ANTHONY PHILLIPS - 1984 (2CD/DVD-Audio Re-Issue 2016)

  • Nun folgt also erwartungsgemäß auch 1984 in der Reihe der Reissues. So weit war man bei Voiceprint auch schon gekommen, und die Tracklist bietet nichts Neues:
    Anthony Phillips: 1984 Deluxe Edition
    Aber der Stereomix ist neu, es gibt auch wieder einen Surround-Mix, und Steven Wilson hat ein kurzes Vorwort verfasst.
    Nun wird es spannend, ob Invisible Men als nächstes an der Reihe ist ...

    Understand, Rael: It´s a trick of the tail ...

    • Offizieller Beitrag

    "1984" ist ein Album, mit dem ich nie warm geworden bin. Als es seinerzeit (1981) veröffentlicht wurde, gab es in der westlichen Gesellschaft einen allgemeinen Hype um das näherrückende "Orwell-Jahr" 1984, da erschien dieses Album ein wenig kalkuliert. Dennoch war es eine Abkehr von allem, was man bis dahin von Ant Phillips vernommen hatte, angefangen beim düsteren Cover bis hin zur endgültigen Keyboard-Dominanz und dem Einsatz eines leider doch recht preiswert klingenden analogen Drumcomputers.


    "1984" hatte bei mir als Leitmotiv auch nicht wirklich verfangen können, denn als eingefleischter Science Fiction-Fan hatte ich das Orwell-Buch aus dem Jahr 1948 natürlich gelesen, war aber recht enttäuscht von den riesigen Logik-Löchern des Plots und der miserablen Darstellung der "Science" darin - tatsächlich kann man das Buch kaum ernsthaft als Science Fiction bezeichnen, denn Orwell hat keine einzige technische Entwicklung überzeugend vorausgesehen (Beispiel: der Protagonist schreibt darin am liebsten mit einer Feder, weil die "Tintenbleistifte" zu stark kratzten - was die 1948 gerade erfundenen Kugelschreiber anfangs wohl auch taten, 36 Jahre später war das jedoch einer von vielen absurden Anachronismen, die sich im Buch wiederfinden). Als finstere Stalinismus-Parabel ist es natürlich schon ziemlich beeindruckend gewesen, nur war 1981 schon völlig klar, dass es den vielzitierten "Orwell-Staat", vor dem es warnte, so niemals geben würde.


    So ähnlich ging es auch dem Album. Von analogen Synthesizern dominierte Musik hatte 1981 auch schon nicht mehr den Ruf, innovativ zu sein, dazu kam das Album fünf bis zehn Jahre zu spät, zudem waren die musikalischen Strukturen hier viel zu konventionell geraten. 1984 waren digitale Synthies wie der Yamaha DX7 und digitale, samplebasierte Drumcomputer längst Standard - das Album klang da schon altmodisch und abgestanden, taugte also nicht mal drei Jahre lang als dystopische Vision einer musikalischen Zukunft.


    Als Soundtrack zum Buch war es kaum vorstellbar und in der Stimmung war es auch nicht wirklich düster genug - dafür gab es hier für meinen Geschmack viel zu viel Kirmes-Gedudel. Mir war daher nie wirklich klar, was Phillips mit diesem Album bezwecken wollte und einen Zugang habe ich so nie finden können - auch das letzte Voiceprint-Remaster liegt mehr oder weniger ungehört auf meiner Festplatte. Bin nicht sicher, ob ich mir die neue Ausgabe besorgen soll, denn ich fürchte, ihm wird ein ähnliches Schicksal drohen. Dennoch würde ich den Surroundmix gern mal hören, aber ist es mir den doch recht hohen Preis wert...?

