Album des Jahres 2016 - Die Abstimmung

  • Das stimmt zwar, aber die Metal-Elemente sind meist das, was mich an bestimmten Prog-Songs stört. Ich kann Gitarren- und Bassdrumgewitter als Stilmittel immer mal kurz zwischendurch ertragen, aber dann muss es auch gut sein. Daher ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass mir ein reines Metalalbum gefällt und da es einfach zu viele Alben sind, muss ich zu meinen Vorurteilen stehen. ;)


    Mal rein interessehalber... Was ist denn für Dich "reiner Metal"? :confused:


    Fällt damit dann etwa auch das hochemotionale und besonders gesanglich einfach wunderschöne neue Katatonia Album schon kategorisch bei Dir durch, weil die Band ja meist als Metal Band bezeichnet wird?


    Das wäre in Anbetracht des wirklich nur sehr geringen Anteils an härteren Parts auf dem Album nämlich ein echter Fehler. ;)


    Und warum hörst Du ausgerechnet in das neue Album einer (mehr oder weniger) Thrash Metal Band wie Metallica rein, wenn Dir doch Metal an sich eigentlich eher nicht zusagt?


    Dagegen sind so manche hier nominierten und im Großen und Ganzen dem Metal zugeordneten Bands ja schon fast Kuschelrock.


    Es gibt wohl kaum ein Genre mit mehr Sub-Genres als das, was im Volksmund meist einfach nur schlicht als Metal bezeichnet wird.


    Die Art von Metal, bei der über die gesamte Laufzeit eines Albums nur geballert, geschrien und ein Geschwindigkeitsrekord nach dem anderen zu brechen versucht wird, mag ich auch nicht unbedingt, aber selbst da gibt es Ausnahmen, bei denen mir einige Elemente so extrem gut gefallen, dass ich über den Rest ganz gut hinwegsehen kann.


    Napalm Death kann ich zum Beispiel an manchen Tagen gar nicht ertragen, aber dann gibt es auch Tage, an denen genau diese Musik mir nach einem stressigen Arbeitstag hilft, einmal kurz aber dafür richtig die Birne durchzupusten. :topp:

  • Hinfort, ihr Ungläubigen und Unwissenden!


    Ich muss ehrlicherweise zugeben, dass ich das Grimaud Album anfangs auch eher als "komisches Geklimper mit ebenso komischen Zwischenspielen" abgetan habe, nachdem ich es mir aufgrund eines sehr interessanten Artikels über das Konzept des Albums und die Art und Weise, wie es entstanden ist, quasi blind gekauft habe.


    Irgendetwas daran brachte mich aber doch dazu, es zwischendurch immer mal wieder damit zu versuchen... Mal mit einzelnen Stücken, mal mit längeren Parts.


    Irgendwann hörte ich das Album dann erstmals über Kopfhörer und war regelrecht sprachlos aufgrund der Dynamik und der Art und Weise, wie das alles doch zu einem stimmigen Ganzen verwoben war. :cool:


    Plötzlich passten auch die von mir anfangs noch als eher störend empfundenen "Transitions" und wirkten auf mich wie eine Art Erzähler als Bindeglied zwischen den Kapiteln einer eigentlich nur thematisch grob zusammenhängenden Geschichte.


    Hätte Sting nicht noch kurz vor Knapp ein wirklich tolles neues Album veröffentlicht, wäre Frau Grimaud auf jeden Fall unter meinen 7 Stimmen gewesen, denn zwischen den beiden Alben bestand mein einziger Zweifel.


    Leider hat es das von mir nominierte "Warp" Album von Jon Balke nicht in die Liste geschafft, denn dagegen hätte Sting dann tatsächlich verloren. :(


    Jon Balke spielt darauf meist eher simple Strukturen auf dem Piano, welche mit mal lauteren und mal gerade noch zu erahnenden Field Recordings untermalt sind.


    Straßengeräusche, religiöse Gesänge, Insekten etc. fügen sich mit dem Piano zu einem extrem spannenden Gesamterlebnis zusammen, welches auf jeden Fall mit dem Kopfhörer gehört werden sollte... Produziert von Manfred Eicher für das ECM Label. :topp:


    Auch für dieses Album sollte man sich aber auf jeden Fall Zeit nehmen, denn zum nebenbei Hören ist das wirklich gänzlich ungeeignet.


