Das Wort zum Samstag

  • Naja, 2007 klang das aber eben noch nicht so, als ob es sich bemüht😜
    Und DASTA fand ich so merkwürdig, da schrieb ich es lieber noch mal aus.

  • Nun ja, vielleicht wird man im Alter wirklich milder und ruhiger. Vielleicht liegt es auch an den vielen bunten Pillen oder vielleicht wird die Musik immer beschissener, so dass man selbst solch einen Unfug wie Everyday irgendwo eine Klasse andichtet, die nirgends ersichtlich ist. Fragen über Fragen ...

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

  • Vor etwa zwanzig Jahren war ich bei meinem ersten und auch einzigen Phil Collins Konzert. Wie es dazu kam, erzählte ich schon oft, wird hier also nicht wiederholt. Stattdessen war es für mich ein prima Zeitpunkt um das Album nochmal Revue passieren zu lassen.

    Dance into the light
    Ich habe schon öfters gelesen, dass das Album gern mit No jacket required verglichen wird. Nun, bis auf die Tatsache, das beide Cover relativ orange gehalten sind, kann ich das nicht wirklich bestätigen. Bis auf den Opener. Beide scheinen sich um die Melodie bestenfalls tertiär Gedanken zu machen, doch bei DITL wird dies immerhin durch einen fetzigen Rhythmus ausgeglichen. Überdies klingt es frischer und vor allem nicht so aufgesetzt wie Sussudio. Zu guter Letzt ist sogar der Text besser, was nun allerdings freilich keine Kunst ist. Kurzum: Wenn man nicht auf die Lyrics achtet erhält man ein prima Stück um die Wohnung zu putzen oder des Gatten Wäsche zu bügeln.

    That what you said:
    Eine typische Phil Collins Schnulze in flott. Das die „Gitarren“ deutlich besser klingen als auf „Both sides“ macht es leider nicht besser. Das Schlagzeug, welches angeblich nicht aus der Dose poltert, klingt so erschreckend phantasielos und banal, dass ich mich frage, ob Collins uns da nicht vielleicht doch einen Bären aufband. Über die Lyrics muss man, so glaube ich, kein Wort verlieren. Das typische „Sie hat mich verlassen“ Geblubber. Hätte er stattdessen das Alphabet aufgesungen, es wäre um längen interessanter, weil weniger voraussehbar.

    Lorenzo:
    Phil Collins kann keine guten Texte mehr schreiben. Lorenzo ist der Beweis dafür. Denn kaum lässt er jemand anders dies erledigen, entsteht wunderschöne Musik. Collins kann sich ganz auf das musikalische konzentrieren und muss sich nicht damit abmühen, einen Stift zu halten ohne ihn zu zerbrechen. Stattdessen schreibt er (in meinen Ohren und damit sachlich richtig) das beste Stück Musik seit „I don‘t care anymore“. Schade das es davon nicht mehr gibt, hebt sich Lorenzo doch mehr als wohltuend vom allzu typischen, trivialen Phil Collins Einheitsquark ab.

    Just another story:
    Ich hätte Collins nicht so überschwänglich loben sollen. Noch völlig von Lorenzo elektrisiert gibts erstmal einen Eimer kaltes Wasser ins Gesicht. Das Schlagzeug ist noch phantasieloser als bei That what you said und der Bass so dermaßen faul und bräsig, dass er nur noch dann noch fauler sein könnte, wenn er der Ständer wäre, in dem man ihn besser hätte lassen sollen. Ja, mir ist natürlich bewusst, dass eine flotte Uptempo Nummer für das Thema unangemessen wäre, aber meine Fresse, warum verwechselt Collins dauernd bitteren ernst mit bitterster Langeweile? Immerhin sind die Lyrics auf einem ähnlich erbärmlichen Niveau, so dass zumindest das Gesamtpaket passt.

    Love Police:
    Collins entdeckte Liebe für gefakte Gitarren in allen Ehren, aber von einem professionellen Musiker erwarte ich dann doch etwas mehr, als dieses Gedüdel. Immerhin klingt es weit besser als auf Both sides, was aber ein so niedrig gesteckter Anspruch ist, das hätten vermutlich auch die Flippers geschafft. Wirklich nervig fällt mir hier Collins Gesang auf. Er quäkt sich ganz schön von Ton zu Ton. Besonders nach dem auch (vor allem für diese Zeit) toll gesungenen Lorenzo fällt das unschön auf.

