Vor 35 Jahren: STEVE HACKETT verlässt Genesis

    • Offizieller Beitrag

    Und gar nicht verstehe ich, daß so viele "Your own special way" den "neuen" Genesis zuschlagen wollen?!?! Ich sehe diesen Song in einer Linie mit Ripples und Entangled, aber da stehe ich wohl ziemlich alleine da....


    Dann hör dir mal "Your own special way" auf der ersten Genesis Revisited von Hackett an! Ich finde nach wie vor, dass er hier den eigentlichen Kern des Songs perfekt freigelegt bzw. entlarvt hat. YOSW ist nur noch vom Arrangement her mit den "alten" Genesis verwandt, im Kern bereits aber ein (an sich guter) typischer Popsongs der späteren Genesis und hätte so im Arrangement von Hackett auch auf der Invisible Touch stehen können. Das faszinierende hierbei ist ja eben, dass Hackett hier nur das Arrangement geändert hat, aber nichts an der Komposition (Strophen, Refrains, Melodien sind gleichgeblieben).
    Umgekehrt wirst du aus Ripples oder gar Entangled niemals einen ähnlichen Popsong machen können ohne in die Komposition eingreifen zu müssen.

    • Offizieller Beitrag

    Naja, Hackett hat das Taktmuster sehr deutlich verändert. Da würde ich schon sagen, dass er in die Komposition eingegriffen hat - und zwar nicht unerheblich.


    Andersrum hat noch niemand Ripples oder Entangled "verpoppt". Ich glaube nicht, dass dies allzu schwierig wäre. Ein guter Song bleibt ein guter Song und niemand wird ernsthaft bezweifeln, dass beide gute Songs sind.

  • Zitat von maxl


    Und gar nicht verstehe ich, daß so viele "Your own special way" den "neuen" Genesis zuschlagen wollen?!?! Ich sehe diesen Song in einer Linie mit Ripples und Entangled, aber da stehe ich wohl ziemlich alleine da....


    Nein, ich pflichte dir bei!
    YosW ist ein Progsong der alten Schule, allerdings mit einer für Genesis bis dahin eher untypischen Thematik. Wann haben denn die "neuen" Genesis noch Stücke veröffentlicht, die ihr Fundament auf Akustikgitarren haben oder in denen Taktwechsel vorkommen (hier 3/4-4/4,wenn ich`s richtig höre) und so liebevoll-verträumte Zwischenteile eingebaut? Der Song hatte m.E. auch auf jedes frühere Genesis-Prog Album (außer TLldoB) gepasst.

    Hier steht nichts wichtiges! Trotzdem danke für's Lesen.

  • zum Beitrag von Prophet: "YOSW ist nur noch vom Arrangement her mit den "alten" Genesis verwandt, im Kern bereits aber ein (an sich guter) typischer Popsongs der späteren Genesis und hätte so im Arrangement von Hackett auch auf der Invisible Touch stehen können. Das faszinierende hierbei ist ja eben, dass Hackett hier nur das Arrangement geändert hat, aber nichts an der Komposition (Strophen, Refrains, Melodien sind gleichgeblieben)."


    Nun, ich rede aber nun mal von "Your own special way" genau so wie er auf der W&W zu hören ist, und mir ist es absolut ein Rätsel, wie dieser Song auf Invisible Touch einen Platz finden könnte. Alleine die ganze Stimmung des Songs passt 0,0 zum Geist von Invisible Touch!

  • Selbstverständlich war der Weg "alte Genesis" zu "neuen Genesis" ein längerer Prozess, der IMHO auch schon auf Wind&Wuthering eingesetzt hat (siehe "Your own special way", siehe "Afterglow"). [...]


