• Car wird heute 40.


    Weiß noch genau, als ich das Album kaufte. :rolleyes:
    Bei mir und auch in meinem damaligen Genesis-affinen Freundeskreis kam das Album überraschend gut an!


    Auch im nachhinein betrachtet, die Musik, mit der PG damals solo startete, war schon irgendwie "neu" und ließ sich nirgendwo so richtig einordnen.


    Auch den Bezug zu Lamb konnte man nicht knüpfen.
    Er hat mit Car Neuland betreten und war gleichzeitig noch auf der Suche nach Musik, die ihm entsprach und seiner Vielseitigkeit Ausdruck verleihen konnte.
    Ich finde dass Album im ursprünglichen Sinne progressiv, aber keineswegs unter Progressive Rock einzuordnen.
    Dass ausgerechnet Solsbury Hill noch am nachhaltigsten in den Setlisten seiner heutigen Shows zu finden ist, ist irgendwie kurios, da es meiner Meinung nach interessantere Songs auf Car gibt (z.B. Moribund..., Humdrum, Slowburn, Waiting for the Big One, Down the Dolce Vita...), andererseits auch nicht, da es ja damals schon ein kleiner Hit war und heute auch viele zum Tanzen anregt.
    Ich finde den Song ja eher melancholisch, zumindest in der Studiofassung.


    PG scheint ja kein Jubliläums-Reissue zu planen, oder etwas später ;) oder erst in 10 Jahren.


    Ich lege das Album immer mal wieder auf, sogar öfter als so manches Genesis-Album.

    I know a farmer who looks after the farm.
    With water clear, he cares for all his harvest.
    I know a fireman who looks after the fire.

    Einmal editiert, zuletzt von Hotblack Desiato ()

  • Na ja, die Gabrielalben wurden doch Anfang oder Mitte der 2000er neu aufgelegt, da brauchts nicht schon wieder eine Neuveröffentlichung.


    Car selbst gefällt auch mir, aber PG 2 schmeichelt meinem Ohr dann doch etwas mehr.

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

  • Na ja, die Gabrielalben wurden doch Anfang oder Mitte der 2000er neu aufgelegt, da brauchts nicht schon wieder eine Neuveröffentlichung.


    Klar. Aber es ist ja durchaus üblich bei runden Geburtstagen noch einmal die Kasse klingeln zu lassen z.B. mit dem Mehrwert Outtakes oder Alternative Takes...


    Bin da ja auch manchmal nicht abgeneigt. Aber meistens weiß man dann am Ende doch, wieso sie diesen einen Take bevorzugt haben (Alternative...) oder warum die Outtakes eigentlich Outtakes geworden sind.



    Car selbst gefällt auch mir, aber PG 2 schmeichelt meinem Ohr dann doch etwas mehr.


    Ist bei mir stimmungsabhängig und die Grenzen sind fließend. Ich fand und finde die PG2 radikaler und auch auf Anhieb schwerer zugänglich. Man muss sich da reinhören.
    Aber dass Robert Fripp da mit im Boot ist, ist ja eigentlich der Hammer!
    Und meine Genesis-Freunde sind damals bei der PG2 dann ausgestiegen...:-(


    Die PG3 dann wieder einen Schritt zurück bzw. 2 Schritte vorwärts, eigentlich ein Meisterwerk!


    Aber heute Abend wird Car gehört...:)

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  • PG1 hat mich von Anfang an fasziniert.


    die letzten 2 Stücke finde ich zwar reichlich überproduziert :schock2: mit Orchester und so, das mochte Bob Ezrin aber...


    Moribund ist der Wahnsinn, ebenso, wie Solbury Hill und Here Comes the flood (wobei ich die Piano Version auf der Shaking the Tree bevorzuge..) Unbeschreiblich gut!!!


    Excuse Me ist eine wilkommene unerwartete Überraschung. Herrlich!


    Humdrum liebe ich, das Lied trifft jedes mal mir immer noch unerklärlich eine emotionale Stelle in meinem Herzen, wie einige Lieder von Peter, das macht ihn so faszinierend für mich.


    Modern Love, Slowburn und Waiting for the Big one sollten den amerikanischen Markt bedienen und Peter weit vom Genesis Sound entfernen und gefallen mir ganz gut.


