1990- Phil auf dem Zenit

  • Ich persönlich halte auch Rutherford für sehr, sehr talentiert. Der war aber nicht mit einer solchen Leidenschaft ausübender Musiker wie Collins.
    Ansonsten muss ich mit Blick aufs Ausgangsposting auch sagen, dass ich den 90er-Zenit schon eher mit Blick auf den Verlauf seiner Künstlerkarriere gesehen habe - ich sehe da rückwirkend einen Höhepunkt in der öffentlichen Wahrnehmung und auch eine gewisse "Reife" und "Perfektion", mit der Collins seine Musik auf den Markt gebracht hat.
    Ginge es nach meiner persönlichen Vorliebe, wäre das anders:
    Als Drummer sehe ich ihn ebenso wie Pete und Collins selbst (?) Mitte bis Ende der 70er am Höhepunkt (das "Archives"-Lamm gehört für mich ebenso nach ganz oben wie auch die "Seconds out"-Zeit, ebenso finde ich ihn bei Brand X richtig stark).
    Und als Sänger - das schrob ich im Forum bereits mehrfach - höre ich ihm auch in den 70ern am liebsten zu. Da zeigt er für mein Empfinden eine deutlich größere Bandbreite als später - oder mit anderen Worten: Nie war er so gefühlvoll und vielseitig wie bei "Mad man moon", "Supper's ready" etc. Dass er seine Stimme später noch souveräner und kraftvoller einsetzen konnte, wäre für meine Ohren nicht das Wichtigste.


    Danke townman. Ich sehe das auch so, spare ein längeres Posting und ergänze: Für mich singt er am schönsten auf dem ersten Solo-Album eines auch sehr talentierten Ex - Genesis - Musikers, der uns zwei sehr schöne Tage in Welkers anno 2014 bescherte.

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe das immer als die Frage nach den Fähigkeiten am eigenen bevorzugten Instrument betrachtet, also etwa: "Ist Phil Collins am Schlagzeug technisch versierter als Tony Banks am Keyboard bzw. Mike Rutherford an Bass/Gitarre bzw. Steve Hackett an der Gitarre bzw. Peter Gabriel an der Basstrommel?"

    Das wäre auch die einzig zulässige Herangehensweise, allerdings bliebe selbst dann die Frage, wie man das denn praktisch vergleichen und bewerten soll. :gruebel:


    Zumal die Instrumente selbst ja ganz unterschiedliche Herausforderungen an die Spieler stellen. Ich selbst habe in der Tat viele Jahre Bass in verschiedenen Bands gespielt, fand aber immer, dass der Bass im Vergleich zu den anderen Instrumenten viel leichter zu spielen ist (was im Übrigen auch exakt der Grund war, warum ich Bass gespielt habe :D). Schon deshalb, weil am Bass selten mal mehr als eine Note gleichzeitig gespielt wird - was demnach bedeuten würde, dass technische Versiertheit am Bass deutlich geringer zu bewerten wäre als Versiertheit am Drumkit oder an den Keyboards. - Damit kommt man also nicht allzu weit.


    Man kann daher praktisch Drummer nur mit anderen Drummern vergleichen, Bassisten nur mit anderen Bassisten etc. - und sollte dies sinnvollerweise auch nur innerhalb der Genres tun, indem sich die Leute bewegen. Zum Beispiel halte ich Glen Matlock für einen genialen Bassisten, aber mit Mike Rutherford ist er nicht vergleichbar - nicht im Sinne, dass letzterer besser wäre; vielmehr ist der Vergleich einfach nicht zulässig.


    Die Erkenntnis, dass Phil Collins in der Tat ein genialer Drummer war, ergibt sich ja auch fast zwangsläufig weniger aus dem, was er ab Mitte der 1980er Jahre geleistet hat, als vielmehr aus dem, was er in den 1970ern mit Genesis und mehr noch mit Brand X eingespielt hat.

