Unsere Achtziger: Eine Würdigung des besten Musikjahrzehnts aller Zeiten

  • Nun gut, THE COLOUR OF SPRING ist ja auch schon weit entfernt von standardisierter Popmusik. Dieses Album schafft die Balance zwischen sperrigen und eingängigen Momenten am besten. Auf den letzten beiden Alben geht diese Balance dann verloren.
    Hollis möchte ja, dass man sich Alben wie LAUGHING STOCK an einem Stück anhört. Ich ertrage dies aber kaum: zu lahm, zu trist, zu wenig memorabel.

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"

  • Bei mir ist nach Spirit of Eden Schluss.
    Eine solche Vollkommenheit finde ich fast nirgens, unbeschreiblich schön.


    Laughing Stock habe ich zwar letztens gehört, hat mich aber nicht so berüht,
    Wie Spirit of Eden.
    Ein schönes Zitat aus dem wunderbaren Talk Talk Bildband (https://www.musikexpress.de/ta…pirit-of-talk-talk-66841/)


    "Ich habe mich nie getraut Laughing Stock zu hören, da ich Angst habe es könnte noch besser sein als Spirit of Eden" (oder so ähnlich, wers gesagt hat müsste ich nachschauen...)


    Das Gefühl hatte ich ebenfalls jahrelang.


    Aber Colour of Spring und Spirit of Eden sind für mich die ultimativen Alben der Band.


    Post Rock on,


    Kabuki

    :pete:

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  • Die DVD "Talk Talk Live at Montreux 1986" ist für mich ein Meilenstein der Konzertmitschnitte. So ein intimes, mitreißendes Konzert habe ich selten gesehen.

  • Späte Stunde, neue Runde!


    Kapitel 10: Anna, Peter und das Ehegelübde

    oder

    Cock Robin


    Anna und Peter? DIE Anna und DER Peter? Nein, liebe Fans von Rosenstolz, da habt ihr euch mit der Zeitmaschine ein wenig verfahren. Wir sind hier in den Achtzigern und wollen es auch bleiben. Mit Anna und Peter sind Anna LaCazio und Peter Kingsbery von der 1982 in Los Angeles gegründeten Band Cock Robin gemeint. Kingsbery ist der musikalische Mastermind der Truppe, während LaCazio ... nein, das kann ich jetzt nicht so schreiben.


    Gedankensprung. Vor kurzem erntete Komiker Steve Martin einen Shitstorm, als er über die kurz vorher verstorbene Schauspielerin Carrie Fisher Komplimente formulierte, die nach Ansicht einiger Feministinnen sexistischen Ursprungs waren, da sie eine falsche Reihenfolge hatten. Aber wir Männer sind ja lernfähig, deshalb hier nun die „politisch korrekte“ Variante:


    „Anna LaCazio hatte eine tolle Stimme. Und als ich ein junger Mann war, war sie die wunderschönste Kreatur, die ich jemals gesehen hatte.“ Passt!


    Aber ganz im Ernst, im Alter von 15/16 Jahren bin ich wahrscheinlich ziemlich in Anna verknallt. Sie trägt in jedem Videoclip der Band ein Kleid und sieht jedes Mal absolut bezaubernd aus. Und noch etwas verbindet uns. Anna spielt genau wie ich damals Casio Keyboards. Das ist tatsächlich im Booklet zum ersten Album COCK ROBIN (1985) so vermerkt: Anna LaCazio – Casio Keyboards. Lustig! Heute vermute ich dahinter eher einen Marketing-Gag.


