35 Jahre DUKE

    • Offizieller Beitrag

    ... ist zwar schon 4 Wochen her, aber feiern kann man's ja trotzdem noch mal


    DUKE wurde 35 Jahre alt.


    Wer hat die Veröffentlichung damals erlebt, wer hat es "rückwärts" entdeckt, wie habt ihr das Album früher empfunden, wie heute usw...


    Bin gespannt auf Eure Erzählungen.


    Ach ja, das hier war / ist Sebastians Rezension, der wiederum ein Rückwärts-Entdecker ist:
    Deutscher Genesis Fanclub it: Genesis - Duke - CD Rezension

  • ...also irgendwie waren genesis damals noch nicht ganz so bekannt und angesagt. zumindest nicht bei der masse der leute. ich habe mich trotzdem getraut und meiner heimlichen liebe zum geburtstag dieses album geschenkt. heute, 35 jahre später sind wir verheiratet und die platte steht in der sammlung. manchmal legen wir sie auf. aber sie schafft es nie, sie durch zu hören... für mich ein ganz besonderes stück... -Pete-

    TPT:

    2010: Hamburg

    2014: Hannover, Hamburg

    2017: Hamburg, Dresden, München, Stuttgart

    2018: Bremen, Hannover, Berlin, München, Aschaffenburg, Köln

    2019: Pratteln, Stuttgart, Frankfurt, Hamburg

    2021: Amsterdam, München, Pratteln, Stuttgart, Köln

    2022: Aarau, Zoetermeer, Hamburg, Berlin

    2024: Amsterdam, Zürich, Berlin, Köln

    BS:

    2020: Helmond

    2023: Helmond, Paris, Madrid, Barcelona, Bolognia, Milano, Rom, Aschaffenburg, Köln, London

  • Ich habe die Duke erst sehr spät entdeckt. Das heißt, nein, eigentlich fand ich sie schon relativ früh im Regal diverser Kaufhäuser, aber bis zum Kauf dauerte es eine ganze Weile.


    Wie nahezu jedes meiner Genesisalben kaufte ich es im Ausland und zwar in Spanien. Es war verdammt heiß und ich wollte mich eigentlich nur ein wenig abkühlen, weshalb ich mich in ein nahes Kaufhaus flüchtete. In der Musikabteilung angekommen, stand ich bestimmt fast ne halbe Stunde herum und wusste nicht weiter. Duke oder UP von Peter Gabriel. Die Minuten verstrichen, die Klimaanlage summte mich ins kühle Glück und ich musste so langsam eine Wahl treffen, bevor ich noch einschlief. Nun, ich habe mich für den Herzog entschieden und UP dann erst nach meiner triumphalen Rückkehr ins Reich der Nörgler und Meckerer gekauft.


    Es ist für mich wohl das zwiespältigste Album der Band. Zum einen empfinde ich die Suite (von Turn it on again vielleicht abgesehen, obwohl es schlimmeres auf der Duke gibt) als absoluten Hörgenuss, auf der anderen Seite fühle ich mich von Please don't ask, Cul de sac, Heathaze und Alone tonight und ganz besonders von Man of our times unglaublich gegängelt und gelangweilt. Da gefällt mir selbst Misunderstanding zumindest ein klein wenig als dieser Klangrotz.


    So läuft bei mir eigentlich nur die "Suite", oder Teile davon. Diese höre ich dann auch wirklich sehr gern, aber den Rest vom Album würde ich nicht mal anfassen, würde man mich dafür bezahlen.

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

    Einmal editiert, zuletzt von Herma ()

  • Als ich Duke vom Plattenladen bei der Erscheinung geholt habe war ich sehr überrascht.
    Ich hatte damit gerechnet es würde eine Art Fortsetzung von ATTW3 geben, so beschrieben es einige Kritiken, für die Genesis damals zu punkige Zeiten zum Alteisen versorgt waren.
    Überrascht:


