Verschollene Multitrack-Tapes von 1968/69 aufgetaucht

  • Bleibt es beim Download oder is eine DoCD z erwarten?


    Wenn er nach den unzähligen Veröffentlichungen ausgerechnet jetzt, wo es sich wirklich lohnen würde nur beim MP3 bleibt, wäre das sehr schade...wahrscheinlich kommt die CD-Version zum nächst besten Anlass einer Wiederveröffentlichung, wenn wir alle den Download bezahlt haben...

  • Mir gefällt +a Winte'rs tale+ besonders gut. Es ist ja quasi ein Making off. Oder anders gesagt, die Band übt im Studio unter Kings (?) Anleitung. Schön, wie King aus dem Aufnahmeraum dem Schlagzeuger die Anweisung gibt, die Rimshots doch bitte beim nächsten Versuch in der gleichen Lautstärke und "gut" zu spielen.:)

    Hier steht nichts wichtiges! Trotzdem danke für's Lesen.

    Einmal editiert, zuletzt von revelation ()

  • Schön, wie King aus dem Aufnahmeraum dem Schlagzeuger die Anweisung gibt, die Rimshots doch bitte beim nächsten Versuch in der gleichen Lautstärke und "gut" zu spielen.:)


    ...ja :) das Schlagzeug ist aber wirklich richtig schlecht...klingt nach Schülerband, Klasse 8

    • Offizieller Beitrag

    Bisher ragt für mich besonders One Day hervor...das Intro ist länger und man hört tatsächlich links und rechts unterschiedliche akustische Gitarren...und Glockenspiel...im Originalmix waren (abgesehen vom Gesang) Streicher links, Band rechts...jetzt hört man richtiges Stereo!!! Ist das Rechnerleistung, oder war die Band doch nicht überall auf eine Spur zusammengemischt? Ich bin begeistert!!!

    Gute Frage...auf dem Multitrack steht Backing (1), Voices (2), Brass (3), Strings (4). Wie man aus dem "Backing" ein Stereobild zaubert ist mir auch schleierhaft. Vielleicht sollte sich TM mal der Thematik annehmen. ;)

    Ich kann da auch nur spekulieren, da wir ja nur ein Foto eines der Bandkartons haben. Der neue Stereomix von One Day stammt jedenfalls nicht (nur) von diesem Tape, denn in der Tat sind hier zumindest zu Beginn zwei Gitarren sauber in der Stereobasis getrennt zu hören. Das kann man so nicht faken.
    Dazu kommen Piano, Glockenspiel, Bass, Lead- und Backing Vocals, Tambourine und Drums - alles offenbar auf separaten Spuren!


    Zur Erklärung eine kleine Exkursion in die frühere Aufnahmeorganisation mit Vierspur-Bandmaschinen. Die Studios hatten nämlich (mindestens) zwei davon. Auf der ersten Maschine wurden alle vier Spuren gleichzeitig bespielt - mit den "Basic-Tracks", also dem, was für den jeweiligen Song grundlegend wichtig war, hier wahrscheinlich Drums, Bass, Piano und Gitarre (die zweite Gitarre aus dem Intro fand vermutlich nachträglich auf der Drumsspur Platz, da das Schlagzeug ja erst später einsetzt). Davon hat man in der Regel mehrere "Takes" aufgenommen, bis alle zufrieden waren.
    Die vier Spuren des besten "Takes" wurden dann auf die erste Spur eines weiteren Vierspur-Tapes auf einer zweiten Maschine abgemischt. Die verbliebenen drei Spuren dieses Tapes wurden danach ebenfalls gefüllt, hier vermutlich mit Glockenspiel/Tambourine und den Backing Vocals, die wohl nacheinander gedoppelt auf zwei Spuren aufgenommen wurden, um die Fülle eines Chors zu erzielen.
    Dieses Vierspurband wurde nun erneut abgemischt und auf die erste Spur eines dritten Tapes wieder auf der ersten Maschine aufgenommen. Dieses Tape ist das, von dem wir das Foto haben. Spur 1 belegt der Backing Track bestehend aus den den insgesamt sieben Einzelspuren der beiden vorherigen Tapes. Spur 2 die Lead Vocals, Spur 3 die Bläser, Spur 4 die Streicher.


    Dieses System nannte man "Superimposition", also wörtlich "Übereinanderschichtung". Theoretisch konnte man das unbegrenzt oft machen, allerdings verschlechterte sich die Tonqualität (Rauschpegel, Frequenzgang, Gleichlauf) der Aufnahmen mit jedem Zwischenmix und leider ließ sich nachträglich an diesen Mixen auch nichts mehr ändern. Dafür sparte man erheblich viel Zeit, denn wenn beim finalen Mix nur vier Spuren zur Verfügung stehen, hat man kaum noch Optionen. So konnte man früher ganze Alben locker in ein, zwei Tagen aufnehmen und abmischen.


