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Mechanics Lights und Sound: Interview mit Paul Howling und Steve Carr in Berlin

Während der Mechanics Tour führten wir auch ein Interview mit Paul Howling (Lichtshow) und Steve Carr (Sound) in Berlin.

Am Nachmittag vor der letzten Show der Mike + The Mechanics – Looking Back: Living The Years Tour in Berlin, setzten wir uns mit Paul Howling (Lichtdesigner) und Steve Carr (Front Of House Sound) zusammen, um über die Arbeit für Mike + The Mechanics und darüber hinaus zu sprechen. Nach den Interviews mit Mike Rutherford und Tim Howar ist dies unser drittes Interview, das wir im Rahmen der kürzlich beendeten Mechanics Tour geführt haben.

it: Paul, Steve – danke für diese Gelegenheit! Normalerweise führen wir Interviews mit Mike oder den Musikern der Band, aber manchmal wollen wir auch mit den Leuten aus der Crew sprechen, ohne die eine Show nicht durchführbar wäre. Licht und Sound sind also beides wichtige Komponenten für jede Live-Show. Wie seid ihr mit Mike in Kontakt gekommen?

Paul: Ich bin für die Lichtshow verantwortlich und habe Tony Smith durch Nick Mason kennengelernt. Wir arbeiten seit 2018 mit Nick Mason und seinen Saucerful of Secrets-Shows zusammen. Und es gibt ein paar von uns, die über die Jahre mit mehreren verschiedenen Künstlern zusammengearbeitet haben, also kennen wir uns gut. Und ich habe tatsächlich auch schon einmal mit Mike zusammengearbeitet.
Steve: Ich bin für den Sound der Live-Show zuständig und habe angefangen, mit Mike + The Mechanics für diese Tour zu arbeiten. Und ich habe den Job auch durch die Verbindung zu Tony Smith und die Zusammenarbeit mit Nick Mason bekommen.

it: Ihr kommt also im Grunde von der Nick Mason Crew und arbeitet jetzt für die Mechanics auf dieser Tour?
Paul: Ja, ganz genau.

Steve Carr und Paul Howling im Gespräch mit Christian (it)

it: Was ist der Unterschied zwischen der Arbeit für Nick Mason und Mike + The Mechanics aus eurer Sicht?
Steve: Ich denke man kann sagen, dass es nur die unterschiedliche Musik ist, denn technisch gesehen ist es praktisch eine ähnliche Arbeit. Aber der Inhalt macht es anders. Nick Masons Show ist viel mehr auf Klang und Psychedelik ausgerichtet. Und bei den Mechanics geht es viel mehr um die Struktur, es ist eine Pop/Rock-Show und deshalb geht es viel mehr um den Gesang und den Text, die Melodie und einfach um den Song. Bei Nick Mason geht es viel mehr um die Atmosphäre, die Stimmung und den Klang. Der Gesang wird viel weniger betont. Und man legt dort viel mehr Wert auf die Klanglandschaft. Aus der Soundperspektive ist das, glaube ich, eine gute Zusammenfassung.

Paul: Aus der Sicht der Beleuchtung bzw. Light-Show ist es eigentlich ähnlich. Die frühe Musik von Pink Floyd ist sehr psychedelisch und sehr organisch, und für uns Beleuchter ist sie jeden Abend anders. Und die Mechanics sind, wie Steve sagte, viel strukturierter, eine Pop/Rock-Show. Und es ist tendenziell bei jeder Aufführung das gleiche Schema.

it: Wenn ich mich nicht irre, ändern sowohl Nick Mason als auch Mike + The Mechanics ihr Programm während einer Tournee nicht oft.
Steve: Ja, die Shows sind ziemlich festgelegt, was die Setlist angeht.