    Wear my hat:
    Ok, manchmal schreibt sogar Phil Collins tolle Texte. Wear my hat gehört da definitiv dazu. Dennoch wird meine bei Lorenzo getroffene Aussage dadurch nicht negiert, denn das kommt so selten vor, das kann man locker als Messungenauigkeit durchgehen lassen. Das der Text mir heutzutage noch aus anderen Gründen ein (zugegebenermaßen hämisches) Grinsen ins Gesicht zaubert, hat andere Gründe, deren Erläuterungen nicht hierher gehören. Also zurück zum Stück. Es geht ins Ohr, bleibt dort und dreht den einen oder anderen Kreis.

    Its in your eyes:
    Seht ihr? Ich hatte doch Recht. Ein Stück aus Collins Feder, welches an ideenloser Einfältigkeit und Langeweile kaum zu übertreffen ist. Ich kann mich noch nichtmal darüber aufregen, da mich dieser Dreck so dermaßen dauerhaft sedierte, dass ich bis zum jüngsten Gericht durchschlafen könnte. Selbst an sonnigen Tagen mit Blumen, Vogelgezwitscher und sommerlichen Temperaturen treibt einem dieser Unfug die wunderschönsten und blutigsten Selbstmordphantasien in den Kopf, die man sich ausdenken kann. Die Gitarren sind trotz all ihrer Schlechtigkeit wohl noch das beste an Its in your eyes. Allerdings war ich doch sehr erstaunt, als ich gerade nachlesen durfte, dass diese nicht aus der Dose kommen. Wahrscheinlich haben sich Rob und Daryl dafür jeweils einen Arm auf den Rücken binden müssen, damit das ganze nicht noch ausversehen besser als beschissen klingt. Viel schlimmer ist da aber Collins Gesang und das Schlagzeug. Die Lyrics passen da immerhin gut rein, denn auch diese sind typische Phil Collins Kost und somit eher ungenießbar.


    Oughta know by now:
    Ich muss mich noch von Its in your eyes erholen. Fairerweise muss ich außerdem konstatieren, dass dieser Track doch um einiges besser als das ist, was Collins uns da zuvor an Arbeitsverweigerung um die Ohren drosch. Allerdings auch kein Track, den man wirklich braucht oder an den man sich auch nur nach dem hören erinnert.


    Take me down:
    Endlich wieder etwas Flottes. Sicherlich auch kein ultravertracktes Stück, welches zwanzig Jahre intensivstes Musikstudium erfordert, aber das muss ja nicht immer sein. Auch so handelt es sich um eine wahre Wohltat, zumal Phils (immer noch recht froschiger) Gesang hier deutlich weniger negativ auffällt, als bei Its in your eyes. Ich würde gern mehr und vor allem positiveres über das Lied schreiben, aber das soeben erwähnte its in your eyes hat mich doch sehr geschafft und zehrt immer noch an meinen Ohren.


    Looking at the same moon
    Ich reg mich nicht mehr auf. Es hat einfach keinen Sinn. Wenn Collins einen auf Flippers machen möchte, soll er doch.


    River so wide:
    Wieder ein Stück, welches mir durchaus gefällt. Lediglich die Abmischung des Gesangs empfinde ich als etwas befremdlich, da mich das irgendwie an Boney M erinnert. Dennoch ein tolles Stück, welches auch einen gelungenen Rausschmeißer abgegeben hätte.


    No matter who:
    Hat es aber nicht. Stattdessen hat Silly Phily all die Tüten heiße Luft aufgemacht, die er in den Jahren so zusammentrug und presste sie in dieses Lied. Aber was ihm da auch wieder für Trivialitäten aus der Feder purzelten.


    No matter what you say,
    No matter who you are,
    Love always finds a way
    Finds a way to your heart.


