TotW [03.12.-09.12.12]: PETER GABRIEL - Here Comes The Flood

  • Ich liebe beide Versionen, die Piano-Version berührt mich zutiefst.
    Eine tolles Stück von einem klasse Sänger. 15 Punkte! :topp:


    Übrigens gab es 1979 einen Auftritt bei Kate Bush, welches E-Piano spielte er da? (Zufällig von Yamaha?)


    LG Stevx01 :huhu:

    Genesis
    1992 Hockenheim Motodrom
    2007 Stuttgart Gottlieb-Daimler-Stadion

    Phil Collins
    1994 Frankfurt Festhalle
    1997 Frankfurt Festhalle
    2017 Köln Lanxess Arena

    Peter Gabriel
    2013 Stuttgart Hanns-Martin-Schleyerhalle


    TMB
    2012 Frankfurt Jahrhunderthalle
    2013 Frankfurt Jahrhunderthalle

    Clubtag / Event in Welkers
    2012 Lamb Event Welkers
    2014 Anthony Pillips Event Welkers

  • Nach den Wochen des Darbens dann gleich so was. In der Zentrale neigt man zum Extrem, aber wenigstens geht es wieder aufwärts. Zumal nicht mehr viel Zeit bleibt, denn die nächste endgültige Flut wird bekanntlich in exakt 14 Tagen erwartet.

    Der Vorteil, wenn man so hinterher kleckert, liegt manchmal darin, daß alles schon gesagt wurde. Ich muß also nicht mehr der Versuchung erliegen, weitschweifige Lobeshymnen anzustimmen, die diesem kleinen Wunder ohnehin nicht gerecht werden würden.
    Wunder, weil eigentlich zu pathetisch und überproduziert, und trotzdem völlig unpeinlich. Wunder, weil eigentlich auch viel zu oft gehört, und trotzdem ohne jede Abnutzung.
    Dabei half vielleicht auch die stripped version, in der mir der Song heute am liebsten ist. Sie beschränkt sich auf das Wesentliche, fatalistische Trauer im Angesicht des Untergangs, und dafür braucht es gar keinen Bombast.
    Ein Moment, der dieses Gefühl für mich in reiner Form absolut auf den Punkt bringt, ist in der deutschen Fassung enthalten. Zu Beginn des ersten Refrains haucht Gabriel ein klagend ergebenes, resignierendes "Ja", das wird dann beim zweiten Chorus zum verzweifelten Ruf, aber die Intensität dieses ersten unsagbar traurigen Seufzers, aus dem jeder Lebenswille zu entweichen scheint, ist eigentlich nicht mehr zu steigern.
    Wer es nachhören möchte:

    Der Seufzer vor dem Ende

    Für die m.E. fulminanteste Version, bei der die Details schon etwas auffälliger sind, habe ich keinen Link gefunden.
    Es ist eine Live-Aufnahme, die aller Wahrscheinlichkeit nach 1978 in New York entstanden ist. Robert Fripp, der, glaube ich, nur bei zwei Konzerten dieser Tour als Gast erschien, sägt sich so dermaßen in die Nummer, daß sich einem sämtliche Härchen aufstellen, dann bläst der (- wie wir seit dem Rockpalast wissen - leider zur Pose neigende) Saxophonist ein steinerweichend schrilles Solo, als wolle er das Ende noch aufhalten, und schließlich röhrt sich Gabriel mit unerwarteter Aggression wie ein Punk aus der Gosse in den letzten Refrain. Sehr roh und auf eine Art auch denkbar weit vom Original entfernt, aber unvergleichlich.

    Von Bette Middler wußte ich gar nichts. Schön, daß sie den Song offenbar auch liebt, aber diese Performance überschreitet für meinen Geschmack die Grenze zur Parodie, und zwar zur unfreiwilligen, wie ich fürchte.

    @ Eric:
    Soweit ich weiß, hat Gabriel den Song bereits auf der ersten Tour in der reduzierten Piano-Version als Opener gespielt, allerdings nur erste Strophe und Refrain, das ging denn nahtlos in "On The Air" über.