    - Erstmals der Sound, eigenartig wie kein anderes Genesis Album, weniger Hammond, kein Pro Soloist mehr dafür hat Banks eine neue Formel: CP70 Piano und Moog polyphonisch. Seine Riffs tönen kräftiger dadurch.
    - Schon Phil's Stimme klang nicht mehr so sanft, sondern vielmehr verärgert oder enttäuscht, und das gleich beim Opener Behind The Lines. Es erschien viel direkter, nicht mehr so "verblumt" und humoristisch wie seit Trick
    - Neues Klangefüge, wie die wunderschöne Intro von Duchess, die Drum-Machine bildet hier ein einmaligen "romantischen" Groove, später programmierten Künstler die Drum Computer immer auf der gleichen Weise, wie auch die Mellotron-ähnlichen Flächen die mit den Arpeggios an frühere Genesis Werke erinnert, nur auf aktuellen Soundstand.
    - Von den Lyrics auch, es scheint so als gäbe es wieder eine Storyline, dessen Bedeutung man erst entschlüsseln musste, manchmal deftig, wie dieser Satz "take what's your's and be damned!"
    - Duke's Travel/Duke's End fand ich dann wieder mehr nach mein Geschmack, allerdings musste ich fest stellen dass Tony etwas in seiner Solo Ideen nachgelassen hat, es war nicht mehr so sprunghaft und unerwartet wie selbst sein Soli aus Down And Out oder aus sein ersten Solo Album.. Das ist aber nichts, verglichen zu seinen uninspirierten Solos von Domino oder Fading Lights....aber ist natürlich Geschmackssache.
    - zu den anderen Titeln wie Please don't ask, Cul de sac, Heathaze, Alone tonight oder Man of our times habe ich mir ebenfalls zu der Berechtigung Fragen gestellt, irgendwie nicht zum Album zu zu ordnen, da wären die für das 3SL vorgesehen Album Outtakes besser am Platz gewesen. Schade dass diese Songs nie Live gespielt worden, ausser Paper Late.


    Im ganzen finde ich Duke sehr "dark", dramatisch und sogar traurig, Please Don't Ask hat mir sehr gefallen, es kam zu einer Zeit wo ich mein ersten Liebeskummer hatte und konnte Collins gut nachfühlen und hat mich damals schon neugierig auf mehr seiner eigenen Songs gemacht, aber es blieb bei der Neugier....
    Dieser Pessimismus war noch mit der darauf folgenden Tour in kleinen Locations unterstrichen, man sehe das Lyceum Gig, so dass mir beim nächsten Album, Abacab der frische Humor gar nicht, oder erst später auf gefallen ist.

    • Offizieller Beitrag

    Hatte mir Duke Anfang der 90er Jahre einige Zeit nach der ATTWT gekauft (Abacab fehlt mir glaube ich zu dieser Zeit noch, das Mama Album und alles neuere hatte ich bereits, alles vor ATTWT fehlte dagegen auch noch). Ersteindruck war stilistisch und vom Sound her, dass es wie eine logische Fortsetzung der ATTWT klang. Quasi der bessere Bruder von ATTWT. Mir gefiel Duke im Vergleich schon immer besser und daran hat sich auch nichts geändert.


    Rückblickend ist Duke für mich das letzte "Prog"-Album von Genesis. Mit dem Ende von Duke (also Duke's Travels) schlossen in meine Ohren Genesis das stilistische "Prog-Buch", welches sie mit Trespass aufgeschlagen hatten. Auch gehören für mich die Alben W&W, ATTWT und Duke irgendwie zusammen, sie hören sich wie eine logische Weiterentwicklung ohne größere stilistische Brüche an (während diese davor und danach deutlicher zu hören sind).


    Mit Abacab kam dann quasi erst für mich der große "Reboot" von Genesis.



    Auf Duke selbst kann ich eigentlich nur mit "Man of our times" (gähn), "Heathaze" (wieder gähn) und "Alone tonight" (riesen gähn) nichts anfangen. "Cul-de-sac" dagegen finde ich grandios und mit seinem knapp 4 Minuten nur zu kurz. Aber erstaunlich, was Tony hier alles an Ideen, Durchführungen, Parts, Akkordwechseln usw. in die kurze Spielzeit gedampft hat.
    Der Rest ist großes Kino ("Please don't ask me" ist für mich immer noch DER beste, weil authentischste Collins Solo-Track).

