• Eine Frage an die ganz großen Kenner:


    Was hat es mit diesem Song auf sich? Ich weiss dass Phil's Frau zu der Zeit wo das Lied rauskam nach Vancouver gezogen ist, und daraufhin seine Ehe zerbrach.
    Aber hat dieser Song irgendwas damit zu tun oder ist dies purer Zufall? danke für Hilfe :)

  • Der Titel stammt von den "And Then There Were Three"-Sessions
    und landete schließlich, zusammen mit "The Day The Light Went Out"
    auf der B-Seite der Single "Many Too Many", 1978. Er wurde
    also vor der Trennung geschrieben; nicht aber vor den Eheproblemen.
    Ich denke, der Text ist von Phil - mit Hilfe von Mike - und es liegt
    zumindest sehr nahe, dass es da auch um eine Verarbeitung der
    Trennung oder von Ereignissen im Vorfeld jener geht; (nicht unbedingt 1:1
    autobiographisch) Phil kam später nach und sagte Mike
    und Tony, dass es aus wäre mit der Band, es sei dennn, sie wären bereit,
    für Aufnahmen nach Vancouver zu kommen. Dann die Trennung von Andrea.
    Mike machte "Smallcreeps Day", Tony "A Curious Feeling", und vor lauter
    Langeweile schrieb und komponierte Phil sich zum Solo-Star ...
    Zumindest könnte der Song davon inspiriert sein, bzw. von den Reaktionen
    der Tochter Joely auf das Erlebte. Negative erzählen,
    vielleicht auch von einem kurzen Ausreissen der
    Tochter Joely aufgrund der Streitereien der Eltern? Andererseits: her make-up's
    running down ... müssten man sehen, vielleicht war die schon 16 oder so, 1978.
    Vielleicht ist es aber auch nur die Collins'sche Antwort auf "She's Leaving Home" der Beatles.

    7 Mal editiert, zuletzt von Der Teemeister ()

  • Ich hab mal gelesen, dass "Vancouver" nur ein Arbeitstitel für diesen Song war. Da Tony, Phil und Mike allerdings keinen besseren Titel fanden, blieben sie dabei.


    Ich glaube nicht, dass der Text mit Phil's erster Ehekrise auch nur das Geringste zu tun hat (seine erste Ehefrau hieß übrigens Andrea, nicht Angela). Zumal die Geschichte in dem Text genau so gut in London, München oder Norderbreckelstenwede stattfinden könnte.


    Meine Interpretation ist: Es geht um ein junges Mädchen im Teenie-Alter, die aufgrund familiärer Probleme von zu Hause ausreißt und ein völlig neues Leben anfangen will ("her life is just beginning"). Nach einer gewissen Zeit will sie aber unbedingt wieder nach Hause zu ihren Eltern, da sie gemerkt hat, dass sie wohl noch zu jung ist, um auf eigenen Beinen zu stehen ("where will I go? who do I know?"). Ich persönlich sehe da auch gewisse Parallelen zu "No Son Of Mine", wobei das Mädchen in "Vancouver" nach ihrer Rückkehr in den Schoß der Eltern etwas herzlicher empfangen wird. Aus dem Text geht ja auch nicht hervor, für wie lange sie jetzt weg war.


    Ich denke, Martinus weiß da wieder etwas mehr.:D

    31.10.1997 PHIL COLLINS (Hannover)
    11.06.2004 PHIL COLLINS (Berlin)
    15.06.2007 GENESIS (Hamburg)
    15.06.2012 ROACHFORD (Kiel)
    24.06.2012 MIKE & THE MECHANICS (Kiel)
    18.05.2014 STEVE HACKETT (Hamburg)

  • Ach ja "Vancouver" ist ein richtig schönes Lied und hat sich mit der Zeit zu einer behaglichen Ballade entwickelt. Ich höre es immer wieder gerne. Mal davon abgesehen ist die gesamte Bonus-CD der Blauen Box voll von seolchen Schätzen. Die Story ist mir soweit bekannt. Es handelt sich um ein Mädchen im Teeniealter das von Zuhause wegrennt um auf eigenen Füßen zu leben. Was bedeutet dann aber die Textstelle: "She told them many times About how she would teach them and now it's time". Das hat mich immre etwas irritiert. Vielleicht ist es ja auch einfacher als ich denke. Mag mich einer von Euch (Vlt. Martinus) erleuchten? :)

    The girl from all those songs
    Who made everything feel right
    She came in like an angel, into your lonely life
    And filling your world with light
    Oh, and everybody told you "you're oh so lucky"
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    • Offizieller Beitrag

    Noch vor Sonnenaufgang packte sie ihre Taschen und zog sich an. Niemand wusste davon. Sie hatte ihnen oft gesagt, dass sie es ihnen zeigen würde, und jetzt ist es soweit:
    Als sie leise an der Tür steht, ist ihr Gesicht starr vor Angst. Sie bleibt stehen und geht dann weiter. "Für immer gehen: Jetzt oder niemals."


