Die Politik ist tot, es lebe die Politik! - kleiner politischer Frühschoppen, Live-Ticker, Austicker und was man sonst noch so zur Meinungsbildung braucht - oder auch nicht...

  • Ja, 1985 war alles noch viel einfacher. Hinter der Mauer wartete der Klassenfeind, die katholische Kirche kopulierte noch unbehelligt durch die Kindergärten und das einzige, worüber man sich somit Sorgen machen musste, war, ob man nun Pershing 2 Raketen im Garten stationieren wollte, oder nicht. Es war eben einfacher für oder eben gegen etwas zu sein und konnte sich, aufgrund dieser Einfachheit, besser das Profil daran schärfen.


    Auch ich hatte es 1985 noch viel leichter als heute. Meine einzigen Überlegung zu jener Zeit dürften gewesen sein, ob ich Nina oder Sabine mit in den Sandkasten einlade.

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

  • Da liegt ein Denkfehler vor. Wo es kein Rechts und kein Links gibt, kann es auch keine Mitte geben. Wird Zeit sich von diesen veralteten Begrifflichkeiten zu lösen.


    Warum wird in der politischen Welt überhaupt alles so eindimensional betrachtet?
    Wenn es ein Links und ein Rechts gibt, müsste es ja auch ein Vorn und ein Hinten geben,
    seltsamerweise wird das Fortschrittliche (also vorn bzw. vorwärts)
    automatisch der linken Bewegung zugeschrieben
    und das Konservative (also hinten bzw. rückwärts) immer der rechten.
    Das ist sicher der Chronologie der beiden politischen Richtungen geschuldet,
    bildet aber meiner Meinung nach,
    nicht zwingend die gesamte politische Landschaft (also eine Fläche und somit zumindest zweidimensional) ab.

  • Wo es kein Rechts und kein Links gibt, kann es auch keine Mitte geben. Wird Zeit sich von diesen veralteten Begrifflichkeiten zu lösen.


    In Ordnung. Ich hänge ohnehin nicht an diesen bestimmten Begriffen, aber sie standen immerhin früher für die Unterschiedlichkeit von Parteien/Positionen.
    Heute fällt mir immer wieder auf, wie schwer es mir fällt, zu sagen, wofür eine bestimmte Partei genau steht. Und da "Wählen" ja immer auch mit "Auswählen" zu tun haben sollte, ist es glaube ich wichtig, dass nicht alle Protagonisten das gleiche Programm haben.
    Zu viel Gleichklang ist in einer Demokratie, die ja von Streit und Pluralität leben sollte, sicher nicht von Vorteil


    Es gibt aber auch den umgekehrten Fall. In der aktuellen Debatte über Griechenland habe ich in den letzten Tagen so viele unterschiedliche Einschätzungen von Politikern (teilweise sogar sich widersprechende Aussagen eines Politikers) gehört, dass man denken könnte: Die blicken selbst nicht mehr durch. Daran könnte man eine spannende Frage anschließen:
    Wäre es eigentlich schlimm, wenn eine Kanzlerin offen eingestehen würde, dass sie selbst unsicher ist, wie man hier verfahren soll? Würde sie ein solches Eingeständnis unwählbar machen? Oder würde ihre Glaubwürdigkeit eher noch gewinnen, weil sie bestätigen würde, was eh viele Menschen ahnen? Schließlich sind Politiker auch nur Menschen, und die Annahme, sie hätten auf alle Fragen stets eine richtige und kompetente Antwort, ist doch eigentlich schon zutiefst unmenschlich...

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"

  • Wäre es eigentlich schlimm, wenn eine Kanzlerin offen eingestehen würde, dass sie selbst unsicher ist, wie man hier verfahren soll? Würde sie ein solches Eingeständnis unwählbar machen? Oder würde ihre Glaubwürdigkeit eher noch gewinnen, weil sie bestätigen würde, was eh viele Menschen ahnen? Schließlich sind Politiker auch nur Menschen, und die Annahme, sie hätten auf alle Fragen stets eine richtige und kompetente Antwort, ist doch eigentlich schon zutiefst unmenschlich...


    Ich fürchte, dass der Teil der Bevölkerung, der ein solches Eingeständnis analytisch betrachten und zu dem Schluss kommen würde, es sei ein Zeichen der Stärke, nicht die Mehrheit der Wahlberechtigten stellt. Da gibt es dann zu viele Fliegenfänger und Rattenjäger, die die große Zahl der Nichtwähler entsprechend zu manipulieren und vereinnahmen wüsste.
    Ob sich das in Umfrage- oder Wahlergebnissen niederschlüge? Keine Ahnung. Vielleicht genügt es zu erwähnen, dass Demokratie der Sieg der Mehrheit, nicht der der Intelligenz ist.

    al's Lebensweisheiten:

    "Man muss sich seiner Arroganz schon bewusst sein, um sie genießen zu können."

