Sind Fans der Gabriel-Ära härter im Nehmen?


  • Jetzt mal zum den anderen Punkt, von dem ich mich ziemlich direkt angesprochen fühle und zu dem ich mich auch im Umfeld der Tour geäußert habe. "Aber das wollen die Collins-Verehrer sicher nicht wahrhaben" ist schlichtweg falsch. Gerade die sogenannten "Collins-Verehrer" haben diese Tatsache anerkannt und hatten damit überhaupt kein Problem, im Gegenteil. Viele, mich eingeschlossen, freuen sich sogar darüber.


    Wenn die Collins-Verehrer das so sehen, ist ja alles in Ordnung. Und ich schätze dich auch so ein, dass du diese vernünftige Ansicht vertrittst. Allerdings habe ich unter all den plötzlich auftretenden euphorischen Beiträgen nichts in dieser Richtung wahrgenommen. Solche Äußerungen kamen vielmehr aus der Riege der Kritiker. Vielmehr wurde die Ansicht vertreten, dass das alles musikalisch die reinste Perfektion sei...und das ist nunmal so faktisch einfach ficht haltbar. Und da hilft auch nicht die Unterstützung eines Profisängers. "Phil hat so perfekt gesungen, das war perfekter als die Studioversion"...ähnlich war das hier wirklich zu lesen...und Mike hat ja tatsächlich auch geäußert, Phil habe niemals besser gesungen...da sag ich jetzt nichts zu...


    Es sind vermutlich noch nicht mal immer ausnahmslos Gabriel-Fans, die auf Collins mit stumpfen Meinungsbekunden rumhacken. Diese Ansicht ist mir zu einseitig. Von daher ist mir dein Ansatz, little nick, etwas zu einfach.


    Versteh ich nicht. Ich hab das nie behauptet. Meine Frage bestand einfach nur darin, ob die Gabriel-Anhänger gelassener sind, weil es für sie normal ist, dass die Mitmenschen ihre Musik scheiße finden...

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    • Offizieller Beitrag

    Der Übergang von PG-Ära zu PC-Ära ist nun einmal eine zentrale Verwerfungslinie in der Plattentektonik von Genesis. Es liegt nahe, dort nach Spannungen zu suchen. Und es sollte niemanden verwundern, dort auch Spannungen zu finden.
    Die allermeisten von uns können solche Spannungen gut aushalten und stehen mit jeweils einem Bein auf beiden Seiten. Manchmal schwankt der Boden, dann neigt sich mancher mehr zur PG-Seite, anderer dagegen zur PC-Seite hinüber. Manchmal auch umgekehrt.
    Rumpeln tut es eigentlich immer nur im Umfeld von denen, die finden, alle Leute hier im Forum müssten vernünftigerweise* selbstverständlich auf der einen Platte stehen und die andere, weil völlig unbelastbar, wie der +++ das Weihwasser meiden (beziehungsweise umgekehrt). Ich bin mir allerdings noch nicht ganz schlüssig, ob diese Leute Indikatoren oder Auslöser des Rumpelns sind.



    *) Dass die Vermutung, so etwas sei "vernünftigerweise" der Fall, völliger Quatsch sein muss, zeigt sich schon daran, dass hier im Forum nicht alle Leute ganz bei Trost, geschweige denn vernünftig sind!

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  • Ich bin mir nicht sicher, aber kann es sein, das viele PG-Anhänger frustriert darüber sind, dass sich Genesis nach PGs Ausscheiden nicht auflöste? Nur so kann ich mir gerade von PG-Anhängern unfreundliche Kommentare gegenüber Post-PG-Genesis und Solo-PC erklären.


    Weiß ich nicht, weil ich nicht viele PG-Anhänger bin. Es war aber nicht Gabriels Weggang, der mein Interesse an den späteren Genesis hat erlahmen lassen, sondern die musikalische Richtung, die die Band nach dem Ausscheiden Steve Hacketts genommen hat. Bei anderen Bands war es nach Personalwechseln ähnlich (Pink Floyd, Yes - um nur zwei zu nennen). Nur so krass wie bei Genesis hab ich es woanders nicht erlebt. Phil Collins halte ich übrigens für einen Schlagzeuger der Spitzenklasse (ist wohl unbestritten), als Sänger und erst recht als Solokünstler konnte und kann er mich nicht überzeugen. Muss er auch nicht, und das muss auch niemand anderes versuchen.
    [Noch ein Satz am Rande: genauso wenig wie pauschale Abwertungen vertrage ich Arroganz à la 'gibt ja eh nur ein oder zwei Musiker hier im Forum, und der Rest hat sowieso keine Ahnung.']

