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Peter Gabriel On Tour (5): This Way Up Tour

1986-87: Big Time (Success)


“Dies ist die Geschichte von einem kleinen Mann, der groß sein möchte…” leitete Peter Gabriel im September 1987 in Berlin den Song Big Time ein. Dass Peter Gabriel selbst inzwischen zu den ganz Großen gehörte, bewiesen das mehrfach prämierte Sledgehammer-Video, das millionenfach verkaufte So-Album und nicht zuletzt die bereits in ihrem zweiten Jahr laufende This Way Up-Tour wohl überzeugend genug. Die Konzerte der This Way Up-Tour waren zwar nicht Peters erste und einzige mit dem neuen So-Material, aber sie bildeten den Großteil jener Tourperiode und waren wohl auch die eindrucksvollsten, weshalb wir – entgegen der Chronologie der Ereignisse – zunächst mal auf diese eingehen möchten.


Name: This Way Up-Tour, USA und Kanada, Winter 1986.

Personal: David Rhodes (guitar), Manu Katché (drums), David Sancious (keyboards), Tony Levin (bass, funk fingers, stick), später Youssou N’Dour (vocals), verschiedene Mitglieder von Le Super Etoile De Dakar (percussion, talking drums, vocals).

Andere Acts: Youssou N’Dour & Le Super Etoile De Dakar.

Setlist: Floating Dogs (vom Band), San Jacinto, Red Rain, Shock The Monkey, Family Snapshot, Not One Of Us (selten), I Have The Touch (nicht immer), No Self Control, Mercy Street, This Is The Picture, The Family And The Fishing Net, Don’t Give Up, Big Time, Lay Your Hands On Me, Solsbury Hill (selten), Sledgehammer, Wallflower (sehr selten) oder Here Comes The Flood (2-Strophen-Kurzversion), In Your Eyes, Biko. Ursprünglich waren für diese Tour auch noch I Don’t Remember, I Go Swimming, Across The River und The Rhythm Of The Heat geprobt worden. Solsbury Hill und Here Comes The Flood gehörten seltsamerweise ursprünglich nicht zur engeren Auswahl der Songs.

Peters Kleidung (falls jemand seine Fotos zuordnen will): über dem weißen Hemd eine Kombination aus grauer Windjacke und weit geschnittener, grauer Hose.


Name: This Way Up-Tour, Europa und USA/Kanada 1987.

Personal: wie oben – außer am 27.6.87: zusätzlich auch Daniel Lanois (guitar).

Andere Acts: wie oben – in Kopenhagen, Oslo, Bochum und Offenbach außerdem noch Little Steven, in Bochum und Offenbach (evtl. auch in anderen Städten) zusätzlich Working Week.

plakatSetlist: Floating Dogs (vom Band), San Jacinto, Red Rain, Shock The Monkey, Family Snapshot oder Not One Of Us (sehr selten, vor allem USA), The Family And The Fishing Net oder Intruder, Big Time, Don’t Give Up, Solsbury Hill, Lay Your Hands On Me, Sledgehammer, Here Comes The Flood/Jetzt Kommt Die Flut (2-Strophen-Kurzversion, außer am 1.7.87 in Birmingham, wo es die Vollversion gab!), In Your Eyes, Biko.

Peters Kleidung: eine Kombination aus einer engen schwarzen Hose mit entweder weißem Hemd und schwarzer Jacke oder schwarzem Hemd mit weißer Jacke – daneben gab es auch gelegentlich noch einmal die graue Kombination.


