PETER GABRIEL - ...And I'll Scratch Yours - Userkritiken / -meinungen

  • Aus meiner Sicht macht eine Cover-Version keinen Sinn, wenn sie sich so weit vom Original entfernt


    Zum Glück ist das nur deine Meinung. Nichts ist langweiliger und ideen- und sinnloser, als eine 1:1-Kopie eines Originals. Sinn macht dagegen eine völlig eigenständige Interpretation einer Songidee. Sowas ist in meinen Augen künstlerisch wertvoll, auch wenn einem das Original vielleicht mehr zusagt.


    Wer die melodische und harmonische Substanz des Originals bewusst ignoriert oder zerstört, signalisiert dadurch, dass ihm die ursprüngliche Komposition reichlich egal ist.


    Nö. Eben nicht.



    ENO und REED ... schaffen, das nur noch nach ihnen klingt und nicht mehr nach dem usprünglichen Song.


    Genau das war die Idee hinter dem kompletten Scratch my Back-Projekt. Mehr Tribut kann man dem Wunschprojekt Gabriels nicht zollen.

  • Nichts ist langweiliger und ideen- und sinnloser, als eine 1:1-Kopie eines Originals. Sinn macht dagegen eine völlig eigenständige Interpretation einer Songidee. Sowas ist in meinen Augen künstlerisch wertvoll, auch wenn einem das Original vielleicht mehr zusagt.


    Genau meine Meinung!


    Ich habe auch nichts Gegenteiliges behauptet. Du hast mich unvollständig zitiert. Ich schrieb:


    "Aus meiner Sicht macht eine Cover-Version keinen Sinn, wenn sie sich so weit vom Original entfernt, dass der Song im Prinzip nur noch über den Text identifiziert werden kann."


    Dabei ist gerade der letzte Nebensatz von entscheidender Bedeutung.


    Ich habe überhaupt nichts gegen eigenständige Interpretationen. GR1 von Hackett ist mir z.B. viel lieber als GR2. Mir geht es um Extremfälle, in denen die Coverversion so weit weg vom Original ist, dass dieses überhaupt nicht mehr zu erkennen ist.



    Genau das war die Idee hinter dem kompletten Scratch my Back-Projekt. Mehr Tribut kann man dem Wunschprojekt Gabriels nicht zollen.


    Deine Aussage wird ja durch das Projekt selbst widerlegt, denn anders als bei ENO und REED bleiben bei dem überwiegenden Teil der Interpretationen Melodie und Harmonik in wesentlichen Teilen intakt. Gleiches gilt auch für die allermeisten von Peters Versionen auf SMB.

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"

  • Die Frage, wie eine Coverversion zu sein hat oder nicht, finde ich reichlich hypothetisch. Es gibt gute, die eng am Original bleiben und dabei reizvolle neue Facetten bieten, und es gibt gute, die keinen musikalischen (oder textlichen?) Stein mehr auf dem anderen lassen, dabei aber durch den Kontrast ein lohnenswertes Verhältnis zum Original eingehen.


    Entscheidend ist auf'm Platz. Und da muss ich zu Lou Reed sagen: Meine Fresse, das ist ja boden-, reiz-, niveau-, lust-, ideen- und gehaltloses Rumgeschrubber. Soll das 'n Statement sein? Hört sich das wirklich jemand mehr als einmal an? Ich könnte wetten, dass ich sämtlichen Coverversionen des Songs von allen hier verfügbaren Amateurhomerecordern den Vorzug geben würde. Reeds Zeug sehe ich wirklich als einen Haufen Unrat an.

  • Hi Townie!
    Die vorletzte Vokabel muss nicht sein, deine Kritik war auch so verständlich...Ansonsten bin ich im Fall "Solsbury Hill" einer Meinung mit Dir.
    Anders hingegen "Mother of violence" von Eno. Ist auch weit weg... Und schräg, aber hat was. Wie ein düsterer Sountrack zu einem Endzeitfilm.

    Gruß
    Hotb.

    I know a farmer who looks after the farm.
    With water clear, he cares for all his harvest.
    I know a fireman who looks after the fire.

    Einmal editiert, zuletzt von Hotblack Desiato ()

  • Hi Townie!
    Die vorletzte Vokabel muss nicht sein, deine Kritik war auch so verständlich...Ansonsten bin ich im Fall "Salsbury Hill" einer Meinung mit Dir.
    Anders hingegen "Mother of violence" von Eno. Ist auch weit weg... Und schräg, aber hat was. Wie ein düsterer Sountrack zu einem Endzeitfilm.


    Gruß
    Hotb.


    Gruß zurück! Und dabei hatte ich mich bezüglich des Wortes vorher noch extra selbst zurückgepfiffen und die entschärfte Variante gewählt. Ich habe in der Tat gemerkt, dass mich dieses - ähm - "Lied" beträchtlich geärgert hat. Und Gefühle müssen raus (weiß man spätestens seit Helge Schneider).
    Andere "Du kannst mich auch mal"-Versionen kenne ich bislang noch nicht. Gehe da aber erst wieder mit abgekühltem Kopf ran.