it: Ist das ein Vorteil für euch oder möchtet ihr lieber mehr Flexibilität haben, um etwas auszuprobieren?
Paul: Es würde mir nichts ausmachen, wenn der Set flexibler wäre. Aber es hat schon etwas für sich, wenn die Dinge vertraut sind, Tag für Tag. Man muss die Qualität ja trotzdem ziemlich hoch halten. Man könnte argumentieren, dass man etwas an Spannung und Frische einbüßt, wenn man sich auf etwas festgelegt hat, aber das ist nicht der Fall.
Steve: Ich denke, dass wir bei einem Projekt wie Mike + The Mechanics, bei dem wir jeden Abend dasselbe Set spielen, viele der Beleuchtungssequenzen feinabstimmen können, weil wir genau wissen, was als nächstes kommt.

it: Ich habe die Show in Leipzig bereits gesehen und Mike hat mir schon vor der Show gesagt, dass ihr dort mit Lichtinstallation mit einigen Einschränkungen zu kämpfen hattet
Paul: Oh ja! Wir haben drei Sätze dieser Vorhänge oder besser Jalousien, aber wir konnten in Leipzig nur zwei davon aufhängen.

it: Was macht ihr dann? Wie reagiert ihr, wenn ihr am Veranstaltungsort auf solche Einschränkungen stoßt und vielleicht erst am Tag der Veranstaltung davon erfahrt?
Paul: Normalerweise installieren wir so viele Lichtelemente, wie wir können. In Leipzig konnten wir das natürlich nicht, weil es ein paar Einschränkungen durch die Decke und so weiter gab. Wir sind aber sehr flexibel. Diese Jalousien waren Mike Rutherfords Idee. Und sie sind wirklich sehr flexibel, so dass wir große Veranstaltungsorte und kleine Veranstaltungsorte und Veranstaltungsorte mit speziellen Einschränkungen wie in Leipzig machen können. Und trotzdem sieht es ziemlich beeindruckend aus.

Paul Howling und Steve Carr bei der Arbeit in Berlin

it: Ich habe Mike + The Mechanics seit 2011 jedes Mal gesehen, wenn sie hier auf Tour waren. Und sie waren immer großartig, aber auf dieser Tour klingen sie einfach besser als je zuvor. Und das scheint in jedem Veranstaltungsort der Fall zu sein. Trotzdem gibt es natürlich auch Fans, die bestimmte Veranstaltungsorte kritisch sehen. Habt ihr auch eine Art „Ich würde es nicht empfehlen“-Liste für Veranstaltungsorte?

Steve: Verschiedene Veranstaltungsorte stellen unterschiedliche Herausforderungen dar. Aber das gehört zu meinem Job, und ich muss mir Lösungen einfallen lassen. So kann es sein, dass Paul an bestimmten Orten nicht alles bekommt, was er sich wünscht, aber trotzdem will, dass die Show gut aussieht. Und im Grunde genommen arbeite ich genauso, wenn es um einen guten Sound geht. An manchen Tagen hat der Raum bestimmte Eigenschaften für den Sound. Und das kann sich auf die Art und Weise auswirken, wie ich den Ton mische.

Ich gebe dir mal ein kurzes Beispiel. Ich mische meist einen bestimmten Hall für die Sänger, aber manchmal hat der Saal einen so großen Hall, dass ich meinen eigenen Hall nicht hören kann. Also muss ich einen Kompromiss eingehen. Heute zum Beispiel verwende ich also nicht meinen Hall, sondern nur den Hall des Saals. So funktioniert es. Auf dieser Tour habe ich jede Show genossen. Denn das ist es, was wir tagsüber tun. Wir sorgen dafür, dass die Halle und der Mix für die Live-Show funktionieren. Verschiedene Räume haben also unterschiedliche Herausforderungen, manche machen mir mehr Spaß als andere.

