TotW: [06.11.-12.11.2017]: PHIL COLLINS - You Can't Hurry Love

    • Offizieller Beitrag

    Gute Version von Phil, wenn auch nicht wahnsinnig originell. Ich kann da nicht wirklich erkennen, wo er das 60er Arrangement weggeworfen hätte und ein 80er Arrangement drübergestülpt hätte. Im Grunde bewegt er sich sehr sehr dicht am Original. Quasi nichts, was man in Collins' Version hört, gab es nicht auch schon im Original.
    "Lückenfüller" trifft es sogar ganz gut. Wenn ich seine Autobiographie gerade richtig im Kopf habe, dann haben Manager und Plattenfirma seinerzeit an seinem 2. Album moniert, dass da keine gute Single drauf wäre und er auch ziemlich kreative Probleme beim Schreiben seines 2. Albums hatte. Er hat dann diese Coverversion aus der Not heraus aufgenommen, eine "Single" zu bekommen. Was dann für ihn zum Glück auch funktioniert hat (quasi ähnlich wie später bei "Testify", wo die einzig bekannte Single ja auch "nur" eine Coverversion ist).


    Den Song selbst kann ich nach wie vor gut hören, 10 Punkte.

  • Beschwingtes und fröhliches Stück, kann ich mir ab und zu mal gönnen.
    Ein Gute-Laune Stück, wie zum Beispiel Easy Living von Uriah Heep.
    Letzteres würde 14 Punkte kriegen, das von Phil kriegt 12 Punkte.

    Das Leben ist eine Illusion, hervorgerufen durch Alkoholmangel

    Charles Bukowski

  • Zitat von martinus


    oh martinus, Du schaffst mich ...


    Danke, dass Ihr das Cover von Joseph Gordon Levitt gelistet habt, nicht mal Wikipedia schaffte das. Hach seufz, versinke grad tief in seinen Kult-clips. Olle SitCom Junkies wie mich hat er in Hinterm Mond gleich links begeistert und poppt seitdem an den unmöglichsten Stellen wieder auf. Seriös als Snowden, in Saturday Night live etwas weniger seriös, ausgelassen in diversen Pranks und lustigen Show-in-Show Konzepten, nie so ganz gut singend, aber mit fröhlich-verschiedenen Stimmen und meist mit seiner Schrammelgitarre, aber auch am Klavier. Seine abgemagerte, wohl einmalige Vorstellung von U can't hurry love, gesungen von einer traurigen jungen Mutter, kommt viel intensiver als alle nach Phil entstandenen anderen covers.


    Aber es fehlt etwas: Der Schellenkranz. Der macht sowohl Dianas als auch Phils Versionen so fröhlich und mithüpferig und es ist klug von Phil dass er hier nicht bemüht am Original geflickt hat. Stimmt schon, er hat nicht allzuviel 80ger aufgepropft. Sein Beitrag ist ein ganz neuer Druck. Mag sein, dass das eine audiose Täuschung ist, ausgelöst von der männlichen Stimme, aber für mich klang es schon damals bestimmter, basta-iger als bei den Damen.


    Die übrigen covers gehen mir alle von der Projektidee nicht ein.


    Das Original fluffte im super-heißen endlosen Sommer 75 im Umfeld des Philly-Sound wieder auf, den die Othmarscher Christianeums-Schüler im Feriengepäck einschleppten. Strandfeten, Disco, diese unschuldigen paar Monate nach den Krauts und vor Eintreffen des Punk. Göttlich.


    Phil brachte das alles zurück, als wir schon erwachsen waren. War nett, nochmal abzuhotten. Seine No 1 entstand durch den ersten Retro-Sehnsucht-nach-der-Jugend-Kaufrausch. Glaub ich.


    Er hat nichts falsch gemacht, aber auch irgendwie nicht soviel Eigenes beigetragen... also befriedigend.