    Down the dolce Vita ist ein orchestraler Pomp mit Clavinet, wie es damals modern war. Interessante Stellen aber zu überladen :gruebel:


    Here Comes the Flood hätte ich, wie gesagt, gerne als Pianoballade gehört und nicht als Powerpomprock - aber die Melodie, der Text und die Stimme von Peter sind nicht plattzukriegen :topp:


    Einen Vergleich zu PG 2 möchte ich nicht anstellen, das PG 2 eine völlig anderen eigenständigen (englischen) Charme hat - ich trenne die Alben gerne, da die Produzenten, die den Sound zu verantworten haben so unterschiedliche Ansätze haben. Peter hat sich gerne entwickelt, das schätze ich sehr an ihm (ob zurück-vor, rechts/links, nach oben oder unten oder alles gleichzeitig - ist mir bei ihm egal ;)


    Rock on


    Kabuki

  • Ich habe mir die frühen Alben nie gekauft, besitze aber zumindest die SackCD "Plays Live Highlightzs", die ich allerdings geschenkt bekam.
    Die Single von Solsbury Hill habe ich mir Mitte der 90er Jahre in Kempten im Allgäu gekauft, Zufallsfund, das war ein winziger Plattenladen dort.
    Auf einer Plattenbörse hatte ich mir irgendwann einmal "Synergy" von Larry Fast gekauft, welches eine sehr lange Zeit eines meiner Lieblingsalben war 8und dassagt viel über meinen Musikgeschmack aus).


    Mir war die Musik von Peter Gabriel immer "zu schwierig", ich habe nie viel damit anfangen können.
    Ausnahmen bestätigen die Regel (San Jacinto).


    SO war mir wiederum fast schon wieder zu poppig, aber ich mochte daran auch die eher künstlerischen Projekte. Milgram's 37 hat mich viel, viel später auf eine Reihe von psychologischen Experimenten gebracht (Wikipedia-Artikel), die viel über die menschliche Psychologie aussagen.


    Mein allererstes Album von ihm war US, das für mich wiederum ein Meilenstein war. Ich war "wie weggeblasen" von dieser Weltmusik, und dieses Album hat mich sehr nachhaltig beeinflußt.


    Speziell mit den frühen Alben stellte Peter Gabriel für mich die "dunklere Seite von Genesis" dar, und mit "dunkel" meine ich "die tiefere, psychologische Seite". Spiel Ohne Grenzen wäre zum Beispiel als Genesis-Titel nicht machbar gewesen, vom textlichen Inhalt her, und selbst ein Stück herauszubringen mit dem Titel "Moribund The Bürgermeister" stellt für mich eine sehr "dunkle / schwierige" Sache dar (dict.leo.org übersetzt "Moribund" als "sterbend" , mein uraltes Wörterbuch übersetzte es als "sterbend, liegend", es ist also ein Stück über einen sterbenden Bürgermeister, so habe ich es jedenfalls immer interpretiert". Das ist kein leichter Stoff, überhaupt nicht.
    (Edit : Ich lese gerade zum allerersten Mal den Text im Internet - und es stellt siuch als noch einmal schwerer heraus, als ich dachte.")


    So schweren Stoff habe ich selbst nie geschrieben (außer in Depressionsphasen), könnte ich auch gar nicht, deswegen sind mir diese Stücke der ersten Alben auch so fremd.


    Das, auf der anderen Seite, kann man aber auch Peter Gabriel positiv zu Gute halten : Daß er es überhaupt schafft, solche Sachen zu schreiben. (Zuletzt mit dem Eröffnungsstück "Dunkelheit" von UP, das sehr gut eine Sozialphobie beschreibt).


    P.S. : Hier kommt die Flut in Köln live zu hören war einer meiner ganz persönlichen Höhepunkte des Konzerts. :) Ich mag diesen Song. :)

    "There are crawlers under my lambswool feet..."
    (Quelle)

  • Das ist für mich schon deshalb ein besonderes Album, weil es meine erste CD war.
    Natürlich habe ich es schon deshalb recht oft gehört.
    Ich erinnere mich auch, dass ich von der Vielfältigkeit so angetan war.
    Bis dahin kannte ich davon nur Solsbury Hill.


  • Es ist interessant, dass Du das so schreibst. Mein bester Freund kann ebenfalls nicht sooo viel mit PG anfangen, eigentlich aus den von Dir oben genannten Gründen: zu dunkel, zu schwierig.