  • Gibt es den Artikel irgendwo online?


    Bei mir war es so, dass ich nach deiner Nominierung Grimauds erst etwas über die Konzerte in NY las und damit schon einmal dieses Bild - Grimaud innerhalb dieser Wasser-Installation im Dunkeln - in meiner Vorstellung hatte, das mich dann auch durch die CD begleitete. Die Auswahl der klassischen Stücke ist vielfältig und schön, finde ich. Auf die Idee mit den nachträglich eingefügten Überleitungen Sawhneys gab ich allerdings anfangs ziemlich wenig. Aber als ich das dann im Zusammenhang hörte unter dieser verbindenden Vorstellung 'Wasser', entwickelte es einen echt guten Flow (Begriff passt hier natürlich perfekt) - und die Überleitungen sind ja tatsächlich nicht nur Ambient-Gedingel, sondern führen wirklich von einem zum anderen, mitunter sogar musikalisches Material der Klavierstücke vorwegnehmend oder tonale Zusammenhänge schaffend. Sehr reizvoll!
    Von den Klavierstücken kannte ich den Ravel, Liszt und Debussy, und gerade den Liszt finde ich auch toll interpretiert - mein Liebling auf der CD.
    Das sind sicherlich für den Klassikfreund keine Jahrhundertinterpretationen, aber als Konzept steht es eben einzigartig und für meinen Geschmack auch gelungen dar - mit dem Vorteil, dass dieses Klassik-Ding hier auch innerhalb eines grenzüberschreitenden Crossover-Projektes Publikum ansprechen kann, dass sich nicht unbedingt gleich in einen Klavierabend mit lauter Beethoven-Sonaten setzen würde.
    Gut gemacht, Mme Grimaud! Und vielen Dank für die Anregung, Spiritchaser!:huhu:

    • Offizieller Beitrag

    Fällt damit dann etwa auch das hochemotionale und besonders gesanglich einfach wunderschöne neue Katatonia Album schon kategorisch bei Dir durch, weil die Band ja meist als Metal Band bezeichnet wird? Das wäre in Anbetracht des wirklich nur sehr geringen Anteils an härteren Parts auf dem Album nämlich ein echter Fehler. ;)

    Ich glaube, ich habe einen Track davon kurz angespielt; ich kann mich aber nicht an den Eindruck erinnern. Gebe ich aber gern eine weitere Chance.

    Und warum hörst Du ausgerechnet in das neue Album einer (mehr oder weniger) Thrash Metal Band wie Metallica rein, wenn Dir doch Metal an sich eigentlich eher nicht zusagt?

    Ich finde die nicht unsympathisch - und zwei, drei Songs von denen gefallen mir sogar. Hat aber eher damit zu tun, dass ich einen Account bei Phononet habe und da sind halt die großen Major-Acts ganz vorne - und damit leicht zugänglich. ;)

    Dagegen sind so manche hier nominierten und im Großen und Ganzen dem Metal zugeordneten Bands ja schon fast Kuschelrock.[...]
    Napalm Death kann ich zum Beispiel an manchen Tagen gar nicht ertragen, aber dann gibt es auch Tage, an denen genau diese Musik mir nach einem stressigen Arbeitstag hilft, einmal kurz aber dafür richtig die Birne durchzupusten. :topp:

    Kenne mich in dem Genre eher wenig aus, aber wenn ich es etwas härter möchte, ziehe ich Alternative vor, z.B. Biffy Clyro. Das hat mit meiner Punk-Vergangenheit zu tun...

  • Gibt es den Artikel irgendwo online?


    Das war seinerzeit ein Artikel, der in einem des von mir abonnierten Klassik Akzente Newsletters verlinkt war... Online war der also auf jeden Fall mal.


    Ich müsste mal nachschauen, ob ich die Mail mit dem Link noch irgendwo archiviert habe, aber dazu fehlt mir momentan doch etwas die Zeit.


    Gut gemacht, Mme Grimaud! Und vielen Dank für die Anregung, Spiritchaser!:huhu:


    Sehr gern geschehen, und interessant, dass auch Du eher über das Konzept als über die Musik selbst darauf aufmerksam geworden bist und Dich dann ebenfalls auf eine akustische Entdeckungsreise begeben hast.


    Da Du für derartige Klangkunst ja recht offen zu sein scheinst, möchte ich Dir hiermit nochmals ganz direkt das vorhin bereits erwähnte "Warp" Album von Jon Balke ans Herz legen...