GEMEINSAMKEITEN


„Peter Gabriel hat die beste Lichtregie der Saison“, schrieb der Musikexpress. Über weite Strecken gleichzeitig wie seine Exkollegen von Genesis auf Tournee, hatte Peter Gabriel es trotzdem geschafft, ihnen einige ihrer Varilites abzuluchsen. Während man bei Genesis damals auf ein Megaangebot dieser Scheinwerfer und auf einer wahre Reizüberflutung aus immer neuen Farbhintergründen setzte, benutzte Peter seine Varilites eher sparsam und akzentuiert. Die Bühne war meist in Blau- oder Weißtöne gehüllt, nur gelegentlich erzielten Farbgewitter, Fächerstrahlen, „Lichtfleckenschauer", sekundenlange Rottöne (Red Rain) oder der Einsatz eines Blendlichtes auf dem Bühnenboden spezielle Effekte. Doch die Hauptrolle in diesem Lichtspektakel hatte jemand anderes: Voller Überraschung sahen die Zuschauer, wie sich vier vermeintliche Bühnenstreben auf einmal in Bewegung setzten, mal parallel zueinander, mal vollkommen unabhängig voneinander, kreisend, sich herabsenkend - wie ein Schwanenhalsballett. Am oberen Ende dieser ultrabeweglichen Beleuchtungskräne befanden sich, sozusagen im Balken des "T"s, je drei Varilites. Doch selbst wenn diese mal nicht schienen, bewegte sich ein kleines grünes Lauflicht den Kran entlang. Diese technische Beschreibung lässt leider vergessen, wie diese Kräne aufs Publikum wirkten: organisch, bedrohlich, wie urzeitliche Dinosaurier, wie die Insekten-Greiforgane einer Gottesanbeterin, wie eine vierköpfige Hydra, die über der Bühne lauerte. Und wurden die 12 Varilites in einer einzigen Reihe angeordnet, die sich als eine Linie bewegte, erinnerte das Ganze an die Landung eines Ufos.


1Peter hatte zwar seit seiner letzten Tournee 1983 das schwere Make-up abgelegt (er trug nur noch etwas Kajalstift zur Betonung der Augen), aber viele "Errungenschaften" der damaligen Tournee hatte er in die neue Tourperiode herübergerettet und sogar noch intensiviert: die Bühne aus ansteigenden Sechsecken, Theatralik, Gestik, Choreographie (David Sancious nannte es einmal „Dancing by intuition“), Dramaturgie, der "Dive" ins Publikum. Alles nichts Neues für die alten Gabriel-Fans, aber ein wahrer "Hammer" für die vielen Neulinge, die in Peters Konzerte hineinschnupperten. Während Peters Publikum früher aus (O-Ton David Rhodes) „Jeanstypen und Intellektuellen“ bestanden hatte, so war es jetzt jünger und enthielt wesentlich mehr Frauen. Der Maßstab war gewachsen.


Wo Peter Gabriel vorher nur in kleinen Sälen gespielt hatte, füllte er jetzt große Hallen und Stadien. Das Herausragende und Beeindruckende der neuen Konzerte war, dass Peter es trotz der schieren Größe der Veranstaltungsorte schaffte, die Intimität herüberzuretten. Die Magie seiner Performance erreichte selbst die hintersten Reihen. Ähnlich wie in vergangenen Tourperioden, verkörperte Peter in vielen Songs ein Individuum im ständigen Existenzkampf, auf der Suche nach menschlicher Wärme in einer kalten, unmenschlichen Welt. Er traute sich, von Gefühlen des Versagens und Verzweifelns, von Seelen auf der Kante zwischen Normalität und Wahnsinn zu singen. Und so war es nicht nur mit dem Sprung auf die Hände seines gewachsenen Publikums, dass Peter Gabriel sich, anders als seine Kollegen im Showgeschäft, verletzlich, angreifbar machte. Und nicht nur diejenigen, die ihn dort über ihren Köpfen weiterreichten, spürten die Nähe, den unmittelbaren Kontakt zu diesem Künstler. Neben diesem Element gab es aber auch viel Humor, "Spaß an der Freud'" und extreme Tanzbarkeit! Und ein letztes, wiederum ganz anderes Element der Shows bestand in dem politischen Engagement Peters, das das Publikum zu Verbündeten machte - „You know what to do…!“


Ihr verzeiht uns sicher, wenn wir uns im folgenden überwiegend auf die Schilderung der Neuerungen beschränken, denn einiges ältere Material (z. B. die beeindruckend agile Shock The Monkey-Choreographie) wurde im wesentlichen genauso präsentiert wie 1983, höchstens noch ausgefeilter.

 

2Am eindrucksvollsten waren No Self Control und Mercy Street. Die Basen der einzelnen Kräne ruhten auf Schienen, die rund um die Bühne reichten. Für diese beiden Songs wurden zwei der Kräne nach vorne gebracht, so dass sie wirklich von allen Seiten her eingreifen konnten. Für No Self Control wäre das passende Wort wohl eher „angreifen“, denn die Kräne attackierten Peter, immer schneller und gefährlicher werdend, während dieser ihnen auswich, sie von sich wegschob, sich unter ihnen hinwegrollte. Am Ende schienen die Kräne die Sieger gewesen zu sein, denn Peter blieb, fötal zusammengekrümmt, unter ihnen am Boden liegen. Doch der Akzent hatte sich verändert: In Mercy Street wand Peter sich am Boden, ein völlig zerstörter, verzweifelter Mensch, der versuchte, wieder auf die Beine zu kommen, jedoch ultimativ scheiterte. Die über Peter "kauernden" Kräne schienen diesmal neugierige Beobachter zu sein, beschützend und Peter in seinen Bemühungen ermunternd. Peters niedergeschlagene Schreie nach "Gnade" und das angedeutete Weinen ließen wohl auch den Abgebrühtesten im Publikum erschauern ...

