Unsere Achtziger: Eine Würdigung des besten Musikjahrzehnts aller Zeiten

    • Offizieller Beitrag

    [FONT=Arial, sans-serif]Billys Verbindung zum Punkrock kommt übrigens von seiner ersten Band Generation X, und da muss ich jetzt mal Markus Kavka zitieren: Wieder was gelernt![/FONT]

    Für jemanden, der sozusagen live dabei war und die drei Studioalben dieser durchaus talentierten (und bekannten) Band im Schrank hatte, lange bevor Billy seine Solokarriere startete, liest sich das schon etwas seltsam - fast so als wäre der ein Unbekannter gewesen, der aus dem Nichts kam und mit tollen Videos die MTV-Charts stürmte...


    Ich weiß nicht, was man bei Markus Kavka lernen kann (kann man überhaupt?), aber ich finde es wichtig, festzuhalten, dass Generation X Punks der ersten Stunde waren, die sich im Dunstkreis der legendären "London SS" bewegten, aus denen später u.a. Bands wie The Clash und The Damned hervorgingen. Und auch, dass ihr letztes (wenn auch nicht bestes) Album "Kiss me deadly" 1980 bereits eine Art Blaupause war für den späteren Billy-Idol-Sound - kein Wunder, denn es wurde bereits von Keith Forsey produziert, der auch bei den ersten vier Idol-Solo-Alben Regie führte - was das doch ziemlich kalkulierte Pop-Rock-Phänomen Billy Idol begreifbarer erscheinen lässt. Nicht von ungefähr wurde Dancing with myself, ursprünglich eine erfolglose GEN X-Single von 1980, vier Jahre später als erste Billy Idol-Single lediglich neu abgemischt und editiert (natürlich klingt der Originalmix besser). Die Drums dort spielt übrigens Terry Chimes, der originale Clash-Drummer. Soviel zu "Verbindungen zu Punk-Rock" mit Grüßen an Kavka. ;)


    Fußnote: Idols kongenialer GEN X-Partner Tony James gründete später übrigens "Sigue Sigue Sputnik" und war zeitweise Mitglied bei den Sisters of Mercy - über die und deren Ableger The Mission ich in dieser Rubrik übrigens auch gern was lesen würde, aber wahrscheinlich gehörten die halt nicht zu deinen 80ern... ;)


    Ach ja, und das beste und ergo erwähnenswerteste Album Idols ist natürlich "Rebel Yell", sein zweites. So ziemlich jeder Song davon wurde als Single ausgekoppelt.

  • ... fast so als wäre der ein Unbekannter gewesen, der aus dem Nichts kam und mit tollen Videos die MTV-Charts stürmte...


    Exakt so habe ich es wahr genommen. Liegt wahrscheinlich an meiner relativ (zu) späten Geburt.



    Ich weiß nicht, was man bei Markus Kavka lernen kann (kann man überhaupt? ...


    Ich weiß auch nicht, ob man von ihm was lernen kann.
    Ich beziehe mich bei diesem Zitat ("Wieder was gelernt") auf eine häufig von Kavka in seinen Moderationen benutzte Floskel.
    Wollte das gerade mal überprüfen und - hoppla - da hat der gute Mann doch glatt ein Buch mit demselben Titel geschrieben:
    https://www.amazon.de/Hamma-wi…chsenwerden/dp/349962379X



    Fußnote: Idols kongenialer GEN X-Partner Tony James gründete später übrigens "Sigue Sigue Sputnik" ...


    Ja, ich erinnere mich vage an ein ziemlich grauenvolles Stück Musik...;)



    ...Sisters of Mercy - über die und deren Ableger The Mission ich in dieser Rubrik übrigens auch gern was lesen würde, aber wahrscheinlich gehörten die halt nicht zu deinen 80ern... ;)


    Ja, tut mir leid, aber das hast du richtig erkannt.
    Sister of Mercy, The Mission, New Model Army, The Cult, The Cure, Peter Murphy etc., das wären dann die Achtziger meiner Schwester. Aber ob die sich hier anmelden und was schreiben will?
    Probably not.

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"

  • Mein liebstes Billy Idol-Album ist das etwas untergegangene und wohl nicht sehr erfolgreiche "Cyberpunk". Quasi ein Konzeptalbum mit übergeordnetem Thema mit vielen starken Songs, die auch nicht unbedingt Idol-typisch waren (viel Elektronik, Sprachinterludes), für mich daher aber umso interessanter.