  • "1984" ist ein Album, mit dem ich nie warm geworden bin. Als es seinerzeit (1981) veröffentlicht wurde, gab es in der westlichen Gesellschaft einen allgemeinen Hype um das näherrückende "Orwell-Jahr" 1984, da erschien dieses Album ein wenig kalkuliert. Dennoch war es eine Abkehr von allem, was man bis dahin von Ant Phillips vernommen hatte, angefangen beim düsteren Cover bis hin zur endgültigen Keyboard-Dominanz und dem Einsatz eines leider doch recht preiswert klingenden analogen Drumcomputers.


    Es ist "nur" der sehr begehrte CR-78 den ja Phil Collins schon für das Album "Duke" bedient hat, ich glaube sogar Phil war einer der aller Ersten, da sein Modell direkt von Roland an Phil unaufgefordert gesendet wurde.
    Heute muss man über 1000€ rechnen um das wieder zu erlangen, so preiswert war das nie - selbst heute noch :)


    Nachtrag: nach ein paar recherchen war es Mike Chapman (Chinnichap: Sweet, Suzi Quatro, Smokie) der den CR-78 für die Produktion des "Heart Of Glas" von Blondie im Januar 79 als erster eingesetzt hat.


    roland cr-78 | eBay


    Sonst zum Album: es hat mich sehr an manche Tony Banks Sachen erinnert, auch in den Kompositionen und Harmonien

    • Offizieller Beitrag

    Es ist "nur" der sehr begehrte CR-78 den ja Phil Collins schon für das Album "Duke" bedient hat, ich glaube sogar Phil war einer der aller Ersten, da sein Modell direkt von Roland an Phil unaufgefordert gesendet wurde.
    Heute muss man über 1000€ rechnen um das wieder zu erlangen, so preiswert war das nie - selbst heute noch :)

    Wie man's nimmt - die Sounds gibt es heute gesampelt und für so ziemlich jeden VSTi-Software-Sampler für umsonst zu haben - billiger geht's nicht! ;)


    Nein, du hast natürlich recht - damals waren diese Kisten sicherlich teuer genug, dennoch war das Prinzip der analogen Klangerzeugung 1981 schon ein alter Hut, denn Roger Linn hatte bereits Anfang 1980 seinen berühmten LM-1 Drumcomputer auf den Markt gebracht - der erste, der digitale Samples von echten Drums verwendete - zwar mit bescheidenen 8 bit/28 kHz-Auflösung und ohne Beckensounds (dafür reichte die Kapazität der damaligen Speicherchips nicht), aber es genügte, um den Markt völlig umzukrempeln. Roland, Boss und Yamaha folgten bald mit ebenfalls Sample-basierten, aber deutlich preiswerteren Geräten.


    Die CR-78 war im Vergleich dazu weniger ein Drumcomputer, als eher ein Rhythmusgerät mit 34 fest programmierten Rhythmen und lächerlichen 4 Speicherplätzen für eigene Patterns, die zudem nicht mal in Echtzeit eingegeben werden konnten.


    Collins hat die analogen Rolands ja bewusst als Effekt eingesetzt - dagegen gibt es nix zu sagen, denn als Kontrast zu seinem echten Kit war das schon umwerfend und hatte Stil. Anders als bei "1984" - da pluckert das Ding die ganze Zeit durch und sagt dem Hörer nur, dass der Künstler sich halt keinen echten Drummer leisten konnte...

  • Collins hat die analogen Rolands ja bewusst als Effekt eingesetzt - dagegen gibt es nix zu sagen, denn als Kontrast zu seinem echten Kit war das schon umwerfend und hatte Stil. Anders als bei "1984" - da pluckert das Ding die ganze Zeit durch und sagt dem Hörer nur, dass der Künstler sich halt keinen echten Drummer leisten konnte...


    Collins zumindest, konnte sich Ant damals schon nicht mehr leisten..... :p - Vielleicht hat er deshalb die CR-78 von ihm ausgeliehen ...er konnte ja nur sehr schnell was ohne Gewandtheit zum pluckern bringen, Phil brauchte die Roland wieder für In The Air Tonight.....von der Zeit her könnte es stimmen!