  • Duke habe ich erst Anfang der 90er zum ersten Mal gehört. Ich habe mir den Genesis-Virus 76 eingefangen und habe die folgenden Neuerscheeinungen W&W und Seconds out verschlungen und geliebt.
    Dann kam ATTWT: Ich habe das Album nach dreimaligen Hören meiner Schwester geschenkt und habe erst mal kein nach Hackett-Album mehr angehört.
    Die ersten Songs von Duke, die ich im Radio hörte waren TIOA und Misunderstanding. Für mich kein Grund meine Meinung zu revidieren.
    Ein Fehler wie ich heute weiß, aber so war ich damals halt drauf.
    Bis auf Invisible touch finde ich auf jedem Album 3-4 Songs, die ich gerne mag. Die IT-Songs gefallen mir live besser. Die Studioproduktion ist glatt und langweilig.
    Aber zurück zu Duke:
    Die drei Einstiegssongs sind klasse. BTL ist ein deutlicher Fingerzeig in die neue Richtung, hat ein tolle Melodie und einen klasse Drive. Bei Duchess kann ich die Begeisterung von Tony für den Song nachvollziehen. GV schließt stimmungsvoll ab.
    Der Mittelteil Songs 4-10 fällt doch erheblich ab. Heathaze finde ich klasse, MOOT ein guter Popsong, TIOA ok, der Rest hörbar. Misunderstanding ist fürchterlich. Komischerweise kann ich mit dem aufgeblasenen Cul-de-Sac überhaupt nichts anfangen, obwohl er doch an die alten Zeiten anknüpft.
    Das Ende ist dann mit den beiden Abschlussongs wieder sehr versöhnlich.
    Ironischerweise mag ich heute ATTW und Duke am liebsten von allen Genesis-Alben nach 77.

  • 35 Jahre „Duke“? Ist das wirklich schon so lange her? :mrgreen: Nein, Scherz. Altersbedingt hab ich das Album selbstverständlich nicht im Erscheinungsjahr kennengelernt. Allerdings war „Duke“ zusammen mit dem Backförmchenalbum mein erstes Genesis-Album, und wurde seither immer wieder von mir mit großer Freude gehört. Es stimmt schon – „Duke“ ist ein Album mit denen man fast alle Genesis-Fans glücklich macht. Für jeden ist etwas dabei. Der ProgRock-Liebhaber findet mit „Behind the lines/Duchess/Guide Vocal“, „Duke‘s Travels/Duke’s End“ Musik die ihm gefällt, der Popmusik-Freund findet an „Turn it on again“, „Misunderstanding“ oder „Alone Tonight“ sicher gefallen. Kollege Sunrise hat recht, hier findet man von jedem was Genesis ausmacht ein bisschen. Eine Zeit lang war „Duke“ sogar mein Lieblingsalbum. Zwar hat jetzt „Wind and Wuthering“ diesen Platz inne, aber auf Platz 3 oder 4 wird es bestimmt landen. Mein persönliches Highlight ist ja „Duchess“, gefolgt vom wunderschönen „Heathaze“ und dem Schwanengesang der alter Genesis mit „Duke’s Travels/Duke’s End“. Das wohl schönste, aus dieser Periode stammende Genesis-Stück, ist leider nur eine schnöde B-Seite geworden: „Evidence of Autumn“. Melancholie und Bombast in ihrer Perfektion – wahrscheinlich meine allerliebste Genesis B-Seite. Leider nicht auf „Duke“ zu finden. Hab es mir auf meiner „Duke“ gleich nach „Heathaze“ eingefügt und dafür „Alone tonight“ entfernt. :P


    Noch ein Wort zum Sound: Viele empfinden das Album als zu „steril“, zu „kalt“ produziert, dabei profitieren viele der Songs auf „Duke“ von diesem minimalistischen Sound. Das sich Tony Banks hauptsächlich auf das Yamaha CP-70 beschränkt mögen einige vielleicht als langweilig empfinden, aber gerade das CP-70 in Kombination mit ein paar spärlichen CS-80 Flächen sorgt für eine unglaubliche Atmosphäre. Songs wie „Heathaze“, „Evidence of Autumn“ oder „Duchess“ profitieren davon sehr. Mike’s Gitarrenarbeit ist ebenfalls hervorragend. Zwar gibt es wie gewohnt nur Spärliches von ihm zu hören, aber dafür sehr effektiv, wie auch bei „Hold on my Heart“. Das Schlagzeug ist um einiges wuchtiger als noch auf ATTWT. Zwar ist hier noch kein knackiger Hugh Padgham-Schlagzeugsound zu hören, aber gerade im neuen Mix klingt das Schlagzeug sehr wuchtig und dabei trotzdem brillant.

