Mike + The Mechanics LIVE - 04.06.2011: LEIPZIG

Nach einem sehr angenehmen und entspannten Treffen mir Christian
und Florist (beides sehr symphatische Menschen jüngeren Datums),
welches im "Glashaus" (gegenüber der Bühne) stattfand, überließ ich
beide ihrem Schicksal. Sie wollten unbedingt "hinein", so ließ die jungen
Menschen also ihrer Destination zueilen , - genau wie Teile der Band,
die eben noch an einem Nebentisch konsumierten; und, um ein Haar - so
gestand sie uns - von der Kellnerin des Tisches verwiesen worden wären,
mit der schönen, DDR-traditionellen Bemerkung, der Tisch wäre reserviert
(wahrscheinlich mit dem gedanklichen Zusatz: "Für ein zahlungskräftiges
Publikum"). Florist, der die Güte hatte, meine existentiell gescheiterte
Wenigkeit einzuladen, wurde auf die Frage, ob er den "Zahlen" könne,
mit sächsischer Herzlichkeit seitens der Kellnerin verbal mit dem Spruch:
"Weiß ich doch nicht, was sie alles können ..." abgeohrfeigt. Das ist aber
ganz normaler, rauher, sächsischer Humor, nichts gegen die Kellnerin oder
den Service sei hiermit gesagt. Für die beiden Alt-Wessis und Neu-Dresdner
natürlich: "outer space" ...

Immerhin wünschte uns die Dame noch "viel Spaß beim Konzert",
da wir uns mit Genesis-T-Shirts geoutet hatten; ich, naturgemäß
als Lamb-"Traditionalist" (gefällt mir echt, der Ausdruck). Früher, als
für mich noch Hoffnung bestand, und ich gefragt wurde, was ich denn
studieren wolle, sagte ich immer: "Ich werde mal Genesist".
Nun ja, there I am - oder so, - sagte die Katze im Wildwasser.
Um Christian und Florist reduziert, ohne Hermas und JesterWr's
ja doch vielleicht mögliche Gesellschaft, suchte ich mir eine Parkbank
(wie das alte Leute eben so tun), welche ein wenig abseits lag.
Man will ja sein wichtigstes Organ - das Gehör -, nicht unnötig dieser
mechanisierten Gefahr aussetzen; verzichtet doch nicht seit Jahrzehnten
auf jegliches Viagra, um dann so was ... nun gut. Was soll ich noch sagen:
Das Konzert untergrub meine schlimmsten Befürchtungen. Die Band spielte
mit Leidenschaft, Kraft, teilweise durchaus roh; die Sänger konnten überzeugen.

Für "Follow You Follow Me" war ich recht dankbar, "We Can't Dance"
habe ich tapfer ertragen. Was nicht heißt, das es schlecht war - im
Gegenteil, sogar besser, bluesiger, rauher als die Genesis-Version;
aber ich mag den Song nun mal nicht. "Silent Running" hätte mich gefreut
(da ich das erste Mechanics-Album durchaus toleriere, besitze, gelegentlich
höre). Aber nein. Dafür "The Living Years", na ja. Ein großer Teil des Sets
war mir naturgemäß unbekannt, da ich mein Radio bereits 1982 definitiv
zertrümmert habe (gemäß der Gabriel'schen Maxime: "Schlag das Radio";
und den hygienischen Anforderungen der koinzidentiellen Angriffe von Disco,
Punk und Neuer Deutscher Welle entsprechend); und meine musikalische
Aufmerksamkeit für Mike entsorgte ich um 1987 gleichfalls.

Jedenfalls ein schöner, lauer Sommerabend, unter gar nicht mal so lauen Klängen.
2500 Leute machten "ordentlich" Stimmung. Ich hingegen zucke nicht einmal bei
Peter Gabriel mit den Mundwinkeln. Ich habe das Konzert als Zaun- oder
Bank-Gast, (da fällt mir gleich Tony Banks ein) doch sehr entspannt
genossen; und das Treffen mit den beiden Genesisten natürlich
auch - oder sogar etwas mehr. Es war nicht der befürchtete Schlagabtausch,
wir haben eher Gemeinsamkeiten gesucht. Die Betonung liegt auf: gesucht.
Ich sagte: "Neil Young!" Christian meinte: "Geht gar nicht". Und so weiter.
Bei den Fleet Foxes haben wir uns dann "getroffen". Christian erzählte mir,
das er ein Peter-Gabriel-Konzert in London in Gesellschaft Steve Hacketts
erlebt hat. Mehr geht nicht, oder? Wahnsinn ...

Irgend eine after-Konzert-Bühnenausgangs-Warterei nach dem Konzert
tat ich mir nicht an. Wäre auch schade um mein schönes "Smallcreps-Day-
Booklet" gewesen ... Ein after-Konzert-Treffen mit den beiden
Dresdnern wäre auch nicht möglich gewesen, da die Süchtigen sofort zur
nächsten Spielstätte, - Berlin -, enteilen wollten. Wie die jungen Menschen
nun mal so sind ...