  • Andere "Du kannst mich auch mal"-Versionen kenne ich bislang noch nicht. Gehe da aber erst wieder mit abgekühltem Kopf ran.



    Glaube ich noch nicht einmal, das Lou das "Du kannst mich auch mal"- mäßig meint.

    Möglicherweise augenzwinkernd dem P.G. gegenüber, à la ich nehme mal deinen fröhlichsten Song und zerlege ihn und mache daraus einen düsteren schweren Kettensägensong.

    Nein, ich glaube er meint das ernst, wollte dem Song einfach eine andere Tiefe geben und, ähnlich wie P.G. auch, indem er die Songs mit Orchester gespielt hat, nur aus dem Songgerippe einen (fast ganz) neuen Song kreieren.

    Soweit mein wohlwollendes Bemühen, ihn zu verstehen. Doch er ist auch mir zu weit weg von dem fröhlichen Solsbury Hill, so dass ich sagen muss, es gefällt mir nicht :ka:.

    :huhu:

    HotBLACK

    I know a farmer who looks after the farm.
    With water clear, he cares for all his harvest.
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  • Ja, ich kann mir auch nicht vorstellen, dass da Respektlosigkeit im Spiel ist. Wie auch immer. Aber Eno habe ich eben gehört: Issja 'n gaaanz annern Schnack - "Mother of violence" hat hier ein atmosphärisch reizvolles Profil, das gefällt mir nicht schlecht.

  • Ja, genau, und hier finde ich dieses Songaustauschprojekt spannend!

    Wenn man mal Melanie's eigentlich sehr schöne Version (Mother of Violence) von den Liveaufnahmen nimmt und mit B.E.s Version vergleicht, spannend! Und Gabe macht eben dies auch Spaß...

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  • Tolle reviews hier, aber bei Solsbury Hill muss ich doch mal meinen Senf ( hatte ich schonmal irgendwo.)


    Ich weiß, dass alle dies als "fröhlichen Song" empfinden, aber vom Text und von seiner Entstehung her war er das eben gerade nie. Wie so oft verpackt er traurige, schwermütige Liedtexte in fröhlich gluckernde Melodien, das ist sein Spiel, seine Neigung zum PUN überall.


    Dieser Hügel da unten in Somerset markiert für Peter alles. Der größte Bruch seines Lebens. 8 Jahre in eine Richtung und nun hin-und hergerissen. Was tun? Die ewigen Streits mit einem stahlharten Tony noch länger hinnehmen? Kritisiert werden dafür, wie man ist? Ständiges neidisches Angepinkle wegen der Masken, aber ohne sagt kein Reporter auch nur buh? Pleite, Charisma hat angeblich kein Geld, aber Strat kauft alle naslang Rennpferde, gibt rundenweise Champus aus und spielt den dicken Aristo? Weiter Tourstress unter den miesen Bedingungen jener Tage oder Gemüse im eigenen Garten anbauen und rock your baby to sleep?


    Lou, einer seiner engen Freunde, hat genau das alles aus dem Text herausgeschält, kennt die Entstehung dieses wichtigsten aller Songs aus erster Hand und fühlt hier nach, wie es dem Songschreiber eigentlich wirklich ging da so einsam auf seinem Hügel.
    Wunderbar gemacht


  • Möglicherweise augenzwinkernd dem P.G. gegenüber, à la ich nehme mal deinen fröhlichsten Song und zerlege ihn und mache daraus einen düsteren schweren Kettensägensong.

    HotBLACK





    Lou, einer seiner engen Freunde, hat genau das alles aus dem Text herausgeschält, kennt die Entstehung dieses wichtigsten aller Songs aus erster Hand und fühlt hier nach, wie es dem Songschreiber eigentlich wirklich ging da so einsam auf seinem Hügel.
    Wunderbar gemacht



    Sehe ich anders.
    Da Lou Reed weder Humor besitzt noch Einfühlungsvermögen - beides wird ihm zumindest von etlichen "Kollegen" immer wieder abgesprochen - halte ich sowohl das Augenzwinkern wie das Nachempfinden für äußerst unwahrscheinlich.
    Lou Reed kann nur Lou Reed und deshalb kommt da auch nichts bei raus, was zumindest entfernt noch etwas mit dem Original zu tun hat.

    Denn insofern gebe ich Townman recht: Eine Coverversion sollte auch meiner Meinung nach eine Interpretation eines Stückes sein. Keine Neugestaltung. Das heißt ja nicht, dass man nichts verändern darf. Das soll man ja sogar. Aber das Original muss schon noch durchscheinen. Und das ist bei Lou Reeds Version von Solsbury Hill leider nicht der Fall. In meinen Augen auch: Thema verfehlt.

    Lou Reed ist in meinen Augen ein guter Texter, keine Frage. Viele seiner Songtexte sind Poesie. Aber die Musik...fällt dagegen doch häufig stark ab. Und wer ihn mal live gesehen hat, weiß auch dass er weder ein besonders brillianter Musiker ist noch ein netter Mensch. :(