Was lest ihr gerade, oder was wollt ihr lesen?

    • Offizieller Beitrag

    Von @realDonaldDuck:
    Gegen das Unterrichten angeblicher "FAKTEN". Alles böswilliger Schwindel! SO UNFAIR! Mexiko wird dafür zahlen! Hillary in den Knast!


    Nach diesem Exkurs in die postfaktische Welt der 140 Zeichen hier etwas heute umso Lesenwerteres:


    [Blockierte Grafik: https://www.reclam.de/data/cover/978-3-15-020365-1.jpg]


    Viktor Klemperer (Sprachwissenschaftler, für Klassik-Fans: verwandt mit dem Dirigenten; für Unterhaltungs-Fans: verwandt mit dem Darsteller des Colonel Klink aus Ein Käfig Voller Narren) analysiert in LTI, wie der Nationalsozialismus darüber, wie er die Sprache verändert, auch die Wahrnehmung der Wirklichkeit verändert.


    Beim Lesen entdeckt man: Diese Manipulation der Wirklichkeit durch die Sprache passiert auch heute noch - vielleicht sogar mehr noch als früher. Aber dagegen etwas tun kann man erst, wenn man es überhaupt bemerkt.

  • Das klingt leider so, als ob man es gerade jetzt lesen müßte. Schlimme Zeiten (in den USA jedenfalls) in denen Fakten nach Belieben verbogen werden. Facebook ist in der Politik angekommen.


    (Hat aber erstmal gar nicht sooo viel mit dem Thema »Klassische Literatur« zu tun, oder?)

    • Offizieller Beitrag

    Als Ergänzung zu 1984 schon ... aber Du hast recht, Thomaso, das passt eigentlich besser in den "Das lese ich gerade"- Faden. Schwupps, schon verschoben. Es macht dir hoffentlich nix, dass ich deinen Beitrag gleich mitgenommen habe.

    • Offizieller Beitrag

    Ein politisches eher kleines Licht schürt die Ängste in der Bevölkerung, verspricht tiefgreifende wirtschaftliche und soziale Reformen, schwenkt die Fahne der Patriotismus und "traditioneller Werte". Mit diesem Programm gelangt er in ein wichtiges Amt: Er wird Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika.
    Nach seiner Amtseinführung bildet er eine Regierung aus superreichen Leuten und beginnt die freie Meinungsäußerung als verräterisch zu unterdrücken ...


    Nein, das ist kein Essay über den aktuellen (45.) Präsidenten der USA, sondern über den fiktiven 32. Präsidenten Berzelius Windrip, der anstelle von Franklin D. Roosevelt gewählt wird. Sinclair Lewis hat seinen Roman Das Ist Bei Uns Nicht Möglich 1935 geschrieben. Er stellt den raschen Weg der USA in eine faschistische Diktatur dar...


    "Die Tyrannei dieser Diktatur", stellt der Kleinstadt-Journalist Doremus Jessup fest, "ist nicht die Schuld der großen Unternehmen und nicht die Schuld der Demagogen, die ihnen die schmutzige Arbeit abnehmen. Es ist die Schuld von Doremus Jessup! Die Schuld von all diesen gewissenhaften, anständigen, bequemen Jessups, die die Demagogen ihre Arbeit machen lassen, ohne ihnen nach Kräften entgegenzutreten."


    Kann man sich mal merken.

  • Zitat

    Ein Käfig Voller Narren


    Ist das die Serie, in welcher von Dir genannter "Colonel Klink" ein Kriegsgefangenenlager der Wehrmacht kommandiert? Dann würde der Titel passen, andernfalls will mir nicht in den Kopf, wie ein Colonel ein deutsches Gefangenenlager kommandiert. Ich kenne aber eine ganz ähnliche Serie, mit dem Titel "Ein Käfig voller Helden", in welcher ein Oberst Klink ebenfalls ein Gefangenenlager kommandiert. Ein Käfig voller Narren kenne ich hingegen nur als französische Komödie, aber ein Klemperer spielt da, meines Wissens nach, nicht mit.


    Wie auch immer, ich lese mich gerade durch "Der Mann ohne Eigenschaften" von Musil und noch immer kochen mir die Satzkaskaden das Gehirn weich.

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

  • So schlimm ist "Der Mann ohne Eigenschaften" nun auch wieder nicht. Nur halt auf Dauer anstrengend.

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

  • Ich lese gerade mal wieder ¨Der Mann mit der Ledertasche¨ von Charles Bukowski. Solltet ihr euch mal gönnen. Ein schlecht bezahlter Job bei der Post, bei dem man auch mit abstrusester Bürokratie kämpfen muss, die Arbeit einen gleichzeitig fertig macht.
    11 Jahre Qual und gleichzeitig schreiben, um freier Schriftsteller zu werden.
    Auch wird die Beziehung geschildert zur einzigen Frau, mit der er verheiratet war (2 Jahre etwa, danach Scheidung) und die mit der Frau, mit der er seine Tochter hatte. Zum Glück gibt es einiges an Humor....:topp:
    Einige Kritiker behaupten, dass Bukowski, nicht nur in diesem Roman, sondern auch bei Faktotum und in Kurzgeschichten und Gedichten, die ¨niederen¨Arbeiten, die er machen musste, besser und realistischer beschreibt als George Orwell in Down and Out in Paris and London.

    Das Leben ist eine Illusion, hervorgerufen durch Alkoholmangel

    Charles Bukowski

    Einmal editiert, zuletzt von charles bukowski ()