  • Erst mal vielen Dank an Mutzel für diese Rubrik und für die Auswahl von Billy Idol.


    Ich bin zwar nicht wirklich ein Fan von ihm, aber die Auswahl von Billy Idol fürhte zu diesem Post:


    Mein liebstes Billy Idol-Album ist das etwas untergegangene und wohl nicht sehr erfolgreiche "Cyberpunk". Quasi ein Konzeptalbum mit übergeordnetem Thema mit vielen starken Songs, die auch nicht unbedingt Idol-typisch waren (viel Elektronik, Sprachinterludes), für mich daher aber umso interessanter.


    Wofür ich wiederum PT-Junkie danke ... denn Billy Idol ist mir immer zu posehaft gewesen, die letzte CD habe ich mir mal zugelegt als sie rauskam und sie hatte auch ein paar tolle Momente, aber mehr war es für mich auch nicht. Rebel Yell kann ich sowieso nimmer hören :D


    Aber das auch sojemand mal etwas ganz anderes gemacht hat, sprich Konzeptalbum, musikalisch meilenweit von den sonstigen Dingen weg, hat mich dann neugierig gemacht und ich habe mal in Probesamples reingehört, sicher sind die alleine kein Urteil, aber sie haben mich soweit überzeugt mir diese Platte zuzulegen. Gerade solche kommerziell oder auch kritisch übergangenen Werke sind oft, nicht immer, besser als ihr Ruf. Und ein solches Werk zeigt doch das Billy wesentlich mehr drauf hat, es hat damals halt nur keinen Interessiert :D


    Vielen Dank :)

  • jenes Cyberpunk kenne ich nicht, aber ich finde, solche Fälle gibt es reichlich!


    Sehr viele in den 80ern sehr erfolgreichen Helden hatten in den 90ern kaum noch Chancen auf Gehör.
    Neue Generation, neuer Zeitgeist, neue Strömungen.
    Nicht alle Superstars von damals wurden in den 90ern kommerziell in die Knie gezwungen, aber es führte oft dazu, dass genau diese Küsntler sich auch künstlerisch, zumindest in den 90ern, dann neu ausgerichtet haben.


    Und so gerne ich die 80er habe, und Alben wie


    The Color of Spring
    Seeds of love
    Streetfighting years
    Misplaced Childhood
    Seventh son of a seventh son


    höre, ist es doch rein musikalisch betrachtet äußerst wertvoll gewesen, aus heutiger Sicht (!), das diese Bands dann Alben wie Neapolis und Radiation gemacht haben oder z.B. bei Bowie ein 1. Outside oder Earthling dabei herauskam. Das hat kaum ne Sau interessiert, und verstanden haben das auch nicht alle, aber jetzt, wo nochmal 20 Jahre ins Land sind, finde ich solche Experimnete inden Katalogen der Bands sehr sehr wertvoll! Für mich das beste Depeche Mode-Album ist Ultra.
    Übrigens sind Dark days in Paradise und A Different beat von Gary Moore ganz schön hörenswerte Alben...


  • Für mich das beste Depeche Mode-Album ist Ultra.


    Ja! :) (dicht dahinter: "Songs of Faith and Devotion" (1993))


    ...aber da das hier kein DM-Thread ist, will ich natürlich auch noch was zum Thema 80er an sich beitragen:


    Aufgrund meiner (relativ) späten Geburt habe ich viele Bands bzw. deren Musik zwar in den 80ern schon kennengelernt (teilweise natürlich nur die Singles aus dem Radio), mit CDs kaufen gings bei mir dann aber erst richtig Anfang der 90er los, weshalb ich zu vielen Alben der "80er-Helden", die sie dann in den 90ern gemacht haben, einen engeren Bezug habe.


    Zum Beispiel Tears For Fears mit "Elemental" (1993) und "Raoul and the Kings of Spain" (1995). Habe mir die 80er-Alben natürlich nachgekauft, und "The Seeds of love" (1989) ist mittlerweile eines meiner absoluten Lieblingsalben (freue mich schon auf den Steven-Wilson-Remix :) ) aber mit den ersten beiden Alben von Tears For Fears kann ich bis heute (bis auf einige tolle Songs) leider immer noch nicht wirklich viel anfangen. Mag auch am Sound der Alben liegen... Mit den 80er-Platten von Depeche Mode gehts mir ähnlich.