    Damals, circa 1985, habe ich im übrigen gerade mit einem Schulfreund meine erste echte Band gegründet. Ich habe zwei Keyboards von Casio, ein MT-60 mit Minitastatur (mein erstes Musikinstrument überhaupt) und mein ganzer Stolz, ein neues CZ 1000. Mein Freund spielt Bass auf einer E-Gitarre (!) und gemeinsam mit einem oft zu lauten Drummer (Mitglied einer örtlichen Feuerwehrkapelle) und einem metal-affinen Klassenkamerad als Sänger wagen wir uns an erste eigene Stücke. Peter Kingsbery ist zu diesem Zeitpunkt eine enorme Inspiration für mich. Er spielt auf dem Synthi fast ausschließlich lange, schwebende Akkorde, was meinen eingeschränkten technischen Fähigkeiten sehr entgegenkommt. Und dann ist da WHEN YOUR HEART IS WEAK (1985). Ich kenne bis dahin nur Dur- und Moll-Akkorde, aber Kingsbery hat hier in der Strophe einen verminderten Akkord eingebaut. Was für eine Stimmung! Was für eine Spannung! Peter eröffnet mir ein neues harmonisches Universum. Also schreiben wir mit der Band einen Song, in dem wir diese Akkordfolge ziemlich schamlos klauen und uns trotzdem wie Könige fühlen.


    In diese Zeit fällt auch mein erster Bandauftritt überhaupt. Der Vater meines Freundes ist Lehrer an einer Hauptschule, und wir dürfen dort spielen. Leider frühmorgens, nachdem die Schüler von einer Nachtwanderung zurück die Schule kommen. Man kann sich ausmalen, dass das Bedürfnis nach lauter, schlechter Musik zu diesem Zeitpunkt nicht besonders ausgeprägt ist.


    Cock Robin veröffentlichen mit THE PROMISE YOU MADE (1985) dann noch eine der Hymnen der 80er und mit AFTER HERE THROUGH MIDLAND (1987) ein Album, welches deutlich besser produziert ist als ihr Erstling. Kingsbery beweist ein ums andere Mal ein tolles Gespür für Melodien. Sie drehen ein paar Videoclips mit hellen weiträumigen Wüstenlandschaften, die ein wenig an die Gegend erinnern, in der Walter White und Jesse Pinkman 25 Jahre später Drogen kochen werden. 1989 veröffentlichen sie mit FIRST LOVE/LAST RITES ein drittes Album, welches ich natürlich auch sofort kaufe. Das Erste, was mir auffällt ist, dass Anna jetzt eine Kurzhaarfrisur trägt. Das Album wird ein Flop...


    Definitives Lineup

    Peter Kingsbery – vocals, keyboards and bass

    Anna LaCazio – vocals and keyboards


    Gegenwart

    Cock Robin gibt es nach wie vor, aber nach dem Ausstieg von Anna LaCazio im Jahre 2015 muss man es wohl mehr denn je als ein Soloprojekt von Peter Kingsbery betrachten.


    Weiterhören und Ansehen

    When your heart is weak

    https://www.youtube.com/watch?v=dRnNpLOhn1Q

    The promise you made

    https://www.youtube.com/watch?v=3pk3A_QSINI

    Just around the corner

    https://www.youtube.com/watch?v=o17HJDwMqn4

    The biggest fool of all

    https://www.youtube.com/watch?v=Gq8dvDKUV30


    Lieblingsalbum

    After here through midland


    Demnächst

    Kapitel 11 von „Meine Achtziger“ ist betitelt mit Scarface und der Schweinerock.

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  • Und weiter geht's!


    Kapitel 11 Scarface und der Schweinerock

    ODER

    Gary Moore


    Vor einigen Wochen wurde in diesem Thread die Unterstellung geäußert, ich würde beim Verfassen dieser Kolumne eh nur irgend welche Fakten aus wikipedia abtippen. Das ist natürlich unsinnigster Nonsens, den man getrost ignorieren könnte. Aber da wir in der Ära Trump mehr denn je dazu angehalten sind, Fake-News als solche zu entlarven, muss ich diesen Vorwurf scharf zurückweisen. Senfscharf. Nein, sogar chilischarf.