    • Offizieller Beitrag

    Aber - das wäre in dieser Form eine wirkliche Frechheit. Hat er das wirklich so gesagt? Damit stellte er sich dann aber echt in ein ganz, ganz dümmliches Licht. Oder es wäre der pure Neid - allerdings ebenso dümmlich.


    So dramatisch würde ich das nicht lesen, sondern als Anerkennung der Qualitäten des Stücks. Von guten Sprechern sagt man ja oft auch: "Der könnte das Telefonbuch vorlesen, und die Leute würden ihm begeistert zuhören."


    You Can't Hurry Love hat einfach sehr viel, das für den Song spricht: ein Refrain, den man problemlos mitträllern kann und nur sehr viel schwieriger wieder aus dem Sinn bekommt, die "richtige" bpm-Zahl*, geschicktes Arrangement...
    Wahrscheinlich lässt der Song sich auch einfach covern, weil "die richtige Version" so offensichtlich ist. Ich habe noch keine Version gefunden, die You Can't Hurry Love so richtig auseinandernimmt, gegen den Strich bürstet und dabei ein stimmiges neues Arrangement hervorbringt, das nicht im Kern immer noch dem Motown-Arrangement entspricht. (Wer da was findet - ich bin gespannt!)



    *) Diverse Untersuchungen legen nahe, dass Musikstücke besonders erfolgreich sind, wenn sie genausoviel oder etwas mehr beats per minute haben als die normale Herzfrequenz.

  • So dramatisch würde ich das nicht lesen, sondern als Anerkennung der Qualitäten des Stücks. Von guten Sprechern sagt man ja oft auch: "Der könnte das Telefonbuch vorlesen, und die Leute würden ihm begeistert zuhören."


    Ich will das nicht dramatisieren: Dennoch würde mich die genaue Äußerung und deren Kontext durchaus interessieren. Wenn Banks tatsächlich gesagt haben sollte, dass jeder mit diesem Cover Erfolg gehabt hätte, dann steckt für meine Begriffe das genaue Gegenteil dessen darin, was du formulierst - dass nämlich selbst Schlagersternchen X und Y den Song zum Erfolg gebracht hätten. Und logischerweise auch Tony selbst. Indes... - nein, Tony. Du hättest ein solches Cover hundertprozentig vergrützt. Das hat Phil einfach gut gemacht.

  • Ein nettes Sönglein, zweifelsohne. Allerdings auch arg überstrapaziert (auch bei mir als Nicht-Radiohörer). Auf dem Album ist es der einzige chronische Skip-Kandidat, der Rest der Platte hat einfach viel mehr zu bieten.

  • Hmm...
    als ich 9 Jahre alt war, hörte ich den Song sehr gerne, damals aber von der Serious Hits-Platte.


    Heute höre ich den Song nicht mehr gerne. Es ist mir zu fröhlich, natürlich swingt der Song ohne Ende und ist als Pop-Lied auch gut geschrieben, aber die Streicher etc, das ist mir alles zu süß.


    Am Schlimmsten find ich den Video-Clip, und ich mag auch nicht dass der Song heute für Phil Collins steht.


    Bei dem Konzert im Juli in London war es dennoch eine große Freude den Song von Phil zu hören, da er massiv gute Laune gemacht hat und alle getanzt haben.


    Aber definitiv kein Favourite von mir.

  • Puh. Wie sag ich's diplomatisch? (Herma hilf...) Dieses Liedchen hat mich seinerzeit, als Phils 2. Album herauskam, ähnlich schlimm geschockt, als Abacab in Gänze ein Jahr zuvor. Das hatte mit Phils atmosphärischem Sound auf Platte 1 und in Teilen auf Platte 2 nichts mehr gemeinsam. Das Video ist ja noch ganz witzig, aber für mich das "Whodunnit" von Phil-Solo.:o


