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Phil Collins Plays Well With Others

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Martin Levac im Gespräch mit it

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Frankfurt/Main am 18.03.2005


it: Wo und wann bist du zur Welt gekommen?

Martin: Ich wurde 1971 in Montreal in Kanada geboren.


it: Wann hast du angefangen, Schlagzeug zu spielen?

Martin: Angefangen habe ich, als ich acht war – das muss also 1979 gewesen sein. Ich habe zu der Musik getrommelt, die mein Vater auf Schallplatte hatte, Elvis Presley, The Beatles und The Beach Boys.


it: Wie kam es dazu? Haben dir deine Eltern ein Schlagzeug geschenkt?

Martin: Ja, ein Spielzeug-Schlagzeug. Meine Eltern haben es bei Sears gekauft, das ist ein Geschäft etwa wie der Kaufhof hier. Das Spielzeug-Kit habe ich zwei Jahre gehabt und dann mein erstes richtiges Schlagzeug bekommen.


it: Was machst du im „normalen“ Leben, wenn du nicht mit The Musical Box auf Tour bist. Was machst du sozusagen „offiziell“?

Martin: Eine „offizielle“ Arbeit habe ich nicht. Ich bin schon seit einigen Jahren professioneller Musiker. Die Band hat mich zum Vorspielen eingeladen, weil ich andere Jobs als Schlagzeuger hatte. Unter anderem habe ich auf einigen Plattenaufnahmen gespielt und auch auf Veranstaltungen, Hochzeiten zum Beispiel.


it: Wann hast du dich entschieden, professioneller Musiker zu werden statt eine „normale“ Arbeit zu machen?

Martin: Ich habe schon immer mit der Idee gespielt, Profi-Musiker zu werden. Ein paar Jahre lang habe ich auch im Handwerk gearbeitet, als Automechaniker. Ich liebe Autos und habe selbst einen Oldtimer. Das habe ich eine Zeitlang gemacht und dann habe ich als Lehrer dafür gearbeitet. Ich habe studiert, um die Lehrerprüfung abzulegen. Und ich habe immer versucht, Zeit für Auftritte zu finden, vor allem am Wochenende. Vor fünf oder sechs Jahren habe ich diesen normalen Job dann gekündigt, um professioneller Musiker zu werden.


it: Wie hast du dich für Phil Collins-Covers entschieden und wann hat das angefangen?

Martin: Puh... naja, keine Ahnung .... (zögert)


it: Hast du eines Tages in den Spiegel geschaut und gesagt: „Hey, ich sehe fast so aus wie er!“

Martin: Naja... Nein! (lacht) Ich hab Genesis 1986 entdeckt, sowohl durch das Album Invisible Touch und die Tour – und es hat mir sehr gefallen. Damals war ich 15, und seitdem war Phil Collins eine Quelle der Inspiration für mich, vor allem nachdem ich dann alle früheren Alben gekauft hatte. Aber dass ich ihn live covern könnte und damit meinen Lebensunterhalt verdiene, auf die Idee bin ich nie gekommen. Mir ging es immer darum, Mitglied in einer guten Band zu werden, ein gutes Einkommen zu haben und mich dabei gutzufühlen. Das konnte dann eben auch bedeuten, dass wir I Will Survive auf einer Hochzeit gespielt haben – das war cool.


Martinit: Es ist ja nicht das erste Mal, dass du diese Rolle spielt, denn in Kanada hattest du ja auch eine Phil Collins-Coverband.

Martin: Ja, stimmt. Als sich der Kontakt zu The Musical Box ergab, fragten mich ein paar meiner Freunde, ob ich in einer Band mitspielen würe, die Genesis mit Phil Collins als Sänger coverten. Ich sagte „Okay, wenn ihr die Mama-Tour spielt, komme ich“, weil das meine Lieblingstour ist. Ich finde, bei dieser Tour war Phil Collins als Frontmann an der Spitze, am allerbesten. Wir haben das ein paar Wochen gemacht, zwei oder drei Shows. Es wäre schön, wenn ich sowas öfter machen könnte, weil ich gerne vorne stehe und eine Rolle spiele. Denn das ist ein Job für einen Comedian – man spielt dann nicht nur die Musik, sondern auch noch eine Rolle.


it: Wann hast du The Musical Box zum ersten Mal live gesehen?

Martin: 1993, ganz am Anfang mit ihrem ersten Sänger, zwei Keyboardern und zwei Gitarristen – das war das einzige Mal, dass ich sie gesehen habe. (staunt) – Ich mag Coverbands eigentlich nicht so... (lacht)


it: War das die Zeit, als das Mama-Tour-Projekt stattfand oder danach?

Martin: Nein, die Mama-Tour war 2003. Davor hatte ich noch kein Genesis-Projekt gemacht. Vor drei Jahren [d.h.2002] hatte ich noch nie irgendetwas von Genesis gespielt.


it: Die Musikstückchen, die du auf deiner Website hast, stammen also von dem Mama-Tour-Projekt.

Martin: Genau, die sind von der Tour. Wir haben die Shows zwischen den ersten beiden Spielzeiten der Foxtrot/Selling England-Tour mit The Musical Box gemacht.


it: Wie bist du zu The Musical Box gekommen?

Martin: Ich habe mich vor mehr als zehn Jahren bei ihnen beworben. 1993 war da eine Zeitungsanzeige, dass die Band einen Sänger sucht. Ich dachte mir, prima, dann singe ich mal Genesis mit einer Band, das wird bestimmt lustig. Aber sie haben nicht mich genommen, sondern Denis [Gagné] (lacht), und ich dachte mir dann: „Okay, Genesis-Coverbands sind nichts für mich.“ Aber bevor ich ging, sagte ich noch zu Guillaume, dem damaligen Drummer: „Deinen Job hätte ich gerne. Wenn du hier irgendwann mal aufhörst, ruf mich einfach an!“ Neun Jahre später sitze ich im Wohnzimmer und das Telefon klingelt. Am Apparat ist Sébastien Lamothe und fragt: „Spielst du immer noch Schlagzeug?“ Und ich: „Was für eine Frage!“ Darauf er: „Magst du vorbeikommen und vorspielen?“ Ich hatte gerade Zeit, also ging ich hin.


it: Welchen Eindruck hast du von dieser Tour und von den vorherigen Touren mit The Musical Box. Wie läuft es bislang?

Martin: Diese Touren sind nicht dasselbe. Es ist fantastisch, als Coverband mit dieser [The Lamb] Tour durch die Welt zu reisen. Es ist un-glaub-lich. Im Moment ist es sowieso merkwürdig, denn es gibt ja auch noch die Australian Pink Floyd Coverband und andere, in Kanada gibt es jemanden, der seit zehn Jahren Elvis Presley nachmacht. Das finde ich schon seltsam.


it: Welche Unterschiede gibt es zwischen Selling/Foxtrot und der Lamb-Tour?

Martin: Ich konnte Lamb Lies Down wirklich nicht leiden. Es ist das Album, das ich immer ausgelassen habe. Ich habe es mir einmal angehört, als ich 15 war, und dann nie wieder, bis ich bei The Musical Box war. Also habe ich nur Songs von The Lamb gehört, wenn Genesis sie live gespielt haben, The Carpet Crawlers zum Beispiel oder In The Cage. Ich liebe die Version von diesem Song auf Three Sides Live. Aber wenn mir jemand gesagt hätte: „Hey, da ist dieser Genesis-Song The Lamia, dann hätte ich etwas gesagt wie: „Aha, echt?“ Es war schwieriger für mich, diese Songs zu lernen, weil sie mich eben nicht mein ganzes Leben lang begleitet haben – im Gegensatz zu Foxtrot und Selling.


it: Wieviel Freiraum hast du als Musiker für Improvisationen und spontane Einfälle während der Show?

Martin: Oh, das ist das, was mich am allermeisten stört. Ich versuche, soweit zu gehen wie irgend möglich, aber dann wirft er [Sébastien] mir einen Blick zu und – okay (lacht), das war jetzt ein bisschen zu weit. Es ist ziemlich schwer, weil Phil Collins diese Songs nie genau gleich gespielt hat. Ich möchte es dann schon ein wenig weiterentwickeln, aber das geht eben nicht. Ich versuche, mit unterschiedlicher Intensität zu spielen, immer mit Rücksicht auf die Originalversion. Aber manchmal ist es schon frustrierend.


Martinit: Ist dein eigenes Schlagzeug anders als das Schlagzeug, das du auf der Bühne bei Musical Box-Auftritten benutzt?

Martin: Ich habe eine ganze Reihe Schlagzeuge gehabt. Ich habe also kein spezielles. Ich habe ein altes Gretsch-Schlagzeug, das ihr vielleicht während der Selling-Tour gesehen habt. Außerdem habe ich eine Art Schlagzeug zum Grooven.


it: Wie steht’s mit der DVD-Veröffentlichung?

Martin: Davon weiß ich nichts. Sébastien kam mal vorbei, drückte mir eine DVD in die Hand und meinte: „Schau dir das mal an!“ Ich hab’s mir abgeschaut und fand es klasse. Aber sie haben dann beschlossen, dass es nicht verkauft wird. Es gefällt ihnen nicht. Die Entscheidung liegt bei Denis und Sebastien. Nicht bei mir. Ich bin nur der Schlagzeuger (lacht.)


it: Wir wüssten natürlich auch gerne noch etwas über die Show in Genf, als Phil Collins mit The Musical Box gespielt hat. Hattest du Phil vor diesem Auftritt in Genf schon einmal getroffen?

Martin: Ja, im Herbst 2002 war er in Montreal, um Werbung für Testify zu machen. Das Album hatte ich noch nicht gehört, aber im Radio diesen einen Song – Can’t Stop Loving You. Was für eine tolle Single, dachte ich. Phil kam zu diesem Radiosender und Freunde von mir arbeiten dort. Sie riefen mich an und sagten „Hey, wir laden dich heute mal zu etwas ein!“ Ok, prima. Also holten sie mich ab, brachten mich hin und da hab ich ihn dann getroffen – das war verdammt cool. Ich hab mich mit ihm unterhalten. Er war sehr freundlich, sehr sanft und hat mich eigentlich mehr gefragt als ich ihn.


it: Du hast Phil also getroffen, bevor du mit The Musical Box auf Tour gegangen bist?

Martin: Ja, das war vor der Tour. Aber wir waren schon bei den Proben. Die Vorproduktion der Selling-Tour fing im Juli 2002 an, Phil habe ich im September getroffen und die erste Show war im Oktober, glaube ich. Also war ich mittendrin. Das war schon was, dass ich ihn genau in der Zeit getroffen habe, als ich mit diesen ganzen kleinen Geisternoten gekämpft habe. Ich erinnere mich, dass ich ihn gefragt habe: „Was hast du dir damals nur gedacht?“ und er machte nur „ffffff“ (tut, als würde er einen Joint rauchen). (lacht) – Das war seine Antwort.


it: Wie war es, als du in Genf von der Bühne gegangen bist und Phil auf die Bühne kam, um auf deinem Schlagzeug zu spielen? Wie ging es dir dabei?

Martin: Als die Show anfing, hatte ich fast vergessen, dass er da war. Ich habe mich auf die Show konzentriert und es lief großartig. Vor der Show war ich nervös, aber als es losging, war ich sehr konzentriert, mit beiden Beinen auf dem Boden der Tatsachen und habe eine klasse Show gespielt. Nach dem letzten Song, nach It, musste ich ein paar Veränderungen am Schlagzeug vornehmen, damit er es bequemer hatte. Der Hocker musste hochgedreht werden, denn Phil sitzt sehr hoch auf dem Hocker, die Becken mussten ein wenig höher, und ich musste das Pedal für die Basstrommel entfernen, weil Phil sein eigenes benutzen wollte. Ich hatte meinen Kopf voll mit all den Dingen, die erledigt werden mussten. Dann ging ich von der Bühne und dann – da war er, backstage, genauso angezogen wie ich, mit ausgebreiteten Armen und sagte: „Komm her!“ Ich ging hin und er nahm mich in den Arm und sagt: „Mann, das war absolut fantastisch“. In dem Moment hätte ich glücklich sterben können. Das war der Wahnsinn. Danach nahm mich meine Freundin bei der Hand und wir gingen zum Soundman. Und erst da habe ich kapiert, dass das da mein Schlagzeug war, dass Phil Collins an meinem Schlagzeug sitzt und dass da auf der Bühne meine Freunde mit Phil spielen. Das war unglaublich. Unwirklich.


it: Das war nach Steve Hackett 2002 das zweite Mal, dass ein Mitglied von Genesis mit The Musical Box auf der Bühne steht.

Martin: Naja, ich war nicht dabei, als Steve mitspielte.


it: Erwartest du, dass so etwas in den nächsten Shows öfter passiert?

Martin: Ich glaube nicht. Nicht jeder ist wie Steve Hackett oder Phil Collins. Vielleicht Rutherford, ich weiß es nicht. Aber ganz bestimmt nicht Gabriel und ganz bestimmt nicht Tony Banks.


it: Wie liefen die Proben mit Phil?

Martin: Die Proben waren sehr schwierig, weil er sich überhaupt nicht darauf vorbereitet hatte. Ich meine, er sagte „Ich hab mich vorbereitet“, aber wirklich vorbereitet war er nicht (Phil Collins äußerte sich selbst über The Musical Box in Genf. Sein Statement gibt es hier zu lesen).


it: Es gibt ein Foto von Phil, wahrscheinlich von den Proben, auf dem er seine Hände faltet, als würde er beten...

Martin: Nein, das war während der Show, kurz bevor er den Song angefangen hat. Er erzählte mir, dass er den Song während der letzten Woche im Auto gehört hat und sagt „Na, okay, klar kann ich das spielen“ (hier klingt er genau wie Phil es sagen würde). Aber als er dann am Schlagzeug saß, war es die Hölle. Er fühlte sich so unwohl und war unglaublich am Schwitzen. Sie spielten den Song vier oder fünf Mal – den ganzen Song! Manchmal stoppten sie, um an einer anderen Stelle wieder einzusetzen und manchmal war es dann sekundenlang still, weil Phil darauf wartete, dass ein anderer Musiker den Einsatz gab – das war sehr anstrengend. Ich habe versucht ihn zu bestärken, von Drummer zu Drummer sozusagen. Ich sagte ihm „Lass doch die Triolen, wenn du sie nicht magst“, weil sie schwierig sind. Und er sagte, dass seine Technik (die Kombination von Fußspiel und Handspiel und Technik und Tempo) 1976 oder 77 voll da waren – „Als ich mit Brand X gespielt habe, war ich voll fit und hatte es richtig drauf“, aber das war vor dreißig Jahren und er spielt heute eher Backbeats. Das ist es, was er heute gerne macht. Und das ist cool.

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it: Was hältst du von Phils Musik? Du sagtest vorhin, dass du Testify nicht kennst....

Martin: Ich hab das Album gekauft, aber nie gehört.


it: Okay, was hältst du dann von seiner Karriere? Der Anfang als Drummer bei Genesis, dass er zum Sänger wurde, dass er mit Brand X ein Fusions-Ventil fand, dann ein Solokünstler mit poppigerem Sound und immer größerem Erfolg wurde?

Martin: Das finde ich großartig. Manchmal ein bisschen kitschig, aber ich höre Popmusik sehr gerne. Ich bin kein Liebhaber progressiver Musik, mit Ausnahme eines Albums von King Crimson und einem von Yes. Neo-Prog gibt mir überhaupt nichts. Ich mag ganz verschiedene Stile hören. Und ich finde es gut, was Phil gemacht hat. Damals habe ich ihn ja für mich entdeckt. 1985 war ich vierzehn Jahre alt und er sang Sussudio und das hatte diesen Groove (singt die Bläserpartie). Das hat verdammt noch mal Groove. Ich liebe so was!


it: Hast du die First Final Farewell Tour gesehen?

Martin: Nein (Pause) ... ihr dürft mich auch fragen, warum. (lacht) Ich war zu beschäftigt, mit den Jungs hier die Lamb-Show zu proben, und das Ticket für Montreal war so teuer, dass ich nicht hingegangen bin. Ich habe Gabriel auf der letzten Tour gesehen. Ich war ein bisschen enttäuscht davon, dass ich mehr als 100 Dollar bezahlt habe, um so etwas zu sehen, dieses, äh.... Ich habe die Show 1993 gesehen, die Secret World-Tour. Das war ein großartiges Konzert mit Manu Katché und Paula Cole, wirklich großartig damals. Diese Tour war ... schwerer.


it: Okay, die letzten Fragen. Welcher Song von dieser Show ist für dich am schwierigsten zu spielen?

Martin: The Colony Of Slippermen. Da gibt es diese schnellen Antworten zwischen der Hi-hat und den Snaredrums. Daran habe ich sehr hart gearbeitet.


it: Welche Pläne hast du für die Zeit nach der Lamb-Tour oder nach The Musical Box im Allgemeinen?

Martin: Keine Ahnung. Einfach glücklich sein. (lacht).


it: Gibt es Pläne für eine Phil Collins-Coverband?

Martin: Nein, ich glaube nicht.


it: Was ist dein Lieblingsalbum und dein Lieblingsstück von Genesis?

Martin: Beim Album würde ich sagen A Trick Of The Tail. Beim Song... ich weiß nicht, wahrscheinlich Second Home By The Sea.


it: Ok, ich glaube, das war’s.

Martin: Ja, okay.


it: Wir haben aber noch etwas für dich. Eine Aufnahme der Genesis-Show in Zürich 1977. Mit einer lustigen Einleitung von Phil für Robbery Assault And Battery. Wenn du also jemals diese Zeit coverst...

Martin: Wenn ich jemals (lacht) – ist das eine Anregung?


it: Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast und alles Gute für den Rest der Tour!

Martin: Keine Ursache, es hat mir großen Spaß gemacht. Vielen Dank.


Interview: Christian Gerhardts & Helmut Janisch
Transkription: Christian Gerhardts
Ãœbersetzung: Martin Klinkhardt
Photos: Peter Schütz


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