TotW [16.01.-22.01.12]: GENESIS - For Absent Friends

  • Für mich sind die "Kurzen" auch immer sehr erfrischend, ob instrumental oder mit Stimme.


    Ich hab mir das Lied gerade noch einmal als Martin Levac Cover angehört, da mein MP3 Player zur Zeit nicht mehr die gesamte Diskografie von Genesis beinhaltet.
    Es ist auch von ihm wunderschön und ich kann nicht anders als 15 Punkte vergeben.

    Grüße
    Karl :huhu:

  • Dieser Song ist sowas wie Guide Vocal, zwar schlicht gehalten aber wundervoll. Ich mag diesen Song inzwischen mehr als Guide Vocal. Ich gebe ihm mal 12 Punkte. Aber nur weil halt noch etwas Luft nach oben sein muss, ich mag Seven Stones halt etwas mehr :)


    Aber schon interessasnt wie Phil auf More Fool Me klingt und wie Phil bei Absent Friends klingt, bei More Fool Me singt er viel tiefer als sonst, vielleicht ist der Song deswegen nicht so beliebt?


    Auf jedenfall ein Song den ich sehr gerne höre und viel lieber mag als The Musical Box davor !

    <!---

    The rain auditions at my window
    Its symphony echoes in my womb
    My gaze scans the walls of this apartment
    To rectify the confines of my tomb


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    • Offizieller Beitrag

    Ein Lied mit melancholischem Grundton. Zwei alte Leute verlassen den Park, in dem sie den Sonntagnachmittag verbracht haben, und gehen zum Abendgottesdienst. Während sie sehen, wie das Leben um sie herum weitergeht, gedenken sie voller Liebe und beten für jene, die nicht mehr bei ihnen sind.


    Selten wird uns bei Genesis die Situation so ausgemalt. Zusammen mit der Musik ergibt sich ein kleines Idyll von einem vielleicht sonnigen, malerischen Park an einem Sonntagabend im Herbst, wenn die Sonne zwar noch nicht untergegangen ist, aber doch schon keine Kraft mehr hat. Zahlreiche Symbole im Text deuten darauf hin, dass sich etwas zum Ende hin neigt, dass etwas nicht mehr geht: Sonntags um sechs ist das Wochenende so ziemlich vorbei; wenn die Tore geschlossen werden, kommt man nicht mehr hindurch; die Zeit vor dem Gottesdienst wird knapp; die beiden Alten sind die letzten; die Halteketten der Schaukeln sind mit Vorhängeschlössern zusammengeschlossen, so dass man nicht mehr schaukeln kann; der Kreisel dreht sich "noch" (aber nicht mehr lange), und ein kleines Mädchen geht heim, weil die Spielenszeit vorbei ist.


    ‚Absent friends’ (Auf die abwesenden Freunde) ist ein traditioneller Trinkspruch auf Hochzeiten und gilt denen, die nicht anwesend sein können. Üblicherweise wird er vom Zeremonienmeister oder einem guten Freund des Brautpaars ausgebracht.


    Die "gates", die geschlossen werden, illustrieren, dass wir uns in einem Park befinden, in dem es auch einen Spielplatz mit Schaukeln und Kreiseln gibt. Warum aber der Plural "gates" (Tore)? Da es in diesem Stück um verstorbene Freunde geht, darf man hier an zwei Tore denken, die zum Park und die zum Friedhof. Auch die Himmelspforte wird im Englisch poetisch als "the pearly gates" (die perlengeschmückten Tore) bezeichnet; diese Assoziation bereitet schon die Gottesdienstszene in der zweiten Hälfte des Stückes vor.
    Dann tauchen die Hauptpersonen des Stückes auf, und zwar in einem feinen Paradoxon (“verwitwetes Paar”), das so gar nichts über die beiden Personen aussagt: Handelt es sich um zwei Witwen, um Witwer und Witwe, die als Paar zusammengefunden haben, oder vielleicht sogar um zwei Witwer?
    Sie gehen am Spielplatz vorbei, an dem die Schaukeln schon mit Sicherheitsschlössern gesichert sind (so wie hier), an einem anderen Spielgerät, das sich noch dreht (dieses hier; kennt jemand den deutschen Namen?) - obwohl der Spielplatz verlassen ist, hat hier gerade noch Leben geherrscht. Vor sich sehen die zwei ein kleines Mädchen, das mit dem Kinderwagen nach Hause zieht. Übrigens wird dieses Bild deutlich stärker, wenn man annimmt, dass es sich um zwei alte Damen handelt: Das "roundabout" als Symbol für den Kreislauf des Lebens, auf dessen einer Seite sich die Seniorinnen befinden, auf dessen anderer jedoch das kleine Mädchen mit dem, wie ich überzeugt bin: Puppenkinderwagen, das am Anfang seines Lebens steht, aber dabei doch schon (Kinderwagen) vorverweist auf sein Erwachsenenalter und die nächste Generation...


    Die Szene wechselt ins Innere einer Kirche, wohl zum Gottesdienst am Sonntagabend. Nicht nur der Pfarrer ist "Gott nahe" (nämlich kraft seines Amtes) - auch die beiden Alten nähern sich Gott, sowohl durch das Betreten des Gotteshauses als auch dadurch, dass ihnen ("years seem so few") nicht mehr viele Jahre auf Erden beschieden sind. Im Gebet gedenken sie ihrer Partner, die wohl schon einige Zeit nicht mehr sind, und erinnern sich der Tage, als sie zu viert waren statt nur zu zweit, und der Zeiten, als ihre Freunde noch lebten.