    Ähnliche Offenbarungen hörte ich zuletzt im Refrain von „Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei.“


    The Times they are a-changin
    Collins covert ja gerne mal und Dylan ist da in der Tat ein dankbares „Opfer“. Denn natürlich klingt es mit Phil deutlich besser, als es bei Bob Dylan je klang. Es klingt wohl bei jedem besser, selbst bei Bob Dylan würde es besser klingen, wenn er nicht Bob Dylan wäre. Also ein solides Stück, solide vorgetragen. Eigentlich aber dann doch schade, da hätte mir River so wide als Abschluss deutlich besser gefallen, da ich hierin überhaupt keinen Mehrwert sehe.


    Fazit: Collins 96er Album ist mir inzwischen wohl das drittliebste von ihm. Es klingt zumindest deutlich besser als „Both sides“ (obwohl da ein paar interessantere Songs drauf waren) und vor allem frischer als die vorherigen Alben (außer but seriously eventuell). Und es ist natürlich trotz all meiner sachlichen und absolut gerechtfertigten Kritik um Lichtjahre besser als yfitseT.


    Nochmals hervorheben möchte ich Lorenzo, welches für mich den Höhepunkt des Albums darstellt. Danach kommen River so wide und wear my hat, gefolgt von Take me down und DITL. Den Rest würde wohl kein Geschmacksästhet vermissen und hat mit Musik nur insofern etwas zu tun, dass es zusammen mit ihr auf einem Tonträger gelandet ist. Also am besten sofort rausprogrammieren oder aus der Playlist schmeißen.




    Freut mich, dass ich helfen konnte.

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

    Einmal editiert, zuletzt von Herma ()

  • Danke, endlich mal kein sinnfreies Gesülze über den Brauseklub.......:p
    Auch ich halte Lorenzo für das beste Stück auf der Scheibe.

    Das Leben ist eine Illusion, hervorgerufen durch Alkoholmangel

    Charles Bukowski

  • Schon mal wo anders gepostet, aber hier noch mal passig...



    DITTL war zumindest von der Produktion im Vergleich zu BS eine Verbesserung. Band, Hugh Padgham, Horns. Kein Drum Computer. Der Titeltrack geht zumindest schon mal gut nach vorne und ist als Livetrack zumindest ok, wenngleich er mich nicht so packt wie z.B Hang in long enough.


    Aber dann:
    That´s What You Said: Was bitte ist das denn? Wenn man schon so ein Schlagermäßigen Song einspielt, den man, wenn man ganz großmütig ist, ein bisschen Beatles heraushören kann, dann bitte mit richtigen Gitarren, und jemanden, der das ordentlich einspielen kann! Hier wurden einfach die fürs Demo genommen Samples gelassen, geht gar nicht!


    Noch schlimmer:Love Police. Das ist Lay Back in The Arms Of Someone von Smokie, nur noch schlimmer!!Die gleichen Akkorde, nur ganz schlecht eingespielt, und sowieso, solche Mugge geht nicht und Phil scheitert meiner Ansicht komplett an dem angeblichen Versuch, auf Gitarre Songs zu schreiben. Gleiches gilt dann für It´s In Your Eyes und No Matter Who. Diese vier Songs, allesamt 0 Punkte Kandidaten, und ich bin sonst ziemlich großzügig, ziehen das Album so dermaßen nach unten, dass ich es am Stück nicht hören kann.
    Das ist umso mehr schade, weil mit "Just another Story" und "Oughta Know" zwei richtig gute Tracks drauf sind (die sind von der Richtung und vom Feeling einzigartig in Phils Schaffen, und hier gelingt ihm das auch, und mit "Another Time" ein richtig guter Song leider als B-Seite verbraten wurde. Die B-Seite I Dont Want To Go ist zwar auch mit diesen komischen Klampfen, ist aber wesentlich origineller, als die 4 anderen Kandidaten.


    Lorenzo ist gut, etwas böse könnte man aber behaupten, Phil will wie Peter Gabriel klingen.
    Wear My Hat lass ich ihm durchgehen, aber auch hier könnte man finden, Phil wollte seine Version von "Call me Al" von Paul Simon machen, leider ohne das Original zu verändern. irgendwie nervt der Song auch mit seiner aufgesetzten guten Laune.