    The girl from all those songs
    Who made everything feel right
    She came in like an angel, into your lonely life
    And filling your world with light
    Oh, and everybody told you "you're oh so lucky"
    ___
    Mein Iona-Thread: Iona

    Meine Musiksammlung: Discogs

    Mein Blog: http://earl-of-mar.blogspot.de/

    2 Mal editiert, zuletzt von Synclavier () aus folgendem Grund: Angaben zum Sound wurden ergänzt.

  • Auch gehören für mich die Alben W&W, ATTWT und Duke irgendwie zusammen, sie hören sich wie eine logische Weiterentwicklung ohne größere stilistische Brüche an (während diese davor und danach deutlicher zu hören sind).


    Das kann ich nun leider überhaupt nicht nachvollziehen. Für mich klingen diese drei Alben so unterschiedlich, als hätte es zwischen ihnen gravierende Umbesetzungen gegeben. Während ATOTT und W&W für meine Ohren sehr nahe beieinander liegen. Aber es geht hier ja um Duke.


    Der Übergang von den 70ern zu den 80ern kam für mich musikalisch einem Armageddon gleich. Was war in die vertrauten Bands gefahren, dass sie plötzlich ihre Musik den technischen Errungenschaften und den grausigen Frisuren ihrer Fans opferten? Es waren ja nicht nur Genesis. Yes rekrutierten nach der Tormatoschlacht die Buggles, Van der Graaf Generator stellte das Musizieren (als Band), gleich ganz ein oder man versuchte etwas ziellos, den "alten" Stil zu glätten, was dann die Fans aber auch nicht so richtig überzeugte (z. B. Camel, Renaissance - naja letztere enttäuschten dann ja auch noch mit dem 80er Album Timeline). Was machten Genesis?


    Mit ATTWT versuchten sie gar nicht erst, an W&W anzuknüpfen, sondern machten Softprog oder sowas in der Art. Down and Out erinnerte gar ein wenig an Dance on a Volcano, wenn auch schon recht glattgebügelt. Das Ende vom Lied war "Follow you follow me", das in jedem Tanzschuppen mindestens alle zwei Stunden gespielt wurde.
    Dann endlich - tadaaa - Duke. Ich schaffte es, bis 2007 völlig an diesem Album vorbei zu leben. In den 80ern interessierte ich mich nicht für abgeproggte Interpreten, auch wenn ich damit einigen bestimmt Unrecht tat. Dann das Stadionkonzert von Genesis. Was ich da hörte klang, als würde gleich der Showmaster die breite Freitreppe herabstolziert kommen. Nun gut, es kamen noch andere Stücke, ich will das Konzert nicht schlecht machen, denn ich hatte Spaß dabei. Aber als mich jemand darüber aufklärte, dass es sich um den Anfang von Duke handelte, riskierte ich doch mal ein Ohr. Und ich gestehe, dass ich die CD heute sogar bei mir im Regal stehen habe. Sammlerlaune. Musikalisch kann ich diesem Werk nichts abgewinnen. Heute habe ich es nochmal laufen lassen. Und wieder dachte ich "Genesis, was ist aus Euch geworden". Es hätte ja kein "Back to the roots" sein müssen, aber ein bisschen mehr -hm- Atmosphäre oder Leben (oder Wärme) hätte mich mit diesem Album vielleicht versöhnt. Ich weiß, dass viele es lieben. Für sich genommen ist es sicher auch nicht schlecht. Aber im Genesis-Gesamtwerk ist es nicht einmal ein Abglanz der wirklich großen Alben. Ihr wisst, welche ich meine.

    I'll never find a better time to be alive than now.

    Peter Hammill (on "X my Heart")

  • Aber im Genesis-Gesamtwerk ist es nicht einmal ein Abglanz der wirklich großen Alben. Ihr wisst, welche ich meine.


    Ich habe zwei der wirklich großen Alben tatsächlich erst vor zehn Jahren entdeckt. Und nachdem ich die entdeckt hatte, ließ ich die Duke-CD konsequent links liegen, ich habe die Duke tatsächlich nie mehr gehört. Durch das Weihnachtstippspiel, wo auch Duke-Songs zur Abstimmung kamen, bin ich aber wieder so ein bisschen auf den Geschmack gekommen. Und dieser Tage hatte ich sogar beschlossen, mir mal eine neue Duke-CD anzuschaffen, weil ich festgestellt habe, dass die alte - durch das lange Rumstehen im Regal???!!? - total zerschrammelt ist, Duchess lässt sich nicht mehr abspielen, das geht natürlich gar nicht. Also: das 35er-Jubiläum gibt mir den letzten Ruck: Auf in den Plattenladen!