  • EU-Parlament einigt sich auf Position zu TTIP
    Das EU-Parlament befürwortet die Verhandlungen zwischen der EU und den USA über das Freihandelsabkommen.


    Freihandelsabkommen: EU-Parlament einigt sich auf Position zu TTIP | ZEIT ONLINE

    Roy Wilson :rollen:


    27 Apr 2019 Lübeck 170. Konzert
    25 Mai 2019 Hohen Neuendorf

    14 Jun 2019 THALE / HARZ

    24 Aug 2019 Brandenburg an der Havel

    31 Aug 2019 Wunstorf

    01 Nov 2019 HAMBURG 175. Konzert

    15 Nov 2019 Isernhagen Genesis Show

    16 Nov 2019 Isernhagen Stiltskin Show

  • Für alle, die es nicht mitbekommen haben: Der youtube-Star LeFloid, der die jüngere Generation ansonsten mit frech-informativen Clips für politische Themen zu gewinnen weiß, hatte vor kurzem die Chance, Angela Merkel zu interviewen. Die Fragen dazu durfte man ihm via Internet zukommen lassen. Nun ist das Interview fertig und online. Leider unterscheidet es sich kaum von herkömmlichen Journalisten-Interviews. Man hört von Merkel nichts, was man nicht schon kennt. Letztlich verkommt alles zu einem netten, unverbindlichen Palaver. Vor allem gelingt es LeFloid zu keinem Zeitpunkt, die Kanzlerin einmal aus ihrer rhetorischen Wohlfühlzone zu locken, ihr Widersprüche in ihrer eigenen Darstellung aufzuzeigen oder kritisch nachzuhaken, wenn ihre Antwort einmal sehr knapp ausfällt.


    Mal ein Auszug:


    LeFloid: Wie sieht es aus mit der Legalisierung von beispielsweise Cannabis?


    Merkel: Oh, da bin ich sehr restriktiv.


    LeFloid: Das mag sein, aber wie ist ihre Meinung dazu? Sie stehen dazu und sagen ein ganz klares "Nein"?!


    Merkel: "Nein" bis auf ganz ganz wenige Ausnahmen, wo das aus medizinischen Gründen vielleicht unabwendbar ist, ansonsten "Nein".


    LeFloid: Also ich bin da in der glücklichen Lage, dass es mich nicht betrifft, deswegen ich mit dieser Meinung auch an sich ganz gut leben kann. Ähem, im medizinischen Bereich halt ich es für sinnvoll, weil ich eben auch aus meinem Psychologiestudium weiß, dass...


    Merkel: Da gibt es ja auch ganz strenge Ausnahmeregelungen, aber das ist ja nicht das, was die allgemeine gesellschaftliche Diskussion ist, sondern ich bin da ablehnend.


    Hier hätte der Interviewer unbedingt die Widersprüchlichkeit von Verbot und Gefährlichkeit der Droge (auch im Vergleich mit z.B. legalen Drogen wie Alkohol) ansprechen müssen. So wird Merkel nicht einmal gezwungen, ihre ablehnende Haltung zu Cannabis zu begründen. Wenn aber Interviews derart oberflächlich geführt werden, dann bringen sie nichts.


    Wer sich das nette, unverbindliche Geplauder trotzdem mal komplett reinziehen will, bitte schön!


    https://www.youtube.com/watch?v=5OemiOryt3c

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  • Vermutlich war der Junge dann doch etwas nervös. An Teflon-Mutti haben sich schon ganz andere - vor allem gestandene und erfahrene - Interviewer die Zähne ausgebissen. Warum der LeFloid da nun besser oder erfolgreicher sein soll, weiß ich nicht.

    Sympathisch an der Aktion ist aber wohl zumindest, dass sich nun doch einige Jugendliche dieses interview reingezogen haben, die sich sonst für Politik gar nicht interessieren.

    “THE NIGHT WE TRACKED DOWN PHIL COLLINS, BECAME BEST FRIENDS WITH HIM, AND TALKED HIM INTO REUNITING WITH PETER GABRIEL, AND THEN WE GOT TO SING BACKUP ON THE NEW GENESIS ALBUM AND IT WAS AWESOME!”

    — Barney Stinson, How I Met Your Mother, Season 7, Episode 21 ‘Now We’re Even’


  • Sympathisch an der Aktion ist aber wohl zumindest, dass sich nun doch einige Jugendliche dieses interview reingezogen haben, die sich sonst für Politik gar nicht interessieren.