    15 Punkte jeweils für's Original, Fripp und die deutsche, 16 für die auf "Shaking The Tree", 17 für die extraordinäre N.Y. '78 und 18 für das Geschenk, den Song in soo vielen verschiedenen Fassungen vorliegen zu haben. Macht unter'm Strich…hm, das ist gar nicht vorgesehen, ich tipp einfach mal die Höchstwertung ein.

  • Ich habe nicht abgestimmt! Der letzte Absatz in Littlewood's Beitrag zeigt warum. ;)
    Bin auch nicht so der Freund davon, Liedern Schulnoten zu vergeben, das habe ich glücklicherweise seit seeehr vielen Jahren hinter mir.


    Der Grund meines Postings (für die Spezialisten hier sicher kein Geheimnis) ist nur ein Tipp, für die, die das Lied in deutsch endlich mal auf CD haben wollen. Es ist tatsächlich auf der "Kuschelrock -DCD "Die schönsten deutschen Lovesongs 2" enthalten. Und exakt diese gibt es zur Zeit beim größten deutschen Discounter der Südkette unter zehn € zu erwerben. Also, wer es sucht, findet die Nummer endlich auf diesem Set.
    Meine Frage an die Spezialisten: Ist das die erste und bisher einzige (offizielle) CD-Veröffentlichung der Studio-Aufnahme? Oder habe ich da etwas übersehen?

    That's all folks!

  • Mein "Lieblingssong" von Peter, darum 15.

    "Ich glaube, dass sich mein Standpunkt, nachdem ich die Band verlassen habe, nicht dramatisch geändert hat.(...).

    Aber ich bin immer stolz darauf, was ich tat und was sie taten"

    Peter Gabriel

  • Meine Ausstattung war nie gut, die Version auf der Car klirrte deshalb und das hat sich eingebrannt. [Wenn ich einmal geprägt bin, komme ich nur schwer wieder in eine neutrale Position...]
    Das Lied ist so unglaublich empfindlich. Ein bischen zuviel hier und ein bischen zu wenig da, schon ist die Wirkung anders, deshalb 14 P.
    Ich bin also (diesmal) nicht in der Fripp-Abteilung zu finden.
    Am Innigsten kommt die 1980 Version bei mir an. Er verzögert das Tempo und vertraut seiner Stimme völlig, die nun gesund und kraftvoll klingt. So schön! 20 P für diese Version.
    Beim Kate Bush Auftritt (the Angel Gabriel, lol) setzt er wieder einen winzigen Tick zuviel Hall ein, als würde er sich selbst nicht vertrauen. Offenbar tritt zwischen 1979 und 1980 der Erfolg des Stimmtrainings ein. Kaum zu glauben, dass zwischen den beiden Aufnahmen nur so kurze Zeit liegt.


    Wenn ich bitte auch visuell abstimmen darf (ich hör nur mit den Augen gut...): Extra 30 Punkte im Kate-Bush Auftritt für die hochgezogene rechte Augenbraue auf 4:09! Ich liebe seine Mikro-Mimik!

    Einmal editiert, zuletzt von Get-in-to-get-Out () aus folgendem Grund: kann nicht genügend artikulieren, was ich meine

  • Mir geht’s auch so, dass ich nicht die “Car”-Version, sondern eher die schlichteren bevorzuge. Auf der „Car“ ist der Beginn sehr, sehr schön (der kommt auch auf der 77er-Tour sehr intensiv und mit viel Atmosphäre). Dann empfinde ich aber den Hall auf dem Gesang als zu stark, die Vocals verlieren dadurch an Eindringlichkeit / Direktheit. Zudem finde ich den Background zu dicke. Insgesamt ist das zu viel bratziges Studiogedöns, was da aktiviert wurde. Und so bekommt die Ballade leider einen Hang zum AOR. Das gilt z.B. auch extrem für das Gitarrensolo, welches mir stilistisch eine wenig begeisternde Mischung aus Slade und „Stairway to heaven“ bietet.


    Die Reduktion auf abgespecktere Arrangements bedeutet hier Konzentration, Freilegung des Kerns, Intensitätsgewinn. Der Song ist ja auch von der Anlage her eher schlicht, das Aufgeblasene steht ihm nicht und wirkt auf „Car“ etwas billig (und doch auch irgendwie geil…11 Punkte dafür).


