ANTHONY PHILLIPS - Invisible Men (2CD, Remastert 2017)

  • Als nächstes in der Reissues-Reihe steht nun die Wiederveröffentlichung seines bislang letzten Song-Albums Invisible Men von 1984 an:
    Anthony Phillips: Invisible Men: Re-mastered & expanded 2 CD edition
    Am 13. Oktober wird das Werk unter dem Namen Anthony Phillips (statt wie seinerzeit The Anthony Phillips Band) erscheinen. Neue Mixes gibt es nicht (weder Stereo noch Surround), aber der alte Mix wurde remastert und es gibt eine Bonusscheibe mit zahlreichen Stücken.
    Der zweite unsichtbare Mann neben Ant war Richard Scott, der auch bei anderen Projekten jener Jahre Ants Kooperationspartner war, v. a. beim Musical Alice.

    Understand, Rael: It´s a trick of the tail ...

  • Wie dem gewohnt ausführlichen Booklet zu entnehmen ist, wollte der spätere Mechanics-Produzent Chris Neil den Opener Golden Bodies mit Sheena Easton aufnehmen. Da er bei dieser aber als Produzent rausflog, setzte er das dann mit den Little Foxes um:
    https://m.youtube.com/watch?v=PiG_1aJ54FU
    Das war eine 3-köpfige Girlgroup, bestehend aus den Töchtern der Beverley Sisters (https://en.m.wikipedia.org/wiki/Beverley_Sisters).
    Offenbar wurde Golden Bodies sogar als Single veröffentlicht, hier sieht man das Cover:
    http://www.45cat.com/record/cd4

    Understand, Rael: It´s a trick of the tail ...

    • Offizieller Beitrag

    Habe die erste CD nun zum ersten Mal am Stück durchgehört - ich hatte damals nach dem enttäuschenden "1984" jahrelang keine AP-Alben mehr gekauft, daher kannte ich "Invisible Men" nicht gut. Muss jetzt aber feststellen, dass das Album nicht so schlecht wie befürchtet ist. Mit etwas verfeinerten Arrangements, mehr akustischen Instrumenten und mehr echten Drums hätte es durchaus die Vorgänger "Wise After The Event" und "Sides" in die Tasche stecken können. Erstaunlicherweise ist Ants Stimme hier so gut wie nie zuvor - der Gesangsunterricht hatte sich, anders als bei Ex-Kollege Rutherford (sie hatten denselben Lehrer), offenbar ausgezahlt.


    Bei der Lektüre der neuen Credits musste ich jedoch etwas stutzen, denn dort steht unter der Überschrift "THE 2017 REMASTERED & EXPANDED EDITION" folgendes:
    "All tracks mixed by Jonathan Dann, except Something Blue mixed by Anthony Phillips and Richard Scott".
    Da Jonathan Dann nicht der Original-Mixer des Albums war, drängt sich hier die Frage auf, ob es sich dann nicht doch um einen Remix des Albums handelt. - Die Antwort liefert dann ein erster Direktvergleich (des Openers): Nö. Sicher kein Remix - es war hier wohl nur von der Bonus-CD die Rede.


    Beim Album selbst gibt es jedoch hörbare Unterschiede im Klang, bedingt durch das Remastering:
    Die Bässe sind mit -6 dB unterhalb von 100 Hz relativ kräftig abgesenkt, während die Mitten von 1,2 bis 5 kHz herum eine Anhebung von gut 2 dB erfahren. Ab 5 kHz wird dann wieder allmählich abgesenkt, bei 10 kHz sind es schon 5 dB weniger. Durch die Anhebung der oberen Mitten klingt das neue Master etwas klarer und frischer, wegen der schwächeren Bässe aber untenrum auch weniger warm und etwas dünner. Erfreulich ist die Absenkung der Gesamtlautstärke um ca. 2 dB im Vergleich zur CD-Erstausgabe, daher kommt es hier nur noch vereinzelt zu limitierten Peaks - eine Tendenz, die sich inzwischen allgemein verbreitet, da der Loudness-War Geschichte ist.


    Ob man die CD mit den Bonus-Tracks unbedingt benötigt, sei dahingestellt. Mir gefällt sie fast besser als das eigentliche Album, zumindest ist sie abwechslungsreicher. Es gibt hier einige sehr gute Aufnahmen, die nicht einfach Outtakes sind. So der Opener Gimme Love, der, von der etwas langweilig programmierten Drumbox abgesehen, ein richtig guter Song mit klasse Gitarren und einem leidenschaftlichen Richard Scott als Sänger ist. Gleiches gilt für Refugee From Love, das als regulärer Track problemlos hätte standhalten können. Die zwei Jahre später aufgenommene Alternativ- bzw. Instrumentalversion von Falling for love lässt erahnen, wie das Album mit besserem Arrangement hätte klingen können. Alien klingt etwas nach Moody Blues, zumindest ähnlich schwülstig, aber interessant genug. Tonight ist ein superbes Demo, das ein guter Song hätte werden können. Von Something Blue, das als Classic Guitar Solo auf PP&P IX erstveröffentlicht wurde, bekommen wir hier erstmals die vollständige Version mit Richard Scotts Gesang und auch Finale, von dem eine Rohfassung auf "Archive Collection #2" zu hören war, ist hier sogar mit echten Drums eingespielt - und hätte dem Originalalbum ebenfalls nicht schlecht zu Gesicht gestanden.


    Die grafische Gestaltung ist top - es gibt ein vier-Panel-Digipak mit ausführlichem Booklet inkl. Songtexten und Poster, enthalten ist auch die US-Variante des Originalartworks sowie drei faksimilierte Handschriften mit den Texten von Traces, Sally und Guru.


  • Danke für den ausführlichen Bericht! Jetzt freue ich mich noch mehr auf mein Exemplar. :)