    Obwohl ich gar kein depressiver Typ bin :) , wenn ich das so schreiben kann, empfinde ich das gar nicht so, also seine Musik, oder bestimmte Alben, wahrscheinlich 1-4, UP, als schwierig und dunkel.
    Es sind meine Lieblingsalben und sie gefallen mir viel besser als die leichteren Alben US und SO. Vielleicht entspricht die Musik meinem Naturell? :gruebel:


    Um zurück zu Car zu kommen: Du hast sicher recht, dass auch Car diese Stimmung hat, die vielleicht weniger im PG-Genesis-Katalog zu tragen kommt, vielleicht mit Ausnahme The Lamb.

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    • Offizieller Beitrag

    Bei den Feierlichkeiten der Music Industry Trust Awards im Jahr 2004 wird Peter Gabriel für seine Verdienste um die britische Musikindustrie „in den letzten dreißig Jahren“ geehrt. Aus diesem Anlass kann man dort als Gast eine besondere entsprechende Doppel-CD bekommen. Die erste CD enthält Musik anderer Künstler, die zweite bietet einen von Peter Gabriel ausgewählten Querschnitt durch sein musikalisches Schaffen als Solokünstler. Solsbury Hill, der große Hit, der Peter Gabriels Solokarriere mit einem Paukenschlag eröffnete, ist nicht dabei, ja, es findet sich tatsächlich überhaupt kein Song vom Debütalbum in dieser Sammlung. Ist Gabriels Solopremiere denn so schlecht, dass sie keine Erwähnung verdient?


    Februar 1977. Die Plattenläden sortieren unter „G“ ein neues Album ein. Von rechts oben herunter fotografiert, zeigt die Hülle einen Ausschnitt eines regennassen Autos. Abgesehen vom kräftig türkisblauen Lack ist alles andere schwarzweiß gehalten. Hinter den Lichtspiegelungen auf der Windschutzscheibe beugt sich der Beifahrer nach vorne. Dass es sich dabei um Peter Gabriel handelt, errät und erahnt man mehr als dass man es erkennt. Oben links steht in abgerundeten Kleinbuchstaben der Name des Künstlers: Peter Gabriel. Kein Albumtitel, kein nichts. In den darauffolgenden Jahren wird er drei weitere Alben veröffentlichen, denen er ebenfalls den Titel verweigert. Die Fans orientieren sich notgedrungen an den Albumhüllen und taufen Gabriels Solodebüt Car.


    Ein Abschied im Schnelldurchlauf


    Sommer 1974: „Dann gehe ich eben.“ William Friedkin will mit Peter Gabriel arbeiten, Gabriel sagt zu. „Either you’re in or you’re out!“, finden seine Bandkollegen. Gabriel geht. Jetzt will Friedkin nicht mehr. Also bleibt Gabriel. Aber alle wissen: Die Tage sind gezählt.
    November 1974: „Er wird gehen.“ Tony Smith, Manager von Genesis, verkündet der Band in Cleveland die schlechte Nachricht. Tony Banks hat es kommen sehen. Sein Hotelzimmer ist grell orange. Die Farbe mag er nicht.
    Mai 1975: „Er ist raus, aber psssssst!“ Peter ist für die Lamb-Tour noch in der Band geblieben. Das Ende ist deprimierend. Peter Gabriel schweigt über seinen Abschied, weil er noch nicht genau weiß, was er machen will. Die anderen schweigen, weil sie noch nicht genau wissen, wie sie weitermachen können.
    August 1975: Der Melody Maker lüftet das Geheimnis. Die Band weiß jetzt, wie sie weitermachen wollen. Man arbeitet eifrig an neuem Material. Sie sind begeistert davon. Aber wer soll singen? Peter Gabriel (mit Familie) zieht aufs Land, versucht sich als Selbstversorgerbauer und Selbsterforscher.
    November 1975: Der Schlagzeuger von Genesis hat das neue Album eingesungen. Alle in der Band sind begeistert. Aber wer soll live singen? Die Landwirtschaftssaison ist vorbei, Peter Gabriel wickelt seine Tochter.
    Februar 1976: Das erste Album von Genesis ohne Gabriel erscheint. Gabriel sät Salat. Allmählich fängt er aber auch wieder an, auf dem Klavier herumzuklimpern…
    Musikalische Fingerübungen entstehen in diesem Jahr. Mit Martyn Hall. Und auch so. Und dann zeigt sich: Die Inspiration hat zu einer Reihe von Stücken geführt. Nachdem er die „Woche der tausend Salate“ überstanden hat, nimmt Peter Gabriel ein erstes Soloalbum auf.