    Als Beweis liefere ich euch in dieser Woche absolut exklusive Insiderinfos rund um Gary Moore. Kannst du lange im Netz nach suchen. Wirst du nix finden. Gibt’s nur hier.

    Aber fangen wir vorne an. Gary Moore ist ein talentierter Saitenflitzer mit einer druckvollen Stimme, der in den 80ern ein paar schöne Hardrockalben veröffentlicht. 1985 entdecke ich zunächst den treibenden Ohrwurm OUT IN THE FIELDS im Radio, wenig später höre ich dann die wunderschöne Ballade EMPTY ROOMS und kaufe mir die Single. Das zugehörige Album RUN FOR COVER enthält ein paar weitere Höhepunkte, darunter MILITARY MAN (geschrieben und gesungen von Phil Lynott). Moore erfindet den Hardrock zwar nicht neu, überzeugt mich aber als Gitarrist und Sänger. Und sein Songwriting verbindet harte Riffs mit viel Melodie.


    Zwei Jahre später ist Moore mit einem neuen Album am Start. WILD FRONTIER (1987) liefert mit dem Titelsong, OVER THE HILLS AND FARAWAY und FRIDAY ON MY MIND wieder gute, eingängige Nummern. Aber irgendwas ist anders. Klingt anders. Der Blick auf die Album-Credits bringt die Ernüchterung: Ich höre soeben ein Rockalbum ohne echten Schlagzeuger. Alle Drumparts wurden am Computer programmiert. Ein Fauxpas, ein Sakrileg, ein No-Go. Um Himmels Willen, Gary, was hast du da angerichtet?!

    Moore selbst versucht sein Vorgehen folgendermaßen zu rechtfertigen:


    „I wrote these songs with the help of computers. At home I have an eight-track and a simple drum machine, and the rhythms I produced with these were the basis for all my songs. When we were in the studio with a real drummer we wanted to change, it didn't sound perfect enough. I kept hearing these small mistakes, minimal to be sure, but I couldn't endure it, and I sent the drummer home. He really felt somewhat shit upon. (Guitar World 1987)“


    Angeblich war der Schlagzeuger also zu schlecht. Au Mann! Hätte er doch nur Jeff Porcaro angerufen. Oder Simon Phillips. Aber jetzt isses zu spät. Das Album ist auf dem Markt, ohne Schlagzeug. Schöne Scheiße. Ich kaufe das Album nicht. Ich kann derartige Tabubrüche nicht unterstützen.

    Und ich bin mit meinem Groll nicht alleine. Zwar bleibt Gary in einer Welt ohne Internet ein Shitstorm erspart, aber dafür wird er nun umso schmerzhafter erfahren, dass man musikalische Naturgesetze (no drums – no rock!) besser nicht außer Kraft setzt. Ihr wolltet immer schon mal wissen, wie Mr. Moore zu den Narben in seinem Gesicht kam? Hier kommt sie, die ultimative Wahrheit. Es war nicht seine Frau, und es war kein weiblicher Groupie. Es war nicht die Folge eines Flaschenwurfs auf die Bühne und auch nicht das Resultat eines Kneipenkonflikts.

    Nein, es war ganz anders.


    Es passiert bei einer öffentlichen Autogrammstunde mitten in London. Der Täter, B. Ass Drum, ist Schlagzeuger in einer Gary-Moore-Coverband. Er lässt sich das neue Album signieren, um es dann sofort vor den Augen seines Erzeugers durchzubrechen. Als Moore darauf hin protestiert, zerbricht Drum auch noch einen Drumstick (also quasi einen Drum-Stick) und rammt ihn dem armen Gary in die Wange.

    Was, ihr glaubt das nicht? Dann passt mal auf. Nach zwei weiteren Jahren bringt Moore mit AFTER THE WAR (1989) ein weiteres Album auf den Markt. Erneut gelingt ihm eine gute Mischung aus Härte und Eingängigkeit. Und das Beste ist: Es trommeln wieder echte Schlagzeuger (ja sogar Simon Phillips sitzt bei zwei Tracks hinter der Schießbude).


