TotW: [06.04.-12.04.2015]: GENESIS - Man on the corner

  • Machen wir's doch mal konkret. Wo ist denn nun die 1?


    Also, für mich kommen die ersten Handclaps auf Zählzeit 1. Wenn man dann immer stur vier Viertel durchzählt, kommt die Bassdrum bei "For you and me" eben nicht auf der 1, sondern auf der 3. Dann wäre der Schlagzeugrhythmus quasi "umgedreht", also die Snare auf der 1 und die Bassdrum auf der 3. Alternativ muss man irgendwo einen halben Takt einbauen.


    Also, genau das ist eben das Ding. ;)


    Egal, wie man es dreht und wendet, man kommt zu keiner "glatten" Lösung. Es bleibt eine Vertracktheit.


    Auf ins Nerd-Gebiet:
    Für mich ist klar, dass es keinen musikalischen Sinn ergibt, die "For you and me"-Stelle auf links zu drehen und die schwere Bassdrum auf "you" zu ignorieren. Wo ist die Eins, wenn nicht genau da. Also: Von dieser Stelle aus ist entweder die gesamte Rhythmik zu verstehen, oder es ist, wie du sagst: Man müsste dann einen halben Takt irgendwo einschieben, um den Song bei den "man there on the corner"-Teilen rhythmisch umzupolen. Denn es wäre ja ein "Umpolen", da das Drumpattern die ganze Zeit weiterläuft. Diese Lösung bedeutete also in ihrer Konsequenz, dass die Eins des Patterns innerhalb des Songs umgedeutet würde. Das halte ich für sehr fragwürdig, obwohl ich verstehen kann, dass du den Clap gerne auf die Eins hättest. Ich würde sicherlich aber für die metrische Konstanz des Patterns als Keimzelle des gesamten Songs plädieren. In meiner Transkription käme der Handclap also auf die Drei.


    Hier wäre eine Transkription (voc, g, p), die sich mit einer solchen Auffassung deckt:Genesis: Man On The Corner - Piano, Vocal & Guitar | Sheetmusicdirect.com

  • Dass Tony den Song so schwierig fand, ist - wenn es denn stimmen sollte - schon ein wenig lustig. Wahrscheinlich liegt es daran, dass man das Drum-Pattern einmal richtig verstehen muss, um die "Eins" zu finden. Erst dann kann man sicher sein, auch den ersten Keyboardeinsatz richtig zu platzieren.


    Diesen Song als schwierig zu bezeichnen spiegelt für mich einfach nur den Tritt in den Progressive-Arsch wieder, den das Abacab-Album insgesamt verkörpert. Im Hinblick auf die alten Stücke aus den 70ern ist das Prädikat "schwierig" für dieses Liedchen schlichtweg lächerlich und nicht ernst zu nehmen.
    Der Song ist für mich, abgesehen von den hier fehlenden Bläsern, der Inbegriff dessen, was ich an Collins-Solo hasse. Ich mochte den Song noch nie. Ich finde die Songidee langweilig und die Melodien furchtbar. Das belanglose Drumcomputergeblubber zu Beginn, gepaart mit den mehr als peinlichen Keyboards (einer von Tonys absoluten Tiefpunkten) lässt meine Fußnägel hochkringeln wie gespaltene Löwenzahnstängel im Wassereimer. Der geschmacklose "Clap" setzt dem Ganzen dann noch die Krone auf.
    Der Gesang und das Schlagzeug hinterher retten den Song vor dem völligen Flop.
    Ohne den ausdrucksvollen Gesang und das Schlagzeug wäre mir der Song stolze 0 Punkte wert. Insgesamt komme ich auf 4 Punkte.

  • Diesen Song als schwierig zu bezeichnen spiegelt für mich einfach nur den Tritt in den Progressive-Arsch wieder, den das Abacab-Album insgesamt verkörpert. Im Hinblick auf die alten Stücke aus den 70ern ist das Prädikat "schwierig" für dieses Liedchen schlichtweg lächerlich und nicht ernst zu nehmen.


    Ich verstehe das auch nicht. Metrische Unregelmäßigkeiten, Umdeutungen, Asymmetrien und sogar polyrhythmische Tendenzen gehörten zuvor ganz selbstverständlich zum Ausdrucksrepertoire der Band. Und es ist doch völlig egal, ob man nun die Eins als Eins oder als Drei hört: Sich den Song raufzuschaffen und beim ersten Keyboardeinsatz zu konzentrieren, dürfte vor diesem Hintergrund ein kleineres Problem gewesen sein. Außer: Die hatten keinen Bock mehr, sich übetechnisch anzustrengen. Was ich tendenziell sogar wirklich glaube.


