TotW: [13.03.-19.03.2017]: GENESIS - Guide Vocal

  • Zitat

    was für eine übereinstimmende Begeisterung für GV


    GV ist immer toll.


    Zitat

    ABER:
    da fragt man sich doch, warum Guide Vocal in der Song-Liga gar nicht dabei ist, nicht mal in Liga 2 ????


    Na ja, zumindest bei mir ist es so, dass ich in Verzückung gerate, wenn ich es höre, aber einen Tag später muss ich mich schon wieder sehr aktiv daran erinnern, dass es Guide Vocal überhaupt gibt.

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

  • Irgendwie mag ich die Duke, auch wenn mir so Sachen wie Misunderstanding, Man Of Our Times auf den Nerv gehen. Hier halten sich Rock - Prog - und Pop - Elemente gekonnt die Waage. Nun zu Guide Vocal: Ein schönes Stückchen Musik aus der Feder von Mr. Banks. Angenehme Piano-Perlen fließen wie Regen an einem meloncholischen Herbsttag. Phil singt sehr emotional über eine verpasste Chance, Einsamkeit und Vergessen. Hätte er mal auf seine "innere Stimme" gehört. Ja, das ist es, Guide Vocal erzeugt eine intensive emotionale Atmosphäre auf einem sonst eher unterkühlten Album. Ich hätte gerne mehr davon - von der Atmosphäre und dem Stückchen Musik hier (so drei bis vier Minuten wären ganz schön). Daher keine 15 Punkte, nur 13.
    Klasse die Reprise bei Duke´s Travels! Beide Stücke zusammen wären 15 P....


    P. S. Warum sind sie mit Duke nicht nach Berlin gekommen? Eine Konzertreise nach GB konnte ich mir damals noch nicht leisten.....

  • Eine wunderbare musikalische Miniatur! Dazu ein im besten Sinne Soulsänger, der kurioserweise auf Duke gerade bei den Banks Songs das letzte bisschen Gefühl heraus wringt. 13 Punkte

  • Ich finde es sehr schön, dass ihr dieses kleine Sahnehäubchen doch noch zum TotW auserkoren habt. Danke dafür! „Duke“ ist für mich ein nachwievor fantastisches und kraftvolles Album. Das hier thematisierte „Guide Vocal“ gehört für mich zu den schönsten und zeitgleich noch kürzesten Genesis-Songs die es gibt. Ich bin ja ein sehr großer Freund der Spät-70er/Anfang-80er-Bombast-Genesis und „Guide Vocal“ ist nach zwei sehr intensiven, bombastischen und emotionalen Songs ein sehr guter Ruhepol. Ein Nachsatz sozusagen, ganz dezent – nur Gesang, Klavier und ein dezenter Streicherteppich. Typisch Banks mit seinen unnachahmlich schönen Harmonien. Diese Melancholie ist zum Dahinschmelzen. Obwohl Duke eher mein „Sommeralbum“ ist, passt diese herrliche Schwermütigkeit wohl auch zu grauen Herbsttagen.
    Derartiges hat Tony Banks ja auf seinem ersten Soloalbum „A Curious Feeling“ fast nur fabriziert (ein sehr schwermütiges Album).

    Noch genialer ist natürlich die Reprise in „Dukes Travels/Dukes End“, welche mir jedes Mal kalt den Rücken runter läuft. Wie gesagt, ich mag den Genesis-Bombast sehr. Trotzdem bekommt von mir „Guide Vocal“ als solches 15 Punkte, weil es komprimiert auf kurzem Raum viele Emotionen hervorrufen kann. Ähnliches haben Sie auf „Hairless Heart“ hinbekommen (Macht ihr den Song jetzt irgendwann auch zum TotW? Oder war der schon? Wäre doch schön, oder?)

    The girl from all those songs
    Who made everything feel right
    She came in like an angel, into your lonely life
    And filling your world with light
    Oh, and everybody told you "you're oh so lucky"
    ___
    Mein Iona-Thread: Iona

    Meine Musiksammlung: Discogs

    Mein Blog: http://earl-of-mar.blogspot.de/

  • Ein schönes kleines Teil an der richtigen Stelle auf Duke.
    Aber mehr ist das für mich leider nicht, schon gar nicht als separater Song.
    Die Wiederaufnahme in Duke's Travels wertet es allerdings noch mal auf.
    Dafür gebe ich dann insgesamt 10 Punkte.


    Und richtig von Synclavier bemerkt, dass Tony sowas auch allein hinbekommen hat
    https://www.youtube.com/watch?v=tYWIOlBn5fg


    Allerdings fehlt hier eindeutig Phil's Stimme, ansonsten hätte das genauso auf Duke gepasst!

    Tippspiel Statistiker :thumbup: - Abbuzze !

  • Ich denke, der Ausdruck 'Kleinod' trifft es ziemlich genau. Es ist ein schönes, in sich abgerundetes, geschlossenes Stück, das hält, was es 'verspricht'. Allerdings kann es natürlich in dieser Kürze und Einfachheit nicht in die Höhe aufsteigen, wie meine anderen Lieblinge. Daher 12 Punkte.

    Zy
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    "The music is the true currency. It's more valuable than the accolades or the money. The relationship is with the invisible muse and you know if she's pleased or if she ain't." - Steve Hackett

  • Wenn ich einen Grund hätte, weniger als 15 Punkte zu geben, so würde dieser wohl nur mit einer Art geistiger Umnachtung meinerseits zu erklären sein.

    al's Lebensweisheiten:

    "Man muss sich seiner Arroganz schon bewusst sein, um sie genießen zu können."