    Reviews:
    https://www.jazzthing.de/review/jon-balke-warp/
    Album "Warp" - Wie der Pianist Jon Balke mit Nachhall arbeitet


    Hörproben (leider das Gesamterlebnis nicht einmal ansatzweise wiederspiegelnd):
    https://www.amazon.de/Warp-Jon-Balke/dp/B01B0HJ6D8


    Deine Meinung dazu würde mich wirklich interessieren, und wenn Du anfangs vielleicht noch keinen wirklichen Draht dazu finden solltest, versuche es zu verschiedenen Stimmungen und Tageszeiten und vor allem auf jeden Fall mit Kopfhörer einfach erneut.


    Wie Frau Grimaud hat auch Herr Balke einiges meiner Zeit und Aufmerksamkeit für sich beansprucht, ehe sein Album dann aber umso intensiver bei mir angekommen ist und für mich inzwischen zu einem regelmäßigen Begleiter in den verschiedensten Lebenslagen gehört.

  • @Tom: Ich habe mir diesen Beitrag vor dem Absenden nun mehrfach durchgelesen und denke nicht, dass ich Dich darin irgendwo wirklich aus dem Zusammenhang gerissen zitiert habe.


    Also los...


    Ich glaube, ich habe einen Track davon kurz angespielt; ich kann mich aber nicht an den Eindruck erinnern. Gebe ich aber gern eine weitere Chance.


    Du hast EINEN Track des neuen Katatonia Albums kurz angespielt, an den Du Dich inzwischen noch nicht einmal mehr erinnern kannst, und daraufhin beurteilst Du dann das ganze Album?


    Wie auch immer, mir ist das eindeutig etwas zu preiswert, deshalb habe ich schon während der letzten vier Wochen angefangen, mich in Alben reinzuhören, die ich bis dahin noch nicht kannte. Ich gehe davon aus, dass ich wie beim letzten Mal wieder einige Überraschungen entdecken werde, daher werde ich sicher noch den Rest des Januars brauchen, bis ich mich entscheiden kann.


    Klar, durch das kurze Anspielen eines Tracks eines mehr als einstündigen Albums kann man natürlich direkt mal Überraschungen entdecken.


    Sorry, aber DAS ist mir "eindeutig zu preiswert", um es mal in Deinen Worten auszudrücken.


    Kenne mich in dem Genre eher wenig aus, aber wenn ich es etwas härter möchte, ziehe ich Alternative vor, z.B. Biffy Clyro. Das hat mit meiner Punk-Vergangenheit zu tun...


    Gegen das, was ich aus meiner Jugend mit Punk verbinde, dürfte auch die übelste Thrash Metal Kapelle wohl der reinste Wohlklang sein, und Biffy Clyro würde ich sogar eher als Pop Rock als als Alternative einordnen.


    Manchmal sind die Grenzen einfach sehr nahe beieinander, und ich finde, dass Du es Dir mit Deinem "muss ich zu meinen Vorurteilen stehen" da doch etwas zu einfach machst.


    Ich wiederhole gerne nochmal die bisher leider unbeantwortete Frage aus meinem vorherigen Beitrag... Was ist denn für Dich "reiner Metal"?


    Offenbar ist Metal nahezu jeglicher Spielart bei Dir ja erstmal direkt außen vor, denn anders kann ich es mir kaum erklären, dass Du ein derart facettenreiches Album wie das neue von Katatonia aufgrund des kurzens Anspielens nur eines Songs beurteilst.


    Hier mal ein paar für mich besonders schöne Ausschnitte aus dem Album... Alleine der Gesang von Jonas verursacht bei mir wirklich regelmäßig Gänsehaut:


    https://www.youtube.com/watch?v=G4VxLtfwvBA
    https://www.youtube.com/watch?v=_LEDye8FFlU
    https://www.youtube.com/watch?v=AfmldfNgmX4


    Und falls Du dadurch doch Gefallen an Katatonia gefunden haben solltest, schau Dir unbedingt auch mal dieses fantastische und gänzlich unmetallische Akustik-Konzert der Band an:


    https://www.youtube.com/watch?v=6itFnnPgSOg


    Ich finde die nicht unsympathisch - und zwei, drei Songs von denen gefallen mir sogar. Hat aber eher damit zu tun, dass ich einen Account bei Phononet habe und da sind halt die großen Major-Acts ganz vorne - und damit leicht zugänglich. ;)


    Du lehnst bei der Abstimmung also Metal Bands erstmal kategorisch ab, weil das nicht Deine Musik ist, findest aber Metallica nicht ganz unsympathisch, weil sie als Major Act für Dich leicht zugänglich sind?


