org/wiki/SBB_%28Rockband%29) mit einer fast 50-jährigen Geschichte startet mit einem Blues-Rock-Instrumental. Die dreiköpfige Gruppe tritt wohl erst seit 2 Jahren wieder in Originalbesetzung auf. Es gibt zwei Schlagzeug-Kits, das kennt man ja von manch anderer Band. ;) Hier sieht man SBB im Einsatz: https://www.youtube.com/watch?v=d96sgb6mQBY
    Da der Tag verspricht, noch sehr lang zu werden, gönne ich mir nach dem dritten Stück eine akustische Pause mit einem Spaziergang durch Reichenbach (bei wunderschönem Wetter).


    Nach etwa einer Stunde kehrte ich zurück, Stern Combo Meißen (https://de.wikipedia.org/wiki/Stern-Combo_Mei%C3%9Fen) bauen gerade auf bzw. lassen gerade aufbauen und es dauert...
    Am Ende des Soundchecks gibt es einen live gespielten Track (mir leider unbekannt),
    dann wird die Bühne in dunkles Blau getaucht und die Band verschwindet erst einmal für gut 10 Minuten. Als sie die Bühne wieder betreten gibt es eine kurze Ansprache vom einzig verbliebenen Gründungsmitglied Martin Schreier. Dieser bedankt sich beim Veranstalter und freut sich nach 40 Jahren mal wieder im Neuberinhaus zu spielen. Offenbar gab es in der Bandgeschichte, zumindest zeitweise auch eine engere Verbundenheit zu SBB. Die Combo besteht zurzeit noch aus den Teilzeitmitgliedern Axel Schäfer (Bass) und Frank Schirmer (Schlagzeug), dem Keyboarder Sebastian Düwelt und Manuel Schmid, einem noch recht jungen aber unglaublich professionell agierenden Sänger/Frontman und Keyboarder. Dann geht es los mit Auszügen aus ihrer Neueinspielung von Mussorgskis Bilder einer Ausstellung. Es folgen Klassiker wie Der weite Weg, Kein einziges Wort, Licht in das Dunkel, Stundenschlag, Der Kampf um den Südpol, Die Sage und als Zugabe Was soll aus mir werden. Der Sound war hier umwerfend, unglaublich transparent, große Klasse! Hier ein vergleichbarer Auftritt aus diesem Jahr: https://www.youtube.com/watch?v=bTcB5_Jhs-Q


    Die nun folgende britische Band Threshold (https://de.wikipedia.org/wiki/Threshold_%28Band%29), auch keine Newcomer mehr, bietet einen äußerst starken Kontrast zum gerade gehörten, das ist natürlich auch stilistisch bedingt, allerdings konnte ich dies meinen gerade verwöhnten Ohren nicht antun und so verfolgte ich dieses Konzert vom Foyer aus. Da war viel Gutes dabei, leider wurden oft interessante Ideen im Ansatz mit einer Wand aus Krach an selbige gefahren. Das ist natürlich Geschmackssache, hier ein Mitschnitt aus diesem Jahr, damit sich jeder selbst ein Urteil bilden kann: https://www.youtube.com/watch?v=Oiz-Ol1qyeI&nohtml5=False
    Die Publikumsnähe der Band wurde in Reichenbach übrigens durch einen kurzen Besuch
    des Sängers im Zuschauerraum deutlich gemacht, sehr sympathisch!


    Nach einer erneut sehr langem Umbaupause beginnen kurz vor 1:00Uhr (das Festival sollte laut Plan jetzt schon beendet sein) Pendragon (https://de.wikipedia.org/wiki/Pendragon_%28Band%29) mit einem recht umfassenden Querschnitt durch ihre Karriere. Hier ein Mitschnitt (The King Of The Castle) auf einer privaten Facebook-Seite:
    https://www.facebook.com/10001…9/videos/219763145053103/
    Ich hoffe, es ist öffentlich aufrufbar. Das Stück erinnert mich stilistisch sehr an Entangled, für Pendragon ein recht ruhiger Beitrag, welcher aber zu dieser Nachtzeit auch ganz angemessen ist. Der Rest des Sets war meist deutlich rockiger und die Stimmung bei Band und Publikum war sehr gut. Der Sänger interagierte intensiv mit dem Auditorium und bedankte sich (unter anderem auch für's lange Warten). Der Headliner des Abends hat es etwas schwer. Es ist schon sehr spät, viele Besucher haben 14 Stunden Musik (mehr oder weniger am Stück) hinter sich und so verlassen auch einige das Konzert vorzeitig, da viele auch noch einen längeren Heimweg vor sich haben. Nach dem offiziellen Block gelingt es der Band nur durch eine schnelle Rückkehr auf die Bühne, einen Teil der Besucher für eine kurze Zugabe doch noch zum Bleiben zu bewegen. Es ist inzwischen halb 3 und ein fantastisches Festival geht nun zu Ende.


