Nachdem mich die Absage des Berliner Konzertes unangenehm überrascht hat, entschied ich mich für den Milano-Gig, da man aus der Hauptstadt recht günstig dorthin kommt (64€ mit easyjet) und Genesis in Italien je immer eine treue Fangemeinde hatten.
Ich landete also am Freitagmorgen in Malpensa und ´ne Stunde später war ich am Mailänder Dom und staunte...
Im Vorfeld hatte ich festgestellt, dass das Allianz-Teatro etwas außerhalb liegt, ich hätte aber nicht erwartet, dass mich der erste Taxifahrer wieder hinauskomplimentiert, da er die Adresse nicht kannte.
Mit Hilfe des Hotelportiers konnte ich den zweiten überzeugen und ´ne halbe Stunde später steckten wir im Zufahrts-Chaos des Veranstaltungsgeländes (Dort muss es ganz in der Nähe eine Müllhalde geben - es stank die ganze Zeit wie Hubbatz!)
Am Eingang wunderte ich mich über die lange Schlange am Ticketcounter, und dachte, dass es ja viele am Abendschalter probieren...
Um halb neun war ich drinnen, zufrieden, es rechtzeitig geschaftt zu haben, als mir die Dame am Kartenabriss offenbarte, dass ich mein WIV-Ticket noch in ein Hallenticket tauschen müsste! Und zwar genau dort, wo die Schlange war...
Also ran da, die Zeit lief mir weg und mit meinem Namen kamen die auch nicht klar.
Um 21.10Uhr hetzte ich in die Halle im Glauben, dass das Lambstew bereits halb verzehrt war - und noch nix war passiert!
Als ich mich noch über das üppige Bühnenequipment inklusive dreier (!) Schlagzeuge wunderte, betrat eine Vorband die Bühne, die ihre Sache m.E. ganz gut machte. Den Namen habe ich nicht mitbekommen, es waren aber offenbar Italiener, die recht getragenen Prog spielten, der Sänger erinnerte mich stimmlich etwas an den von Dredg. Sichtlich erfreut über den warmen Applaus konnten sie auch nach und nach ihre Nervosität ablegen.
Schätzungsweise um 22.00Uhr kamen dann unsere Helden aufs Feld. "Mike" hatte die Fäden in der Hand, auch optisch der Boss, "Steve" stellte geschätzte zwei Drittel des Sets an seinen Reglern, um uns dann die Traumsoli zu schenken (Gänsehaut u.a. am Ende von Supper´s Ready). "Tony" (zu dieser Zeit) gewohnt souverän, "Bill Bruford" ganz große Percussion, lustig anzusehen, wie ihm bei einige Drumparts von "Phil" nur die Handclaps blieben...
Amüsant natürlich auch "Phils" Wechsel vom Mikro zu den Drums inklusive kurzem Verschwindibus, was "Phil II" einige Male in arge Terminschwierigkeiten brachte, besonders im "Nachthemd" kann man sich da schnell verhaspeln.
"Phil" gefiel mir sehr, offenbar steigert er sich wirklich von Gig zu Gig, er ist an der Gestik von Phil (ohne Gänsefüsschen) dicht dran, stimmlich kommt manchmal der Peter durch, aber was soll´s?
Das Mailänder Publikum bestand (wie wahrscheinlich überall aus vielen älteren Herren und einige Damen), man konnte im Vorfeld (in der Schlange) überall Fachsimpeleien auf italienisch (erkennbar an Wortbrocken wie "Foxtrot" oder "Los Endos") vernehmen.
Anfangs noch etwas zögerlich, brachen nach der "Cinema Show" alle Dämme. Die Herren brüllten sich vor Begeisterung die Stimmbänder wund, insgesamt wurden die Stücke mit längeren Instrumentalparts frenetisch gefeiert.
Nach der Show fuhren alle Einheimischen mit ihren Autos nach Hause, das wussten wohl auch die Taxifahrer, denn von denen liess sich keiner blicken.
Nach einer zweieinhalbstündigen Odyssee (viel Laufen, ein bisschen allerletzte Straßenbahn) sank ich zufrieden in meine Bett, mit der "Apocalypse in 9/8" im Ohr...
Ein Dank geht an Thomas und seine Frau aus Bern (früher Hannover), die mein Schicksal teilten und mit mir zurücklatschten...
Wenn es etwas zu meckern gibt, dann das, dass es wirklich etwas zu laut war (ich bin ein gestandener Konzertgänger und Lautstärke gewöhnt).
Zufrieden wieder daheim,
Der Mal
Eine Sache noch: Irgendwie assoziere ich "Phil 1976" optisch immer mit Mike Myers "Love-Guru"...