    Wenn Dir ein paar Songs von Metallica gefallen, solltest Du auch Testament mal eine faire Chance geben, und auch Saxon haben so einige Songs parat, die sogar durchaus radiotauglich sind.


    Major Metal ist für Dich also annehmbar, Underground Metal aber erstmal kategorisch abseits, weil Du Dich nicht direkt damit beschäftigen kannst?


    Die Meinung kurzentschlossener Voter wie auch mich stellst Du dagegen aber mehr oder weniger in Frage, weil die sich für Dich zu wenig mit den Alternativen beschäftig haben?


    Sei mir bitte nicht böse, aber irgendwie passt das in meinen Augen nicht zusammen.


    Ich selbst habe sogar mit mir ringen müssen, aus all den Möglichkeiten wirklich die Alben auszuwählen, die MIR persönlich im Jahr 2016 besonders viel bedeutet haben und die ich somit auch besonders häufig gehört habe.


    Wieso sollte ich da also ein mir bisher unbekanntes Album als mein Album des Jahres in Erwägung ziehen?


    Inspirationen hole ich mir wirklich gerne, und ich höre auch gerne mal in mir eigentlich eher fremde Musikrichtungen rein, aber MEIN Album des Jahres kann nur eines von denen werden, mit denen ich aus welchem Grund auch immer in dem Jahr etwas verbunden habe.


    In den letzten Jahren waren unter meinen Alben des Jahres übrigens auch Alben von D'Angelo und Kendrick Lamar, obwohl ich mit R&B, Funk und Hip Hop ansonsten eher weniger anzufangen weiß.


    D'Angelo hat mich sogar derartig umgehauen, dass ich 2015 bei seinem Konzert in Hamburg im Golden Circle vor der Bühne eines der besten Konzerte meines Lebens erleben durfte.


    Hat übrigens schonmal jemand das neue Album von Rick Astley gehört?


    Oh, Rick Astley... Die bösen 80er Jahre... Stock Aitken Waterman Plastik Pop... Vorurteile.


    Der Mann hat 2016 fast im Alleingang ein fantastisches Album geschrieben, eingespielt (alle Instrumente und Gesangsspuren bis auf die Background Vocals) und produziert.


    Die alten Sachen von ihm finde ich eher billig, aber ich wollte dann doch mal wissen, was er heute so macht, und inzwischen habe ich die CD des neuen Albums in meiner Sammlung.


    Manchmal kann es enorm erfrischend sein, einfach mal über den Tellerrand zu schauen und eventuelle Vorurteile auszublenden.


    Was ist denn schon Metal, Pop, Prog, Jazz, Klassik oder was auch immer?


    Wichtig ist doch, dass es den Hörer auf die ein oder andere Art abholt und mitnimmt, und wenn das bei eigentlich eher nicht gerade favorisierten Musikrichtungen passiert, ist es doch umso spannender.

    • Offizieller Beitrag

    Du hast EINEN Track des neuen Katatonia Albums kurz angespielt, an den Du Dich inzwischen noch nicht einmal mehr erinnern kannst, und daraufhin beurteilst Du dann das ganze Album? [...] Offenbar ist Metal nahezu jeglicher Spielart bei Dir ja erstmal direkt außen vor, denn anders kann ich es mir kaum erklären, dass Du ein derart facettenreiches Album wie das neue von Katatonia aufgrund des kurzens Anspielens nur eines Songs beurteilst.