    März 2015: Auf einer Urlaubsreise durch den Süden von England macht der Verfasser auch in Batheaston Station. Es ist ein sonnig kalt-warmer Frühlingstag. Kurz vorher waren sie noch in Box und haben die Realworld-Studios von außen besichtigt. Der Ort liegt fast in Sichtweite des Hügels, auf den sie jetzt hinaufsteigen. Auf dem großen Plateau ganz oben war eine eisenzeitliche Festung angelegt, aber die Hinweistafel hebt als erstes hervor, dass der Little Solsbury Hill durch Peter Gabriels gleichnamiges Stück von 1977 – auf seinem Debütalbum – „unsterblich gemacht wurde“. Blickt man nach Osten, kann man zwischen den malerisch dahinrollenden Hügeln der Cotswolds vielleicht die Realworld-Studios entdecken. Von Westen her drängen sich die Siedlungen von Bath an den Hügel heran.
    Der geographische Ort Solsbury Hill ist ein Schlüssel für das Stück Solsbury Hill. Die mythisch-semihistorische Vorgeschichte verbindet sich mit dem Heute. Ob man urbanes Stadtleben oder beschaulich ländliches Dasein betrachtet, ist auf dem Hügel nur eine Frage des Standpunktes, des Blickwinkels. Ganz trivial stehen hier auch Höhen und Tiefen vor Augen. Genauso janusköpfig blickt Solsbury Hill (das Stück) in beide Richtungen: In die Vergangenheit und in die Zukunft, auf Veränderung und auf Beharrung. Im Stück fällt – ganz am Ende – die Entscheidung zugunsten des Neuen.
    Peter Gabriel muss das Stück gar nicht mal bewusst und absichtlich über seinen Abschied von Genesis geschrieben haben. Es lässt sich aber ganz gut auf die Situation anwenden. Peter Gabriel gibt auf, was er nach außen hin war: Sänger skurriler Texte in merkwürdigen Taktarten zu sein und Träger noch skurrilerer Kostüme bei den Konzerten von Genesis.
    Vielleicht hat er Abstand gebraucht, um sich darüber klarzuwerden, wie er und die Musik künftig miteinander umgehen wollen. Vielleicht ist er selbst Schritt um Schritt auf jenen Hügel in Somerset hinaufgestiegen, um ganz wörtlich Abstand zu gewinnen zu der Welt da unten. Vielleicht verbalisiert Solsbury Hill in seinem Liedtext genau diese Wanderung, dieses Abstandgewinnen, die Neuorientierung. Dann wäre es ein Schlüssel-Text, der Abschluss mit der Vergangenheit in der Band, der Blick voraus in der Ahnung, dass da einer jetzt wirklich zu sich selbst findet.
    Das zentrale Element an dem Stück scheint mir aber dieses: Der Text schildert genau die Situation, in der die Entscheidung fällt. Es ist kein späteres Zurückblicken, sondern ein Lied im Hier und im Jetzt. Es ist auch nicht so sehr programmatisch als vielmehr eine Standortbestimmung: „Ich stehe jetzt am Scheideweg. Ich blicke zurück, ich blicke vorauf auf meine Möglichkeiten. Ich beschließe: In diese Richtung will ich gehen.“
    Genau das bildet sich auch in Peter Gabriels Debütalbum ab: Ein Aufbruch. Ein Ausloten der möglichen Wege. Thomas Schrage trifft es in seiner Besprechung des Albums ganz gut: „Nun wandte er sich, vom Art-Rock der Genesis-Musik fort wollend, bei seinem ersten eigenen Album anderen Stilen zu.“ Das erste Stück ist textlich noch genauso bizarr wie manche Genesis-Stücke – Moribund der Bürgermeister ist kein allzu weit entfernter Verwandter von Harold dem Fass. Dieses Stück könnte ich mir in genesisifiziertem Arrangement durchaus auf Selling England oder Nursery Cryme vorstellen.
    Auf diesen Rückblick folgt Solsbury Hill. Und das ist kein Zufall. Moribund greift Peter Gabriels musikalische Vergangenheit auf, bestimmt sozusagen den Standort, Solsbury Hill beschäftigt sich mit der Frage nach dem weiteren Weg. Und wie sieht der aus?
    Peter Gabriel verschwindet in der Umkleidekabine und taucht – All change! – in neuem Gewand auf, in neuen Rollen. Modern Love: Der Rocker (mit Raels Lederjacke?). Vorhang, Kostümwechsel. Excuse Me: fröhlich-albernes Vaudeville mit Groucho Marx. Vorhang, Kostümwechsel. Humdrum: Peter Gabriel gibt die Barbra Streisand (der Gestus ihres A Woman In Love!). Vorhang, Kostümwechsel: Slowburn, Pathosrock. Vorhang, Kostümwechsel: Peter Elwood Gabriel im dunklen Anzug, whiskygetränkt, zigarettenrauchumweht, gibt den Bluessänger Waiting For The Big One. Vorhang, Kostümwechsel: Orchesterrock a la Jon Lord (aber eingängiger). Vorhang, Kostümwechsel: Songwriting mit viel Bombast in Here Comes The Flood.
    Der Wind auf dem Solsbury Hill weht zwei Stimmen heran. Die eine ist die des Schauspielers aus Rosencrantz & Guildenstern Are Dead und klingt nach dem Produzenten: „Wir können Pathos und Rock, ohne dass das Arrangement zum Text passt, und wir können Pathos und zum Text passende Arrangements ohne Rock, und wir können alles drei gleichzeitig oder nacheinander. Aber wir können nicht Rock und zum Text passende Arrangements ohne Pathos. Pathos ist verpflichtend.“ (In der Tat sagen die wuchtigen, zum Teil bombastisch großen Arrangements der Stücke vielleicht mehr darüber aus, wie ein Bob Ezrin sich Peters (neues?) Image vorstellte als über Peter selbst.) Die zweite Stimme ist die von Susi aus Herzblatt, die sanft säuselt: “Nun, lieber Peter, jetzt musst du dich entscheiden. Welche soll deine neue musikalische Rolle werden?“
    Peters zweites Album zeigt, dass er die Antwort noch nicht gefunden hatte. Was in seinem Debütalbum übertrieben groß ausfällt, ist im zweiten Album vielleicht übertrieben reduziert. Erst dreizehn Jahre nach Car erscheint auf den Sixteen Golden Greats eine Neuaufnahme von Here Comes The Flood, von der wir annehmen dürfen: So wollte Peter Gabriel sie haben. Sie macht neugierig darauf, wie er die anderen Stücke außer dem seit vierzig Jahren so gut wie ständig gespielten Solsbury Hill heute spielen würde. Auf der Warm Up Tour 2007 beantwortet Gabriel diese Frage wenigstens für einige der Stücke von Car und wenigstens für die Livesituation.