    Eine beglückende Überraschung bescherte mir eine Demoversion von 1975 (wenn die Infos stimmen, die mir vorliegen). Die hat mich total elektrisiert, obwohl die Qualität des Klanges und der Einspielung sicherlich nicht gut ist. Aber: Nach einem ganz anderen, tollen Intro singt Peter mit gedoppeltem Gesang zu Klavierakkorden (akustisches Piano) und faszinierend tiefen, abgründigen Tönen eines weiteren Instrumentes, welches ich zunächst nicht erkannt habe. Wenn ich mich nicht täusche, ist das ein Akkordeon, zumindest irgendeine Quetschkommode müsste es sein. Total geil! Dieses Viech spielt auch z.T. ungewohnte Begleittöne, was dann die Akkordstrukturen verändert. Und im Refrain singt Peter dann mit sich selbst zweistimmig. Ich bezeichne das jetzt einfach mal als meine neue Lieblingsversion.


    Zu Beginn der 77er-Tour eröffnete Gabriel die Konzerte mit einer reduzierten Piano-Version – allerdings mit der herrlichen Säge Robert Fripps und z.T. auch zusätzlichem Synthesizer angereichert. Das mag ich auch sehr. Für meinen Geschmack muss es nicht das ganz nackte Arrangement sein. So ein zusätzlicher „Gegengesang“ eines Instrumentes hat schon auch was. (Was bislang, glaube ich, noch nicht gesagt wurde: Auf dieser Tour erklang der Song gegen Ende der Setlist dann noch in der AOR-Powerballaden-Fassung, wurde also zweimal pro Konzert gespielt.)


    Was ich an der Mailand-Version von 2003 so schätze, ist Peters tolles Stimmtimbre, das finde ich im Vergleich zu seinem früherem Gesang sehr bewegend. Der Song vermittelt hier eine unglaubliche Ruhe und Tiefe. Auch die variierte Melodieführung lasse ich mir gern gefallen.


    1987 spielte Gabriel dann eine kurze Fassung – in Bremen damals auf deutsch (ein „Fuck“-Break und weitere Verspieler - auch im zweiten Anlauf - inklusive). Das fand ich nicht so dolle. Und auf der „Live in Athens“ finde ich die Synthie-Layer zum Piano nicht wirklich passend.


    Insgesamt aber in jedem Fall ein richtig, richtig guter Song. Ich gebe 13 Punkte. Und das, obwohl ich mit diesem Endzeitgedöns eigentlich nicht so richtig viel anfangen kann. (Dieser eine Text erscheint mir düsterer als eine komplette Steven Wilson- / Porcupine Tree- Diskographie.)


    littlewood: Wie / Wo bist du an diese 78er-New York-Version gekommen?


    Einmal editiert, zuletzt von townman ()

  • Die Quelle heißt "Submerge" und ist bis heute eine meiner Lieblings-Live-Scheiben von Gabriel. Macht äußerlich nicht viel her, hat es aber in sich. Ein Doppelalbum, das entgegen der aufgedruckten Informationen m.E. ein Verschnitt aus L.A., Roxy '77 und N.Y., Bottom Line '78 ist. Das Material ist rauh und herzlich, die Qualität recht ordentlich, könnte ein Radio-Mitschnitt sein.
    "Flood" ist hier auch 2x drauf, bei der fraglichen Fassung tippe ich auf N.Y. 1978, weil die Gitarre sich unverwechselbar frippig anhört und '77, soweit ich weiß, kein Saxophonist an Bord war.
    Bestimmt liegt das mittlerweile auch in irgendeiner digitalen Form vor. Wenn nich, mußte mal zum Vorspielen vorbeikommen, schätze, das Ding könnte Dich auch begeistern.

    Die Demo-Version hatte ich ganz vergessen und bisher, ehrlich gesagt, gar nicht so gewürdigt. Hab' gerade nochmal reingehört und weiß jetzt auch wieder, warum: Sie ist mir einen Tick zu speedy, er heizt da so ein bißchen durch, vielleicht läuft aber auch das Band zu schnell.
    Dessen ungeachtet sind aber das, was Du als Akkordeon hörst (weiß nicht so recht, hab' aber auch keine bessere Idee) und der mehrstimmige Gesang fraglos von einem gewissen Zauber.


    Edit: Ah - auf die Minute genau 24 h später - mirakulös...