    Es wird wohl noch eine Weile dauern, ehe man das alles verarbeitet hat.
    Wie bereits bekannt geworden ist, steht der Termin für das 5. Festival bereits fest (31.3. bis 2.4.2017) und auch die ersten Bands sind schon bekannt: Carl Palmers ELP Legacy, Goblin und Lazuli. Ich bin sicher wieder mit dabei und ganz sicher auch bei einem der nächsten Konzerte im Bergkeller. Am Wochenende spielen dort z.B. Seven Steps To The Green Door. Leider kann ich an diesem Termin nicht. Simon Phillips Protocol im Mai ist aber schon fest eingeplant und P.O.N.D., für dieses Jahr im Neuberinhaus angekündigt, ist auf jeden Fall auch eine Reise wert.


    Zu guter Letzt noch ein paar Meldungen zum Event aus der lokalen Presse


    Große Rock-Familie im Neuberinhaus - Freie Presse
    Leidenschaft in epischer Breite - Freie Presse
    https://scontent.xx.fbcdn.net/…1852224628266039606_o.jpg
    https://scontent.xx.fbcdn.net/…bb864393f7cb1&oe=57B6415F

  • Ich bin immer noch geflasht!
    Es war wieder ein fantastisches Festival!
    Hut ab, was Uwe Treitinger mit seiner Crew da wieder auf die Beine gestellt hat.


    Das Echo der lokalen Presse gibt es eigentlich ganz gut wieder:


    Klanggemälde eröffnet Festival - Freie Presse
    Fans singen Earth-Band-Juwelen mit - Freie Presse
    OB dankt Organisator für das tolle Artrock-Fest - Freie Presse
    Art Rock Festival V im Neuberinhaus in Reichenbach bietet Rockmusik aus der ganzen Welt | TLZ


    Als Besucher erlebt man das ganze Spektakel natürlich aus einer anderen und individuellen Perspektive, deshalb ein kleiner Bericht:


    Tag 1


    Wir waren am ersten Festivaltag (31.3.) zu fünft angereist und haben unsere Unterkunft bezogen,
    dann ging's zu Fuß ein paar hundert Meter Richtung Neuberinhaus.
    Die Stadt ist wahrscheinlich nicht oft so belebt und in Gaststätten, Imbissbuden, Geschäften
    und auf der Straße blickt man bei diesem "Ausnahmezustand" abwechselnd in skeptische,
    fragende und/oder überraschte aber oft auch neugierige Gesichter.


    Die Familie, inzwischen kennt man die meisten wenigstens vom Sehen,
    ist versammelt und mit einer viertel Stunde Verspätung
    beginnen Stern Combo Meißen (mit dem Leipziger Symphonieorchester und dem Wilandes Chor)
    uns Mussorgskys "Bilder einer Ausstellung" vorzustellen.


    Dieser Beitrag ist am Anfang richtig platziert, leider stören hier, vor allem bei den leisen Passagen,
    dann aber dennoch einige sehr gesprächige Prog-Fans.
    Ja, hier muss man zuhören!
    Offenbar ist das aber auch bei einem sonst recht anspruchsvollem Publikum keine Selbstverständlichkeit.
    Sicher ist diese Orchester+Band-Geschichte nicht jedermanns Sache, interessant ist das Ganze in jedem Fall.
    Meist wechselt sich die Band und das Orchester ab (sicher der kurzen Zeit für gemeinsame Proben geschuldet),
    bei einigen Passagen wird aber zusammen gespielt.
    Der Chor kommt ein paar Mal zum Einsatz und wenn alle gemeinsam aktiv sind, klingt es wirklich erhebend!