    • Offizieller Beitrag

    Der eröffnende Akkord von Guide Vocal sorgt für einen radikalen Stimmungswechsel in der Abfolge der Stücke auf Duke. Musikalisch entfaltet sich keine große Melodie, ein paar Akkorde sind hinskizziert. Der Gesang (in der Studioversion) ist einfach und – mit einer Ausnahme – emotionslos.
    „Ich“, beginnt das Lied, „bin, wer dich bislang geführt hat, bin alles, was du weißt und alles, was du fühlst.“ Es spricht hier also scheinbar ein Abstraktum. Eine Reihe von Bezeichnungen kommt in den Sinn – Bewusstsein, Seele, Vernunft, Bauchgefühl – aber so richtig passt keine von ihnen. Und das Abstraktum formuliert wie Rumpelstilzchen, dass niemand seinen Namen erfahren darf. Allerdings weniger krawallig und mit einer besseren Begründung: „Niemand würde verstehen…“ (gedanklich wäre hier wohl etwa „und man fürchtet, was man nicht versteht …“ einzufügen) “ … und man bringt um, was man fürchtet.“
    Merkwürdig – ein Abstraktum, das sprechen und sogar getötet werden kann. Ist es am Ende doch kein abstrakter Begriff?
    „Ich“, fährt das Lied fort, „rufe ich, weil ich gehen muss. Von jetzt an bist du allein. Es gab eine Wahlmöglichkeit, aber die gibt es jetzt nicht mehr.“ Was für eine Wahl? Zwischen was? „Ich sagte, dass du das nicht verstehen würdest. Nimm, was dir gehört, und sei verdammt.”
    Der Sprecher muss also gehen. Aber der Angesprochene soll sein Zeug nehmen. Wer geht denn da nun wirklich? Kommt hier eine Beziehungsgeschichte zum Vorschein? Jedenfalls ist eine gewisse Wut dabei: Es gab eine Wahlmöglichkeit – du hast das nicht verstanden – mein Fluch über dich. Die Stimme, die den Angesprochenen bislang geleitet, begleitet, geführt hat, wird künftig schweigen. Mit einem grummelig bösen Unterton.


    Das da oben ergibt aber nicht unbedingt Sinn. Das ganze Stück fällt auseinander: Geht es um Abstraktes? Aber wie soll etwas Abstraktes „gehen“ können, wie soll es „umgebracht“ werden können? Geht es um Menschen? Warum darf dann der Name (wohlgemerkt etliche Jahre vor rundbebrillten Jungen mit Blitzen auf der Stirn!) nicht genannt werden? Geht es hier um eine Beziehung? Wenn ja, um was für eine zwischen wem?


    Ein neues Stück entsteht oft aus einer neuen Idee, die auf einem Instrument erscheint: einem zündenden Rhythmus, einer begeisternden Klangfolge auf der Gitarre, spannenden Akkordfolgen auf dem Keyboard oder einer schönen Gesangslinie. Eine erste Aufnahme davon steht dann anderen Musikern als Orientierung zur Verfügung, die dann ihren Teil zu dem Stück beisteuern. Diese erste Aufnahme, wenn es sich um Gesang handelt, heißt im Englischen guide vocal. Wenn das Stück „komplett“ ist, wird die guide vocal dann in der Regel durch final vocal ersetzt.


    Ich bin die Leitstimme, die euch bis hierher begleitet hat, ich bin alles, was ihr von diesem Stück wisst und was ihr bei diesem Stück fühlt (und dann auf eurem Instrument begleitend zum Ausdruck bringt). Meinen Namen (den Arbeitsnamen des Stücks?) darf ich nicht nennen, den würde auch niemand verstehen (ich erinnere an: German I + II oder F Sharp…) und ein Arbeitstitel legt euch Musiker vielleicht auch zu sehr fest, sodass ihr fürchtet, „vom Thema abzuweichen“ und killt eure Kreativität.
    Ich rufe euch, denn ich muss gehen (denn die Leitstimme wird jetzt durch die definitive Version des Gesangs ersetzt) – ihr müsst den Rest des Stückes ohne mich schaffen. Ihr hattet die Wahl (zum Beispiel den Demo-Gesang zu behalten und mich nicht zu verlieren), aber jetzt nicht mehr (ihr habt euch ja für eine andere Version entschieden), ihr verdammten Soundsos. Nehmt eure Musik mit, ich bin raus.


    In diesem Sinn sehe ich Guide Vocal als einen subtiler Scherz: Ein Lied im schlichten Gewand eines Demos, in dem sich der Demo-Gesang beschwert, dass er erst ausgebeutet und dann zum alten Eisen geworfen wird.


    Wie bewertet man das? Das Stück ist musikalisch nicht allzu vertrackt, der Gesang ist schlicht, der Text ganz hübsch. Ich könnte dem Stück vorwerfen, dass es nicht so lang ist, aber Länge ist in der Musik kein Qualitätsmerkmal. Ich könnte auch beklagen, der Gesang sei nicht sehr raffiniert, aber ist nicht oft der Gesang der raffinierteste, der gänzlich ungekünstelt daherzukommen scheint? 10 Punkte, weil ich das Stück wohl mag, aber nicht wüsste, womit es mehr Punkte verdient hätte – und schon gar nicht, warum es weniger verdienen sollte.

  • ach Martinus,
    Du schaffst es immer wieder, mich zu begeistern !


    Seit 37 Jahren kenne und liebe ich Guide Vocal, aber da muss halt erst so einer wie Du vorbeikommen, und mir die Augen öffnen...



    und solch geniale Interpretationen hätte ich so nach und nach jetzt auch gerne von allen meinen anderen Genesis-Lieblingsperlen (Ripples, Entangled, It´s gonna get better, Many too many, Undertow, Dodo, Home by the sea, Silver Rainbow, und und und) :huhu: