Hallo 
Ich habe mich hier gerade registriert, nachdem ich schon seit einiger Zeit (seit Bestellung des it-Shirts) hier durch die Foren gelesen habe. Da die Setlist wohl schon hinreichend bekannt ist dachte ich mir, dass ich vielleicht mal meine Meinung zu dem von mir besuchten Konzert wiedergeben könnte und vielleicht die erhitzten Gemüter einiger Collins vs Gabriel Stimmen besänftigen kann.
Bevor ich zur eigentlichen Tour komme, ich bin 1987 kurz vor der "Invisible Touch" Tour geboren und gehöre damit wohl zu den jüngeren Vertretern der Genesis-Fans. Anders als die meisten Fans dieser Altersgeneration sehe ich mich jedoch als All-Round Fan. Klar, ich bin mit Phil Collins aufgewachsen und daher ist seine Ära für mich die beste bei Genesis (natürlich auch solo), ich kann mich aber auch sehr gut mit der Peter Gabriel-Ära anfreunden.
Ray Wilson ist jedoch für mich außer jeder Diskussion, sieht man mal von "Congo" ab kenne ich keinen einzigen Song den er für Genesis überzeugend hinbekommen hat. Auf die Gefahr hin mir damit hier Feinde zu machen, ich bin froh, dass sein "Gastspiel" so kurz war.
Nun zum Thema. Als ich von der Genesis Re-Union gehört habe hab ich mir direkt im November 2006 eine Karte für Düsseldorf besorgt - eine der letzten verfügbaren. Zuvor hatte ich zwar unter anderem schon das Knebworth-Konzert von 1992 als Audio-Datei, allerdings war ich selber noch nie in den Genuss gekommen, Phil oder Genesis live zu sehen und habe mich natürlich wie ein kleiner Junge gefreut.
Die Anreise war überraschend unproblematisch (wenn man in der Eifel wohnt denkt man bei sowas immer kompliziert) und daher war ich dann auch 3 Stunden zu früh im Stadion. Habe mir dann erst mal eine 6 €-Cola gekauft (für das Pfand von € 2,50 auch gleich den Genesis-Becher behalten 
) und mich mit einem niederländischen Fan über die Geschichte von Genesis unterhalten.
Am meisten überrascht war ich von der Generationen-Vielfalt im Stadion, von c.a 10-jährigen Kindern bis hin zur Altersgruppe 70 + war wirklich alles ausnahmslos vertreten, und es kam darüber ebenfalls zu einigen sehr interessanten Gesprächen.
Um 20:15 Uhr sollte es losgehen, daher war ich so c.a ab 19:30 Uhr auf meinem Platz um mir die Bühne aus der Ferne mal im Detail anzusehen (eine Digi-Kamera mit Zoom stellte sich dabei als größerer Vorteil als ein 5-€ Plastikfernglas vom Merchandise heraus). Nach mehreren wohl nicht zu vermeidenden Werbeblöcken ging es dann endlich los.
"Behind The Lines", "Duke's End" und "Turn It On Again" sorgten gleich für die ersten Kracher. Einen dermaßen perfekt gespielten Mix von Instrumenten (und später Phil's Stimme, die nach wie vor unbeschreiblich gut ist) habe ich wohl noch nie zuvor gesehen. Einziges Ärgernis war ein c.a 40-jähriger Herr, der diese Zeit gerne noch zum Diskutieren mit Bekannten im Stehen genutzt hat und damit einer ganzen Sitzreihe den Großteil der Sicht versperrt hat. Ich weiß, dass dieses Thema schon vorher diskutiert wurde und ich habe auch nichts gegen gelegentliches Reden, da ich wegen der Musik da bin. Mir jedoch Bier auf die Jacke zu schütten weil man unbedingt über vier Reihen zum Ausgang klettern muss anstatt den normalen Weg zu gehen, oder wie gerade den möchtegern-coolen Party-40er zu spielen, geht mir dann doch zu weit (wie auch den Ordnern, die diese Person dann glücklicherweise auf seinen Platz verwiesen haben).
Nach "Turn It On Again" folgte dann die witzige deutsche Einleitung von Phil sowie die Vorstellung der Kern-Band, und die beiden "moderneren" Songs "No Son Of Mine" und "Land Of Confusion" animierten bereits die ersten Zuschauer zum Mitsingen, die Stimmund war auf einem sehr hohen Punkt den selbst die nervigen Merchandise-Verkäufer nicht trüben konnten.
Sehr gelungen fand ich die Überleitung zu den "alte Stukka", als Phil auf sehr gutem Deutsch fragte "Sind auch alte Menschen hier?"
Das Medley von "In The Cage" und "Afterglow" war grandios, auch wenn sehr viele Zuschauer meiner Altersklasse wohl nicht allzuviel damit anfangen konnten und etwas irritiert waren. Der Mix aus moderner Lightshow und altem Rock hat dann schlussendlich trotzdem jeden Zweifler umgestimmt.
Statt "Hold On My Heart" hätte ich mir eigentlich mehr Songs in Richtung "Jesus He Knows Me", "Dreaming While You Sleep" oder als Überraschung vielleicht auch "Tell Me Why" gewünscht, der Song wurde jedoch sehr ordentlich vorgetragen sodass die leichte Enttäuschung dann auch schnell verflogen war.
Die Überraschungen des Abends dürften wohl "Mama" und "Ripples" gewesen sein. Mit dem großartig gesungenen "Mama" hatte ich aufgrund der dadurch verursachten Stimmprobleme bei Phil 1992 überhaupt nicht gerechnet, und zu meiner größten Schande muss ich gestehen, dass ich "Ripples" auf dem Konzert zum ersten mal gehört habe, obwohl ich es bereits seit 12 Jahren auf CD habe.
Phil's typisches Intro zu "Throwing It All Away" lud selbstverständlich zum Mitsingen ein (ebenso das Outro), beim "Domino Principle" hielt es dann eigentlich niemanden mehr auf den Sitzen.
Die Überleitung von "Tonight Tonight Tonight" zu "Invisible Touch" holte dann auch die allerletzten jüngeren Zuschauer zurück ins Stimmungsboot, die vom vorhergehenden Schlagzeug-Duett und "Los Endos" wieder leicht irritiert zu sein schienen. Soundtechnisch waren diese alle weiterhin auf dem grandiosen Niveau, an das ich mich glaube ich bis jetzt noch nicht gewöhnt habe.
"I Can't Dance" hätte meiner Meinung nach ein wenig besser vorgetragen werden können, es hat jedoch immer noch alle von den Sitzen gerissen, daher werde ich mich garantiert nicht beschweren. Ich hatte halt persönlich noch auf die Dance-Einlage gehofft, nachdem die Tambourine-Einlage bei "I Know What I Like" schon durchaus Anlass zur Hoffnung dafür gegeben hatte.
Über eine Ballade zum Schluss kann man sich durchaus streiten, spätestens jedoch nach Phil's persönlichen Worten an das Publikum stellte "The Carpet Crawlers" einen schönen und emotional sehr berührenden Abschluss dar. Ein wenig schade fand ich nur, wie schnell einige Zuschauer nach dem Ende des Songs bereits an den Ausgängen waren, meine Hände waren Stunden später immer noch taub vom Applaudieren.
Ich weiß, dass sich viele Foren-Benutzer hier eine Re-Union mit Peter Gabriel gewünscht hätten, meiner persönlichen Meinung nach hat jedoch die derzeitige Besetzung Collins-Banks-Rutherford-Stuermer-Thompson den Spagat zwischen modernem Rock und dem "alten" Genesis-Style der sie geprägt hat, sehr gut geschafft, und es kam nach der etwas "unvollständigen" scheinenden Tour von 1992 endlich der Eindruck rüber, dass Genesis mit seiner Geschichte im Reinen war und diese regelrecht befreit auf die Bühne gebracht hat.
Die Tatsache, dass auch die Ära Peter Gabriel in Bildern gezeigt wurde, stellte für mich eine der schönsten Gesten des ganzen Abends da.
Als Fazit bleibt für mich daher nur, dass dieser Abend einer der schönsten meines Lebens war und ich Genesis noch sehr sehr lange treu sein werde.
(P.S. Sorry an die Admins/Moderatoren für die ursprünglich falsche Platzierung!!)