    Hier ein kleiner Schnipsel (in bescheidener Qualität)


    https://www.youtube.com/watch?v=X-tyN7iBwoo


    Die Umbaupause dauert dann etwas.


    Yogi Lang von RPWL baut mit auf und kümmert sich
    dann bei den folgenden zwei Bands um den richtigen Sound.
    Sein RPWL-Kollege Kalle Wallner tritt zunächst mit Blind Ego, einer Gitarren(-lastigen-)band auf.
    Es rockt! Schon dieser zweite Beitrag zeigt, wie kontrastreich das Programm dieses Festivals doch ist.


    Die "Single" zum neusten Album:


    https://www.youtube.com/watch?v=Jpoz4oJobKY


    Dann folgen Sylvan, eine Hamburger Band, die bereits Marillion supportet haben und
    wie Blind Ego beim RPWL-Label "Gentle Art Of Music" unter Vertrag stehen hatte ich, ehrlich gesagt,
    bisher nicht auf dem Schirm.
    Mit einer Mischung, die oft (den alten) Genesis und Pink Floyd ähnelten, haben sie mich natürlich überzeugt.
    Ich habe anschließend ein kleines Vermögen für CDs und eine DVD ausgeben müssen.


    Wenn ihr etwas Zeit habt, dann zieht euch das mal rein:


    https://www.youtube.com/watch?v=qHRV6CZHUqI


    Es war ein würdiger Abschluss eines fantastischen Sets!


    Dann kamen Karnataka, nicht uninteressant, aber auf Dauer doch recht eintönig, wie ich finde.
    Irgendwie hatte ich öfter das Gefühl , die Passagen alle schon einmal kurz zuvor gehört zu haben,
    sicher ist aber auch die Bewertung von Musik, die einem völlig neu und unvertraut ist nicht objektiv.
    Außerdem muss man der Band zugute halten,
    dass sie als vierter Act mit 2 Stunden Verspätung begonnen haben.
    Wahrscheinlich ist man nach 6 Stunden Musik in dieser Lautstärke (an einem Freitag!)
    auch einfach nicht mehr aufnahmefähig.


    Hier was Typisches:


    https://www.youtube.com/watch?v=VpNdYdojljw


    ...

  • Tag 2


    Der letzte Abend endete spät oder besser früh (2:30Uhr)
    und das Frühstück war dementsprechend zu zeitig (8:30Uhr).
    Wir lassen es ruhig angehen und laufen etwas durch die Stadt,
    trinken einen Kaffee und essen eine Kleinigkeit
    und finden uns schließlich kurz vor 13:00Uhr wieder im Neuberinhaus ein.


    Hier spielen gerade Jonas Reingold & Andy Bartosh (Bass und Gitarre) ,
    ein angemessen ruhiger Einstieg in den zweiten Festivaltag!
    Uwe übergibt Jonas Reingold einen Bass des lokalen Zupfinstrumentenbauers zum "Testen"
    und er spielt ihn bei einem Stück (und er klingt gut).


    Hier ein kleiner Ausschnitt eines früheren Konzertes:


    https://www.youtube.com/watch?v=B-l_-lBZq14


    Nun kommt eine Band, auf die ich mich besonders gefreut habe.
    Seven Steps To The Green Door werden von Uwe als "echte progressive Band"
    angekündigt und wer sie hört, weiß auch, was er damit meint.
    Kein anderer Act zeigt in in seinem Konzert-Set eine annähernd so große Vielfalt,
    sogar innerhalb der einzelnen Stücke wird rasant zwischen Takten und Musikstilen ge-switched.
    Es ist nach dem Konzert in der "Schraube" in der Band-Heimatstadt Lugau 2012
    meine zweite Live-Begegnung mit Seven Steps.
    Damals wurde das Konzeptalbum "The Book" komplett dargeboten,
    dieses Mal gab es einen gelungen Querschnitt durch die gut 10-jährige Bandgeschichte,
    der Fokus lag aber auf dem jüngsten Album "Fetish".


    https://www.youtube.com/watch?v=hPKJpUdr4_k


    Überall wird von Inklusion geredet, beim ARF findet sie einfach statt!
    Das Musik-Projekt AnTon der Lebenshilfe Bernburg spielt in den Rahmen passende Werke
    von Mostly Autumn, Pink Floyd, Omega, Transatlantic, Lift, Anathema und Pendragon. Hut ab!


