TotW [29.10.-05.11.12]: STEVE HACKETT feat. NIK KERSHAW - The Lamia

  • Das mit den zwei Gitarren stört mich nicht, ich mag das gerne hören. Allerdings pflichte ich auch jenen bei, die darauf hinweisen, dass es von den Melodien und Licks jetzt nicht das Optimum an Ausdruckstiefe ist. Ergänzung: Rothery & Hackett (ich denke auf jeden Fall, dass pealmu Recht hat und Rothery immer der erste von beiden ist – hört man m.E. auch am Sound und dem charakteristischen Vibrato Hacketts) entwickeln hier für meine Begriffe zu sehr das Feeling eines Jams, während ich als Abschluss gerade dieser kompositorisch doch recht strengen Form des Songs und seiner packenden Tiefe ein in sich auskomponiertes und demnach strukturierteres Solo bevorzugt hätte. Das passt einfach besser von der Wirkung her. Aber: Ich genieße, wie gut Hackett mittlerweile Gitarrenlinien phrasieren kann, und Rothery braucht sich auch nicht gerade zu verstecken mit seinem Sinn für elegische Melodiegestaltung.


    Drums: Die klingen wie hinter einem dünnen Vorhang gespielt. Es fehlt mir an Direktheit, an klanglicher Präsenz. Phils Sound von 1974 im Vergleich hängt das Cover meilenweit ab. Als Nichtbewanderten in puncto Studiotechnik wundert mich das sehr, dass eine solch alte (Remastered-…) Aufnahme der neuen überlegen ist. Scheint echt schwierig zu sein, mal einen richtig großartigen Drumsound herzustellen.


    Sänger: Kershaw zeigt, dass er wirklich gut singen kann, aber seine Interpretation ist auch mir zu weinerlich. Er ist ja der Erzähler der Lamien-Episode (über Rael wird in der 3. Person berichtet) und dafür markiert er mir zu sehr das selbst betroffene Sensibelchen. Und an den Stellen, die Gabriel mit Kraft und Volumen geradezu erhaben aufblühen lässt, schafft Kershaw nur eine eher müde Steigerung. Als ich Gabriel und Collins gestern im Vergleich mit Steves Version hörte, da war ich sehr gerührt von der monströsen Ausdrucksqualität beider bzw. auch vom Sinn der gesamten Band für die dynamische Gestaltung der Dramatik des Songgehalts – das ist soooo bewegend auf den Punkt!:topp:


    Obwohl ich also einiges an dem neuen „Lamia“ nicht hundertprozentig loben kann, finde ich doch auch das Meiste gut – die Version hat für mich durchaus ihre Qualitäten, und zwar in dem Maße, dass ich wirklich gerne zuhöre. Die Idee mit den Flöten z.B. ist zauberhaft. Und Steve „packt“ den Song auch durchaus, er ist größtenteils stimmig umgesetzt. (10 P.)


    Gestern habe ich auch gemerkt, wie toll die remasterte Studioversion ist. Ich kann also gar nicht unbedingt davon reden, dass die „Archive“-Version so glasklar meine Lieblingsversion ist.

  • Mir gefällt Steves Version in erster Linie wegen der beiden Gitarren am Schluß. Die Flöten bereichern den Song m. M. nicht, stören aber auch nicht.
    Kershaws Gesang ist mir ehrlich gesagt wurscht, diesen Song könnte ich mir wahrscheinlich auch mit allen möglichen Sängern anhören, ohne das es mich nervt.
    Meine anfängliche Euphorie für Steves Cover ist allerdings etwas verflogen. Was dieser Version im Vergleich zur grandiosen Archive I Version fehlt, ist dieses kraftvolle Aufschwingen am Schluß (auch weil er für Rutherfords Bassspiel keinen ädaquaten Ersatz gefunden hat)


    10 Punkte

  • Rothery & Hackett entwickeln hier für meine Begriffe zu sehr das Feeling eines Jams, während ich als Abschluss gerade dieser kompositorisch doch recht strengen Form des Songs und seiner packenden Tiefe ein in sich auskomponiertes und demnach strukturierteres Solo bevorzugt hätte.


    Das empfinde ich auch so. Allerdings muss ich sagen, dass das mit jedem Hördurchgang weniger wird und ich mich frage, inwiefern das einfach Gewohnheitssache ist.

  • Das empfinde ich auch so. Allerdings muss ich sagen, dass das mit jedem Hördurchgang weniger wird und ich mich frage, inwiefern das einfach Gewohnheitssache ist.


    Ha, sehr schön! Dann werde auch ich das mal öfter laufen lassen. Und wie gesagt, finde ich das sicherlich auch alles andere als schlecht, was die Herren Gefühlszauberer auf der Gitarre da machen.

  • Sehr passend umgesetzt - die Sequenz ist aus Dracula mitGary Oldman in der Titelrolle und Keanu Reaves als Rael, nein als J. Harker.


    danke!:topp:


    kabuki

  • Verblüffend und großartig. Danke für den Link, das war sehr spannend, die Montage zu sehen. Übrigens ist das einer der wenigen "Grusel"-Filme, die ich inspirierend finde - und das auch erst nach mehrmaligem Gucken.

  • Einen der stärksten Songs von Genesis dem sich Steve da angeeignet hat, es übertrifft nicht das Orginal dass nie so intensiv gebracht werden kann, aber bietet dafür eine "mainsteamige" Fassung die andere Aspekte dieses Banks Meisterwerkes zur Geltung bringt, und gleichzeitig mehr Hackett Klang-Farben dem Song zusätzt.
    Steve's Beitrag ist das dramatische Lead Solo, mit dem er zum zweiten mal beweisst was er aus Tony's Feder raus holen kann, wie schon bei Firth of Fifth.


    Nie Live gespielt? Natürlich, das Live Archive bietet davon Steve's bestes Solo von Lamia.