    Ja, das ist schon ein Dilemma - ist so ein bisschen wie das Sichten von 3000 Bewerbungsmappen für 8 offene Azubi-Stellen (hab ich mal mitgemacht; mit drei Leuten in zwei Tagen) - man schlägt jede kurz auf und entscheidet dann nach der Mathenote, ob die in die nächste Runde kommt oder gleich in den Papierkorb. Man weiß, dass man den Bewerbern nicht gerecht wird, aber es geht nicht anders. ;)


    Wenn der erste Klick auf einen 30 sec-Clip bei Amazon nur den üblichen Murks ergibt, erspare ich mir den Rest - ja, das ist preiswert, aber eben auch effektives Zeitmanagement. Metal (egal, welches Subgenre - ich kenne mich da nicht aus), kann ich mir in der Regel sparen, weil die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass es mir nicht gefällt. In der Liste sind über 60 mir unbekannte Alben - und ich kann vielleicht 10 davon so hören, dass ich mir ein Urteil darüber erlauben kann. Wie sonst sollte ich 50 Alben möglichst schnell aussortiert bekommen, wenn nicht per Vor-Urteil?


    Metallica hatte ich nur deshalb angespielt, weil ich eh gerade bei Phononet unterwegs war. Dort fand sich das Album gleich auf der Startseite - das meinte ich mit "einfach". Die Mitglieder der Band sind mir nicht unsympathisch - ich habe mal eine interessante Doku über diese Band gesehen. Das heißt noch nicht, dass mir die Musik sympathisch ist. Tatsächlich habe ich keinen der ersten drei Tracks des neuen Albums durchhören können und es dann komplett aufgegeben.


    Katatonia gibt es übrigens nicht bei Phononet, weil deren Plattenfirma offenbar nichts von Bemusterung hält. Vielen Dank für die Links (auch Rick Astley werde ich probieren) - das gefällt mir in der Tat ausgesprochen gut!
    Würde ich allerdings nicht mit "Metal" assoziieren, das ist einfach gut gemachte Rockmusik. Lohnt sich definitiv ein zweiter Blick. Da hatte ich offenbar etwas Pech mit meinem ersten Versuch - das ist das Risiko, dessen ich mir durchaus bewusst bin - ebenso wie ich wusste, dass wir wegen einer schlechten Note in Mathe wahrscheinlich viele gute Leute aussortiert haben, die dennoch gute Mediengestalter geworden wären.


    Genau darum geht es aber: wenn mir jemand mit der entsprechenden Expertise genug nachvollziehbare Gründe liefert, warum ich mir eine Band oder ein Album anhören sollte, werde ich neugierig und mache das dann auch. Die bloße Nennung eines Titels ist noch keine Empfehlung und macht es dem Nicht-Kenner dieser Musik nicht einfacher, einen Zugang zu finden, insbesondere dann, wenn die Konkurrenz so groß ist. Ich finde es daher ein wenig schade, dass nur wenige Leute hier auf die Idee gekommen sind, ihre Nominierungen aktiv zu bewerben - etwa durch Kommentare mit YT-Links. Wenn das deshalb nur so selten passiert ist, weil jeder davon ausgegangen ist, dass alle ohnehin nur ihre eigenen Vorschläge wählen, fände ich das jedenfalls bedauerlich - es würde jedoch meine grundsätzliche und medienübergreifende Abneigung gegen "Album des Jahres"-Charts nur bestätigen.

  • Also ich habe ja schon eine Liste komplett mit ein paar Sätzen zum jeweiligen Album + Youtube-Links für ein anderes Forum fertiggemacht.


    Wenn hier in diesem Thread sowas erlaubt und erwünscht ist, dann poste ich hier heute abend meine Bestenliste.

  • Dann fasse ich die bisherigen Likes mal als "Ja" auf. ;)



    Dieses Jahr muss ich zwei Alben des Jahres benennen, ein aus dem Rock-, das andere aus dem Pop-Bereich.



    1. Haken „Affinity“
    Meine aktuellen Progmetal-Könige überzeugen auch mit Album 4 auf ganzer Linie. Diesmal wird mit einem gehörigen Schuss 80er gerockt, ohne die eigenen Trademarks zu vernachlässigen. Wie selbstverständlich werden unterschiedlichste Einflüsse zu einem überzeugenden Ganzen vereint. Bildet der Quasi-Opener „Initiate“ stilistisch eine schöne Brücke zum Vorgänger, weist schon das nachfolgende „1985“ nicht nur vom Namen her in die angesprochene Epoche. Abwechslungsreich folgen das eingängige „Lapse“, das Progmetal-Epos „The Architect“ oder das experimentelle „Red Giant“. Einen Ausfall gibt es nicht. „Affinity“ ist ein verdammt starkes Gesamtwerk, garniert mit einem äußerst stimmigem Artwork.