    Hier gibt es leider keine Videos im Netz, dafür aber eine informative Seite:
    https://lhbbg.jimdo.com/weitere-angebote/band-anton/


    Die Kanadier Red Sand sind an der Reihe.
    Sowohl die Show (der Sänger ist auch Darsteller und nutzt Masken und Kostüme)
    als auch die Stimme erinnern stark an Genesis, Marillion und IQ.
    Sehr interessant!


    https://www.youtube.com/watch?v=r46uokpWfuQ


    Crystal Breed betreten die Bühne, zunächst ohne den angekündigten Uli Jon Roth.
    Es wird ein eigenes Set geboten und darauf verwiesen,
    dass es irgenwann einmal ein Konzert mit Uli geben wird.
    Das Konzert ist beendet und hinterlässt ratlose Fans.
    Ach ja, es ist der 1. April und natürlich gibt es noch ein Set mit Uli.
    Gespielt werden vorrangig alte Scorpions-Titel, leider musste ich hier den Saal verlassen,
    da mir das Blut aus den Ohren lief.
    Schade, dass manche meinen, echter Rock müsste Schmerzen bereiten.


    auch hier eine ältere Aufnahme:


    https://www.youtube.com/watch?v=HK1EXn1rkgw


    Chris Thompson, als "Original Voice of Manfred Mann" angekündigt,
    schließt den Abend mit einem Set aus eigenen Stücken
    und natürlich mit den MMEB-Klassikern "Father Of Day, Father Of Night", "Blinded by the Light",
    "Mighty Quinn" und "Davy’s on the Road Again". Ein schöner Abschluss des Festival-Samstages!


    https://www.youtube.com/watch?v=4QbuE-9vtzg


    ...

  • Tag 3


    Frühstück abbestellt! Endlich mal ausschlafen!


    Dann ab in die Brasserie, dort kennt man uns inzwischen schon.
    Schließlich kommen wir auch am dritten Tag etwas verspätet in's Neuberinhaus.
    Alle folgenden Bands spielen auf reduziertem Bühnenraum,


    da der Headliner schon aufgebaut hat.
    Die dreiköpfigen Port Noir benötigen auch nicht viel Platz.


    Die Band wird hier und da in die Prog-Metal-Schublade gesteckt,
    wozu auch immer solche Einordnungen dienen.


    Mich hat diese schwedische Band oft an Biffy Clyro erinnert.


    https://www.youtube.com/watch?v=QFMAJwVnqLY


    Weiter geht es mit einer nicht enden wollenden Umbau- und Soundcheck-Pause.
    Mystery nehmen es genau! Sie sind nun auch schon 30 Jahre im Geschäft


    und sicher hier bekannt.


    Benoît David, zwischenzeitlich mit Yes unterwegs, ist nicht mehr dabei.
    Es ist dennoch eine sehr interessante Band, die ich das erste Mal erleben durfte.
    Besonders (auf)gefallen ist/hat der exakte mehrstimmige Gesang.


    https://www.youtube.com/watch?v=81snjuqJlwI


    Dann kommt die Überraschung des Festivals, für uns fünf jedenfalls,
    ich habe noch nie erlebt,


    dass sich die Begeisterung derart schnell auf das Publikum übertragen hat,
    wie bei den französischen Lazuli. Es macht einfach in jeder Sekunde Spaß,


    zuzuhören (und zuzusehen).
    Die Weltmusik-Elemente erinnern sehr stark an die jüngeren Werke von Peter Gabriel.


    https://www.youtube.com/watch?v=K3jeNK3aO4c


    Das "eigenartige" Instrument ist übrigens eine Léode.
    Sie wurde von Claude Leonetti erfunden, da er nach einem Unfall,
    bei dem er seinen linken Arm verletzte, keine Gitarre mehr spielen konnte.


    Ich muss hier einmal eine Ausnahme machen und einen zweiten Clip hinterherschieben.
    Als Zugabe gab es das hier:


    https://www.youtube.com/watch?v=QZckkhnoOn0


    CDs und DVDs mussten da natürlich her.
    Am Merchandising-Stand war der Andrang erwartungsgemäß groß,
    auch noch, als die nächste Band (die es nun echt schwer hatte) schon lange spielte.