    River und Take me Down sind ok, hatte man auch, wie Live, verbinden können.
    Same Moon kratzt an der Grenze zur Unerträglichkeit, einzig die Instrumentierung reißt es noch knapp, je nach meiner tagesform. Times Are Changin kann man machen, muss man nicht.
    Insgesamt fehlt es mir bei dem Album an Tiefe, oder zumindest an Persönlichkeit wie bei BS. Die Produktion ist jedoch ok, und so habe ich mir meine DITTL folgendermaßen gebaut:


    1. DITTL
    2. Lorenzo
    3. Just another Story
    4. I Dont Want To Go
    5. Wear My Hat
    6. Oughta Know
    7.River
    8.Take Me Down
    9.Same Moon
    10. Another Time
    Bonus: 11.Times Are Changier
    12.Its Over


    Das wäre so auf jeden Fall ein besseres Album gewesen.


    Findet Bert

  • Zitat

    Lorenzo ist gut, etwas böse könnte man aber behaupten, Phil will wie Peter Gabriel klingen.


    Der Gedanke kam mir ebenfalls, doch war er nicht böse gemeint in meinem Kopf. Warum sollte man auch nicht mal vernünftige Musik machen wollen? Davon aber abgesehen ist der Text ja ohnehin nicht von Collins, so dass er sich ganz auf die Musik konzentrieren konnte. Im Prinzip kann er das ja auch wirklich gut, wie seine früheren Beiträge bei Genesis und BrandX bewiesen. Er darf halt nicht von so etwas schwierigem wie Worten abgelenkt werden.

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

  • Mein 7000er Beitrag und ich widme ihm ein Wort zum Samstag. Eigentlich war sowohl das eine, als auch das andere als etwas Besonderes geplant, aber nun juckte es mir nun schon seit vielen Wochen so gewaltig in den Fingern, euch über dieses Album geschmacklich zu korrigieren oder zu bestätigen, dass ich nicht mehr an mich halten konnte. Ich hoffe al Board nimmt es mir nicht übel. Falls doch, wir machen dieses Superhypermegaspecialfeature noch, greifen uns dann halt ein anderes Album. Gibt ja noch genügend.


    Abacab … woher habe ich gleich noch mal Abacab? Ich glaube, ich kaufte es mir in Tschechien, welches damals jedoch noch Tschechoslowakei hieß. Muss 1995 gewesen sein, bin mir aber nicht ganz sicher. Ich kannte auf jeden Fall schon die Three sides live. Und das war gut so, denn so konnte ich vom Studioalbum noch begeisterter sein. Denn bei aller Liebe, die Three sides war zumindest in der damaligen Version ein blechernes etwas. Ich hätte sie mir vielleicht auf Vinyl zulegen sollen, da hätte der dumpfe warme Klang vielleicht darüber hinwegtäuschen können. Aber eine Unvollkommenheit mit einer anderen zu kaschieren ist ja auch nicht das Wahre. Egal, zurück zur Abacab. Ich hatte sie damals von der Stereoanlage meiner Eltern auf Kassette überspielt, da ich selbst nur über ein billiges Doppekdeckerradio verfügte. Von Amstrad. Mein erstes Radio mit CD Player (ein schwarzer „Kasten“ der aussah wie gegen die Windsrichtung gespuckt) hatte ich erst 1997.


    Abacab

    Das Titelstück macht schon deutlich, dass man hier etwas ganz anderes erwarten darf, als die letzten 11 Jahre. Es klingt frisch, geht nach vorn und bleibt dort auch die ganze relevante Zeit auch über. Hier offenbart sich denn auch der Unterschied zum Duke. Zwar ist Behind the lines ebenfalls ein toller und flotter Opener, wirkt auf mich aber etwas vertrackter und verspielter. Das soll nun aber nicht heißen, dass ich Abacab für schlechter halte. Es ist einfach anders, erquickt mein Ohr aber auf die gleiche Weise. Na ja, bis auf das Outro. Ob hier der musikalische Witz begann, dessen Pointe dann später so grandios versaut wurde, vermag ich nicht zu beurteilen, es nähme mich aber nicht Wunder. Das ist auch der einzige Punkt in welchem ich die Liveversion tatsächlich bevorzuge. Diese hat ein ordentliches Ende und langweilt sich nicht dem Fadeout entgegen.


