Rolling Stones

  • Ich möchte hier mal nicht für DIE Stones (DIE Skandale, DIE Falten im Gesicht, DIE Medien, DIE Zunge, DIE Kultgruppe, DIE Kokosnuss usw.) schreiben sondern für die Musik der Stones (Alben, Songs, Konzerte, Musiker).
    Ich bin nicht der Meinung, dass die Stones überschätzt sind vielmehr ist der Medienrummel übertrieben und nicht angemessen.
    Die Musik ist aber über jeden Zweifel erhaben, da bleibt eigentlich nur noch die Geschmacksfrage, wobei mir schon klar ist, dass gerade für Nachgeborene (wie ich auch) der historisch gewachsene Stellenwert, schwer zugänglich und nachvollziehbar ist. Als ich mir, Anfang der 90er, ein paar Klassiker der Stones zulegte, konnte ich das Getöse um die Stones auch nicht verstehen aber nach und nach klickten sich bei mir Songs ein, die mit jedem hören wuchsen und heute für mich zum Besten was es gibt zählen.

    Zuerst kamen die Balladen wie No Expectations (grandios die schnarrende Slide von Brain Jones), Love in Vain (pure Gänsehaut), Wild Horses (zum heulen schön), Moonlight mile, ein Stein wem hier nicht die Seele aufgeht!
    Dann kamen auch gleich die Rocksongs roh, hitzig, brutal, energiegeladen Street Fighting Man, Jumping Jack Flash, Start me up, Get off of my cloud, Brown sugar, When the whip comes down und die Bluesrocksachen wie dem anzüglichen Stray cat blues.
    Hymnen wie You can`t always get what you want das langsam mit einer Trompete und dem London Bach Choir beginnt und in einem wilden Finale endet, Shine a light, Salt of the earth sind unübertreffliche Großtaten.
    Erst Jahre später lernte ich die experimtelleren Stücke wie Sister Morphine mit Ry Cooders Bottleneck Finessen, Honky Tonk Women das in den Versen ohne Bass gespielt wird um ein noch dramatischeren übergang zum refrain zu kriegen, Paint it black, Can`t you here me knocking absolut genial Mick Taylors flüssiges ,schwebendes Gitarrenspiel schätzen.
    Mein Lieblingssong ist aber Gimme Shelter, Keiths unheilvolles Gitarrenintro schmettert in die Stille dramatisch steigert sich der Rhythmus zum apokalyptischen Chorus in dem wutendbrand Merry Clayton „War, children, it`s just a shot away singt. Es kommen einem schwarz/weisse Fernsehbilder wie zum Beispiel das Bild des nackten, weinenden Mädchens aus Vietnam auf der Flucht in den Sinn. Es geht um Krieg , Gewalt, Tod und Leben und die Stones verstehen es brutal und wunderschön zugleich die Frustrationen und Hoffnungen einer Jugendkultur rüberzubringen .

    Über die Alben wurde ja schon einiges geschrieben ich würde nur noch Tattoo You von 81 und Some Girls von78 hinzufügen.
    Meine Lieblingsplatte ist die Exile on Main St. von 1972 für mich die gewaltigste, explosivste Katharsis der Rockmusik. Blieben sie bei den vorangegangen Platten noch einem Stil über ein ganzes Lied treu integrierten sie bei Exile gleich mehrere Stile in ein Lied was nach mehrmaligem Hören viele Facetten und Feinheiten offenbart. Ich glaube nicht, dass es, vorher oder nachher, ein Album gab, dass dermaßen authentisch so viele Musikspielarten verschmolzen hat.

    Als Liveband galten die Stones meines wissens schon immer als Konzertattraktion (meistens) dennoch gefällt mir keine Livescheibe so richtig auch nicht die Get yer ya .
    Auch im letzten Jahr hab ich ein Stadionkonzert gesehen und es war wieder fantastisch, es ist eine unbeschreibliche Atmospähre schon beim ersten Gitarrenriff das Keith aus dem Lautsprechergerüst feuert kocht der Saal und man hat den Eindruck sie werden jedes mal besser. Empfehlen würde ich hier die beiden DVDs Four Flicks und The Biggest Bang, mit jeweils 4 DVDs kann man sich hier von den Livequalitäten in Club, Hallen und Stadionatmospähre überzeugen.:topp:

    Keep Your Mind Open!

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  • Empfehlen würde ich hier die beiden DVDs Four Flicks und The Biggest Bang, mit jeweils 4 DVDs kann man sich hier von den Livequalitäten in Club, Hallen und Stadionatmospähre überzeugen.:topp:


    Ich habe mir vor ein paar Wochen die The Biggest Bang gekauft - und bin sehr froh, daß ich kein Geld für die Konzerte ausgegeben habe. Die Auftritte aus Austin und Rio sind ja angeblich komplett - 90 Minuten mit Zugaben ??? Das finde ich sehr mager. David Gilmour, Roger Waters, Genesis oder die Eagles haben alle zwischen 2 1/2 und 3 Stunden gespielt - und die Lichtshow war sicherlich groß, aber eben wohl vor allem groß ;-), sonst nichts. Man kann sich das ganz gut ansehen oder hören, aber ich glaube nicht, daß man mit diesen DVDs erklären könnte, warum die Stones als eine der größten Rockbands all time gelten.