    Rasch geht sie die Straße hinunter, es ist kalt und grau, die Dämmerung bricht an. Es macht ihr nichts aus. Oh, sie fühlt sich jetzt so erwachsen, ihr Leben beginnt doch erst. Das weiß sie nicht. Sie steht im strömenden Regen, ihr Makeup verschmiert. Jetzt, wo sie da steht, fragt sie sich: "Wo soll ich hin? Wen kenne ich denn?"


    Auf einmal ist sie sich jetzt gar nicht mehr so sicher. Ich kann mich irren, aber das Zuhause wirkt jetzt plötzlich so viel freundlicher. Und sie machen sich vielleicht Sorgen, aber das möchte sie nicht, denn sie ist ja nicht aufgebrochen, um ihnen wehzutun.


    So liegt sie wieder im Bett, bevor irgendjemand sie vermissen könnte. Sie fühlt sich gut, weil sie weiß, dass sie Gelegenheit da war und sie beschlossen hat, sie nicht zu nutzen. Das ist ihre Wahl. Sie ist noch wach, da kommt ihre Mutter herein. "Papa und ich haben uns ausgesprochen, und es tut uns leid, was wir gesagt haben. Bitte verzeih uns - du würdest uns doch nicht wirklich verlassen?"

    • Offizieller Beitrag

    Es ist die Geschichte eines Mädchens, das aus einem Zuhause ausreißen will, in dem die Eltern streiten/schimpfen (miteinander oder mit ihr), aus einer "Ihr werdet schon sehen, was ihr davon habt!"-Haltung heraus - und die dann doch zurückkehrt. Soweit jedenfalls der Liedtext.


    Ich bin - und wenn Phil Collins das tausendmal dementiert - der festen Überzeugung, dass das hier einer der persönlichsten und intimsten Liedtexte ist, die Collins in seinem ganzen Leben geschrieben hat. Es ist die Geschichte eines Vaters, der furchtbare Angst davor hat, dass seine Tochter von zu Hause wegläuft, weil sie die Trümmer der elterlichen Ehe nicht mehr erträgt. Eines Vaters, der, um seine Ehe zu retten, zu Frau und Tochter nach Vancouver gezogen ist. Von mir aus - ein Rührstück. Kann man so sehen. Aber diese ganz kleine, verzagte, angstgetränkte, halb erstickte Stimme bei der Frage: "Du würdest uns doch nicht wirklich verlassen?" - offener und verwundbarer hat Collins sich nie wieder gezeigt. Nicht auf Face Value, und bei Please Don't Ask nicht annähernd.

  • Ich bin - und wenn Phil Collins das tausendmal dementiert - der festen Überzeugung, dass das hier einer der persönlichsten und intimsten Liedtexte ist, die Collins in seinem ganzen Leben geschrieben hat. Es ist die Geschichte eines Vaters, der furchtbare Angst davor hat, dass seine Tochter von zu Hause wegläuft, weil sie die Trümmer der elterlichen Ehe nicht mehr erträgt. Eines Vaters, der, um seine Ehe zu retten, zu Frau und Tochter nach Vancouver gezogen ist.


    Kannst du das begründen? Könnte man so reininterpretieren. Muss aber nicht so sein.

    Das Leben ist eine Illusion, hervorgerufen durch Alkoholmangel

    Charles Bukowski

    2 Mal editiert, zuletzt von charles bukowski ()

    • Offizieller Beitrag

    Kannst du das begründen? Könnte man so reininterpretieren. Muss aber nicht so sein.


    Muss nicht, stimmt. Es gibt aber eine Reihe deutlicher Hinweise, die ja auch in vorigen Beiträgen geboten wurden (ich spare mir die Wiederholungen). Ich habe das auch nicht aufgebracht, um andere von der Richtigkeit dieser Ansicht zu überzeugen, sondern um kundzutun, was ich von diesem Stück, diesem Text denke.


    Was spricht denn aus deiner Sicht dagegen?

  • Erstmal vielen Dank Martinus für die ausführliche Antwort. Ich hab mir schon fast gedacht, dass es hier einen persönlichen Bezug zu Phil's Leben geben könnte. :)

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