1990- Phil auf dem Zenit

  • Was insbesondere am Begriff "pilgern" anmaßend sein soll, entzieht sich meiner Kenntnis, da dieser für Großveranstaltungen häufig verwendet wird.


    Auch die Bezeichnung Gottesdienst ist durchaus passend, wird dort doch auch gern allzu Seichtes ins weite Rund geblasen. Und das Collins Texte selbst von Verona Pooths Spinatwerbung übertroffen werden, zumindest seit NJR, sollte für jeden erkennbar sein, dessen Ohren eine wie auch immer geartete Verbindung zum Gehirn unterhalten.


    Kommen wir also zur Götterdämmerung. Eine durchaus passende Bezeichnung, eingedenk des Gesundheitszustandes von Phil und dem, wie er zuletzt rüberkam.


    Einzig die Götzenanbetung erscheint mir etwas fragwürdig, da Phil aber weder ein Gott ist und ich mich zugleich an das hyperventilierende Wohlgefallen des Eingangspostings erinnere, finde ich es nur ein ganz klein wenig übertrieben.

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

    2 Mal editiert, zuletzt von Herma ()

  • Ein zumindest am Anfang schöner Thread, der sich nun (wieder einmal) zu einem ziemlich maßlosen Collins-Bashing entwickelt.


    Oder auch: Another thread bites the dust.


    sehe ich genauso...


    aber auf der anderen Seite, ist es für mich auch ein Beweis, dass manche Leute hier für mich auch nichts anderes als A******er sind.


    Das war jetzt mal auch aus dem Affekt und es wurde keiner beim Namen genannt :D

  • Herma nimmt´s mir aus dem Mund! Vielleicht sind da mit mir angesichts der Ticketpreise die Pferde durchgegangen. Ich finde, dass keine noch so gut gemachte Show 350 Euronen rechtfertigt. Motto: "Vielleicht sehen wir ihn zum letzten Mal, Mensch, da muss ich unbedingt hin! Ich will ihn nochmals sehen!" Spielt da nicht ein klein wenig nahezu religiöse Verzückung mit? Ich schleiße mich da nicht aus, wenn ich beim von Steve Hackett gespielten "Supper´s Ready" eine Träne verdrücke. Sind Konzerte in großen Stadien / Hallen nicht mit dem Bombast aus der Wagner - Oper vergleichbar (der ging mir nämlich im Kopf herum)?
    Ich freue mich wirklich für die Fans, die dort hingehen und drücke die Daumen, dass deren Vorfreude nicht enttäuscht wird. Ich kann mich nämlich auch davon nicht freimachen, wenn ich in ein Konzert gehe.

    Einmal editiert, zuletzt von chandelier () aus folgendem Grund: Rechtschreibung

    • Offizieller Beitrag

    Die verlinkte Aufnahme: Meins ist es nicht, aber wat den een sin Ul, is de anner sin Nachtigall. (für Leute südlich der Grünkohläquators, also des Mittellandkanals: Geschmäcker sind verschieden).


    Angeregt vom Eingangsbeitrag habe ich mir aber mal wieder das Waldbühnenkonzert gegönnt. Und darin sehe und höre ich auch, was rivanov mit dem Zenit meint: Eine exzellente Band, gut abgestimmte Begleitsänger, eine Setliste mit wohlüberlegtem Spannungsbogen - da brennt die Hütte, und auch wenn manche Songs heute (immerhin 26 Jahre später) vielleicht etwas Patina angesetzt haben, ist das immer noch eine richtig geile Show. Zusammengehalten vor allem und nicht zuletzt davon, dass Collins das Ganze mit seinen Entertainerqualitäten zusammenbringt und verbindet.


