Platten, mit denen ihr nicht warm werdet, obwohl ihr meint, ihr müsstet's eigentlich

  • Ich bin ja schon seit grauer Vorzeit Mitglied dieses Forums, aber ich glaube fast, dies ist der erste Faden, den ich selbst erstelle...


    Van der Graaf Generator - Pawn Hearts
    Meine erste Begegnung mit Peter Hammill habe ich wahrscheinlich Exposure von Robert Fripp zu verdanken. Ich war sofort angetan von diesem Vokalisten und erinnerte mich an Armando Gallos Genesis-Buch, in dem er VdGG als seine (von Genesis dann abgelöste) Lieblingsband bezeichnete. Was lag also näher, als mir Pawn Hearts zu besorgen, die anscheinend kultigste Platte der Band, die es in Italien sogar bis auf Platz 1 geschafft hatte. Dann der Schock: Was für ein unbeschreibliches, ungenießbares musikalisches Chaos! Es brauchte sehr viele (20?) Durchgänge, bis es dann endlich "klick" machte. Heute befindet sich die Platte in meinen Top 10.


    Beach Boys - Pet Sounds
    Taucht ständig auf den ersten Plätzen von Listen der "100 besten Platten aller Zeiten" auf. Ein Must-have also. Machte bei den ersten Durchgängen einen extrem sentimentalen und überzuckerten Eindruck, teilweise fast schon an Weihnachtsmusik erinnernd. Aber auch diese Platte schätze ich heute sehr. Mittlerweile kenne ich auch den restlichen Katalog der Band, was bei der qualitativen Einordnung hilft.


    Captain Beefheart - Trout Mask Replica
    Taucht ebenfalls kontinuierlich in besagten Listen auf. Dazu kommt, dass das Debüt des Kapitäns, Safe as Milk, zu meinen absoluten Lieblingsplatten gehört. Trout Mask Replica hingegen verstaubt seit den ersten beiden Versuchen im Regal. Aus irgendeinem Grund konnte ich mich beim Anhören des Eindrucks nicht erwehren, dass Herr Beefheart hier eine musikalische Verarsche abgeliefert hat. Sollte ich diesem Album trotzdem noch eine Chance geben? Ich erbitte Meinungen!


    Fleetwood Mac - Future Games / Bare Trees
    Aktuell entdecke ich die frühen Fleetwood Mac für mich, bevor sie zu Abba wurden und der Rubel endlich anfing, zu rollen. Die Mac also mit Peter Green, Jeremy Spencer und Danny Kirwan (... das ist der, der obdachlos war, während sich seine ehemaligen Kollegen den Bauch mit Kaviar vollschlugen. Warum die unfassbare Geschichte dieser Band noch nicht verfilmt worden ist, entzieht sich meiner Kenntnis.) Then Play On in der Brit-Version war eine absolute Offenbarung für mich. Man kann wohl von einem vergessenen Meisterwerk sprechen. Das aufgrund von Spencers Rock'n'Roll-Hommagen umstrittenere Kiln House gefällt mir ebenfalls sehr gut. Mit den beiden oben genannten Nachfolge-Alben, den letzten mit Kirwan, werde ich nach mehreren Durchgängen allerdings immer noch nicht warm. Ich vermute, dass es an den eher schwachen Vocals und der eher sterilen Produktion liegt. Sollte ich auch hier am Ball bleiben, und, wenn ja, warum?

    2 Mal editiert, zuletzt von Sredni ()

  • Schöner Thread!


    Bei den beiden erstgenannten Scheiben, geht's mir genau so, wie dir. Die beiden anderen kenne ich nicht.


    Muss mal nachdenken, da gibt's auch bei mir Kandidaten...

  • Gleich drei Alben von Yes fallen mir da spontan ein. Ich finde die "Fragile", "Close To The Edge" und "Tales From Topographie Oceans" klasse, aber nie wirklich warm geworden bin ich mit drei weiteren Prog-Klassikern der Band:


    - The Yes Album (live kommen die Stücke allerdings z.T. jut)
    - Relayer
    - Going For The One


    Es ist allerdings lange her, dass ich die Platten das letzte mal gehört habe, der Thread hat mich wieder an die Scheiben erinnert... Zeit für eine neue Chance, aber man kann es natürlich nicht erzwingen.


    Um ein positives Beispiel zu nennen: Lange gedauert hatte es bei mir auch mit Pawn Hearts von Van der Graaf Generator... Mehrere Durchläuft, es wollte nicht zünden. Erst als ich im TV eine Übertragung ihres Auftritts von den Leverkusener Jazztagen 2005 sah, war das Eis gebrochen, was nicht zuletzt an dercinstrumental zwangsläufig reduzierteren Darbietung der Stücke lag, was sie resultierend transparenter, hörbarer und zugänglicher machte. Heute ist Pawn Hearts mein persönlicher Favorit der Band.


    Auch bei Pink Floyd hatte es gedauert, heute sind sie meine Band für die einsame Insel ;).