    Moore mag nun äußerlich entstellt sein, aber innerlich ist er geheilt. Einige Zeit später kriegt er dann den Blues, von dem er sich nie wieder richtig erholen wird. Alles egal, vergeben und vergessen. Moore hat gesündigt, dann aber dem Teufel abgeschworen. Dies sichert ihm einen festen Platz im Rockhimmel. Amen!


    Epilog: B. Ass Drum stirbt am 4. April 2005 und damit zufällig an Gary Moores Geburtstag im Alter von 43 Jahren an den Folgen eines verschleppten Beats.


    Definitives Lineup

    Gary Moore – vocals and guitars


    Gegenwart

    Der Musiker Gary Moore starb am 6. Februar 2011, seine Musik lebt weiter.


    Weiterhören und Ansehen

    Out in the fields (mit Phil Lynott)

    https://www.youtube.com/watch?v=xsKpazeA5L8

    Empty rooms

    https://www.youtube.com/watch?v=JF8CLGq7EXQ

    Over the hills and far away

    https://www.youtube.com/watch?v=7IocRCDWB5k

    After the war

    https://www.youtube.com/watch?v=VtkM4d8zqQg


    Lieblingsalbum

    Run for Cover


    Demnächst

    In Kapitel 12 von „Meine Achtziger“ geht es Ohne Nachtschicht zum Oscar.

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  • Ein weiterer großer Musiker wartet auf eure Aufmerksamkeit...


    Kapitel 12 Ohne Nachtschicht zum Oscar

    ODER

    Lionel Richie


    Nur 6% der Künstler in meiner wöchentlichen Werkschau sind schwarz. Das hat nichts mit Diskriminierung zu tun, sondern ist einzig und allein meinem persönlichen Geschmack geschuldet. Und außerdem bin ich im Sauerland aufgewachsen. Da gibt es seit eh und je eine Dominanz der „Schwarzen“, jedoch meint man dort damit die Parteifreunde von Angela Merkel.


    Aber reden wir über schwarze Musik. Der größte schwarze Musiker ist für mich Stevie Wonder. Gottgleich thront er weit oben über allen anderen. Sein designierter Thronfolger Prince hat leider vor kurzem den Löffel abgegeben. Prince ist in seinen besten Momenten genial und in seinen schlimmsten oberpeinlich. Die Lücke von Wonder hätte er ohnehin nie füllen können. Was soll's, bleibt der Thron halt irgendwann unbesetzt.


    In den Achtzigern, als Wonder seine beste Zeit hinter sich hat, und Prince noch reifen muss, ist es vor allem Lionel Richie, der in Sachen schwarzer Popmusik Standards setzt. Aufgewachsen in Alabama demonstriert Richie schon in jungen Jahren sein Talent, allerdings zunächst als Tennisspieler (!)

    Als Mitglied und Gründer der R&B-Gruppe The Commodores stellt er mit Hits wie EASY (1977) oder THREE TIMES A LADY (1978) schon früh seine Fähigkeiten als Songwriter unter Beweis. Nun, an der Schwelle zum besten Musikjahrzehnt aller Zeiten, will er mit Hilfe seines Labels Motown als Solokünstler durchstarten. Im Nachhinein wissen wir: Hier wurde tatsächlich eine Rakete gezündet.


    In nur 5 Jahren schafft er in den USA 13 Top10-Singles (davon 5 Mal Platz 1). Sein Album CAN'T SLOW DOWN (1983) wird nicht zuletzt aufgrund der Überschneidungen an mitwirkenden Musikern „mini-Thriller“ getauft. Und dann die Songs: ALL NIGHT LONG mit seinen afrikanisch-südamerikanischen Farbtupfern und den tollen Arrangements für Bläser und Streicher. So geschmackvoll kann der Dancefloor vibrieren, wenn Könner am Werk sind. HELLO, eine schmachtende Ballade für die Ewigkeit mit einem der schönsten Gitarrensolos überhaupt. Oder RUNNING WITH THE NIGHT mit Jeff Porcaros treibendem Beat und Steve Lukathers leicht überdrehter Gitarrenekstase , welche eigentlich noch nicht für die Aufnahme bestimmt war, da Lukather sich hier gerade erst warm spielte.