    Auch wenn ich das Zitat gekürzt habe, um nicht alles zu wiederholen, finde ich das eine sehr gelungene Analyse, der ich gut zustimmen kann. Hinzufügen möchte ich noch Phils Gesangsstil, der etwa bei "Your Own Special Way" bis hin zu einigen der sanfteren Songs auf Duke noch sehr "rein", hoch und sanft ist, aber zumindest bei einigen Stücken auf Duke bereits in die härtere, eher shoutende Richtung geht (man vergleiche beispielsweise seine "schreiende" Stimme bei Squonk und später dann bei z.B. "Tonight Tonight Tonight" - da liegen Welten dazwischen). Auf Duke ist die Entwicklung noch nicht abgeschlossen (das gleiche gilt für Face Value), bei Abacab ist der "neue" Stil bereits da. Auch das führt m.E. dazu, dass die Alben bis einschließlich Duke trotz darauf befindlicher "gestraffter" Songs, noch häufig den "alten" Genesis zugeordnet werden bzw. die Alben als Grauzone empfunden werden.


    Zu Ripples und Entangled: Sieht man mal von Instrumentalsektionen ab, die zwar nicht aufgesetzt wirken, aber problemlos herauszuschneiden wären (blendet mal Ripples schon beim 2. Refrain aus), sind das tatsächlich "Songs" im Kernschema "Strophe + Refrain". Der angehängte Instrumentalteil und v.a. natürlich der Sound lässt sie zu "Progsongs" werden (wobei natürlich die Grenze fließend ist - wollte man nur Songs mit vielen Sektionen als Prog zählen, hätte fast jede klassische Progband einen riesigen Haufen nicht-proggiger Sachen geschrieben). Insbesondere Entangled könnte man ganz bestimmt so ähnlich wie Your Own Special Way umarrangieren. Ripples ebenfalls, nur würde hier das Ergebnis eher in Rockballade gehen. Bei der 2007er Version ist mir sogar aufgegangen, dass das vermutlich eigentlich auch die Idee dahinter war. Ich habe Ripples nie als Ballade begriffen, was eben an dem Sound lag, der die klare Einteilung in "Strophe, Refrain (2x), Solo, Refrain (repeat and fade)" erschwert, aber die Struktur ist da, und in verschiedenen Liveversionen kommt sie klarer zu tragen. Vielleicht war es hier eher eine Frage von "nicht gekonnt" als "nicht gewollt"? (Was mir nach Aussagen der Bandmitglieder auch bei anderen frühen Songs der Fall zu sein scheint).


    Übrigens enthält bereits The Lamb eine vergleichsweise hohe Anzahl an "Songs" (Cuckoo Cocoon, hiervon gibt es eine Country-Version von Hazeldine, die das sehr gut beweist; Back In NYC, Counting Out Time, Carpet Crawl...), die auch nur durch Sound bzw. Einbindung in die Story "proggiger" wirken als sie sind. Da Genesis ja auch später noch Longtracks haben (die ich wie viele andere hier auch als "anders" empfinde), scheint es wohl doch eher so zu sein, dass sich Art des Arrangements und Sound (z.B. im Bereich von Tonys Keyboards) sowie individueller Spielstil (siehe Prophets Analyse) geändert haben und nicht die Herangehensweise.

    FolkProg bei www.favni.de oder fauns.bandcamp.com und favni.bandcamp.com

  • Habe die Rezension von den Babyblauen Seiten erst jetzt gelesen und gesehen, dass die meisten meiner Zusätze dort ebenfalls genannt werde. In der Kernaussage stimme ich also ebenfalls damit überein.


    Was die Wertung betrifft, sehe ich das Ganze allerdings anders. Ich gehöre zu denen, die ein echtes Klavier einem E-Piano-Sound vorziehen und denen 80er-Synthies und klinischer Drumsound (dieser noch nicht auf Duke vertreten) einen Song versauen können. Man hört eben doch nicht "durch den Sound" oder "durch das Arrangement" nach der darunter liegenden Songidee, auch wenn es der Rezensent anscheinend so meint. Jedenfalls werden die meisten zugeben, dass ihnen der ein oder andere Song einfach deshalb nicht gefällt, weil der Sänger keinen Ton trifft oder ihnen einfach nicht gefällt, der Drummer miserabel spielt etc. Ich kenne auch Leute, die umgekehrt Alben wie FGTR oder Trespass keine Chance geben wollen/können, weil ihnen der Sound bzw. das spielerische Können (insbesonder beim Schlagzeug) zu schlecht ist. Aber natürlich liegt die Toleranz bei jedem anders. Und der Geschmack ist sowieso unterschiedlich.