    Top-Tracks: 1985
    https://www.youtube.com/watch?…PsI9Z-6cxdlI-5bQjgMlH4BKs


    Initiate
    https://www.youtube.com/watch?v=-7pEXGCtnnk



    1. Yello „Toy“
    Für mich quasi aus dem Nichts kommend, da ich Yello sonst nur sporadisch mit einigen ihrer typischen Hits hörte. „Toy“ ist ein fast perfektes Album mit Referenz-Sound und vielen tollen Songs, das ähnlich der 2015er Überraschung „Music Complete“ von New Order fast ausschließlich Single-Kandidaten beinhaltet. So macht elektronische Musik Spaß, ohne altbacken zu wirken. Eine der großen Entdeckungen auf „Toy“ ist Fifi Rong, die nicht nur mit ihren Gesangsbeiträgen, sondern auch live mit toller Stimme und Ausstrahlung bezaubern kann. Und auch hier gibts eine haptisch schöne Deluxe-Edition.


    Top-Tracks „Kiss The Cloud“
    https://www.youtube.com/watch?v=KENgu2u-zFE


    „Dark Side“
    https://www.youtube.com/watch?v=AO-WgRHfQoo



    3. Radiohead „A Moon Shaped Pool“
    Die nächste Überraschung für mich folgt auf Platz 3, da ich mit Radiohead in der Vergangenheit noch weniger als mit Yello etwas anfangen konnte. Zu sehr ging mir bislang die Stimme von Tom Yorke auf den Senkel. Aber hier trifft er für mich einen perfekt zur federleichten Musik passenden Ton, der auf eigenartige Weise fasziniert. Musikalisch überzeugt „A Moon Shaped Pool“ durch einen konsequenten und spannenden Einsatz diverser Streicher. Einen Titel herauszuheben, fällt schwer, da das Album sehr homogen daherkommt. „Burn The Witch“ gibt die Richtung aber gekonnt vor und ist deshalb auch mein…


    Top-Track „Burn The Witch“
    https://www.youtube.com/watch?v=yI2oS2hoL0k



    4. Meller Gołyźniak Duda „Breaking Habits“
    „Von Null auf Hundert“ könnte ich diese Zusammenarbeit der drei Polen bezeichnen, die vorangetrieben von Riverside-Frontman Mariusz Duda (Bass, Gesang) und dem exzellenten, variantenreichen Drumming von Maciej Golyzniak einen kompakten Rocker unter Livebedingungen mal eben aus dem Handgelenk geschüttelt haben. Packend von der ersten Minute, mit idealer Album-Laufzeit und ohne Durchhänger. Aus dem Stand einer meiner Favoriten 2016.


    Top-Track „Tattoo“
    https://mellergolyzniakduda.bandcamp.com/releases



    5. The Jezabels „Synthia“
    Mit „Pleasure Drive“, „Come Alive“ und „A Message From My Mothers Passed“ drei ganz große Pop-Hits für mich auf diesem Album. Aber auch der Rest weiss zu gefallen. Für mich musikalisch das weibliche Pendant zu Editors „In Dream“ vom letzten Jahr.


    Top-Track „Come Alive“
    https://www.youtube.com/watch?v=zoLWLsO-ApQ



    6. Iggy Pop „Post Pop Depression“
    Cooles Spätwerk mit zündenden Melodien und trockenen Arrangements. Höre ich relativ oft und gerne. Die musikalischen Einflüsse der Band-Mitstreiter sind nicht zu überhören (auch Bowie klingt immer wieder durch), ordnen sich aber gekonnt unter. Klasse Scheibe.


    Top-Track „Gardenia“
    https://www.youtube.com/watch?v=sc14wfcaKBk



    7. David Bowie „Blackstar“
    Mit so einem Album muss man erstmal abtreten. Das schaffen nicht viele. Der vielschichtige Titelsong und „Lazarus“ sind die Fixpunkte auf diesem Meisterwerk. Und mit „I Can’t Give Everything Away“ schließt Bowie m.E. einen versöhnlichen Kreis zu seinen 80er-Popsongs. Hier höre ich z.B. „Never Let Me Down“ u.ä. raus.


    Top-Track „Blackstar“
    https://www.youtube.com/watch?v=kszLwBaC4Sw



    8. Iamthemorning „Lighthouse“
    Wunderschöner pianolastiger Pop-Rock mit einem gewohnt starken Gavin Harrison (Porcupine Tree) an den Drums, der den melancholischen und teils dramatischen Tracks, einen vertrackten Anstrich verpasst.