    Nicht zu vergessen das oft übersehene, harmonisch stark angejazzte LOVE WILL FIND A WAY, welches Richie gemeinsam mit Greg Phillinganes schrieb.

    Und wer glaubt, Lionel hätte hiermit sein Pulver schon verschossen, irrt gewaltig. Auf dem Nachfolger DANCING ON THE CEILING (1986) schafft er mit dem Titelsong wieder eine unwiderstehliche Mischung aus weißem Rock und schwarzem Soul. Und dann dieses Musikvideo! Ein Massenauflauf an Tänzern und Musikern, die sich nicht nur einfach gut bewegen, sondern tatsächlich an Wänden und Decke tanzen. Ich kann auch nach mehrfachem Anschauen keinerlei Schnitt entdecken. Wie haben die das damals nur gemacht?


    Bereits ein Jahr zuvor setzt sich Richie gleich zwei Mal die Krone auf. Anfang 1985 schreibt er zusammen mit Michael Jackson als Antwort auf das britische DO THEY KNOW IT'S CHRISTMAS (1984) die US-amerikanische Benefizhymne WE ARE THE WORLD.

    Und am Ende des Jahres gelingt ihm mit SAY YOU, SAY ME für den Film White Nights eine erfolgreiche Bewerbung für den Oscar in der Sparte „Best Original Song“. Durch diesen Titel avanciert er gleichsam zum direkten Nachfolger von Stevie Wonder, der mit I JUST CALLED TO SAY I LOVE YOU genau ein Jahr vorher die Trophäe gewinnen konnte.

    Spitzenplätze in den Charts, akademische Ehren und auf Tuchfühlung mit Gott – eigentlich ist es verständlich, dass man sich nach so viel Erfolg eine Auszeit gönnt. Somit enden die Achtziger für einen der größten schwarzen Musiker schon drei Jahre vorher. Schlagzeilen macht später dann vor allem seine Adoptivtochter Nicole.


    Definitives Lineup:

    Lionel Richie – vocals


    Gegenwart

    Der Mann ist nach wie vor aktiv und immer noch ein Publikumsmagnet (über 100000 Zuschauer beim Glastonbury Festival 2015).


    Weiterhören und Ansehen

    Running with the night

    https://www.youtube.com/watch?v=6PnhlXLHKAE

    Hello

    https://www.youtube.com/watch?v=PDZcqBgCS74

    All night long

    https://www.youtube.com/watch?v=nqAvFx3NxUM

    Dancing on the ceiling

    https://www.youtube.com/watch?v=ovo6zwv6DX4

    Say you, say me

    https://www.youtube.com/watch?v=PxIF9e0465E


    Lieblingsalbum

    Can't slow down


    Demnächst

    Kapitel 13 von „Meine Achtziger“ heißt Alleine unter Schwestern.

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

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  • Ein neuer musikalischer Gang an diesem Frühlingssonntag...


    Kapitel 13 Alleine unter Schwestern

    ODER

    Heart


    Heute möchte ich jemandem nachträglich zum Geburtstag gratulieren, der genau vor einem Monat 67 Jahre alt geworden ist. Der Mann heißt Billy Steinberg. Nie gehört? Da möchte ich dagegen wetten. Billy Steinberg bildet zusammen mit Tom Kelly eines der erfolgreichsten Songwriterteams der Popmusik. In den 80er Jahren schaffen es Kelly/Steinberg-Songs fünf Mal an die Spitze der amerikanischen Charts: LIKE A VIRGIN (1984) von Madonna, TRUE COLORS (1986) von Cyndi Lauper, SO EMOTIONAL (1987) von Whitney Houston und ETERNAL FLAME (1989) von den Bangles. Und last but not least natürlich ALONE (1987) von der Gruppe Heart.