    Von Simple Minds ist "Good News from the Next World" (1995) bis heute meine Lieblingsplatte, allerdings dicht gefolgt von "Street Fighting Years" (1989).


    Was ich damit sagen will, und oben auch schon angedeutet habe: Die Hauptphase der "musikalischen Sozialisation" spielt (zumindest bei mir) eine entscheidende Rolle dabei, welche Musik ich (auch heute noch) gut finde.


    Natürlich habe ich im Nachhinein entdeckt und auch verstanden, daß andere und v.a. frühere Alben vieler Bands "besser" und "musikalisch wertvoller" sind.


    Wäre ich z.B. 10 oder 20 Jahre früher geboren, würden mir o.g. Alben wahrscheinlich nicht so viel bedeuten. Möglicherweise... Ich weiß es nicht :D

  • Lange her, aber noch immer gut...


    Kapitel 33 Rudolf Steiners Vorzeigeschüler

    ODER

    Eurythmics


    Eine Moderatorin eines kalifornischen Radiosenders sorgt Anfang Juli unfreiwillig für den Lacher des Jahres. Irgendwie stolpert die Dame über einen neuen Song von Annie Lennox, hält diese für eine Newcomerin und schreibt ihr darauf hin einen Brief, um ihr professionelle Unterstützung (u.a. die Vermittlung an eine Artist-Development-Firma) anzubieten, auf dass Lennox mit ihrer Musikkarriere so richtig durchstarten möge.

    Lennox selbst kommentiert den Fauxpas auf ihrer Fratzenbuch-Seite ohne Groll mit dem nötigen Humor: „I think I'm in with a chance ??!!!“

    Wieder einmal zeigt sich: Die besten Geschichten schreibt das Leben selbst. Aber leider zeigt sich auch: Da arbeiten im Jahre 2017 tatsächlich irgendwelche Vollpfosten als Musikredakteure, die noch nie in ihrem Leben von Annie Lennox gehört haben. Und selbst wenn man diese Wissenslücke noch als „Gnade der späten Geburt“ durchgehen lassen mag, fragt man sich: Mensch Mädchen, warum hast du nicht wenigstens gegoogelt?

    Andererseits passt es auch irgendwie zusammen. Menschen, die keine Ahnung von Musik haben, gestalten Radioformate mit Musik, die keine Ahnung von sich selbst hat. Die heutige Zeit mutiert mehr und mehr zur Ödnis. Kreativ, kulturell und intellektuell.

    Und doch wollen wir Humanität walten lassen. Die Forderungen zahlreicher Lennox-Fans, dieses arme, missgebildete Wesen zu teeren und zu federn weise ich zurück. Ich denke, es ist ausreichend, wenn man die gute Frau entlässt.

    Zurück zu Annie Lennox. Wer ist dieses Mädchen? Diese Frage stellt sich nicht nur Joe Jackson, als er ihr im Rahmen seines Studiums in der Königlichen Musikakademie begegnet. Jackson erinnert sich bezüglich Lennox an einen schottischen Akzent, schöne Augen und eine unvorteilhafte Frisur. Anfang der 80er ist Annie Lennox ganz sicher das Mädchen an der Seite von Dave Stewart. Die beiden sind miteinander liiert, musikalisch und privat. Ihre süßen Träume bestehen darin, Popstars zu werden, und diese erfüllen sie sich, indem sie zunächst dem Zeitgeist entsprechend eine sehr delektable Mischung aus Synthpop und New Wave kreieren. Im Gegensatz zu musikalisch verwandten Acts wie den Jungs aus dem Zooladen verfügt man über ein ungleich größeres musikalisches Potential. Stewart, der anfangs reichlich gelangweilt vor Computern sitzt und an Synthiknöpfen dreht, ist nämlich, wie man später noch sehen kann, ein guter musikalischer Allrounder. Und Lennox hat eine klassisch ausgebildete Stimme, mit der sie den Songs ihren unverwechselbaren Stempel aufdrückt. Spätestens 1984 hat man sich in den Hitparaden etabliert. Hier kommt schon wieder Regen, mögen sich die beiden denken, aber es ist ein warmer, angenehmer Regen aus silbernen und goldenen Schallplatten, der sie schnell zu Superstars dieser Ära macht, und so kann das Fazit nur lauten: Es ist in Ordnung.