    Das belanglose Drumcomputergeblubber zu Beginn, gepaart mit den mehr als peinlichen Keyboards (einer von Tonys absoluten Tiefpunkten) lässt meine Fußnägel hochkringeln wie gespaltene Löwenzahnstängel im Wassereimer.


    Du hast das mit dem Löwenzahn nicht wirklich ausprobiert...? :D


  • Für mich ist klar, dass es keinen musikalischen Sinn ergibt, die "For you and me"-Stelle auf links zu drehen und die schwere Bassdrum auf "you" zu ignorieren. Wo ist die Eins, wenn nicht genau da.


    Ja, das macht Sinn. Man muss dann nur, sobald der Chorus wieder kommt, und man vorher nicht gedanklich einen halben Takt einschiebt, ein wenig "umdenken". Vor allem darf man den allerersten Keyboardakkord im Stück nicht auf
    Zählzeit 4 (also als eine Art Auftakt) hören. Das habe ich bislang immer getan, und es fällt mir auf, wie wahnsinnig schwer es ist, jahrelange Hörgewohnheiten umzuerziehen.


    In jedem Fall ist das eine schöne, kleine rhythmische Raffinesse. Aber selbstverständlich kann man so einen Einsatz üben. War für Tony damals wahrscheinlich schon zu komplex:o.
    Die vermutete Schadenfreude bei Collins darüber, dass der technisch versiertere Keyboarder Banks hier einen Einsatz verkackt, den Collins problemlos hinbekommt, kann ich mir auch gut vorstellen.:teufelgrins:


    Ansonsten ist dieser Song selbstverständlich ein Highlight der Bandgeschichte, schließlich stammt er vom besten aller Genesis-Alben...:)

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"

  • Ich mag den Song sehr, war immer einer meiner Favoriten auf Abacab. Ein wirklich schöner Text, der mich sehr berührt mit einem perfekt dazu abgestimmten Arrangement aus Phils bester Zeit Anfang der 80er...

  • Hier mal eine Cover-Version fast ohne Schlagzeug. Hier klingt es fast so, als würde sich zwischen Bridge und letztem Chorus der eigentlich nicht vorhandene halbe Takt befinden und dadurch die Zählzeit 1 wandern.


    https://www.youtube.com/watch?v=2pdxBBI8Hlg

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"

    • Offizieller Beitrag

    MMh, daran reizt mich vor allem die Beschreibung. Es ist immer wieder schade, dass Ihr die Hörbeispiele hier nicht verlinken dürft. Wär zu und zu schön, mehrere Versionen nebeneinander vergleichen zu dürfen.

    Dürfen wir schon, machen wir auch gelegentlich, aber der Unterschied zwischen Single- und Albumversion ist hier nicht weltbewegend.


    Das offizielle Video ist vom Sound her mit den Single-Mixes identisch, allerdings gibt es am Anfang einen Solo-TR808-Takt zusätzlich (und etwas unterlegten Beifall), dafür ist noch früher Schluss.
    Zum Vergleich hier die Album-Version. Das ist allerdings der Remix von 2007, da ist der Flanger-Effekt auf der Stimme deutlich schwächer als im Originalmix.

  • Ansonsten ist dieser Song selbstverständlich ein Highlight der Bandgeschichte, schließlich stammt er vom besten aller Genesis-Alben...:)


    Oder vom besten Album überhaupt, das je produziert wurde? :gruebel:
    Ich hab mal 6 Punkte vergeben. Mehr nicht, weil der Man on the Corner kein Banjo spielt.

    I'll never find a better time to be alive than now.

    Peter Hammill (on "X my Heart")

  • Oder vom besten Album überhaupt, das je produziert wurde? :gruebel:


    Das kann ich nicht beurteilen, denn dafür müsste ich alle Alben kennen, die es gibt.


    Ich kenne aber immerhin alle Genesis-Alben!;)


    Im Ernst: Das ist nur meine bescheidene Meinung, aber wenn ich mich für ein Album von Genesis entscheiden müsste, wäre es ABACAB. Dieser Klang, dieser Groove, dieser Mut zum Risiko ... super!

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"

  • Ach Leute, ist es denn so wichtig, ob der Takt Äpfel-Birnen oder Birnen-Äpfel gezählt wird:gruebel: Das macht das Stück nun wirklich nicht besser. Und little nick hat für mich recht, was Tony da abliefert ist doch unter aller Kanone:eek:
    Ich glaube, wer noch nie Tasteninstrumente gespielt hat könnte das aber in höchstens einer Stunde, ohne Anleitung, nachspielen....
    @mutzel: Klar, natürlich, Abacab ist das beste Album von Genesis:rauchen::stupid:. Was ist dagegen schon Foxtrott, Selling und The Lamb, Wegwerfprodukte.....:p

    Das Leben ist eine Illusion, hervorgerufen durch Alkoholmangel

    Charles Bukowski

    Einmal editiert, zuletzt von charles bukowski ()