    Getroffen hat es Pain Of Salvation, sehr groß angekündigt
    und mit aufwendiger Lichtshow inszeniert,
    leider wieder viel zu laut und nach dem Hörgenuss eben...


    Bei manchen Stücken gab es eine hohe Dynamik.
    Hier ein verhältnismäßig ruhiges Stück:


    https://www.youtube.com/watch?v=pnxHu3OSvUM


    Dann kam der Act, der ganz oben auf der Liste des Festivals standen: Omega
    Die ungarische Truppe ist seit 55 Jahren im Einsatz und im Osten Kult (wohl auch heute noch).
    Sie schleppen eine riesige Crew und offenbar auch einen eigenen Fanclub mit.
    Natürlich gibt es hier ordentlich Budenzauber (ja, auch interessante Laser-Effekte).
    Ich als "Omega-Debütant" war von dem Konzert aber dennoch nur gedämpft begeistert.
    Der Frontmann macht zwar durch seine Steven-Tyler-Attitüde permanent darauf aufmerksam,
    dass das hier Rock'n'Roll ist, mir ist es aber dann doch zu oft zu, ja kitschig.


    Das war der Opener (ist es wohl immer):


    https://www.youtube.com/watch?v=1au1k31eqXw


    Das oft gecoverte Gyöngyhajú lány,
    vielen als White Dove von den Scorpions bekannt,
    den Ossis eher in der deutschen Version (Perlen im Haar) geläufig, bildet den Abschluss.
    Wir hören das aber schon von draußen ;)



    kurzes Fazit, wie zu Beginn erwähnt: Einfach Klasse!
    Die besehlte Rückfahrt war leider nicht lang genug, um alle gekauften CDs zu hören.
    Es wird wohl eine Weile dauern, alles aufzuarbeiten.
    Nächstes Jahr ist schon gebucht...

  • Lieber sunrise, mal wieder ganz herzlichen Dank für Deine mitreißende Festival-Review.
    Für diesmal hatte ich es mir ganz fest vorgenommen, endlich. Ich fand die Einladungsliste prima und meine generell, ich sollte den Reichenbachkeller mehr unterstützen. Dann kam wie immer das Leben dazwischen



    Loreley 2015 hatte ich zum ersten Mal Berührung mit Lazuli. Ganz wunderbar, diese hübschen Welt-Jungs.
    Bei Mystery fällt wirklich der Gesang auf, das gibt es nicht soo oft.
    Deinen übrigen Links werde ich am WE (bei Regen + kaltem Wind drauußen) auf dem Sofa mit einem schönen Tee ganz genüsslich nachspüren


    Erzähl gern mehr vom Artrock Festival, hast Du auch Fotos?

  • Vielen Dank für deine Zusammenfassungen des Festivals. Ich kann dir fast überall komplett zustimmen in deinen Einschätzungen.
    Für mich war die angenehme Überraschung in diesem Jahr Red Sand.
    Außerdem fand ich Bilder einer Ausstellung und Crystal Breed sehr stark.
    Lazuli habe ich bereits zum vierten Mal gesehen. Wie immer ganz großes Kino einer sehr sympathischen Band.
    Ansonsten fast alles sehr solide im gehobenen Niveau.
    Herr Roth wirklich unerträglich laut, Omega, die ich in den 70ern mal als sehr angenehme Pink Floyd-ähnliche Band live erlebt habe, teilweise furchtbar schmalzig und Pain of Salvation, das neue Album finde ich richtig stark, hat mich enttäuschend wenig gepackt, waren für mich die kleine Enttäuschungen.
    Ein wirklich tolles kleines Festival mit vielen netten Menschen, mit denen man leicht ins Gespräch kommt. Durch unsere fast schon regelmäßigen Besuche in Reichenbach hat sich ein toller Bekanntenkreis ergeben aus durchweg sehr sympathischen Menschen.
    Man kann Uwe Treitinger und seinen Helfern einfach nur dankbar sein, was sie Jahr für Jahr da auf die Beine stellen. Egal, ob im Bergkeller, beim ARF oder das tolle Burgrock-Event.