  • Ich komme in der Diskussion für mich zum Resultat, dass ich es immer sehr schade fand als Kind den Glaubenssatz bekommen zu haben unmusikalisch zu sein, nicht singen zu können und das Klavier nur kaputt geht wenn ich da ewig darauf probieren ein Lied aus dem Radio nachzuspielen.
    Es war für mich immer sehr frustrierend aber ich habe es dann als Tatsache akzeptiert, aber immer mit den Fingern getrommelt, gezupft und klaviert...
    Nun habe ich mir ein Keyboard gekauft und es aufgestellt, leider kann ich nach 2-3h klimpern keines der Genesis Songs oder ELP nachspielen. Hätten die Großen doch recht...


    Aber nun sehe ich den Vorteil vom Glaubenssatz.


    Ich habe ja keine Ahunung und ich kann einfach Phil toll finden, Peter lieben, Genesis hören und muss nicht aufpassen wer besser ist und was falsch war..


    Danke euch.. ich kann einfach nur happy sein und mich freuen


    ME

  • Ich selbst habe in der Tat viele Jahre Bass in verschiedenen Bands gespielt, fand aber immer, dass der Bass im Vergleich zu den anderen Instrumenten viel leichter zu spielen ist (was im Übrigen auch exakt der Grund war, warum ich Bass gespielt habe :D). Schon deshalb, weil am Bass selten mal mehr als eine Note gleichzeitig gespielt wird - was demnach bedeuten würde, dass technische Versiertheit am Bass deutlich geringer zu bewerten wäre als Versiertheit am Drumkit oder an den Keyboards.


    vielleicht erklärt das, warum einige leute etwas verändern. wie z.b. prof. hansford rowe... ihn schätze ich ganz besonders... (und an der gitarre jon catler auf dem album "steel blue"... man nennt es "Just Intonation"...

  • Ganz neu auf youtube, das meiner Meinung nach vielleicht beste Konzert von Phil das ich jemals irgendwo auf Band/Video festgehalten gesehen habe.


    Er gibt wirklich Alles, die Intonation ist perfekt und sein Schlagzeugspiel ist einfach u n f a s s b a r , zu genießen bei dem The West Side Drum Solo bei ca. 1h...das was er da abzieht ist wirklich Granate... man o man o man...Wenn man bedenkt dass so ein Musiker dann auch noch die Musik komponiert hat, singt, und drummt...UND die Charts Monatelang angeführt hat...mit Rückblick kommt mir sein Erfolg dann immer monströser vor...


    https://www.youtube.com/watch?v=C_4ZANMWHGg&t=373s

  • Was oder wann nun genau Phil's Zenith war, vermag Phil wahrscheinlich nicht mal selbst zu beurteilen. Abgesehen von den Albenverkäufen, die sich ja auch so gut wie genau nachweisen lassen, fehlt mir der nötige Sachverstand.
    Da es sich ja hier um das Collins-Live-Subforum handelt, gehe ich mal davon aus, dass es hier um seinen Zenith als Livemusiker gehen dürfte. Ist für mich auch schwierig zu entscheiden, da ich alle seine Tourneen für ein echtes Erlebnis halte (auch, wenn die "Farewell"-Tour setlistentechnisch zu sehr auf Nummer sicher gegangen ist und eine ganze Armada an Background-Sängern hätte auch nicht sein müssen, Amy und Arnold hätten ausgereicht) und jede dieser Tourneen ihren ganz eigenen Charme hatte und auf ihre Art genial war. Immer war eine exzellent eingespielte Liveband am Start und Phil's Energie als Sänger, Pianist und Drummer und nicht zuletzt sein pythonesker Humor übertrug sich auch spürbar auf sein Publikum.


    Ach ja, die hier auch mal wieder geäußerten Vorwürfe, er habe die Popszene "vereinnahmt" (für meinen Geschmack hat er die Musik-TV- und Radiosender nicht mehr oder weniger dominiert als z.B. Beatles, Stones, David Bowie, Sting, Tina Turner, Madonna, Michael Jackson, ABBA, Elvis, Queen, Elton John, U2, Britney Spears oder aktuell Taylor Swift oder Adele oder Rihanna oder wer auch immer) oder er würde es nicht ehrlich mit seinen Songs, seinen Wohlätigkeiten meinen, sind einfach nur absurd und inzwischen fast genau so alt wie Collins' Karriere selbst.
    Ich glaube, daraus spricht insgeheim auch immer so ein bisschen der aufgestaute Frust der Prog-Fangemeinde, dass die Genesis-Phase bis zu Steve's Ausstieg nie die geschätzte öffentliche Aufmerksamkeit in der Dimension wie Genesis ab 1978 oder Collins solo genießen konnte. Das mag ja vielleicht sogar stimmen, aber es ist sicher auch nicht zu bestreiten, dass die früheren Genesis ohne den Bekanntheitsgrad von Collins sicher noch weniger Hörer hätte und auch Steve Hackett seine "Genesis Revisited"-Konzerte sicher nur vor einer Handvoll Leuten hätte performen können. Insofern, Trio-Genesis und Collins sei Dank, dass es anders kam. ;)