    Das Wunder der Liebe indes währt nicht ewig. Bald schon sind Annie und Dave kein (Liebes)paar mehr, harmonieren künstlerisch aber immer noch prächtig. Würde ich euch anlügen, wenn ich an dieser Stelle schreibe, dass nun eine noch bessere Phase der Band beginnt? Keineswegs. Denn sobald Dave die Keyboards ein wenig zur Seite packt und mit Gitarre und Lederjacke mal den Rocker raushängen lässt, ist das klanglich kein schmerzhafter Dornen in meiner Seite, sondern im Gegenteil so, als müsse da ein Engel sein, der mit meinem Herzen spielt.

    Und Annie kann sowieso nichts falsch machen. Egal welche Perücke sie trägt, ob ihre Stimme arienhaft trällert, rockig drückt oder soulig schmachtet, sie ist immer ein Genuss.

    Doch auch die größte Fanliebe wird irgendwann auf die Probe gestellt. Spätestens als der Morgen kommt, und das darauf folgende Album überhaupt nicht nach Beethoven, sondern eher nach einer Schande klingt, wundere ich mich über den Weg, den die eurythmischen Übungen einschlagen. Aber fragt mich nicht warum.

    Manche Dinge passieren einfach, und nicht alles muss einen Sinn ergeben. Womit wir bei der kompetenzbefreiten Radiomoderatorin der Gegenwart wären. Heute wissen wir immerhin, dass die Behauptung von Lennox, „Ich habe heute die Welt gerettet“, unwahr ist. Nein Annie, das hast du leider nicht, und vermutlich ist diese Welt nicht mehr zu retten. Nicht kreativ, nicht kulturell, nicht intellektuell. Außer wir wären alle noch einmal 17.


    Definitives Lineup

    Annie Lennox – vocals

    Dave Stewart – keyboards and guitars


    Gegenwart

    Die Band muss bis auf vereinzelte gemeinsame Auftritte als aufgelöst betrachtet gelten.

    Lennox widmet sich seit geraumer Zeit ihrer Solokarriere, während Stewart vor allem als Produzent aktiv ist.


    Wiederhören und Ansehen

    Love is a stranger

    https://www.youtube.com/watch?v=o6f593X6rv8

    Who's that girl

    https://www.youtube.com/watch?v=-5iDKWV6Chg

    Would I lie to you

    https://www.youtube.com/watch?v=Uhpu2N4rQZM

    Thorn in my side

    https://www.youtube.com/watch?v=_AmkmqYEarw

    Missionary Man

    https://www.youtube.com/watch?v=0-Q3cp3cp88


    Lieblingsalbum

    Be yourself tonight


    Demnächst

    In Kapitel 34 von „Meine Achtziger“ verköstigen wir Blitzgerichte aus der Pfanne

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"

    Einmal editiert, zuletzt von mutzelkönig ()

  • Mir fällt bei Annie Lennox' Stimme spontan die Stimme von Yazoo ein : Alison Moyet. Letztes oder vorletztes Jahr war sie im Tanzbrunnen in Köln. Sie ist wieder künstlerisch aktiv.

    "There are crawlers under my lambswool feet..."
    (Quelle)

  • Tatsächlich hab ich mit den Alben von Eurythmics nie so richtig auseinandergesetzt. Die Singles sind aber selbstverständlich bekannt und ich mag sie auch sehr gerne, aber so richtig der Wave Fan war ich dann doch nie. Nur das Comeback Album hatte ich mir mehrfach angehört, aber außer der Single 17 again konnte es mich nicht so ganz überzeugen.


    Das Soloschaffen von Annie und Dave hatte mir aber immer sehr viel Freude bereitet. Annies Stimme ist so ausdrucksstark, warm und unverkennbar. Dave ein wahnsinnig kreativer oder kreativ Wahnsinniger. Sein Album Greetings from The Gutter lief bei mir jahrelang in Dauerrotation.

    “THE NIGHT WE TRACKED DOWN PHIL COLLINS, BECAME BEST FRIENDS WITH HIM, AND TALKED HIM INTO REUNITING WITH PETER GABRIEL, AND THEN WE GOT TO SING BACKUP ON THE NEW GENESIS ALBUM AND IT WAS AWESOME!”

    — Barney Stinson, How I Met Your Mother, Season 7, Episode 21 ‘Now We’re Even’