    I'll never find a better time to be alive than now.

    Peter Hammill (on "X my Heart")

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  • Der Übergang von PG-Ära zu PC-Ära ist nun einmal eine zentrale Verwerfungslinie in der Plattentektonik von Genesis.


    ...aber es ist eben musikalisch gesehen auch ein ziemlich fließender Übergang. Genesis hatten auf allen Alben eher "poppige" Momente (d.h. eher simple Strukturen, eingängige Melodien) und eher "proggige" Momente (d.h. komplexere Strukturen, Rhythmen, Tonfolgen). Ich persönlich mag beides und fühle mich nicht niveauloser, weniger intellektuell oder sonstwas, wenn ich Invisible Touch abfeiere, als wenn ich Selling England By The Pound abfeiere. Ich schätze ein Driving The Last Spike im Übrigen genauso hoch wie ein Musical Box; ein Against All Odds genauso wie ein Red Rain und ein Like China genauso wie ein Modern Love.


    Was, glaube ich, allerdings provoziert und den Unterschied macht, ist einerseit die Perfektion und der kommerzielle Erfolg der Singles von Invisible Touch und We Can't Dance sowie andererseits eine Reihe von Stücken, die mehrheitlich als zu "flach" wahrgenommen werden (spontan: In too deep, Throwing It All Away, Illegal Alien, Hold On My Heart, Tell Me Why). Das Gleiche gilt, denke ich, auch für Phil Collins' Solokarriere. Hier ist es ja üblich, Peter Gabriels Solooutput als den klar überlegenen High-Quality-Pop darzustellen - das ist mir zu einfach. Die Qualität von Peters Output schwankt meiner Auffassung nach auf den ersten vier Alben deutlich stärker als auf Phils ersten vier Alben, wenn man so vergleichen will.
    Was den Threadtitel angeht, so vermute ich, dass - wenn man in Lagern denken will - die PC-Fans sich einfach weniger mit PGs Musik beschäftigen müssen (weil er nie so omnipräsent war wie PC) und deshalb gar nicht in die Verlegenheit kommen, gegen PG auszuteilen.


    Im Übrigen halte ich Phil Collins nicht nur für den an seinem Instrument mit Abstand besten und genremäßig vielseitigsten der Genesis-Musiker, sondern auch für den besten Songschreiber - weil es ihm in meinen Ohren einfach wesentlich häufiger (quasi immer - ungeachtet der Qualität der Songidee) gelungen ist, Songideen so weit zu entwickeln, zu arrangieren und zu instrumentieren, dass am Ende des Prozesses ein 'rundes', in sich geschlossenes Ganzes dabei herauskommt.
    Bei allem Respekt und aller Zuneigung meinerseits für Steve Hackett krankt es bei Steves Solomaterial daran am meisten. Bei Peter Gabriel habe ich oft den Eindruck, dass er zu viele Ideen hat und diese nicht auf den Punkt gebracht bekommt - die Anekdote, dass ihn Daniel Lanois bei den Aufnahmen für So im Studio einschließen (!) musste und dass wir seit nunmehr 14 Jahren auf den Up-Nachfolger warten, spricht Bände - und das, was er uns an neuem Material in den letzten Jahren geschenkt hat, bestätigt für mich ebenfalls diese Diagnose.
    Bei Mike & the Mechanics und Tonys Solokram kenne ich mich nicht genug aus, um das näher beurteilen zu können - in den Zusammenhang möchte ich aber mal auf "Word Of Mouth" hinweisen - sowas hat sich nicht mal Herr Collins geleistet :p


    Nachtrag:
    Generell finde ich dieses Lager-Denken affig und der jüngste Fanclubtag hat meiner Meinung nach bewiesen, wie viel Befriedigung auch so ein Invisible Touch-Konzert bringen kann - und der Zugabenblock hat wunderbar illustriert, dass die Logik "Genesis bis 1975 (oder wahlweise bis 1977) ist Prog; Genesis danach ist Pop" absoluter Quatsch ist und dass gerade die Alben von 1975 bis 1982 eine fantastische Bandbreite abdecken.

  • Ja, Steve Hackett scheint wahrscheinlich am ehsten beim Prog-Rock geblieben zu sein.


    Am ehesten vielleicht. Allerdings sind "Cured" und sein TUI-Werbesong von diesem Gebiet ebenfalls ziemlich weit entfernt.