    Einmal editiert, zuletzt von eclipse ()

  • Da zählt für mich im Grunde die komplette Band King Crimson dazu. Habe die Alben 'In the Court of the Crimson King' sowie die Discipline. Sind schon beides coole Alben und Crimson sind eigentlich eine Band, die durch die Bank weg lieben müsste: Viele schräge Instrumentals, coole Track-Namen, schräge Alben-Cover - einfach viel außergewöhnliches Material. Aber fast immer, wenn ich die Alben höre, erwische ich mich dabei, wie ich mich nach kurzer Zeit am Kinn kratze und denke 'Ja, das ist schon alles sehr interessant' aber mehr passiert dann auch nicht. Die Atmosphäre ist nicht so stark wie bei Genesis, es bringt das Blut nicht zum Pumpen wie rockigen Sachen von The Who oder Yes, etc. etc. Es erreicht mich am Ende des Tages einfach nicht. Meist dauert es dann mehr als ein Jahr, bis ich dem wieder eine Chance gebe und das Spiel geht von vorne los...Ich schätze das wird wohl erstmal nichts. Aber gibt ja genug andere Musik :)

  • Als alter Floydianer konnte ich mit Animals seit dem Erscheinen nie etwas anfangen. 1977 stürzte ich mich voller Vorfreude auf das Album und kam damit nicht klar. Es war wohl das erste Mal, dass mir bewusst wurde, dass eine Band ihren Zenit überschritten hatte. Nach The Dark Side Of The Moon und Wish You Were Here verirrte sich die Band in gefälligen Rhythmen und einfachen Melodien. Alle zwei bis drei Jahre lege ich das Album auf in der Hoffnung, es möge zünden. Aber leider tut es das nicht.

    I'll never find a better time to be alive than now.

    Peter Hammill (on "X my Heart")

    • Offizieller Beitrag

    Ich bin ja schon seit grauer Vorzeit Mitglied dieses Forums, aber ich glaube fast, dies ist der erste Faden, den ich selbst erstelle...


    Es ist schon der dritte (nach einem 2013 und einem im Jahre 2015)!


    Solche Alben gibt's aber. Die Tales from Topographic Oceans beispielsweise... ich ahne, dass ich vielleicht mit Drogen einen Zugang dazu finden könnte, aber ich habe zu wenig Bock auf beides (Drogen & Yes), um mir das anzutun.


    Sehr vieles von Steve Hackett fällt bei mir auch in diesen Bereich, vor allem das Material mit akustischer Gitarre.


    Warum es sich lohnen kann, dran zu bleiben? Weil es eine Offenbarung ist, zu merken, wie es auf einmal "Klick" macht und sich die Musik erschließt. Mit Moroccan Roll hat das bei mir eine Reihe von Anläufen verteilt über drei Jahre gedauert, aber dann!

  • Ich dachte mal , Marillion müsste mir doch wirklich gut gefallen. An ein paar Songs, wie z. B Easter habe ich ei
    nen regelrechten Narren gefressen, aber auf Albumlänge gesehen, lässt die Band mich ziemlich kalt.


    Ich wollte auch, dass mir Steve Hacketts Spätwerk gefällt, mich lässt es aber bis auf ein paar Ausnahmen ratlos zurück.

  • Marillion in der H-Ära wollte bei mir auch nie so wirklich zünden. Ausnahme ist die "Marbles", die mir zum großen Teil wirklich jut gefällt, obwohl der Wimmergesang von H auch hier teilweise nervt.

  • Schliesse mich Marinus an. Das hochgelobte YES-Werk Tales from Topographic Oceans zündet bei mir irgendwie nicht.
    Wobei ich sagen muss, in fast jedem Track gibt es extrem gute Passagen, aber dann kommt jeweils ein für mich nicht nachvollziehbarer Wechsel und eine Passage, die mir gar nicht passt. Das kann ein nicht nachvollziehbares nicht enden wollendes Gitarrengerfrickel von Steve Howe sein oder ein völliger Stilwechsel und strukturloser Teil.


    Zum Beispiel The Revealing Science of God (Dance of the Dawn) Das fängt mit einem form- und richtungslosen Gewimmer an, das viel zu lange dauert. Der folgende Gesangspart ist ganz brauchbar und steigert sich eigentlich schön, zu einem wirklich schönem Instrumental mit Wakeman/Howe. Der folgende Gesangsteil setzt den vorgehenden fort. Danach folgen dann leider instrumentale Stimmungs- und Fingerübungen, die für mich ohne Richtung und Zusammenhang mit vorgehenden Teil haben und dieses Flickwerk von völlig unzusammenhängenden Passagen setzt sich bis zum Schluss fort.


    Was mich bei diesem Album so ärgert, dass so viel Potential da ist und wirklich sehr gute Teilstücke. Aber durch diese Art von Flickwerk-Aufbau wird das Ganze in den Sand gesetzt. Das wird für andere womöglich genau das sein, was die Qualität des Albums ausmacht - aber genau damit komme ich nicht klar. Ich hätte es vorgezogen, wenn sie diese Ansammlung von Mammut-Tracks, gekürzt, gestrafft und besser strukturiert hätten.


    Ich habe das Album schon x-Mal angehört in der Hoffnung, dass der Funke zündet, aber nööö ...

    Zy
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    "The music is the true currency. It's more valuable than the accolades or the money. The relationship is with the invisible muse and you know if she's pleased or if she ain't." - Steve Hackett