  • Ich habe mir vor ein paar Wochen die The Biggest Bang gekauft - und bin sehr froh, daß ich kein Geld für die Konzerte ausgegeben habe. Die Auftritte aus Austin und Rio sind ja angeblich komplett - 90 Minuten mit Zugaben ??? Das finde ich sehr mager. David Gilmour, Roger Waters, Genesis oder die Eagles haben alle zwischen 2 1/2 und 3 Stunden gespielt - und die Lichtshow war sicherlich groß, aber eben wohl vor allem groß ;-), sonst nichts. Man kann sich das ganz gut ansehen oder hören, aber ich glaube nicht, daß man mit diesen DVDs erklären könnte, warum die Stones als eine der größten Rockbands all time gelten.


    stimmt, Stones Konzerte sind nie besonders lang, allerdings fehlen beim Rio Gig 4 Lieder und von Austin 2, sind also nicht komplett.
    Das Konzert in Rio war übrigens kostenlos, 1,2 Mio. Fans waren für eine der grössten Menschenansammlungen der Geschichtsschreibung verantwortlich.
    Durchschnittlich spielen die Stones 20 Songs und ein Konzert geht knapp 2 Stunden- natürlich scheisse aber Fakt. Von Erklärungen warum die Stones die grösste Rockband of all time usw. sein sollen hab ich mich in der Einleitung meines Berichts deutlich distanziert. Das ist alles nur Medienhype aber angesichts von Konzertbesucherzahlen wie in Rio haben die Stones schon biblische Ausmasse erreicht. Ein Qualitätsmasstab ist dies freilich aber doch nicht -auch nicht die Länge eines Konzerts.

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  • Für mich waren und sind die Stones schon immer die überschätzteste der "großen" Bands.


    Ihr Songwriter-Qualitäten kann man nur als rudimentär im Vergelcih mit Lennon/McCartney bezeichnen. Die instrumentalen Fähigkeiten der einzelnen Mitglieder sind eher unterdurschnittlich ausgeprägt und seit spätestens 1970 klingt doch jede Stones-Platte irgendwie gleich. Ich kann da leider kaum eine Weiterentwicklung.


    Ist aber wie gesagt nur meine ganz persönliche Meinung.:huhu:

  • Also ohne Charlie Watts sind's nicht mehr die Rolling Stones. Wäre echt schade ihn zu verlieren. Allerdings ist er mit 68 vermutlich nicht mehr fit genug um eine Tour schlagzeugenderweise durchzuhalten. Ihm sei's gegönnt.

    @ Genetic Control
    "Undercover of the Night" ist tatsächlich einer der besten Stones Songs. (Allerdings auch der einzig gute auf dem "Undercover" Album.)


  • Ihr Songwriter-Qualitäten kann man nur als rudimentär im Vergelcih mit Lennon/McCartney bezeichnen.


    Würde ich so nicht sagen. Erstens sind gerade in der ersten Phase der Stones (1962-1972) sehr interessante und äußerst prägende Akkordfolgen zu finden - gerade auch in Verbindung mit den Arrangements von Brian Jones. "Ruby Tuesday", "Lady Jane", "She's A Rainbow" u.a. sind songwritingmäßig hochinteressant und wurden auch nicht von den Beatles abgekupfert: als "Lady Jane" und "Ruby Tuesday" aufgenommen worden, waren die Beatles noch bei der im Sinne von Fortschritt recht unspektakulären "Rubber Soul".
    Die bluesorientierten Stücke "I'm Going Down", "The Lantern" oder "Let it Bleed" sind eher einfach gehalten, haben aber auch einen unschätzbaren Einfluss auf modernen Rock ausgeübt.


    Zitat


    Die instrumentalen Fähigkeiten der einzelnen Mitglieder sind eher unterdurschnittlich ausgeprägt

    Mick Jagger spielt zwar nicht wirklich ein Instrument, hat jedoch eine kräftige Stimme, die für Rock hervorragend passt. Brian Jones wird wohl mit Deiner These garnicht gemeint sein, und Keith Richards ist technisch nicht virtuos, hat dafür jedoch einen genialen Sinn für einen tighten Sound gehabt, siehe auch Mick Taylor der als Leadgitarrist meiner Meinung nach hervorragend ist. Charlie Watts fand ich als Schlagzeuger immer gut geeignet, aber nicht hervorragend, und Bill Wyman ist für mich ein sehr versierter Bassist, der auch mit schnellen Läufen keine Probleme hatte.


    Zitat

    und seit spätestens 1970 klingt doch jede Stones-Platte irgendwie gleich.

    Seit "Exile", würde ich sagen. Danach stimme ich Dir zu. ;) Das, was ich bisher von "Exile" kenne, ist eigentlich das beste, was ich von den Stones gehört habe. Ich habe aber diese Platte noch nicht, das muss sich demnächst einmal ändern.

    So, let's drink some wine
    And have a good time.
    But if you really want to come through
    Let the good time, good time have you.
    It's what you've got to do.

  • und seit spätestens 1970 klingt doch jede Stones-Platte irgendwie gleich.



    Ist natürlich Geschmacksache, aber für meine Ohren klingt "Voodoo Lounge" wie keine andere Platte. Allein der Schlagzeugsound (im Treppenhaus aufgenommen). Und die Disco Platten - "Undercover" klingt ganz sicher anders als die anderen Stones Platten (wenn auch ganz sicher nicht besser und auch nicht gut).

    2 Mal editiert, zuletzt von HoHoHo ()