Ebenfalls zum "Naheinsatz" kamen die Kräne während San Jacinto. Überwiegend von einem spärlichen Lichtstrahl von unten angestrahlt, hockte Peter auf dem Boden, den Körper rhythmisch vor- und zurückpumpend. Er zog die Kräne an einem Lichtstrahl wie an einem Seil nach unten, ließ ihnen wieder Spiel, zog sie wieder nach unten, etc. Von 1983 her bekannt war dann allerdings der "Taschenspielertrick" mit dem in der Hand verborgenen Spiegel, der den Lichtstrahl ins Publikum umleitete ...

Der Song This Is The Picture diente als Vorstellung und Tanzwettbewerb der Bandmitglieder. Jeder schnappte sich ein umschnallbares Tasten- oder Saiteninstrument und man reihte sich zu einer Linie auf. In einer Minimalchoreographie bewegte man sich sparsam, doch abgestimmt zueinander in den gleichen Richtungen. Insbesondere beinhaltete dies eine Routine des Kopfschwenkens (links - Pause – rechts / links ), die sich in New York als besonders schwierig für den speziellen Gast Laurie Anderson herausstellte, welche sich zur allgemeinen Belustigung dabei permanent Auge in Auge mit Peter wiederfand.

Das Ende von Don't Give Up, auf dem Album sehr unscheinbar, wurde eine sehr positive, optimistische Affäre, etwas zum Mitklatschen und Mitsingen. In Your Eyes hatte sich zum Partysong gemausert. Peter und Youssou, in schwarzbunte Westen gehüllt, tanzten und spielten miteinander zum Sound der Talking Drums wie übermütige Kinder, bildeten Rücken an Rücken zueinander eine menschliche Wippe, entwickelten einen "Handschüttelsprung" und schauten sich viele Tanzschritte ab vom Rest des Super Etoile De Dakar. Hier wäre insbesondere Marietou Kote zu nennen, die quirlig über die Bühne fegte, ihre Füße keine Sekunde lang am selben Platz oder in derselben Position!

Nicht mehr dabei waren 1986/87 die langjährigen Bandmitglieder Jerry Marotta und Larry Fast. Bereits auf dem So-Album waren beide kaum mehr eingesetzt worden, weil der neue Stil Peters weg ging vom allzu Dunklen, Mysteriösen. Für die funk-, soul- und grooveorientierten kommerzielleren Up-Tempo-Songs eigneten sich die neuen, farbigen Mitspieler mit ihrem Feeling Peters Ansicht nach besser. Im Falle Larry Fasts hatte sich Peter inzwischen selbst sehr viel Synthesizer-Wissen angeeignet, so dass er auf diesem Gebiet unabhängiger wurde. Peters Entscheidung, beide Musiker sozusagen zu "entlassen", stieß damals bei ihnen auf wenig Verständnis - sie bezweifelten, daß er mit der Stiländerung auf dem richtigen Weg sei.


BESONDERHEITEN


1986 trugen Tony Levin und David Rhodes beim Betreten der Bühne bärenfellmützenartige schwarze Perücken, die ihnen von Peter in der Schlusssekunde von Shock The Monkey vom Kopf gerissen wurden. Bei diesem Abschnitt der Tour bezog Peter Family Snapshot noch sowohl auf das Attentat auf U.S.-Gouverneur Wallace wie auch auf das Kennedy-Attentat. Doch ab Juli 1987 ließ er den Kennedy-Bezug fallen, weil er nicht mehr davon überzeugt war, dass es sich dabei um die Tat eines Einzeltäters gehandelt hatte. In Not One Of Us spielte Peter den Richter über die ersten Reihen im Publikum, ob die einzelnen Zuhörer "one of us" wären oder nicht: "Oh no! ... Oh yes! ... Oh no! ... Oh maybe? ... No, no, no not one of us!“

Die damals schwangere Kate Bush erschien einmalig während des vierten London Earls Court-Konzertes auf der Bühne, um Peter bei Don't Give Up zu unterstützen. Er hatte diese Hilfe auch bitter nötig, denn ein rein Gabriel-gesungenes Don't Give Up ließ viel von dem Zauber dieses Songs vermissen.