    Top-Track: „Too Many Years“
    https://www.youtube.com/watch?v=ceFF0t6yGwg



    9. Suede „Night Thoughts“
    Durchweg überzeugendes Gesamtwerk, welches in der Deluxe-Edition grandios durch einen Videofilm in voller Albumlänge komplementiert wird.


    Top-Track „No Tomorrow“
    https://www.youtube.com/watch?v=ZOKjwjbefTw



    10. Pitts Minnemann Project „The Psychic Planetarium“
    Dramatischer instrumentaler Progressive Rock/Metal mit sehr viel Spielfreude. Marco Minnemann (Steven Wilson) trommelt gewohnt virtuos. Es werden gekonnt opulente Keyboardwände eingestreut und die Musik an sich bleibt mit überraschenden Wendungen niemals stehen, sodass keine Langeweile aufkommt.


    Top-Track „Conquistador“
    https://www.youtube.com/watch?v=M5Vs-XmrEvE



    11. Animals As Leaders „The Madness Of Many“
    Auch hier wird ein instrumentales Prog-Gewitter vom Feinsten abgefeuert. Allerdings eine ganze Spur technischer und „kälter“ als beim Pitts Minnemann Project. Ähnlich den Vorgängeralben ist „The Madness Of Many“ eine Zurschaustellung des technischen Könnens hochbegabter Musiker. Neben all der Technik gibt es gerade gegen Ende einige überraschend ruhige Moment mit schönen Melodien, die einen auch mal innehalten lassen. Bis zur nächsten Gitarre-/Basswand oder einem fetten Sequenzer.


    Top-Track „Ectogenesis“
    https://www.youtube.com/watch?v=ymwk7x901Nw



    12. Bent Knee „Say So“
    Das dritte Album der amerikanischen Art-Rocker hat eine gehörige Portion Pop abgekommen ohne an Vertracktheit und hakenschlagender Instrumentalarbeit zu verlieren. Sängerin Courtney Swain intoniert gewohnt ausschweifend und verlangt ihrer Stimme wieder alles ab.


    Top-Track „Leak Water“
    https://www.youtube.com/watch?v=sqx3xfVQXSo



    13. Anima Mundi „I Me Myself“
    Mittlerweile mit dem vierten neuen Sänger überzeugen die sympathischen Kubaner erneut mit ihrem typischen Sympho-Prog, angereichert mit einen willkommenen Schuss Härte ohne aber jemals in Metal-Gefilde abzugleiten.


    Top-Track „The Chimney, The Wheel And The War“ (Sitzfleisch und Geduld mitbringen)
    https://www.youtube.com/watch?…&list=RDzjQAUObbigs#t=102



    14. Justice "Woman"
    Herrlicher moderner Disco-Pop irgendwo zwischen 70er Jahre und Daft Punk. Top produziert mit euphorischen Chören, Streichern und Beats. Gute Laune Platte.


    Top-Track "Fire"
    https://www.youtube.com/watch?v=tkaEpUBUQDw


    15. Opeth „Sorceress“
    Enttäuschung auf hohem Niveau. Eigentlich macht die Band um Mastermind Ackerfeldt nichts wirklich falsch, aber das aktuelle Album hat mich noch nicht erreicht. Dabei sind alle typischen Zutaten der letzten Releases inkl. wieder etwas zupackenderer Bass- und Rhythmusarbeit vorhanden. Das Titelstück sowie das orientalische „The Seventh Sojourn“ können begeistern. Aber ansonsten blieb bei mir bislang zu wenig hängen. Eventuell ein Grower, der noch mehr Aufmerksamkeit benötigt.


    Top-Track „Sorceress“
    https://www.youtube.com/watch?v=LhqijfqecvA



    16. Jean-Michel Jarre „Electronica 2: The Heart Of Noise“
    Nicht ganz so gut wie er Erstling. Davon abgesehen sind die einzelnen Zusammenarbeiten mit den unterschiedlichsten Künstlern wieder hochinteressant, wenngleich Jarre für mich stärksten mit seinen ganz eigenen Kompositionen wie den „Heart Of Noise“-Parts bleibt.