    Nun kann man über diese Werke der Herren Kelly und Steinberg die Nase rümpfen und lamentieren, dass das alles viel zu glatt und kommerziell sei. Dies ändert aber nichts daran, dass hier Klassiker entstanden sind. Musik, die man nicht nur nach 30 Jahren, sondern wahrscheinlich auch noch in 30 Jahren hören wird.

    ALONE z.B. ist an und für sich schon ein ausgesprochen guter Song. Dieser schöne Kontrast zwischen dezenten Strophen (ohne Drums) und dem kraftvollen Refrain. Herrlich! Dann diese kleinen Raffinessen im Arrangement: die zweite Gesangsstimme, der Drumbreak (nur) vor dem zweiten Chorus, das unaufdringliche Gitarrensolo und das leichte Ritardando zum Schluss, übrigens einem echten Schluss ohne Fadeout.


    Es ist hier aber nicht nur der Song, sondern die nahezu perfekte Symbiose von Interpret und Lied, die für den Erfolg sorgt. Noch dazu der richtige Zeitpunkt.

    Werfen wir kurz einen Blick zurück: Die aus Seattle stammende Gruppe Heart unter Führung der beiden Schwestern Ann (Leadgesang) und Nancy Wilson (Gitarre und Gesang) kann bereits Ende der Siebziger mit melodischem Hardrock (von ihnen auch als „Heartrock“ betitelt) erste Erfolge landen. Die Single BARRACUDA (1977) schafft es sogar in die deutschen Top 10. Der Bandsound ist damals noch relativ roh und ungeschliffen, Keyboards spielen keine Rolle.


    Im Laufe der Achtziger orientieren sie sich dann erfolgreich am damals gegebenen Mainstream und schaffen zunehmend Raum für Synthesizer, während die Gitarren etwas in den Hintergrund wandern. Und wie viele andere Rockbands setzen sie verstärkt auf große, bombastische Balladen. Bei Heart funktioniert das stellenweise hervorragend, weil sie erstens überdurchschnittliches Songmaterial haben und zweitens mit Ann Wilson eine herausragende Frontfrau und Rockröhre. Ihr gleichnamiges Album HEART (1985) sichert sich mit Songs wie WHAT ABOUT LOVE, NEVER und meinem Favoriten THESE DREAMS einen festen Platz in meinen persönlichen AOR-Charts.


    Zwei Jahre später wird die Erfolgsformel mit BAD ANIMALS (1987) wiederholt. Allerdings fehlen diesem Werk ein wenig die überragenden Songs. Ausnahme: ALONE! Die Komposition von Steinberg und Kelly, die ursprünglich aus dem Jahre 1983 stammt, hat zu diesem Zeitpunkt schon einige erfolglose Aufnahmen hinter sich. Doch nun dürfen Ann, Nancy und ihre Jungs ran, und es wächst zusammen, was zusammen gehört. ALONE wird Hearts größter Singlehit und festigt den Ruf von Steinberg und Kelly als Hitschreiber.


    Das Video zum Song macht dann auch alles richtig: Man/frau trägt lange Haare und Mäntel. Ein Flügel explodiert, Gitarren werden im Laufen und Liegen bearbeitet. Nancy reitet auf einem Pferd und küsst ihren Leadgitarristen auf die Wange. Man kann einerseits die Klischeehaftigkeit und Geschlechterstereotypen derartiger Filmchen kritisch sehen. Andererseits muss man sie wohl unter Denkmalschutz stellen, denn solche Clips macht heute niemand mehr.