    Heute – im Jahre 2017 – wissen wir, welche Wege Peter Gabriel in den letzten vierzig Jahren gegangen ist, welche neuen Wege er gebahnt hat. Wir wissen auch, dass er von einem vermeintlich klaren Weg außerordentlich gerne abweicht, wenn links oder rechts am Horizont etwas auftaucht, das ihn neugierig macht. Dann kann es auch mal länger dauern. Im Blick zurück über diese vierzig Jahre kann man sagen: Car ist Peter Gabriels musikalische Adoleszenz. Er bricht aus der vertrauten familiären Struktur aus und probiert allerlei neue Dinge aus. Deutlich ist auf dem Album zu hören: Peter Gabriel will neue Wege einschlagen. Um sie zu finden, lotet er erstmal bestehende musikalische Wege aus. Manches sind eben Irrungen und Wirrungen, und die Ratschläge, die er von den Produzenten bekommt, sind seiner Musik auch nicht immer zuträglich.
    Vielleicht ist deshalb keines der Stücke von PG1 auf dem Sampler für die Music Industry Trust Awards enthalten. Aus demselben Grund, aus dem viele Menschen ungern Fotos aus ihrer frühen Teenagerzeit herzeigen: Weil es zwar eine unwahrscheinlich wichtige und prägende Zeit war – aber eben auch eine, in der man sich unfertig und ungestaltet fühlte. PG1, das Album mit dem Auto, ist aber vielleicht trotzdem nicht zu verachten: Es zeigt, wie sich die Musiker und Produzenten um Peter Gabriel herum Mitte der 70er Jahre seine Rolle vorstellten: Ihre Vision von Peter Gabriel. Im Kern, das darf ja auch nicht vergessen werden, ist es aber seine Musik. Ein Übergangs- und Wendepunkt in seinem musikalischen Gesamtwerk, dass ja schon viel früher mit Sammy The Slug anfängt – ein Ausgangspunkt für eine inzwischen vierzig Jahre umspannende Solokarriere, zu der Waiting For The Big One genauso gehört wie Sledgehammer und Washing Of The Water.