    No reply at all

    „In Genesisstücken haben Bläser nichts zu suchen“ torkelt es ja so manchem immer mal wieder durch die Denkmurmel und durch den youtubekanal. Meine entspannte Antwort an diese Leute. Onaniert mal wieder, eine Frau bekommt ihr eh nie ab. Ich gebe zu, mir gefiel dieses Stück sehr lange Zeit auch nicht, was aber absolut nichts mit den Bläsern zu tun hat. Ganz im Gegenteil, auf der Three sides habe ich sie sogar vermisst. Es war eher dieses The lamb artige Keyboardspiel, welches bei eben jenem Lamm zwar superb funktionierte, mir aber hier immer etwas deplatziert vorkam. Zwar trägt es sehr viel zur Reggaeatmosphäre bei, aber zünden wollte das bei mir halt nie. Genesis sind in meinen Augen einfach keine gute Reggaeband. Inzwischen legte sich dies und ich mag No reply sogar sehr. Interessanterweise gerade wegen der Bläser.


    Me & Sarah Jane

    Endlich mal ein Longtrack. Juhu. Und was für ein schöner noch dazu. Und doch: So gerne ich ihn höre, so wenig verbindet mich emotional mit ihm. Es ist schon ein wenig ei verbibsch. Ich mag die Melodie, den Rhythmus, den Aufbau des Stückes und auch Phils Gesang (so wie ich ihn auf der gesamten Abacab und auf Duke generell zum letzten Mal wirklich beeindruckend fand), aber dennoch will es nicht so zünden, wie beim übernächsten Stück.


    Keep it dark

    Der mit dem Outro von Abacab begonnene Witz sollte hier nun wohl zu einem Ende gebracht werden. Leider verhauen es die drei dabei komplett. Eines der beiden Stücke auf der Abacab die ich beim besten Willen nicht ertragen kann. Das liegt nicht an Collins Gesang oder dem Text. Es ist das absolut eintönige Geleier, welches hier die Musik ersetzte. Da ich es gerade im Hintergrund nochmal ertrage, muss ich das hier nun auch zu einem Abschluss bringen, denn was sich hier quietschend und knarzend durch meine Gehörgänge schiebt, ist nicht zu meinem Humor kompatibel.


    Dodo / Lurker

    ENDLICH beim eigentlich Highlight des Albums angekommen! Was für ein grandioser Krawall und wohl auch das letzte Mal, das Genesis mit solch einem Getöse auftrumpften. Der Kopf verfällt sofort in rhythmisches Nicken, der linke Fuß stampft im Takt zum Klicken der Tasten und mein Gehör verflucht mich gerade, dass ich dieses Klangfeuerwerk über Laptoplautsprecher hören muss, weil ich noch auf den Postmann warte. Hier stimmt einfach Alles. Fast schon bin ich versucht mitzugröhlen, aber dann könnte ich mich nicht mehr an Collins Gesang erfreuen. Und dann bekommen die drei es doch tatsächlich hin, das Unmögliche wahr werden zu lassen und diesem Klangathleten in die Eier zu treten. Denn, wie bisher jedes Stück auf dem Album wird auch dieses mit einem Fadeout um seine Faststagnationhaftigkeit betrogen. Welch eine UNVERSCHÄMTHEIT!


    Who dunnit

    Das sahen wohl auch Genesis ein und entschädigen mit Who dunnit aufs Artigste. Was für ein Stück. Scheiß auf den Postboten, da wird jetzt aufgedreht. Ein ausgefeilter Text, ein feines musikalisches Gespinst so zart wie der Morgentau und ein Collins der es mit einer fast schon engelsgleichen Passion und Zärtlichkeit singt, dass es bei mir schon ziemlich eng im Schr… das ich mich schon sehr freue. Das man dieses Klanggebilde nicht mit einem Fadeout verschandeln darf, war natürlich auch den drei Buben klar und so ist Who dunnit das einzige Stück auf der Abacab, welches mit einem fulminanten Ende aufwarten kann.


