Habe gesucht und nur ein paar Erwähnungen, aber keinen eigenen Thread gefunden, also eröffne ich hier mal einen:
RICHARD THOMPSON, "Britain's finest electric guitarist" (Nick Hornby)
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Ich kannte zwar seinen Namen, wusste auch, dass er 1967 Gründungsmitglied von Fairport Convention war (hatte sogar früh einen FC-Doppel-LP-Sampler, den ich jedoch viel zu selten gehört hatte), habe ihn und sein Solo-Werk jedoch erst 1996 entdeckt. "Entdeckt" ist eigentlich das falsche Wort - ein guter Freund hatte mich quasi mit der Nase drauf gestoßen. Er übergab mir in den Sommerferien eine dicke Plastiktüte mit seiner fast kompletten RT-Sammlung mit den Worten "Das musst du dir anhören". Keine sechs Wochen später hatte ich alles, was ich auf CD kriegen konnte, in den Plattenläden von Köln aufgekauft.
Meine Sammlung (es ist unmöglich, RT komplett zu haben) umfasst inzwischen 64 offizielle CDs und 3 Live-DVDs (inklusive der 7 "Richard & Linda Thompson"-Alben, weiteren 7 CDs mit anderen Collaborations, 12 Fairport Convention-Alben, bei denen er mitgewirkt hat, sowie der 6CD-Box "The Life and Music of Richard Thompson") und bildet damit die deutlich umfangreichste Abteilung in meinem CD-Regal.
2003 hatte ich das Glück, ihn bei einem seiner seltene Konzerte in Deutschland zu sehen (im "Gloria", einem kleinen ehemaligen Kino in Köln). Es war ein Acoustic-Setting, außer ihm war nur noch Kontrabassist Danny Thompson (Ex-Pentangle, nicht verwandt oder verschwägert) auf der Bühne. Dieses Konzert rangiert noch heute unter meinen persönlichen Top 3.
Mit schöner Regelmäßigkeit veröffentlicht er trotz seiner inzwischen 61 Jahre im Schnitt alle drei Jahre ein neues Album; in den Pausen dazwischen gibt es nur über seine Homepage Welcome to BeesWeb - The Official Site of Richard Thompson beziehbare Sonderauflagen von Live-Konzerten. Gerade gestern ist sein neues Album, "Dream Attic" angekommen. Ich hatte es bei play.com in der 2CD-Collector's Edition für 13,99 erworben.
Dieses Album, sein 20. Soloalbum (die mit Ex-Ehefrau Linda mitgezählt) ist wieder ein Novum in seiner Karriere - erstmals wurden 13 neue Songs komplett live vor Publikum aufgenommen. Thompson spielt mit seiner eingespielten Electric-Band, darunter mit Multi-Instrumentalist Pete Zorn ein langjähriger Wegbegleiter, 74 Minuten in gewohnt überzeugender Qualität. Die zweite CD spielt die selben Songs in derselben Reihenfolge, jedoch sind es die zuvor aufgenommenen "Demos", meist Thompson solo nur mit akustischer Gitarre, klanglich jedoch hervorragend aufgenommen.
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Auf seiner Homepage ist ein "Minimix" zu finden, ein knapp 7minütiger Zusammenschnitt des neuen Albums: BeesWeb - Catch of the Day
Ein etwas längeres Preview des Albums gibt es hier zu hören: Richard Thompson
Gegen Angabe einer E-Mail-Adresse kann man hier den vielleicht besten Song des Albums Big Sun Falling In The River kostenlos als mp3 runterladen: Richard Thompson's Dream Attic // Home (nach unten scrollen).
Ein Hauptgrund für RTs ungebrochene Kreativität liegt sicherlich begründet in seiner relativen Erfolglosigkeit. So kommt er nicht auf die Idee, sich zur Ruhe zu setzen oder "Greatest-Hits-Tourneen" zu starten, wie andere Rockstars in seinem Alter. Seinen kommerziellen Höhepunkt hatte er spät mit dem Album "Rumor & Sigh" (1991), das mit Read About Love, I Feel So Good, I Misunderstood, You Dream Too Much, Keep The Distance und vor allem dem genialen Fingerpicking-Akustik-Stück 1952 Vincent Black Lightning auch einige seiner kreativsten Signature-Pieces enthält:
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RTs Texte sind hintergründig, humorvoll, oft etwas morbide und sarkastisch, dabei meist im Ich-Erzählstil gehalten. Gern schlüpft er dabei in abseitige Rollen. So ist sein Protagonist in I Feel So Good ein eben entlassener Strafgefangener, der sich so wohl in seiner neuen Freiheit fühlt, dass er glatt "jemandem das Herz brechen" möchte. Der Liebhaber in Read About Love hat alle Infos über die Liebe aus Magazinen wie "Cosmo", "Seventeen" und "Hustler" und einem besonders seriösen Buch eines "Doktors mit deutschem Namen". Nun, da er seine Auserwählte auf dem "Test-Bett" liegen hat, stellt er fest, dass es nicht so klappt, wie erwartet - also muss es an ihr liegen, klar, denn er ist ja bestens über die Liebe informiert.
In seine Musik lässt er immer noch gern traditionelle Folk-Elemente einfließen und klingt dadurch sehr britisch, obwohl er schon seit Jahrzehnten in Kalifornien lebt. Sein Gesang, der zu Fairport-Zeiten noch eher unsicher und schüchtern klang (meist sangen ohnehin andere wie Sandy Denny oder Iain Matthews), hat sich im Laufe der Zeit zu einem markanten Bariton gewandelt, den man immer auf Anhieb erkennt. Viel Lob hat er stets eingeheimst von Seiten der Musikpresse, aber auch von anderen Musikern. Mark Knopflers angeblich so unverwechselbarer Sologitarrenstil ist tatsächlich mehr als nur inspiriert von Thompsons, wobei letzterer deutlich vielseitiger und auch technisch versierter ist.
Obiges Zitat stammt übrigens aus Nick Hornbys Bestseller "High Fidelity" (in der deutschen Ausgabe leider leicht falsch mit "Englands erster elektrischer Gitarrist" übersetzt).
So jetzt seid ihr dran. Irgendwelche Thompson-Fans hier?