    Dann aber - hinaus! kommt auf einmal Bewegung in das Bild: Nach einer kleinen Spende von 2 Pence eilen die beiden Alten hinaus, um den Bus zu erklimmen, der - hier verpufft das Tempo wieder - die Straße hinunterzottelt, wenn man so will: den Lebensweg der beiden.


    Was mich beeindruckt, ist die Tatsache, dass For Absent Friends musikalisch und erzählerisch für meinen Geschmack genau die richtige Länge hat. Als ich die Daten für den Eingangsbeitrag zusammengestellt habe, war ich dann aber verblüfft: Wirklich nur 1:47? Schön finde ich die Stimmung, die das ganze Stück verbreitet - ich hätte schwören können, es sei dies ein warmer Sommerabend mit angenehmen 25 Grad oder so.



    Da war noch was. 12 Punkte.

  • Sehr schön Martinus, danke. Jetzt weiss ich auch endlich was "The pearly gates" bedeutet. Es gibt ja dieses Stück vom Woodstock-Festival von Country Joe Mc Donald gegen den Vietnamkrieg. Da benutzt er diesen Ausdruck.

  • oh haua, da muss ich wohl wieder den Spielverderber machen, hab dem stück nur 4 Punkte gegeben. Im prinzip stört mich der song nicht, ist sogar ganz gut als breather zwischen Musical Box und Hogweed. von der daher passte es schon. Problem ist nur, das stück wirkt auf mich nur so dahin geträllert bzw. gespielt, nichts besonderes kann ich hier erkennen. Ich muss hier halt auch den vergleich zu anderen extrem kurzen stücken ziehen, hier muss ich immer an Jethro Tull denken: Cheap Home Return, Wondering Aloud, Just Trying to be und Nursie sind alles stücke die gerad 1:30 lang sind aber für mich so viel mehr an Kreativität und tollen melodien mitbringen. Da wirkt For Absent Friends doch reichlich schwach. Sorry

    • Offizieller Beitrag

    Problem ist nur, das stück wirkt auf mich nur so dahin geträllert bzw. gespielt, nichts besonderes kann ich hier erkennen.


    Ich glaube, es gibt nichts Schwierigeres für einen Künstler als das, was er macht, einfach wirken zu lassen. Dann stellt sich hier natürlich die Frage: Ist es einfach - oder wirkt es nur einfach?


    Vielleicht können unsere Musik-, Tonart und Klampfenexperten dazu ein paar Takte was sagen? *hoffnungsfroh ermunternd in die Runde schau*

  • Zum Glück bin ich nicht der Erste, der nicht auf die Wolke aufspringt. Das Thema ist mal was anderes und die Instrumentalbegleitung verbreitet tatsächlich eine schöne Stimmung. Aber die Melodie windet sich durch meine Ohren und hinterlässt ... wenig. Ein Luftholen vor dem Riesenbärenklau, kurz genug, um es nicht wegzuskippen. Leider kein zweites Horizon.
    Gutes Mittelmaß = 9 Punkte


  • Vielleicht können unsere Musik-, Tonart und Klampfenexperten dazu ein paar Takte was sagen?


    Auch wenn ich kein Tonart-Experte bin, würde ich mal auf D-Dur tippen :huhu:


    Krieg ich jetzt eine 1???

    Genesis
    1992 Hockenheim Motodrom
    2007 Stuttgart Gottlieb-Daimler-Stadion

    Phil Collins
    1994 Frankfurt Festhalle
    1997 Frankfurt Festhalle
    2017 Köln Lanxess Arena

    Peter Gabriel
    2013 Stuttgart Hanns-Martin-Schleyerhalle


    TMB
    2012 Frankfurt Jahrhunderthalle
    2013 Frankfurt Jahrhunderthalle

    Clubtag / Event in Welkers
    2012 Lamb Event Welkers
    2014 Anthony Pillips Event Welkers

  • Sehr schöner Song der Woche oder schönes Stück der Woche.:p Ruhig, besinnlich und eine tolle Gesangsmelodie also von mir 13 Points...äh Punkte.

  • "For Absent Friends" habe ich jahrelang nicht richtig wahrgenommen (ähnlich "39" von Queen) und es durch eine der Coverversionen vor ca. 15 Jahren wiederentdeckt.


    Inzwischen ist es eins von wenigen Musikstücken, die ich IMMER und GERNE und mit einem SEHNSUCHTsvollen Gefühl höre.


    1:47 Minuten. Keine Sekunde zu viel. Keine zu wenig.
    Keine Geschichte, sondern eine Bestandsaufnahme.
    Kein Epos, sondern ein Kleinod.


    Kein Mitpfeifen, sondern eine auskomponierte anspruchsvolle Melodie, die nicht nur zwischen drei Tönen schwankt. Enorme Tonhöhenänderungen fordern jeden Sänger und Collins singt es lässig nebenbei. Respekt! Und trotz all meiner analytichen Auseinandersetzung ist es kein Lied für den Kopf, sondern für mein Herz.


    Hat jemand die Noten? Meine ist: sehr gut (14 Punkte).




    Ansonsten freue ich mich über die unerwartet hohen Punktevergaben. ;-))))

    Gedankenrauschen – Da geht noch was!

    3 Mal editiert, zuletzt von pealmu ()