    Von der Audience-Participation (direkt als Einstieg ins Konzert - wer sonst traut sich sowas?) bis zum großen Take Me Home-Mitsing-Finale ist das einfach Spitzenklasse.
    Mag sein, dass die FirstFinalFarewell-DVD bessere Qualität hat und die Darbietung noch fehlerfreier ist, aber das Waldbühnenkonzert ist lebendiger. In kruden Worten, die vom Thema ein bisschen wegführen: Auf der Waldbühne wird das Publikum eingebunden, beim FFF-Konzert wird ihm ein Konzert aufgeführt.




    Völlige OT-Fußnote für Herma: Ein Götze ist ein Gott, an den du nicht glaubst. Oder ein Fußballspieler.

  • Angeregt vom Eingangsbeitrag habe ich mir aber mal wieder das Waldbühnenkonzert gegönnt. Und darin sehe und höre ich auch, was rivanov mit dem Zenit meint: Eine exzellente Band, gut abgestimmte Begleitsänger, eine Setliste mit wohlüberlegtem Spannungsbogen - da brennt die Hütte, und auch wenn manche Songs heute (immerhin 26 Jahre später) vielleicht etwas Patina angesetzt haben, ist das immer noch eine richtig geile Show. Zusammengehalten vor allem und nicht zuletzt davon, dass Collins das Ganze mit seinen Entertainerqualitäten zusammenbringt und verbindet.


    Von der Audience-Participation (direkt als Einstieg ins Konzert - wer sonst traut sich sowas?) bis zum großen Take Me Home-Mitsing-Finale ist das einfach Spitzenklasse.


    Yeah, man. Und da machte es einfach wirklich nichts aus, dass nicht alles perfekt lief. Bei "Hang in long enough" z.B. gab es ein ziemlich gravierendes Gitarren-Problem. War aber uninteressant, weil der Bogen so unglaublich (be)zwingend gezogen wurde und die Performance vor Lebendigkeit sprühte - und nicht, dass ich falsch verstanden werde: Das war keine peinliche Animationsorgie, die Lebendigkeit und der Entertainment-Faktor waren primär musikalisch bedingt.


    Na ja, bzgl. No jacket ist one more night sicher nicht der einzige Ausrutscher. Man denke nur an long long Way to go und vor allem an doesn't anybody stay together anymore. Und selbst auf hello ist mit don't let him steal your heart away die wohl erste Peinlichkeit vorhanden.


    Ich spare die Texte mal komplett aus. Da könnte ich gar nicht sagen, ob Collins auf den ersten beiden Alben so viel besser war als später. Das hat mich auch nie interessiert bei ihm, bzw. habe ich die Erwartung, dass ich seine Texte durchgängig bescheiden finde.
    Aber die musikalische Ebene empfinde ich deutlich anders als du. "Long long way to go" ist sicher kein Glanzstück und in der Tat grenzwertig - aber im Vergleich mit "Another day in paradise" doch wohltuend dezenter, was die Seichtigkeit angeht. Erst recht gilt das für "Doesn't anybody (...)" - solange ich den Text ausblende, kann ich mir das als nicht allzu glattgebügeltes Pop-Stück gut anhören, das finde ich noch kernig genug.
    "Don't let him steal your heart away" habe ich mir eben nochmals angehört. Das trieft zugegebenermaßen an einigen Stellen etwas dolle - hat musikalisch aber doch deutlich mehr zu bieten als Komplettausfälle wie "That's just the way" & Co. Der Song ist nämlich längst nicht nur seicht, dieses Old-fashioned-Balladeske (60er- oder 70er-Feeling?) wird an mehreren Stellen gebrochen oder zumindest aufgelockert. Ganz im Gegensatz zu "If leaving me is easy" - das finde ich deutlich extremer und hätte es gern auch mal von George Michael (im "Careless whisper"-Feeling) oder Leuten wie den Bee Gees oder Barry Manilow gesungen gehört.
    Also, dieses weinerliche Süßwasser-Geplansche scheint mir auf jeden Fall einem inneren Wesenszug von Collins zu entsprechen, aber es nahm für meine Ohren erst 1989 Ausmaße an, an dem das Aufhören des Spaßes deutlich hörbar wurde.