    Heart stehen mit ALL I WANNA DO IS MAKE LOVE TO YOU (1990) noch einmal im Rampenlicht. Da ist mein Interesse an der Band jedoch schon wieder erloschen. Den Weg in die Neunziger gehen wir getrennt. Oder um es mit den Worten ihres größten Hits zu sagen: ALONE!


    Definitives Lineup

    Ann Wilson – vocals

    Nancy Wilson – guitars and vocals

    Howard Leese – guitars and keyboards

    Mark Andes – bass

    Denny Carmassi – drums


    Gegenwart

    Die Band um Ann und Nancy Wilson tourt nach wie vor relativ durch ihre Heimat.


    Weiterhören und Ansehen

    What about love

    https://www.youtube.com/watch?v=KE5GGMhmo-M

    Never

    https://www.youtube.com/watch?v=zWzy5q_M5Ho

    These dreams

    https://www.youtube.com/watch?v=41P8UxneDJE

    Alone

    https://www.youtube.com/watch?v=1Cw1ng75KP0


    Lieblingsalbum

    Heart


    Demnächst

    In Kapitel 14 von „Meine Achtziger“ reisen wir Per Anhalter durch die Funkanstalt.

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

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    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"

    2 Mal editiert, zuletzt von mutzelkönig ()

  • Ich bin ja ein HEART Fan und mag ihre Wandlungen. Tip: Hör dir mal "The Road Home" (1995) an. Fantastisches Album nach den '80ern, quasi unplugged, mit John Paul Jones (Led Zeppelin). Außerdem zählt auch "Fanatic" (2012), das wohl "heavieste" Album von Heart, zu meinen Favoriten. Auch die Soundtrack Arbeiten von Nancy Wilson sind interessant.

  • Ich bin ja ein HEART Fan und mag ihre Wandlungen. Tip: Hör dir mal "The Road Home" (1995) an. Fantastisches Album nach den '80ern, quasi unplugged, mit John Paul Jones (Led Zeppelin). Außerdem zählt auch "Fanatic" (2012), das wohl "heavieste" Album von Heart, zu meinen Favoriten. Auch die Soundtrack Arbeiten von Nancy Wilson sind interessant.


    Tausend Dank für die Anregungen. Das ist alles an mir vorbeigerauscht, aber genau für derartige Vorschläge war dieser Thread auch gedacht.
    Ich bin jetzt bei FANATIC hängen geblieben. Kaum zu glauben, dass das die gleiche Band ist, die in den 80ern diesen hochpolierten AOR kredenzte.
    Das rumpelt und rockt so herrlich roh und ungeschliffen durch meine Lautsprecher und könnte glatt dazu geeignet sein, die Band Leuten schmackhaft zu machen, die mit ALONE UND THESE DREAMS gar nichts anfangen können.
    Ich finde beides cool und bewundere die heute entdeckte Wandlungsfähigkeit der Schwestern. Ein Stück weit scheint es mir "back to the roots" zu gehen.


    Genug gelabert, hier mal ne Kostprobe:
    59 Crunch
    https://www.youtube.com/watch?v=wA2vCe6-EX8

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  • Hört man solche Stimmen eigentlich heute noch?


    Kleiner Nachtrag: Ich habe vor ein paar Wochen die Band ECLIPSE für mich entdeckt, deren Sänger und Kopf Erik Martensson auch eine dieser typischen Hardrockstimmen hat.
    Auch sonst ist das stilistisch sehr stark den Achtzigern verhaftet.
    Schlagt mich, aber mir gefällt's.:teufelgrins:


    https://www.youtube.com/watch?v=NQqRR2r7444


    Das zugehörige Album MONUMENTUM höre ich aktuell auch sehr gerne.


    Von ECLIPSE ist es dann nur ein kleiner Schritt zu W.E.T.


    https://www.youtube.com/watch?v=COq2RouJ2tQ


    Hauptsänger ist hier Jeff Scott Soto. Auch eine tolle Stimme!

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"

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