    Top-Track „The Heart Of Noise, Pt 1“
    https://www.youtube.com/watch?v=ZNUOSSq-FxU



    17. Big Black Delta „Tràgame Tierra“
    Das erste Album hatte eine Handvoll grandioser Synthpop-Songs mit zwei Evergreens. Beim Nachfolger gelingt dies leider nicht ganz so überzeugend. Die Vorabsingle „It’s Ok“ war stark. Der Rest kann zwar nicht mithalten, aber es ist noch genug 80s-Charme vorhanden, um zu gefallen. Zugutehalten muss man auch, dass sich über die bisherigen beiden Alben ein typischer Big Black Delta-Sound entwickelt hat. Leider ist der Titeltrack ein ereignisloses und überlanges Soundgewaber ohne Spannung. Hätte man auch weglassen können.


    Top-Track „It’s Ok“
    https://www.youtube.com/watch?v=A80xOVR9X3w



    18. Jean-Michel Jarre "Oxygene 3"
    Erst vor kurzem erworben, daher kann ich das Album noch nicht final bewerten. Es hat möglicherweise eine längeren Atem als "Electronica 2", aber auch so langt es für die Top 20 allemal. Muss als Ganzes gehört werden, daher kein Top-Track.



    19. The Pineapple Thief „Your Wilderness“/„8 Years Later“
    Trotz Gavin Harrison (Porcupine Tree) an den Drums können die Ananasdiebe mit „Your Wilderness“ nur bedingt überzeugen. Es ist zwar gut, aber recht unspektakulär und mit zuviel „Huhuhu“-Gesäusel, was sich durch zu viele Songs zieht. Das Bonus-Album der Deluxe-Edition reisst diesen Release noch ein gehöriges Stück nach oben. Hier wird auch mal wieder ein wenig experimentiert und die Melodien und Gitarrensoli sind überzeugender.


    Top-Track „Take Your Shot“
    https://www.youtube.com/watch?v=moO2jzX9SME



    20. Riverside „Eye Of The Soundscape“
    Instrumentalalbum mit größtenteils bekanntem Material von B-Seiten und Extra-Tracks. Dennoch gekonnt arrangiert mit 4 neuen Stücken, lädt das Vermächtnis von Gitarrist Piotr Grudzinsky zum Entspannen und Dahinschweben ein. R.I.P.


    Top-Track „Shine“
    https://www.youtube.com/watch?v=poAk9XgK7Cs



    21. Hundreds "Wilderness"
    Siehe Jean-Michel Jarre. Auch erst vor Kurzem erworben, aber der deutsche Electronic-Act ist auf jeden Fall eine Stippvisite wert.


    Top-Track "What Remains"
    https://www.youtube.com/watch?v=qV4WMXSJqf8



    22. Fly „Songs Inspired By The Film Eddie The Eagle“
    Buntes Potpourri an 80er Stars und alle tatsächlich mit neuen Songs am Start. Macht Laune trotz einiger Schlager-Ausflüge.


    Top-Track: Holly Johnson „Ascension“
    https://www.youtube.com/watch?v=gqBOob3sww0



    23. Trentemøller „Fixion“
    Leider konnte mich das aktuelle Album nicht so packen wie die beiden Vorgänger. Nur wenig gehört und insgesamt zu glatt.



    24. Katatonia „The Fall Of Hearts“
    Ich liste es wirklich nur auf, weil ich es dieses Jahr gekauft habe und noch als MP3 besitze. Es wird wohl mein letztes Katatonia-Album gewesen sein, da ich mit dem Songwriting der Band nicht klar komme. Jonas Renske hat eine tolle Stimme, aber die Songs bleiben nicht haften.



    Verpasstes Album des Jahres - außer Konkurrenz, da erst dieses Jahr entdeckt.
    Trentemøller „Into The Great Wide Yonder“ (von 2010)
    Grandioses, soundtrackartiges Album, dass sich teilweise wie die Compilation zu einem Tarantino-Film anfühlt. Sehr abwechslungsreich, gute Gastsänger. Das phantastische „The Mash And The Fury“ lief eine lange Zeit in Dauerschleife (siehe unten).



    Song des Jahres:
    The Jezabels „Pleasure Drive“

    https://www.youtube.com/watch?v=dMV_O_z6-6U



    Song des Jahres – außer Konkurrenz, da älter
    Trentemøller „The Mash And The Fury“
    https://www.youtube.com/watch?v=0g8K1PC-zOg

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