- Artikel
- Lesezeit ca. 3 Minuten
Mario Giammetti – The Dusk Side of it
Der Kopf des italienischen Fanclub DUSK, Mario Giammetti, schrieb anlässlich des 20jährigen Bestehens der deutschen Kollegen ebenfalls ein Grußwort.
Man vergisst es heute leicht, aber vor zwanzig Jahren war die Welt noch ganz anders. Informationen verbreiteten sich noch über das Radio, das Fernsehen und durch Zeitschriften, und das Wort ‚Internet‘ musste noch erfunden werden. Also: Kein Facebook, kein Twitter, keine Webseiten, keine Blogs, keine E-Mails. Moderne Technologie war damals ein Faxgerät. Und jedermann überlegte es sich gut, bevor er eine Briefmarke kaufte und dem Postamt die Kontaktaufnahme zu jemandem in einem anderen Land anvertraute.
Im März 1991 hatte ich in Italien mein Genesis-Fanzine Dusk auf die Welt gebracht, ungeachtet der Tatsache, dass das keine neue Idee war; andere hatten sie auch schon gehabt, und der englischsprachige The Waiting Room war schon einige Jahre aktiv. Als ich ihn entdeckte, abonnierte ich ihn sofort und bestellte mir auch alle alten Ausgaben, die davor erschienen waren.
Und erst in einer Ausgabe des Waiting Room habe ich gut eineinhalb Jahre später von der Arbeit erfahren, die ein paar deutsche Genesisfans mit einem Fanzine namens Invisible Touch leisteten. Ich glaube, ich habe mich gleich mit Helmut in Verbindung gesetzt (oder umgekehrt? Wer weiß!). Wir haben uns sofort gut verstanden und beschlossen, dass es einfacher wäre, die Magazine auszutauschen, statt jeweils beim anderen zu abonnieren.
Als ich dann die Magazine bekam, die sie bis dahin gemacht hatten – wow! Man muss das mit den Augen der frühen 90er Jahre sehen: Invisible Touch erschien in A4 (Dusk in A5), und auch wenn es natürlich nur fotokopiert war (wie TWR und Dusk auch), so hatte es doch schon ein ziemlich professionelles Layout. Da wurden Fotocollagen zusammengestellt und zeugten von grafischer Kreativität – und dann die Idee mit der Bildergalerie, für die ein seltenes Foto (ja, ein richtiger Papierabzug!) in einen Rahmen im Magazin eingeklebt wurde.
Der Inhalt war genauso interessant und gut angeordnet, nicht nur die Neuigkeiten, sondern auch die Biographien der einzelnen Musiker, Sammlerstücke und lustige Cartoons. Überdies war Invisible Touch sehr verlässlich in seinem Erscheinen. Viermal im Jahr erschien es, im März, Juni, September und Dezember.
Ich hatte Anthony Phillips 1990 schon für Ciao 2001 interviewt, ein italienisches Wochenmagazin, für das ich damals arbeitete, aber die ersten Interviews, die speziell für unsere jeweiligen Fanmagazine erschienen, wurden zur selben Zeit unternommen.
Helmut, Bernd und Peter schienen sich die Ideen und Gelegenheiten allerdings immer ein bisschen vor mir zu bieten! Ihr erstes Heft, das nicht nur einfach fotokopiert war, erschien im März 1993, meines im Oktober. Dann fanden sie, dass ihr Magazin eine englische Übersetzung haben sollte, und nur ein paar Jahre nach ihrer Nr. 1 legten sie jeder Ausgabe eine komplette Übersetzung bei, allerdings kleiner und ohne Bilder. Das war ein wunderbarer Service für Leute, die nicht Deutsch sprechen; ich habe das ein paar Monate später bei meinem Magazin anzubieten versucht für Leute, die kein Italienisch können, aber nie dieses Niveau erreicht.
Im Januar 1998 trafen Helmut und ich uns endlich in Bray, wo Genesis die Generalproben vor der Calling All Stations-Tour veranstalteten. Zu der Zeit waren Invisible Touch (die sich inzwischen in IT umbenannt hatten) und Dusk erwachsener geworden und zu wichtigen Bezugspunkten für Genesisfans in den jeweiligen Ländern. Beide boten tollen Inhalt, beide hatten ihre eigenen Exklusivmeldungen. Aber was das Layout und die graphischen Qualitäten anging, gab es keinen Vergleich: IT war viel besser als Dusk!
In der Zwischenzeit schmiedete jedoch ein Konkurrent im Halbdunkel seine Pläne: das Internet. Natürlich war es eine große Hilfe dabei, Neuigkeiten und Kontakte viel schneller zu bekommen, aber es machte uns das Leben als gedrucktes Magazin immer schwerer. Das Webseitenfieber steckte auch die Genesiswelt an, und bald zeigte sich, dass es ein grausamer Kampf werden würde. Im Jahr 2000 beschloss IT nach einer großen und ganz besonderen Ausgabe den Druck des Magazins einzustellen, während ich versuchte und nach so vielen weiteren Jahren immer noch versuche weiterzumachen.
Aber die Entscheidung von Helmut und den anderen war keine Kapitulation. Sie waren immer noch willens, einen Spitzenjob zu leisten, wenn auch mit einer anderen Herangehensweise. So gründeten sie die Webseite Genesis-News, die eine der besten, wenn nicht sogar die beste Genesis-Webseite überhaupt werden sollte. Viele Updates, ein großartiges Timing, detaillierte Besprechungen und fantastische Interviews, nicht zuletzt dank der neuen und begabten Verstärkung in Form von Christian Gerhardts.
Nach all diesen Jahren sind wir alle ein bisschen älter geworden, aber halten das Feuer immer noch am Brennen.
Ich wünsche mir, dass all meine deutschen Freunde ihr Engagement noch viele Jahre aufrecht erhalten werden, und bin gewiss, dass der Erfolg ihnen wie in den letzten beiden Jahrzehnten weiterhin sicher sein wird.
Mario Giammetti