    31.10.1997 PHIL COLLINS (Hannover)
    11.06.2004 PHIL COLLINS (Berlin)
    15.06.2007 GENESIS (Hamburg)
    15.06.2012 ROACHFORD (Kiel)
    24.06.2012 MIKE & THE MECHANICS (Kiel)
    18.05.2014 STEVE HACKETT (Hamburg)

  • Ach ja, die hier auch mal wieder geäußerten Vorwürfe, er habe die Popszene "vereinnahmt" (für meinen Geschmack hat er die Musik-TV- und Radiosender nicht mehr oder weniger dominiert als z.B. Beatles, Stones, David Bowie, Sting, Tina Turner, Madonna, Michael Jackson, ABBA, Elvis, Queen, Elton John, U2, Britney Spears oder aktuell Taylor Swift oder Adele oder Rihanna oder wer auch immer) oder er würde es nicht ehrlich mit seinen Songs, seinen Wohlätigkeiten meinen, sind einfach nur absurd und inzwischen fast genau so alt wie Collins' Karriere selbst.
    Ich glaube, daraus spricht insgeheim auch immer so ein bisschen der aufgestaute Frust der Prog-Fangemeinde, dass die Genesis-Phase bis zu Steve's Ausstieg nie die geschätzte öffentliche Aufmerksamkeit in der Dimension wie Genesis ab 1978 oder Collins solo genießen konnte. Das mag ja vielleicht sogar stimmen, aber es ist sicher auch nicht zu bestreiten, dass die früheren Genesis ohne den Bekanntheitsgrad von Collins sicher noch weniger Hörer hätte und auch Steve Hackett seine "Genesis Revisited"-Konzerte sicher nur vor einer Handvoll Leuten hätte performen können. Insofern, Trio-Genesis und Collins sei Dank, dass es anders kam. ;)


    Selbst wenn Collins-Songs mal eine Zeit lang die Popszene vereinnahmt hätten: Dann wären für meine Begriffe eher die betreffenden Medien schuld gewesen und nicht der arme Phil. Und die Hörer natürlich auch.


    Das mit dem Frust der Progger ist interessant. Einerseits freue ich mich in der Tat darüber, dass ich nicht der Einzige bin, der "Supper's ready" geil findet. Sonst wäre ich wahrscheinlich nicht hier. Andererseits wäre es für mich nicht mehr als ein Kuriosum, wenn es 1972 wochenlang auf Platz 1 der Singlecharts gewesen wäre. Wichtig sind andere Dinge, z.B. dass "Genesis Revisited" in Hamburg bei Superstimmung zustande gekommen ist. Und das wäre in dieser mitreißenden Art sicherlich nicht so gewesen, wenn Genesis nach "And then there were three" in der Versenkung verschwunden wären.


    Danke also, Phil, für den so hemmungslos in die Schlagerwelt geheulten Trivialschrott. Diese künstlerische Verwahrlosung hat zwar furchtbar weh getan und war für sich genommen völlig unnötig - wenn sie aber auch nur ein wenig dafür mitgesorgt hat, dass ich als Zuspätgeborener mal "Supper's ready" live hören durfte, dann seien alle Schmerzen vergessen und verziehen.
    Und wer weiß: Vielleicht hat Phil ja "One more night", "Colours" und "Fly so close" nur gesungen, um den Ruhm des sonst der Vergessenheit anheimfallenden Frühwerks von Genesis zu vergrößern. Das hätte ja dann fast schon Stil.