  • Ok, ich gebe zu das ich, wenn ich an Doesn't anybody stay together anymore denke, IMMER sofort diesen absolut unsäglichen Auftritt Auftritt vor dem geistigen Auge und Ohr habe. Das ist so ... ich mags gar nicht ausdrücken.


    Ansonsten gehen unsere Meinungen (glaub ich) gar nicht so sehr auseinander. Mir ist die Gesangslinie an sich auch zumindest genauso wichtig, wie der Text an sich, aber das WAS Collins da zum Teil aus der Denkmurmel quetschte macht es für mich leider unmöglich, mich darauf zu konzentrieren. Das er spätestens ab den 90ern wie Jan Delay klang, macht es auch nicht gerade einfacher.


    Bezüglich Don't let him steal your heart away: Das mag musiktheoretisch sicherlich richtig sein, aber mein eher simples Gemüt (ich bitte um Zitierung) macht es mir unmöglich, dass im allgemeinen Stumpfsulz zu würdigen.


    Und wegen Leaving me is easy: Prinzipiell auch hier meine Zustimmung, aber das ganze Album klingt immer noch ziemlich nach ... heute würde man Vintage sagen, dass zumindest ich da ein wenig milde werde. Kann aber auch daran liegen, dass ich FV so extrem selten höre, dass ich mich nur mit Müh überhaupt an die Tracklist erinner. :)

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

    • Offizieller Beitrag

    "Long long way to go" ist sicher kein Glanzstück und in der Tat grenzwertig - aber im Vergleich mit "Another day in paradise" doch wohltuend dezenter, was die Seichtigkeit angeht.


    Definitiver Einspruch meinerseits:
    Ich kann ja (vielleicht bekanntermaßen) mit ca. 95% des Collins'schem Soloschaffens überhaupt nichts anfangen, aber u.a. "Long long way to go" ist für mich eines der Highlights seines Soloschaffens. Sicherlich kompositorisch nicht sonderlich kompliziert, aber die Atmosphäre dieses Tracks ist was besonderes, was in so vielen anderen Collins-Songs fehlt.


    Vielleicht bin ich da auch von der entsprechenden Miami Vice Folge beeinflusst, aber sorry da passt es atmosphärisch einfach wie die Faust aufs Auge:
    https://youtu.be/JRpCf5CDEhg


    Das gleiche gilt für ein atmosphärisch ähnliches Stück von Peter Gabriel: We Do What We're Told
    Auch hier kompositorisch vielleicht keine Großtat, aber die Atmosphäre...
    https://youtu.be/tznpTn5GJ_w

  • (...) u.a. "Long long way to go" ist für mich eines der Highlights seines Soloschaffens. Sicherlich kompositorisch nicht sonderlich kompliziert, aber die Atmosphäre dieses Tracks ist was besonderes, was in so vielen anderen Collins-Songs fehlt.


    Ich kann das mit der Atmosphäre bei diesem Song durchaus nachvollziehen, zu NJR-Zeiten fand ich den erst auch ganz reizvoll. Und ich denke auch heute immer noch "Gut gemacht isser ja", selbst wenn ich ihn mittlerweile als zu einfältig empfinde. Irgendwie bringe ich LLWTG mit dem Intro von "Another day in paradise" in Verbindung von der Atmo her. Aber während Letzteres dann die übelst vorstellbare Wendung nimmt, wird LLWTG nicht so brutal und platt ausgeleuchtet und verbleibt in so einem gewissen Nebel.

  • Es bestreitet doch kaum einer, dass er damals auf dem Zenit war. Schön, danach ging es aber ordentlich bergab.
    rivanov: Was für Posts erwartest du? Ja, ja , ja und nochmals ja?. Interessanter wäre ein Thread mit dem Titel:
    Warum ging es mit Phil danach bergab, ohne gesundheitliche Probleme natürlich.

    Das Leben ist eine Illusion, hervorgerufen durch Alkoholmangel

    Charles Bukowski