it: Und wie sieht es mit der Beleuchtung aus? Wie wichtig ist zum Beispiel die Höhe des Halle für dich?
Paul: Nun, ich bevorzuge natürlich eine Umgebung wie hier [Tempodrom Berlin], wo wir alles haben. Es ist hoch und es ist groß. Und das ist natürlich meine Lieblingsumgebung. Aber wie Steve sagt, mögen wir manchmal die Herausforderung, wenn es ungewöhnlich oder kleiner ist, und wir haben normalerweise ein zufriedenstellendes Ergebnis.
Steve: Darum geht es doch, oder?
Paul: Ganz genau. Man bekommt immer das raus, was man reinsteckt. Ich denke, alle Shows auf dieser Tour waren wirklich gut.
Steve: Die Royal Albert Hall in London zum Beispiel ist berüchtigt für ihre schwierige Akustik, aber es war eine der besten Shows. Solange man nicht dagegen ankämpft und sich darauf einlässt, wird es funktionieren.

it: Ist diese Decke hier in Berlin eine Herausforderung?
Steve: Ja, das könnte ein schwieriger Raum sein! Aber auch hier herrscht eine großartige Atmosphäre, das Publikum ist normalerweise sehr gut. Solange wir tagsüber unseren Job machen können, wird es eine großartige Show werden. Der Trick ist, nicht gegen den Raum anzukämpfen, sondern sich in den Raum zu setzen und ihn dann aufzubauen. Man muss sich einfach Zeit dafür nehmen.

Jo Greenwood vom Management kommt dazu und wirft ein:
Und wie ist es mit dieser Affenkacke-Halle in München?

Steve: Ja, der Circus Krone ist auch schwierig, aber ein toller Veranstaltungsort. Und es war wirklich eine tolle Show.
Paul: Es war auf jeden Fall eine Herausforderung, ich war wochenlang im Voraus im Gespräch mit den Münchner Technikern. ‚Können wir das machen? nein, wie wäre es damit? ja, warum nicht das? Das müssen wir überprüfen‘. Das war eine ziemliche Herausforderung, aber wie Steve sagt, es hat sich gelohnt. Tolles Publikum, tolle Atmosphäre. Wir haben es sehr genossen.

it: Wie entwickelst du ein Konzept für die Tournee, Paul? Hast du eine Idee und präsentierst sie Mike oder triffst du dich zuerst mit ihm und entwickelst danach etwas?
Paul: Jede Mechanics-Tour hat ein anderes Thema. Und diese Ideen kommen immer von Mike Rutherford. Er hatte also die Idee, diese Jalousien zu verwenden. Und dann hat ein Lichttechniker namens Paul Kell, der der ursprüngliche Lichtdesigner war, eine Beleuchtungsanlage gebaut, die zu den Jalousien passte, also war das eine Zusammenarbeit von Paul Kell und Mike Rutherford.

Noch ein Smalltalk nach der Show

it: Was steht nach der Tournee bei euch an?
Steve: Ich werde wieder in der Royal Albert Hall für eine einmalige Show auftreten, die VE Day 80: The Party Show. Und dann werde ich im Sommer mit einem DJ arbeiten, DJ Cargo. Und später im Jahr folgt dann die Dire Straits Experience.
Paul: Ich werde mir ein paar Wochen zu Hause frei nehmen.

it: Nach 45 Shows wohlverdient…
Paul: Ja genau, und dann arbeite ich für die Europatournee von John Legend.

it: Falls sich die Mechanics also entschließen, wieder auf Tournee zu gehen, würden ihr euch freuen, wieder dabei zu sein?
Steve: Oh, auf jeden Fall!
Paul: Ja, wir wollen, und wir haben Mike schon gefragt, wann die nächste Tour stattfindet.
Steve: Ja, es macht viel Spaß, den Sound für die Band zu mischen.

it: So, das war’s. Vielen Dank, Leute, für das Gespräch, das wissen wir zu schätzen!
Paul: Perfekt – vielen Dank auch an dich.
Steve: Ja, wir haben das Gespräch ebenfalls genossen. Also viel Spaß bei der Show.

Interview und Transcript: Christian Gerhardts
Fotos: Peter Schütz
Besonderer Dank geht an Jo Greenwood!