    FolkProg bei www.favni.de oder fauns.bandcamp.com und favni.bandcamp.com

  • Zu Ripples und Entangled: Sieht man mal von Instrumentalsektionen ab, die zwar nicht aufgesetzt wirken, aber problemlos herauszuschneiden wären (blendet mal Ripples schon beim 2. Refrain aus), sind das tatsächlich "Songs" im Kernschema "Strophe + Refrain". Der angehängte Instrumentalteil und v.a. natürlich der Sound lässt sie zu "Progsongs" werden (wobei natürlich die Grenze fließend ist - wollte man nur Songs mit vielen Sektionen als Prog zählen, hätte fast jede klassische Progband einen riesigen Haufen nicht-proggiger Sachen geschrieben). Insbesondere Entangled könnte man ganz bestimmt so ähnlich wie Your Own Special Way umarrangieren. Ripples ebenfalls, nur würde hier das Ergebnis eher in Rockballade gehen.


    Also Leute, ich weiß ja nicht, was das Ganze soll, man könnte ja wohl jeden Song bis zur Unkenntlichkeit verändern, ich aber nehme die Songs so wie sie sind und will sie auch gar nicht anders haben! Nehemen wir mal "All along the Watchtower", da hat das Original doch nichts mehr mit der Coverversion zu tun, wo soll das bitte hinführen und vor allem: was sagt uns das????


    Viele Grüße

  • Zu Ripples und Entangled: Sieht man mal von Instrumentalsektionen ab, die zwar nicht aufgesetzt wirken, aber problemlos herauszuschneiden wären (blendet mal Ripples schon beim 2. Refrain aus), sind das tatsächlich "Songs" im Kernschema "Strophe + Refrain".


    ...aber genau diese Instrumentalparts machen doch das magische bei so vielen Genesis-Songs aus, und gerade bei diesen beiden wundervollen Stücken!!!!!!!

  • ...aber genau diese Instrumentalparts machen doch das magische bei so vielen Genesis-Songs aus, und gerade bei diesen beiden wundervollen Stücken!!!!!!!


    Sicher. Aber bei diesen beiden Songs (und vielleicht einigen wenigen anderen) sind sie strukturell kein integraler Bestandteil. Natürlich machen sie auch für mich mit den größten Reiz dieser Stücke aus, aber als Song würden sie ohne weiteres auch ohne funktionieren. Gerade bei Ripples kannst du das Stück wirklich nach dem 2. Refrain ausblenden, und wenn du es jemandem vorspielst, der das Stück nicht kennt, wird er kaum vermuten, dass es nicht komplett ist. Versuch das mal mit Dancing With The Moonlit Knight oder Dance On A Volcano. Vielleicht könnte man diese Stücke auch irgendwie in simple Songs umwandeln, aber da müsste man schon ziemlich viel ändern und umschreiben (siehe All Along The Watchtower); die Ähnlichkeit zum Original wäre vermutlich nur noch marginal vorhanden.


    Um also nochmal auf dein erstes Post zurückzukommen: Bei Entangled und Ripples wäre eben keine Veränderung bis zur Unkenntlichkeit nötig, bei proggigen Stücken aber schon. Insofern weisen Entangled und Ripples trotz ihres Sounds (schon?) in Richtung simplere, klarere Songstruktur. Und der Sound ist vielleicht gerade bei Genesis auch ein Zeichen der Zeit. Interessant wäre also eher die Frage: Wie hätte Hold On My Heart oder Land of Confusion 1975 geklungen? Vielleicht ist das gar nicht so undenkbar, wie es einem zunächst vorkommt. Vielleicht wäre Hold On My Heart weniger kontrovers, wenn es Mellotron-Streicher und 12-saitige Gitarre hätte. Dabei kommt mir der Gedanke zu einer Coverband... ;)

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    Einmal editiert, zuletzt von March Hare ()