    Man könnte auch boshaft sagen: Das ist die Art von Interview für Leute, die sich nicht für Politik interessieren.


    Die Reaktionen im Netz sind da ziemlich eindeutig. Da werden LeFloid - auch von seiner Zielgruppe - fehlender Biss und mangelndes Hintergrundwissen vorgeworfen. So war das Interview lediglich eine gelungene PR-Aktion für die Kanzlerin. Schade!

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  • Das Internet-Interview mit Merkel hat allein schon auf einer Plattform über 2 Mio klicks.


    Leitmedien mit Qualitätsanspruch, tja, vielleicht noch ein wenig die Zeit und Süddeutsche?
    Seit dem Machtwechsel in dessen Chefredaktion lese ich keinen Spiegel mehr, aber nun auf langer Zugfahrt doch mal kurz reingeblättert. Die Tendenz und der Grundton sind recht stark verschoben, verglichen mit grauer Vorzeit. Fühle mich stärker manipuliert als zuvor.


    Lustig, leider wohl zutreffend und am Ende bedenklich waren ein Spiegel-Artikel zur AfD und deren erfolgtem Rechtsruck (Abfischen der enttäuschten CDU-Klientel) und einer zur SPD. die neuerdings vom Spiegel als "Lehrer- und Beamtenpartei" etikettiert wird. :schock2: Arbeiterpartei ade.


    Die alten Etiketten gelten tatsächlich nicht mehr, Zitat Aprilfrost: kein <links> und kein >rechts<
    So lange aber keine neuen Begriffe gefunden sind, sind diese Richtungspfeile noch halbwegs nützlich.


    Beleuchtet - nein, schräg angeleuchtet - wurde Sigmar Gabriel, der die Kanzlerin auf dem Weg in eine Kandidatur 2017 rechts überholen will. Populistischer ZickZack, üble Stimmungen werden noch angeheizt, statt ihnen mutig entgegen zu treten. Das Einstehen für Schwache, Bedürftige, Außenseiter - früher ein Markenkern von "eher links" - wird als veraltet und uneffektiv weggewischt.


    Die Jugend wird durch den durch Internet immer stärker unterstützten Populismus sicher nicht in erwachsene Wählermündigkeit geführt. Populismus im Sinne von "der Masse nach dem Mund reden".


    Schade ist wirklich, dass wir durch diese Spirale in unserer Liberalität immer weiter zurückgeworfen werden.
    Extremisten auf dem Vormarsch, überall, weltweit. Zeit, wieder die Tarnmäntel anzulegen.

  • In unserer Gesellschaft ist man zunehmend schlecht beraten, wenn man darauf vertraut, dass sich der Staat schon ausreichend um das Wohl seiner Bürger kümmert. Deshalb ist es umso wichtiger, dass es couragierte Mit- und Querdenker gibt, die Verantwortung übernehmen - manchmal sogar zum eigenen wirtschaftlichen Nachteil.


    In Osnabrück hat jetzt ein Kinobetreiber demonstriert, dass er das Thema Kinder- und Jugendschutz ernst nimmt, indem er angeordnet hat, dass Kinder von 12 bis 15 Jahren den Film "Ted 2" nur in Begleitung ihrer Eltern sehen dürfen. Darüber hinaus sollen Kinder unter 12 Jahren diesen Film gar nicht sehen dürfen. Richtig so!


    http://www.noz.de/lokales/osna…chauen#gallery&0&0&590429


    Ich habe "Ted 2" nicht gesehen, und werde ihn mir auch nicht ansehen. Aber alleine aufgrund diverser Trailer ist es für einen pädagogisch halbwegs verantwortungsvoll denkenden Menschen offensichtlich, dass dies KEIN FILM FÜR KINDER IST. Die von der FSK empfohlene Altersfreigabe ab 12 Jahren, die somit diesen Film normalerweise auch für Kinder unter 12 Jahren in Begleitung ihrer Eltern zugänglich macht, ist ein Witz! Der Film konfrontiert jüngere Zuschauer mit exzessivem Drogenkonsum und einer derart vulgären Sprache ("runter holen", "Titten", "bumsen" etc.), die m.E. eine Altersfreigabe ab 16 Jahren nahe legt. Selbst für die meisten 12-Jährigen ist ein derartiger Stoff kaum altersgerecht.


    Derartige Fehlentscheidungen der FSK werfen die Frage auf, ob eine "freiwillige Selbstkontrolle" der Filmwirtschaft wirklich ausreichend ist. Hier scheint es wohl eher darum zu gehen, möglichst viele Kinokarten zu verkaufen. Ein Jugendschutz, der seinen Namen verdient, sieht anders aus.

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