TotW [25.06.-01.07.12]: GENESIS - Harold The Barrel

  • Für mich eines meiner Lieblinge auf der Nursery Cryme. Gerade dieses etwas "abgedrehte" verleiht dem Stück seinen ganz eigenen Charme. Für mich so unverzichtbar wie Dusk auf der Trespass. Beide Stücke sind für mich eine Art Kontrapunkt zum jeweils restlichen Album. Natürlich mag es Leute geben die sich in ihrem Keller verkriechen und sich Wund ärgern, weil die Band es wagte etwas mehr Humor in ihre Stücke zu bringen. Man kann halt schlecht wi...äh... und gleichzeitig lachen oder grinsen, aber ich für meinen Teil bin froh über dieses Stück und jede einzelne seiner Noten.


    Ach ja, 14 Punkte

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

  • Ich bin sprachlos, Herma kann meine Gedanken lesen :D


    Harrold the Barrel ist natürlich abgedreht, aber wie martinus das schon sagt, das passt halt zu dem Text. Erinnert mich an Down and Out mit "Keep up the pressure all way", wo es auch geradezu verschnauflos weitergeht.


    Und wie Herma schon sagte, der Song gehört zur Nursery Cryme wie Dusk zu Trespass oder wie auch Grand Parade of Lifeless Packaging zu The Lamb Lies Down on Broadway.


    Daher auch von mir 14Punkte für einen Song aus meinem Lieblingsalbum der Gabriel-Ära :)

    <!---

    The rain auditions at my window
    Its symphony echoes in my womb
    My gaze scans the walls of this apartment
    To rectify the confines of my tomb


    -->

  • Martinus:

    Zitat

    Zum ersten Mal spricht nun Harold direkt. Er bietet keine Erklärungen, sondern wünscht sich nur woanders hin. Die Vergeblichkeit einer Flucht ist ihm bewusst. Seine Position auf diesem Fenstersims deutet an, dass er Selbstmord begehen will oder wenigstens damit droht, um der Verhaftung zu entgehen.

    Hm, ich denke, Harold ist schon jenseits eines Fluchtgedankens. In ihm ist der
    Suizid längst entschieden; doch jetzt, wo er auf dem Fenstersims steht, realisiert
    er, wie zuwider ihm die Öffentlichkeit ist. Suizid ist die persönlichts-möglichste Handlung
    überhaupt; und sie sollte auch persönlich, als ein Vergehen an der eigenen Person,
    unter Ausschluß der Öffentlichkeit, stattfinden. Jeder Suizid wurde bei den "Altvorderen",
    zum Beispiel in der Antike, noch als ein Versagen der Gesellschaft empfunden; nicht
    als ein Versagen des Individuums. Die Gesellschaft, derer Harold auch so müde ist, dass
    er ihnen abgeschnittene Zehnägel zum Tee serviert, durch diese Tat zu bestrafen, ist
    zunächst auch Harolds Wunsch; so nach dem Motto: Da habt ihr's! Wie er da aber
    so oben steht, erkennt er, dass dies der falsche Weg ist: Wennschon sterben, dann
    würdevoll, zum Beispiel eben, mit einem offenen Boot auf das offene Meer zu
    segeln oder zu rudern - und auf die stürmische See zu hoffen, oder das Verschmachten.
    Es ist hier nicht die Sehnsucht nach einem Woandersein; sondern die Sehnsucht
    nach einem Andersterben. Wenn das Leben schon falsch, dann wenigstens der Tot
    richtig. Bitter, wenn er nun da oben steht und realisiert: Auch wieder falsch!
    Der öffentliche Suizid hingegen ist (durch das Verhalten der anderen, als da
    wären Presse, Mutter, Mr. Plod usw.) eine den seelischen Schmerz, aus der der Wille
    zur Tat entstand, noch konterkarierende Handlung, die sich bis zur Absurdität
    steigert (Mutter einzig besorgt darüber, dass der Junge bei der BBC einen guten
    Eindruck macht).



    Textlich/Plod-mäßig gesehen ist Harold sicher ein tiefsinneres Stück, als uns seine
    musikalisch doch sehr dürftig bis alberne Verpackung zunächst anbietet. Das ist in
    der Tat der Versuch, musikalischen Journalismus im Telegrammstil zu kreieren.
    Einfach "nicht mein Ding". Da hätte man musikalisch mehr draus machen können.


    Tja, nun kann ich Euch meine alte Leier nicht ersparen, und muß wieder einmal
    bemerken, dass mir NURSERY CRYME im Vergleich zu TRESPASS als arger
    Qualitätsabfall erscheint, ich vermisse die Tiefe von Phillips, und finde, dass
    die vaudevillesque Showman-Manier eines Phil Collins sich hier, in Tateinheit
    mit eben diesen ähnlichen Zügen bei Peter, zum Nachteil der Musik durchsetzt.
    Collins zieht alles auf eine alberne Ebene, auf die Peter freilich dankbar aufspringt.
    Sozusagen ein "Who Dunnit?" im Kleinen - hier geht das los, diese Entwicklung,
    die ich so sehr nicht mag. "For Absent Friends", "Harlequin", "Seven Stones",
    "Happy The Man" und "Harold The Barrel" - allesamt gewogen, und zu leicht befunden.