    Tja, so geht´s / ging´s mir auch, aber heute scheint die Sonne, It - T- Shirt ist bestellt und ich traue mich nicht, den Collins - Basher hervorzulocken.:D Ist ´ne schicke Cover - Nummer, entspricht Phil´s Gemüt (so, wie ich´s mir vorstelle), tja und das bis zum Erbrechen genudelte Airplay ist nicht auf seinen Mist gewachsen. Also, fröhliche, tänzelnde 9 Punkte. So wenig? Ja, weil ist "nur" ´nen Cover.
    Noch ´ne Ansage an die Neider: Zumindest in der Zeit (vor 35 Jahren - echt?) konnte nur der Phil so´ne Nummern bringen und Erfolge damit feiern (Hallo Tony...)

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    Noch ´ne Ansage an die Neider: Zumindest in der Zeit (vor 35 Jahren - echt?) konnte nur der Phil so´ne Nummern bringen und Erfolge damit feiern (Hallo Tony...)


    Ich stell mir gerade den guten Tony vor, wie er in dem Video a la Phil herumhampelt (oder es zumindest versucht)...

    • Offizieller Beitrag

    ich mag auch nicht dass der Song heute für Phil Collins steht.


    Ja, das macht für mich auch die "Abnutzung" aus: Wenn Phil Collins im Radio gespielt wird, dann dieser Song oder Another Day In Paradise oder Can't Stop Loving You. Selbst In The Air Tonight ist schon eher exotisch.
    Bei Genesis sind es dann I Can't Dance und Invisible Touch .


    Da zucke ich dann ein bisschen zusammen und denke: "Ja, der Song ist gut, keine Frage, und schön, dass ihr den spielt statt den neuesten Drumcomputerstampf von Fräulein Autotune - aber herrje, der Collins hat doch noch so viel mehr zu bieten als dieses Stückchen."


    townman: Hab Nachsicht, da war die nötige Koffeindosis noch nicht überall angekommen, und so ist mir das Beispiel vor Begeisterung genau verkehrt herum geraten. Eigentlich wollte ich natürlich vermitteln: Dieses Stück ist nicht kaputt zu kriegen, gerade weil "die richtige Version" so offensichtlich ist. (ab jetzt wieder im ursprünglichen Beitrag weiterlesen, bitte).



    Spannend finde ich übrigens, dass so viele hier You Can't Hurry Love als "Störenfried" auf Hello I Must Be Going empfinden. Auf den ersten Blick sticht der Song sehr heraus: Ein Cover-Song, ein Motown-Fröhlich-Lied... Die Bläser sind seid I Cannot Believe It's True auf dem Album eingeführt. So fröhlich ist das Lied - zumindest vom Text her - ja auch nicht, im Kern reduziert er sich auf "Menno, ich will endlich nicht mehr allein sein!" Damit fügt sich das Stück gut in das Themenfeld des Albums ein: Verlorene Liebe, Trennungswut, Einsamkeit, Partnersuche, Kommunikationsverlust in der Beziehung, Umgang miteinander in der Beziehung.
    Man könnte auch beobachten, dass You Can't Hurry Love ja das erste Stück auf der zweiten Plattenseite ist, also gewissermaßen das Gegenstück von I Don't Care Anymore. Die beiden Stücke kontrastieren so stark, dass man annehmen könnte, dass dieser Kontrast beabsichtigt ist: dort sehr reduzierter Instrumenteneinsatz, hier eine größere Besetzung. Dort Wut und Aggression, hier eine fast fröhliche ungeduldige Erwartung ...
    Klar, das kann auch alles überanalysiert sein - ob Collins das Stück bewusst dort positioniert hat und sich solche Gedanken gemacht hat, sei dahingestellt. Aber: Irgendetwas hat ihn veranlasst, You Can't Hurry Love aufs Album zu nehmen und genau dort zu positionieren, wo es positioniert ist. Und dort ist es (nicht nur auf die LP-Seite bezogen) ein Wendepunkt. Auf einmal alles anders. Passt nicht richtig - und passt genau deswegen gut.