3Peter bekam in Deutschland viel Anerkennung dafür, dass er Here Comes The Flood hier in der Landessprache sang. Gelegentlich schmiss er den Text der beiden Strophen allerdings durcheinander, musste abbrechen und noch einmal von vorn anfangen: „In English we say 'fuck-up'- in Deutsch wir sagen 'Noch einmal'!“

Dieses war die erste Tour, die Peter offiziell filmen ließ. Die letzten beiden Konzerte im beschaulichen Lykabettus Amphitheater bei Athen waren fürs Publikum gratis, denn die Show musste dauernd für die Kameras angehalten werden und Lieder und Einstellungen oft wiederholt werden. Man arbeitete die ganze Nacht hindurch bis zum jeweils nächsten Morgen. Das ansehnliche Produkt dieser Bemühungen, das P.O.V.-Video (Point Of View), erschien erst drei Jahre später und ist kein reiner Konzertfilm, sondern eine Montage der unterschiedlichsten Quellen. Dennoch vermittelt es ein recht gutes Bild von den Höhepunkten dieser Tour.


Doch nun zu den weiteren Konzerten dieser zwei Jahre ...


Name: Conspiracy Of Hope-Tour, Amerika, Sommer 1986.

Personal: David Rhodes (guitar), Manu Katché (drums), Ian Stanley (keyboards), Larry Klein (bass).

Weitere Acts: U2, Sting, The Police, Lou Reed, Bryan Adams, The Neville Brothers und je nach Konzertort auch Bob Dylan, Tom Petty, Jackson Browne, Joan Baez, Joni Mitchell, Little Steven und Miles Davis.

Setlist: Red Rain, Shock The Monkey, San Jacinto, Sledgehammer, Family Snapshot, Biko.

Kleidung: Peter im modischen blauen Kurzarmhemd.


Bono von U2 hatte Peter eingeladen, an diesen Konzerten anlässlich des 25. Geburtstages von Amnesty International teilzunehmen, und Peter musste dafür geplante So-Plattenpromotiontermine in Spanien, Portugal und Japan sausen lassen. Die Benefizkonzerte waren weniger ein Gabriel-Ding als eine Gemeinschaftsaktion für Amnesty. 150.000 Leute sahen die Show im ganzen, Amnesty konnte auf Grund der Publicity zwei politische Gefangene freibekommen, bekam 2,6 Millionen Dollar Spendengelder und 40.000 neue Mitglieder - ein voller Erfolg also.

Jack Healey, Präsident von Amnesty Amerika: „In vielerlei Beziehung war Peter Gabriel das Herz der Tour. Ich erinnere mich an die erste Nacht in San Francisco. Ich machte mir Sorgen, wie es wohl laufen würde. Sobald wir Peter hörten, wußten wir, es würde klappen. Wir waren in den Händen eines Meisters und wir 'kochten'. Das war das allererste Mal, dass er Sledgehammer spielte. Sein Set war überwältigend.“