    Man on the corner

    Da liege ich nun, die letzte Erregung des Who Dunnit Ohrgasmus zucken mir noch durch den Körper und dann kommt das. Ein richtig fulminanter Schlag in die Fresse des guten Geschmacks. Da hilft es auch nichts, dass sich die 1 beim lustigen Taktzählen vor lauter Scham versteckt, das Stück ist einfach so grundlegend falsch, schlecht, widerlich und ekelerregend, dass ich gar nicht so viel davon hören kann, wie ich kotzen möchte. Das fängt bei Tonys Keyboardgeblubber an und hört bei den synthetischen Klatschern noch lange nicht auf. Hätten sich die drei hier gegenseitig geohrfeigt und dieses Klatschgeräusch aufgenommen wäre es witziger UND authentischer. Vom Text mag ich noch gar nicht mal sprechen, dass ist dieses typische nichtssagende Collinsgewäsch, mit dem er uns in den Folgejahren noch öfters erfreuen oder erschrecken sollte (je nach lyrischem Anspruch des Hörenden). Gott sei Dank ist‘s jetzt vorbei.


    Like it or not

    In Sachen Text wird’s nicht besser, in Sachen Musik ein ganz klein wenig. Na ja, muss ich jetzt aber auch nicht unbedingt haben, schnell weiter zum letzten Stück.


    Another record

    Nachdem wir nun zwei Stücke lang mehr oder minder gelangweilt wurden, noch ein leidlich witziger Closer. Dabei ist das noch nicht mal negativ gemeint, ich mag Another record durchaus. Schon das „unendliche Intro“ greift die humorvollen Komponenten von Abacab und Keep it dark (auch wenns da misslang) wieder auf. Collins singt zum letzten Mal in seiner Karriere auf einem Niveau, dass man ihn ohne Fremdscham zuhören mag und er tut dies in einem verflucht witzigen Stück. Gibt schlimmere Wege, seine Karriere zu beenden.


    Abacab ist zu Ende und ich bin es nicht. Das Album fetzt in großen Teilen auch fast vierzig Jahre später noch. Vor allem mag man gar nicht glauben, dass Plastebomber Hugh Padgham hier als Produzent auftrat. Der Gedanke jedoch daran, wie wohl Abacab im Klanggewand des Nachfolgers … nein, den Gedanken mag ich nicht zu Ende bringen. Wie dem auch sei, Abacab klingt erfrischend und grandios. Das einzige was ich mir ab und an gewünscht hätte, wäre ein präsenterer Bass und ja, ich habe Abacab auch schon auf anderen Anlagen gehört, als meine Laptoptröten.


    Besonders hervorheben möchte ich hier nochmal Collins Gesang, der mir auf diesem Album letztmalig wirklich Spaß bereitet. Auch Mikes Gitarrengeschrammel passt sich hervorragend ein und Tony wusste ohrenscheinlich noch, wie Synthies klingen sollten. Ja, ein wirklich tolles Album.

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

    2 Mal editiert, zuletzt von Herma () aus folgendem Grund: Fehlerbereinigung

  • Jetzt hab ich da ""gefällt mir" angeklickt. Warum ich das erwähne? Weil es mir... gefällt. Auch wenn ich an einigen Stellen anderer Ansicht bin, aber das ist eine überschaubare Anzahl.

    Antrag an die Administatoren: Der "Who dunnit?"-Part sollte vollumfänglich die Beschreibung in der entsprechenden "Track Of The Week" Umfrage ersetzen.

    al's Lebensweisheiten:

    "Man muss sich seiner Arroganz schon bewusst sein, um sie genießen zu können."

  • Wenn Herma den heiligen Gral von Genesis beschreibt, muss ich vorsorglich zur Akupunktur und zwei Tage Urlaub einreichen.

    Über Trespass schrieb ich zwar schon vor vielen Monden, ich hoffe dennoch, dass meine Worte deinen Applaus finden und sich dies positiv auf unsere Admin - Scheck - User Beziehung auswirkt. :)

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

    Einmal editiert, zuletzt von Herma ()