    Was in der Analogtechnik praktisch unmöglich war, ist nun in der digitalen Welt kein Problem: diese drei Tapes wieder zu synchronisieren, so dass die beiden Mono-Zwischenmixe obsolet werden und man stattdessen wieder Zugriff auf die zehn Einzelspuren bekommt. Bei den Beatles ist das Verfahren erstmals 1999 auf dem "Yellow Submarine Songtrack"-Album angewandt worden, später wurde es auch für den "Love"-Remix genutzt und es wird schließlich auch für den neuen Stereo- und 5.1-Surroundmix von "Sgt. Pepper" zum Einsatz gekommen sein.


    Die Krux bei der Sache: es müssen alle Tapes natürlich noch vorhanden sein - im Archiv des "Abbey Road"-Studios sicher kein Problem - im "Regent Sound" offenbar schon. Dass es hier nur drei echte Stereo-Remixe gibt, mag daran liegen, dass die ersten Bänder nur bei diesen drei Songs vorhanden sind - vielleicht liegt es aber auch am begrenzten Budget, denn diese nachträgliche Synchronisation kostet teure Studiozeit, mal ganz abgesehen davon, dass ein Mix aus 10 Einzelspuren ebenfalls aufwändiger ist als einer aus nur vier Spuren.
    Keine zwei Bandmaschinen laufen mit völlig identischer Geschwindigkeit - und so müssen die jeweiligen Tape-Spuren beständig nach-feinjustiert werden, wenn sie nicht nach wenigen Sekunden schon auseinanderlaufen sollen, natürlich innerhalb der digitalen Welt mithilfe von winzigen Stretchings und/oder Pitch-Änderungen. Es gibt einige Workstations, mit denen das recht gut und intuitiv geht - immerhin gibt es ja die Wellenform-Darstellungen der Zwischenmix-Spuren als visuelle Orientierung.
    Die Bläser und Streicher wurden wohl stets ganz zum Schluss auf den letzten beiden Spuren aufgenommen - daher ließen sie sich eigentlich problemlos aus allen Mixen entfernen, auch wenn nur das letzte Tape überlebt haben sollte. Bei den meisten hier mit "New Mix" gekennzeichneten Songs hat man das offenbar getan.


    Mir gefallen diese Mixe überwiegend sehr gut, geradezu spektakulär sind die neuen Stereo-Mixes und es ist schade, dass es nicht mehr davon gibt. Verzichten könnte ich auf die merkwürdigen Acappella-Versionen mit den lächerlich langen Pausen zwischen den Gesangsparts - sorry, aber das ist Unfug!
    Die Reihenfolge der Songs folgt zudem keiner Logik. Es wäre natürlich schön gewesen, hätte man die ursprüngliche Reihenfolge der Album-Tracklist eingehalten - auch ohne die Zwischenspiele wäre dies nahe herangekommen an eine neue und definitive Version des FGTR-Albums - aber da es ja eh' nur Files gibt, hindert uns natürlich nichts daran, selbst eine eigene Reihenfolge festzulegen.

    • Offizieller Beitrag

    Vielleicht würdest du JK mal direkt eine paar entscheidende Fragen stellen? [url=http://www.kingofhits.co.uk/component/option,com_kunena/Itemid,65/func,view/catid,5/id,161250/]King of Hits.co.uk - Brand new Genesis album - Messageboards[/url] Ich fänd's ja durchaus interessant, da mal tiefer einzusteigen. Vielleicht wär's auch mal cool, ein umfassendes Interview mit ihm für die Seite anzugehen?


    Hier noch ein anderes Foto eines Multitrack-Tapes: Genesis – “50 Years Ago” – new source for From Genesis To Revelation sessions – The Genesis Archive

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  • Mir gefallen diese Mixe überwiegend sehr gut, geradezu spektakulär sind die neuen Stereo-Mixes und es ist schade, dass es nicht mehr davon gibt. Verzichten könnte ich auf die merkwürdigen Acappella-Versionen mit den lächerlich langen Pausen zwischen den Gesangsparts - sorry, aber das ist Unfug!


    Ausser man will an "Can you tell me where my Country lies erinnert werden" :o
    Ich habe mich auch gefragt was diese isolierten Vocal Parts auf dieser Jubiläums Ausgabe zu suchen haben....Um Peter's sehr reine Stimme hervor zu heben? Nahezu perfekt gesungene Sätze! Da kommt kein Salvador Sobral rann, aber das wusste Kingkong zum Zeitpunkt noch nicht.
    Jede Silbe, jedes Umlaut, jedes Mitlaut, alles andere als eine schwache oder dünne Stimme für ein Teeny: es nach 50 Jahre zu hören zu bekommen oder noch zu vergleichen kann da schon Sinn machen.


    Gerade zB "A Place To Call My Own" wirft mich echt aus denn Socken. Fast zu perfekt um PG zu sein, ich werde da eher an die Stimme von Paddy Mc Alloon (Prefab Sprout) erinnert!