4Mit eiligst zusammengetrommelter Band und nur sehr wenigen Beleuchtungseffekten (Peter spielte bei den Open Air-Konzerten bei vollem Tageslicht!) waren es allein Choreographie und Gestik Peters, die diese Konzerte so eindrucksvoll machten. Er hielt die meiste Zeit das Mikro mit beiden Händen fest umklammert - eine eindringliche Geste, fast schon an eine Gebets-Pose erinnernd. Mit seinen Songwidmungen scheute er sich nicht, den Amerikanern ein wenig auf die Füße zu treten. Red Rain war allen Todestraktinsassen des Landes gewidmet und San Jacinto erzählte die Geschichte der  „Menschenrechte in diesem Land“. Die neuen So-Songs im Set wurden vom Publikum gut aufgenommen: Red Rain, etwas langsamer gespielt als die Albumversion, profitierte von mehr Hall in Peters Gesangspart, wobei die Echoeffekte, wenn Peters Stimme von den Stadionwänden zurückgeworfen wurde, die düster-bedrohliche, Stimmung dieses Songs noch verstärkten. Sledgehammer begann mit einem sehr verfremdeten Intro mit einer nicht einzuordnenden Melodie, nur der Rhythmus wies darauf hin, welcher Song hier eingeleitet wurde. Doch alle Unklarheiten wurden sofort beseitigt, als die echte Bläsergruppe ihren Einsatz hatte. Im Zusammenspiel von Bläsern, Orgel und den Backing-Sängerinnen riss dieser Song jeden im Publikum von den Füßen. Und auch Peter hatte seinen Einsatz - erstmalig wurde die neue Choreographie zu diesem Song aufgeführt - komplett mit Exerzierschritt, anstößigen Hüftstößen, Armschwüngen und breitbeinigen Hüpfern! Vor allem bei den Uptempo-Songs stellte sich David Rhodes - damals noch mit kurzem blonden Pferdeschwanz - Peter jederzeit bereitwillig zur Verfügung, wenn dieser einen Mitspieler brauchte, resultierend in einigen sehr ungewöhnlichen "Pas-de-Deux"s. Der neue Rekrut Manu Katché - hier noch mit kurzem Haar - gab dem Ganzen mit seinem kraftvollen Schlagzeug das notwendige Rückgrat.

Die Conspiracy Of Hope-Tour dauerte ganze 11 Tage lang, dennoch war sie voll intensiver Erlebnisse. In San Francisco traf Peter den Gefängnisgenossen Nelson Mandelas, Sonny Venkatrathnam, der ihm von Folterung und Gefangenschaft erzählte. Als das Publikum den Gesangspart bei Biko übernahm, hatte Sonny Tränen in den Augen: „Ich wusste nicht, dass es hier drüben Leute gibt, die Anteil nahmen“ - ein bewegender Moment.

5Als in Denver Station gemacht wurde, der einzigen Stadt mit eher mäßigen Ticketverkäufen, schnappte sich Bryan Adams in Eigeninitiative Joan Baez, Bono und Peter und marschierte mit ihnen schnurstracks zur beliebtesten Radiostation. Gemeinsam enterte man das Studio, wo völlig entgeisterte Programm-Macher sofort umdisponierten und mit den Künstlern eine Werbestunde für das Amnestykonzert moderierten. Innerhalb der nächsten Stunde wurden 2.000 Tickets zusätzlich verkauft.

Vorherrschend unter den vielen Musikern war ein starker Gemeinschaftssinn, Peter nannte es „a sense of melting egos“. Und wie alle Gemeinschaften, die für kurze Zeit zusammengeschweißt werden, verfiel man auch etwas ins Kindliche: Peter zum Beispiel startete auf einem der Flüge in einer Höhe von 9.000 Metern eine Kissenschlacht, bei der die Fetzen flogen...


Name: Artists Against Apartheid-Konzert, Juni 1986.

Personal: Hugh Masekelas Band.

Andere Acts: Sting, Sade, Elvis Costello, Maxi Priest, The Style Council, Gil Scott-Heron, ...

Setlist: (All Star Band:) Free Nelson Mandela, Biko (ein längeres Set war geplant, aber die Zelt reichte nicht mehr dafür)

Kleidung: Wieder einmal das blaue Kurzarmhemd ...


Ein weiterer politisch motivierter Auftritt mit dem bewährten Biko. Selbst hier, wo man kein Gabriel-Publikum voraussetzen konnte, verfehlte der Song die ermutigende Wirkung nicht ... !


Name: International Day Of Peace-Konzert, vor dem UN-Building in New York, September 1986.

Personal: Omar Hakim (drums), Daryl Jones (bass), Little Steven (guitar), David Sancious (keyboards), Shankar (violin), David Biehl (electronic percussion), Youssou N'Dour (vocals) und Alain Agbatha (vocals).

Andere Acts: Politiker, Diplomaten, Nationalorchester und -tanzgruppen aus aller Welt, abstürzende Friedenstauben, ...

Setlist: Red Rain, In Your Eyes, Biko, Sun City

Kleidung: schon wieder das blaue Kurzarmhemd ...