    Etwas mehr Substanz (durch Hacketts Gitarrenlicks) hat für mich die Version
    Live At The BBC, die ich recht gern höre. 11 Punkte.

    Einmal editiert, zuletzt von Der Teemeister ()

    • Offizieller Beitrag

    Bei den ruhigen Pianoakkorden habe ich immer ein ziemlich grausiges Bild vor Augen: In Zeitlupe zeigt der Sender, "taktvoll" unkommentiert, aber genüsslich, das Bildmaterial, das zeigt, wie sich Harold von dem Fenstersims wirft und langsam viele Stockwerke den Steinplatten eines Gehwegs oder Platzes, seinem sicheren Tod entgegenfällt.


    Hmmm aus dem Blickwinkel habe ich das Ende noch gar nicht betrachtet. Und so gesehen würde das natürlich auch wieder Sinn ergeben und stünde ganz in der Tradition des Morbiden. Derartige Selbstmorde werden ja gerne in Zeitlupe gezeigt, dazu würden besagte Akkorde passen.

  • Ich habe irgendwo mal gelesen, dass auf dem Nursery Cryme Cover auch dargestellt wäre, wie Harold sich in den Tod stürzt, aber irgendwie kann ich da nichts entdecken. Bin ich blind oder ist da wirklich nichts?

    “THE NIGHT WE TRACKED DOWN PHIL COLLINS, BECAME BEST FRIENDS WITH HIM, AND TALKED HIM INTO REUNITING WITH PETER GABRIEL, AND THEN WE GOT TO SING BACKUP ON THE NEW GENESIS ALBUM AND IT WAS AWESOME!”

    — Barney Stinson, How I Met Your Mother, Season 7, Episode 21 ‘Now We’re Even’

  • Leider ist mein TFT defekt und ich sitz nun an einem arg verschwommenen 19" CRT. Aber schau mal aufs Nursery Cover rechts oben. Da steht ein rotes Haus, Villa oder was auch immer. Vielleicht ist dort was zu erblicken?

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

  • Leider ist mein TFT defekt und ich sitz nun an einem arg verschwommenen 19" CRT. Aber schau mal aufs Nursery Cover rechts oben. Da steht ein rotes Haus, Villa oder was auch immer. Vielleicht ist dort was zu erblicken?



    Es sieht so aus, als stünde da ein suizidgefährdeter "Schatten" auf der Dachrinne, kurz vor seinem Sprung?! Ob das eine Anspielung auf Harold ist? :gruebel:


    LG Stevx01 :huhu:

    Genesis
    1992 Hockenheim Motodrom
    2007 Stuttgart Gottlieb-Daimler-Stadion

    Phil Collins
    1994 Frankfurt Festhalle
    1997 Frankfurt Festhalle
    2017 Köln Lanxess Arena

    Peter Gabriel
    2013 Stuttgart Hanns-Martin-Schleyerhalle


    TMB
    2012 Frankfurt Jahrhunderthalle
    2013 Frankfurt Jahrhunderthalle

    Clubtag / Event in Welkers
    2012 Lamb Event Welkers
    2014 Anthony Pillips Event Welkers

    Einmal editiert, zuletzt von stevx01 ()



  • Es sieht so aus, als stünde da ein suizidgefährdeter "Schatten" auf der Dachrinne, kurz vor seinem Sprung?! Ob das eine Anspielung auf Harold ist? :gruebel:

    LG Stevx01 :huhu:


    Nee, der stürzt sich runter, weil er zu oft Stagnation gehört hat;):p

  • Dabei stürzt man nicht hinab, man steigt auf. Wie Jesus, nur in Echt und nicht zu einem Götzen. Tjoarrr, so ist das.


    stevx01 und somit auch zum Thema: Scheint wirklich so zu sein.

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

  • Eigentlich wurde schon alles beschrieben. Auf so manchen Genesisalbum trifft man auf so einen Song, mit humorvollen, skurrillen Inhalt und ungewöhnlichen Rhythmus. Hat mich immer so an Mohty Python erinnert - and now to something completely different. Mag das Thema eigentlich gar nicht lustig sein, es wird aber etwas überdreht dargestellt.
    Für mich gehören 'get'em out by Fryday'und 'Battle of Epping forest' auch in diese Kategorie - auf der Lamb noch am ehesten 'Colony of Slipperman'.
    Gute 11 Punkte von mir.

    Zy
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    "The music is the true currency. It's more valuable than the accolades or the money. The relationship is with the invisible muse and you know if she's pleased or if she ain't." - Steve Hackett

    Einmal editiert, zuletzt von Zy ()