6Das Konzert für die Organisation University For Peace fand auf einer simplen unüberdachten Bühne in gleißendem Sonnenschein statt. Als einen Tag zuvor bei den Proben im dunklen Saal Little Steven mit Sonnenbrille aufgetaucht war, hatte Peter noch gescherzt: „Ich habe etwas gelernt, als ich auf der Amnesty-Tour war: alle diese Sänger und Musiker - und ich war der einzige dort ohne dunkle Brille!". Heute schien er dem Trend jedoch nachgegeben zu haben, denn er trug selbst eine. Bemerkenswert war das Set wegen der Live-Premiere von In Your Eyes, das mit der Albumversion fast nichts mehr gemein hatte, eher schon mit dem Special Mix auf der Rückseite der Don't Give Up-Single. Auf seinem Weg zur Livebühne hatte sich der Song verändert zu einem fröhlichen Upbeat-Miteinander, dominiert von Talking Drums, Piano sowie Youssous unglaublicher Stimme, tanzbar und extrem ansteckend!

Weitere Impressionen: 1.) Peinlicherweise ging der gesampelte Bariton-In Your Eyes-Part zu den unpassendsten Zeiten los, einmal sogar während Red Rain! 2.) Peter mal wieder in seiner Rolle als „travelling salesman": „Es gibt außerhalb des Geländes T-Shirts zu kaufen ... und wir machen damit einen großen Profit (Gelächter). Nein, in Wirklichkeit geht das Geld an UNICEF und an das Netzwerk für ein drogenfreies New York. Das hilft Kindern überall ... " 3.) Sun City: Peter blickte Little Steven an und sang todernst: „People 'round the world, baby, it can't be denied" (breites Grinsen überall).

 

Name: Hurricane Irene-Konzert, Tokio, Winter 1986

Personal: siehe This Way Up-Tour

Andere Acts: Lou Reed, Howard Jones, Nona Hendryx, Little Steven, Youssou N'Dour, ...

Setlist: 20.12. Here Comes The Flood, Red Rain, Shock The Monkey, San Jacinto, Sledgehammer, Biko, In Your Eyes.

21.12.: Red Rain, Shock The Monkey, No Self-Control, Sledgehammer, In Your Eyes, Biko.

??.12.: (All Star Band:) Revolution.

Kleidung: Peter in der grauen Kombination, bei Tony Levin und David Rhodes die schwarzen Perücken.


Die beiden winterlichen Open-Air-Konzerte (brrrr!) für die Organisation University For Peace bedienten sich des Namens der griechischen Friedensgöttin Eirene. Peters beide Auftritte waren den Konzerten der This Way Up-Tour sehr ähnlich, allerdings fehlten die speziellen beweglichen Lichtkräne. Höhepunkte waren mal wieder In Your Eyes mit kräftiger Unterstützung vom gesamten Super Etoile De Dakar und das durch ein sehr sparsames Piano-Intro kraftvoll eingeleitete Sledgehammer.


Name: The Secret Policeman's Third Ball, London, März 1987.

Personal: Papa Omar N'Gom (guitar, vocals), Habib Faye (bass, vocals), Youssou N'Dour (vocals), Jackson Browne (vocals, Biko), Lou Reed (vocals, guitar), Rick Bell (saxophone, Tell It To Your Heart & Voices Of Freedom).

Andere Acts: Lou Reed, Kate Bush, Jackson Browne, Erasure, World Party, Duran Duran, etc. ...

Setlist:

28.03.: Wallflower.

29.03.: (Lou Reed:) Tell It To Your Heart (PG piano), (Lou Reed:) Voices Of Freedom (PG vocals), (Youssou N'Dour:) My Daughter (PG vocals), Biko; (All Star Band:) I Shall Be Released.

Kleidung: Peter ganz in Schwarz.


Wieder mal für Amnesty International aktiv, stellte Peter Gabriel bei dieser Show sein Klavierspiel stärker in den Vordergrund als sonst - sogar Biko wurde am Piano begonnen. Daneben gab es aber mit den Senegalesen auch sehr viel Spaß beim agilen Hintergrundchor zu Voices Of Freedom. Wallflower litt unter technischen Problemen, weshalb Peter für den zweiten Abend lieber mit Biko auf Nummer Sicher ging. Interessanterweise kam das Schlagzeug für Biko vom Band (oder vom Synclavier?).


Überlassen wir das Schlusswort doch Peter Gabriel: "Die Leute können es dem Glück zuschreiben oder einem wohlmeinenden Schicksal aber ich denke nicht, dass man Erfolg aus reinem Zufall hat...!“


Autorin: Karin Woywod
Fotos: Armando Gallo (1+3), Paul Freehauf (4), Guido Truffer (5+6), unbekannt (2)


 


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